Das Buch handelt von Vivian, die mit ihrer Karriere und Familie nicht so zufrieden ist, wie sie es gerne wäre. Beim Karneval lernt sie den attraktiven Herk kennen. Diese ist tatsächlich der Halbgott Herkules, der die wahre Liebe finden muss, um unsterblich zu werden. Der Weingott Dio und die Liebesgotten Aphodite wollen dabei helfen, aber es geht einiges schief, unter anderem da Vivian verheiratet ist und 3 Kinder hat.
Das Cover fand ich für einen "Frauenroman" vielversprechend und das Buch fing gut an.
Leider kommt das Buch bei mir trotzdem nicht über die Wertung "ist ganz okay, kann man lesen, wenn man es geschekt bekommt" hinaus.
An sich hat die Geschichte viel Potential, zu einer witzigen, etwas anderen Liebesgeschichte zu werden. Die Idee, dass ein Halbgott die wahre Liebe finden muss und dabei von andern Göttern unterstützt wird, hat mir gefallen.
Auch der Schreibstil dabei ist gut und lässt sich flüssig lesen.
Trotzdem war die Geschichte nicht wirklich meins.
Es werden viele Nebencharaktere aufgeführt, es gibt viele Nebenhandlungen und auch ernste Themen (wie Alkoholismus, Beziehungsmodelle, Fremdgehen, Prositution) werden angesprochen und Witz möchte die Geschichte auch noch versprühen.
Und genau das ist es, was mich an dieser Geschichte stört. Für meine Begriff will die Autorin zuviel.
Eine Hauptgeschichte, mit guten Nebencharakteren und ein, zwei Themen, die einem als Autor wichtig sind, reichen für mich völlig aus. Dieses Zuviel lenkt von der Geschichte ab und zerfastert diese.
So zieht sich die Geschichte recht lange hin und ich hatte zwischendurch tatsächlich das Bedürfnis einige Seiten einfach zu überfliegen, da gefühlt mindestens 1/3 nicht wirklich relevant für die Handlung ist oder mir zu ausführlich ist (und ich lese an sich sehr gerne dicke Bücher!)
Das Buch mag jemand anderem gut gefallen, aber meinen Humor trifft es leider nicht. Machmal sind ganz witzige Szenen dabei, aber keine intelligenten Schlagabtausch, kleine Spitzen oder feiner, subtiler Humor. Vielmehr wirkt es an weiten Stellen gewollt witzig, kontruiert und meist derb.
Um es ausfühlicher zu begründen für die, die es interessiert ein paar Beispiele, die mir besonders in Erinnerung geblieben sind:
Zeus, der Göttervater, ist auch mit dabei und auf der Suche nach Affären, was seiner Frau Hera nicht gefällt. Für die Story ist es aus meiner Sicht jedoch nicht relevant, darüber ein ganzes Kapitel zu schreiben, weil es letztendlich nichts mit Vivian zu tun hat. Wäre diese Nebenhandlung einfach weggelassen worden, hätte man auch nicht eine Geschichte konstruieren müssen, wieso, weshalb, warum man ihn von den Affären abhalten muss (nämlich damit man nicht frühzeitig zurück in den Götterhimmel zurückbeordert wird, ein Problem, das sich auch nur aufgrund einer recht konstruierten Handlung ergibt und eigentlich keines sein müsste bzw. nicht groß ausgeführt hätte werden müssen).
Auch die ernsten Themen sind für meinen Geschmack zu viele. Sowohl die vielfältige Art der Liebe, die Offenheit dafür, Fremdgehen, Beziehungsmodelle, Prostitution, Alkoholismus, Pornosucht und die Sucht nach Liebe werden angesprochen. Aber leider alle nur kurz und es wirkte auf mich mehr wie ein "das wollte ich jetzt auch nochmal gesagt haben", ohne die Handlung voran zu bringen (bis auf die Alkoholsucht von Herk).
Im Gegenteil: Mich haben die Erklärungen und Einführungen diesen Themen eher aus der Geschichte gebracht. Etwas taucht auf, wird vielleicht kurz besprochen und spielt dann kaum eine Rolle mehr. Als Beispiel ist hier insbesondere die "Orgie" zu nennen, bei der Dio und Hermes ungewollt unterbrechen. Mehrere Männer vergewaltigen minderjährige Mädchen in einem Hotelzimmer. Dio und Hermes unterbrechen die Orgie, da sie aus dem Zimmer wollen (nicht etwa, weil sie das Szenario stört) und teilen der Polizei dann mit, um sie von einem anderen Zimmer abzulenken, was dort vor sich geht. Kritik gibt es daran nicht wirklich, sodass ich die Szene einfach überflüssig finde und mir sauer aufstößt. Wenn so etwas in einem Buch thematisiert wird, dann bitte als Gesellschaftskritik oder mit Sinn für die Handlung und nicht als "ich dachte ich erwähne sowas mal und provoziere", ohne dann groß weiter darauf einzugehen, außer in ein paar Äußerungen der Charaktere.
Was mich die zudem irritiert hat war, dass Hermes mit einem berliner Dialekt spricht. Zum einen lese ich nicht gerne Dialekte in einer Geschichte, außer es passt aufgrund der Region und wird mal kurz eingestreut, und zum anderen erschließt sich mir nicht wirklich, wieso er das tut, da die Geschichte im RUhrpott spielt. Es finden dann auch ganze Unterhaltungen in dem berliner Dialekt (also in Lautsprache) statt, nicht nur ein paar Sätze.
Das ist aber tatsächlich mein ganz persönliches Empfinden, andere mögen darin einen gewissen Charme empfinden.
Und Zeus gestelztes, altmodisches Reden passt vielleicht zu ihm, auch wenn es etwas nervig zu lesen ist. Aber dann fällt er ab und zu aus der Rolle und spricht normal. Sowas irritierit mich dann beim Lesen einfach.
Es erinnerte mich spontan an den Satz aus Zeugnissen "war stets bemüht".
Ja es sind sehr gute Ansätze für eine gelungene Geschichte vorhanden und der Schreibstil ist gut und lässt sich in der Regel flüssig lesen.
Aber für meine Begriffe wurde die Geschichte leider nicht gut umgesetzt und es wurde zuviel in eine Geschichte gesteckt, die eine lustige Urlaubslektüre hätte werden können.
Ich freue mich, wenn andere Gefallen an dem Buch haben finden können, aber ich werde dieses Buch nicht nochmal lesen und es auch nicht weiter empfehlen.