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Veröffentlicht am 31.07.2018

Phantom der Oper

Oscar Wilde & Mycroft Holmes - Folge 16
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Ein Agentenaustausch zwischen dem britischen Empire und dem Deutschen Kaiserreich soll auf neutralem Boden - in Prag - vonstatten gehen. Dazu sollen sich Diplomaten in einer abgeschiedenen Loge der Prager ...

Ein Agentenaustausch zwischen dem britischen Empire und dem Deutschen Kaiserreich soll auf neutralem Boden - in Prag - vonstatten gehen. Dazu sollen sich Diplomaten in einer abgeschiedenen Loge der Prager Oper treffen und den Austausch vornehmen. Mycroft Holmes soll von einem seiner Agenten etwas darüber erfahren, doch als er und Wilde sich mit dem Agenten treffen wollen, ist dieser tot, ermordet. Alles, was sie wissen, ist, dass etwas in der Oper nicht stimmt, und um herauszufinden, worum es geht, soll sich Wilde dort einschmuggeln. Doch er ist nicht allein, eine Bekannte von Holmes Bruder Sherlock, soll ihn dabei unterstützen. Dumm nur, dass sich Irene Adler und Oscar Wilde nicht ausstehen können ...

Mann, Mann, Mann. Echt jetzt? Fällt euch gar nichts mehr ein? Wie wäre es, wenn ihr die Reihe dann einfach mal beendet? Und zwar im Guten, so wie sie angefangen hat, damit man wenigstens noch versöhnt zurückschauen kann? Die ganze Ausgangslage ist schon so hohl wie ein Schokoladenweihnachtsmann, und dann kommen noch die kindischen Streitereien zwischen Wilde und Adler hinzu, die in lebensbedrohlichen Situationen nichts Besseres zu tun haben, als dumme Spielchen zu veranstalten. Die ganze Geschichte ist ein einziges Plotloch - ja, man sehnt sich geradezu wieder zu den Zeiten, als der Oberschurke Grell noch ab und zu einschritt, damit wenigstens etwas Spannung hereinkommt. So ist das nix. Schade. Wenigstens hat sich der Wildesprecher wieder gefangen und dieses megaaffektierte Gehabe gelassen.

Veröffentlicht am 09.03.2018

Come in and find out

Pheromon 1: Pheromon
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2018: Jake ist ein sechzehnjähriger Footballspieler, der gerade das wichtigste Spiel der Saison vergeigt hat dank Selbstüberschätzung. Allergien machen ihm zu schaffen, außerdem ist er ein Einzelkind mit ...

2018: Jake ist ein sechzehnjähriger Footballspieler, der gerade das wichtigste Spiel der Saison vergeigt hat dank Selbstüberschätzung. Allergien machen ihm zu schaffen, außerdem ist er ein Einzelkind mit einer alleinerziehenden Mutter. Plötzlich merkt er, dass sich sein Geruchssinn enorm verbessert, er plötzlich in der Schule ein Genie wird und sich überhaupt vorkommt, als hätte er ein Update erhalten. Er forscht nach und kommt einer seltsamen Organisation auf die Spur.
2118: Travis ist ein alternder Arzt, der aufgrund Saufens seine eigene Tochter getötet hat, was er natürlich bereut. Seit seiner Haftstrafe ist er trocken und sühnt, indem er kostenlos die Ärmsten der Armen behandelt. Durch seine medizinische Tätigkeit kommt er einer seltsamen Organisation auf die Spur.
Auf beiden Zeitebenen werden dieselben Antagonisten aufgespürt, doch der Feind ist übermächtig.

Eigentlich hätte das eine coole Story sein können. Mit ein bisschen mehr Logik im Handlungsverlauf zum Beispiel. Hier werden jedoch Schlüsse von Jugendlichen gezogen, auf die kaum ein spezialisierter Wissenschaftler käme. Dieselben Jugendlichen kennen sich mit Sprengstoff aus, hacken sich mal eben in die bestgesichertsten Einrichtungen (und wie praktisch, dass die alle in demselben Kaff in Hinterlandamerika leben), da wird sich im Hurrastil amerikanischer WK-Filme heroisch geopfert, ohne mit der Wimper zu zucken.
In der Zukunft geht's noch besser ab. Zum Glück ist Travis ein alter Hacker mit einer sprachlichen Überzeugungskraft, der innerhalb von Sekunden aus Feinden Verbündete macht. Die opfern sich übrigens genauso heroisch wie ihre Gegenparts in der Vergangenheit. Am besten hat mir ja der Polizist gefallen, der mal eben aufgrund von Spinnereien (so müsste es jedem normaldenkenden Polizisten jedenfalls vorkommen) im Zeitraum eines Wimpernschlags die Seiten wechselt.
Ob und wie die ganzen wissenschaftlichen Erklärungen wirklich zutreffen oder funktionieren würden, habe ich nicht geprüft, dafür war mir die Geschichte nicht wichtig genug. Sie war immerhin so gut geschrieben, dass ich mich bis auf ein paar wenige Seiten nicht gelangweilt habe, aber ich habe auch kein Interesse daran, sie weiterzuverfolgen. Mit dem Riechen können zwischen diesem Buch und mir hat's wohl nicht ganz so gepasst.

