Eine Pension der besonderen Art
Beim Ruf der Eulebesucht der Leser dieses Romans: sie wird von der fast 80jährigen Maeve Maloney geführt, die nicht gerade liebenswürdig auftritt und auch beim näheren Kennenlernen (das gilt auch für das er-Lesen"!) ausgesprochen ...
besucht der Leser dieses Romans: sie wird von der fast 80jährigen Maeve Maloney geführt, die nicht gerade liebenswürdig auftritt und auch beim näheren Kennenlernen (das gilt auch für das er-Lesen"!) ausgesprochen sperrig rüberkommt.
Aber allmählich wird deutlich, dass Maeve ein