Veröffentlicht am 06.02.2018

Kein Happy End in Sicht

Magisterium
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Call sitzt im Knast. Anders kann man das nicht sagen – die Magier, die ihn für Constantine Madden halten, haben ihn nach dem Tod Aarons sicherheitshalber in Einzelhaft gesteckt. Ein halbes Jahr lang sieht ...

Call sitzt im Knast. Anders kann man das nicht sagen – die Magier, die ihn für Constantine Madden halten, haben ihn nach dem Tod Aarons sicherheitshalber in Einzelhaft gesteckt. Ein halbes Jahr lang sieht er niemanden, dann erst darf ihn seit Vater besuchen, kurze Zeit später auch Master Rufus. Und plötzlich taucht auch noch Anastasia auf und sorgt dafür, dass er aus dem Gefängnis ausbrechen kann – ausgerechnet mit Hilfe von Tamara und Jasper. Doch die Freude währt nur kurz, denn die drei geraten in Master Josephs Klauen. Und der verlangt nicht mehr oder weniger, als dass Call Aaron von den Toten auferweckt. Selbst wenn ihm das gelingen sollte – will er das wirklich? Und würde das nicht beweisen, dass er ist, was alle in ihm vermuten? Der Feind des Todes?

Eigentlich finde ich gut, dass es immer kurz nach dem letzten Band anschließt und man keine großen Lücken im Geschehen hat. Was mich jedoch störte, war erst einmal die Kürze des Buches und die daraus resultierende Hektik des Erzählens einerseits und dann die völlig unpassende Liebesgeschichte andererseits, die mal eben so eingefügt wurde. Trotz all der Sachen, die passierten, konnte man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass die Autorinnen nicht genug zu erzählen hatten, um wirklich auf die angekündigten fünf Bücher zu kommen. Und ich konnte oft genug Calls Handeln und Denken nicht nachvollziehen, was es mir immer wieder schwer machte, Sympathien für ihn zu entwickeln. Alles in allem war das wohl der schwächste selbständige Band der Reihe – selbständig im Sinne von „Wir gucken jetzt mal nicht alles von J. K. Rowling ab“.

  • Einzelne Kategorien
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  • Idee
  • Spannung
Veröffentlicht am 05.02.2018

Zufällig ermittelt

Deichfürst
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November 1999. Möllenkamp heißt der neue Leiter der Mordkommission Leer/Ostfriesland, und eigentlich ist er nur in den hohen Norden gezogen wegen seiner Frau, die hier einen Job als Lehrerin bekommen hat ...

November 1999. Möllenkamp heißt der neue Leiter der Mordkommission Leer/Ostfriesland, und eigentlich ist er nur in den hohen Norden gezogen wegen seiner Frau, die hier einen Job als Lehrerin bekommen hat und von hier stammt. Sein erster Fall zeigt ihm auch deutlich auf, dass er kein einheimischer Polizist ist: Der bekannte Unternehmer de Vries wird ermordet, und er weiß nichts über ihn. Nicht, dass er alle Menschen wie den letzten Dreck behandelt hat, dass er Frauen trotz seines fortgeschrittenen Alters von 84 Jahren als Freiwild betrachtete und auch nicht, dass er früher in der SS war, was hier alle versuchen zu vergessen oder totschweigen. Es gibt also gefühlte Millionen Täter und Motive, und nicht alle liegen in der Vergangenheit. Dass eine Reporterin noch verleumderische Artikel verfasst und seine Mitarbeiter machen, was sie wollen, erleichtert die Arbeit bestimmt nicht.

Was soll ich sagen? Mich konnte hier nichts überzeugen. Nicht die Charakterisierung der Protagonisten (außer der Ermordete - in seiner Boshaftigkeit war er makellos), weder Möllenkamp noch seiner Kollegen (die sich wie Kinder von einem Landrat mit Schlüsseln bewerfen lassen, ohne den Kerl für mindestens 24 Stunden hinter Gitter zu bringen!), nicht die Reporterin, die lieber einen Typen des Mordes bezichtigt, der gegen Ungerechtigkeit kämpft, nicht einmal die Ehefrau, die der Kommissar einfach mal so mit zu Verdächtigen schleppt und die sich mehr Gedanken um den Fall macht als die Polizisten. Jeder Durchbruch in der Ermittlung geschieht hier zufällig; auch erinnern sich Leute nach mehr als fünfzig bzw. dreißig Jahren noch an Ereignisse, die sie weitergeben können. Die Geschichte entwickelt sich langsam und langatmig und durch die Rückblicke in die Vergangenheit konnte sich auch keine Spannung aufbauen, denn als Leser war einem schnell klar, wer der Mörder ist. Im Übrigen gab es hier ein Mordslektorat - so viele Fehler, gerade was das sie/Sie in der wörtlichen Rede angeht -, habe ich ja selten gesehen. Das mache ich der Autorin nicht zum Vorwurf, aber hier besteht klar Handlungsbedarf für den Verlag. Keine Reihe, die ich weiterverfolgen werde.

Veröffentlicht am 03.01.2018

Dorftratsch und Drama

Die Eishexe
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Es kommt nicht oft vor, dass ich ein Buch so langweilig empfand, dass ich mich sogar aufraffen muss, eine Rezension zu schreiben, aber hier ist das der Fall.

Es beginnt mit dem Verschwinden eines kleinen ...

Es kommt nicht oft vor, dass ich ein Buch so langweilig empfand, dass ich mich sogar aufraffen muss, eine Rezension zu schreiben, aber hier ist das der Fall.

Es beginnt mit dem Verschwinden eines kleinen Mädchens, das wenig später tot aufgefunden wird. Die Bevölkerung ist in Aufruhr, nicht nur, weil es sich um Mord handelt, sondern weil genau dreißig Jahre vorher von eben diesem Hof ein ebenso kleines Mädchen verschwand und tot aufgefunden wurde. Als Täterinnen damals wurden zwei dreizehnjährige Mädchen ausgemacht, die - wie es der Zufall will - ausgerechnet heute auch wieder im Ort sind. Dazu kommt noch die Angst vor den Flüchtlingen aus Nahost, die in der Nähe einquartiert worden. Das Team um Patrik sowie dessen Frau Erica, die ebenso zufällig auch gerade ein Buch über den alten Fall schreibt, nehmen die Ermittlungen auf und kommen merkwürdigen Dingen auf die Spur.

Ich sollte irgendwann einfach einsehen, dass ich mit der langatmigen Erzählweise skandinavischer Schriftsteller nichts anfangen kann. Hier wird aus der Perspektiver verschiedener Personen und Personenkreise erzählt, wobei gerne mal das, was vorher von eben jenen Leuten berichtet wurde, einfach wiederholt wird. Irgendwann ist jedem bewusst, dass das kleine Mädchen von Erica so süß und erwachsen und ernst und sonstwas ist, dass eigentlich alle lebenden kleinen Mädchen so sind, dass die Wildfänge diejenigen sind, die ermordet wurden. Ich mochte irgendwann auch nicht mehr darüber lesen, dass jemand ein dumpfes Gefühl im Magen verspürte, ich wollte nicht mehr über die Hintergründe von gefühlten hundertzwanzig Menschen erfahren, ich wollte doch einfach nur einen spannenden Krimi lesen, der mir gemeinerweise versagt wurde. Ich verstehe auch nicht, warum man zehn Seiten braucht, um eine Oma zu befragen, die zum Schluss nur sagt: Nej, ich habe nichts gesehen. Dazu eine völlig sinnlose, bestimmt über mindestens 150 Seiten ausufernde historische Geschichte, die mit dem eigentlichen Buch so viel zu tun hat wie die Mondlandung mit der Erfindung der Kuckucksuhr. Sehr autentisch fand ich all die Fünfzehnjährigen, die es miteinander treiben, als würden sie für einen Porno bezahlt. Nicht. Ein bisschen Sozialkritik hier, ein bisschen Dorftratsch da, völlig kopflose und vor allem nicht nachvollziehbare Polizeiarbeit von vor 30 Jahren - da mein Kopf noch draufsitzt, konnte ich mit ihm schütteln. Selbst vor dreißig Jahren gingen Befragungen ganz sicher anders. Ach, was soll's. Für den Anflug von Kritik gegen die Rechten und ein bisschen Flüchtlings-Political-Correctness gibt's zwei Punkte, aber noch ein Buch der Autorin werde ich nicht lesen.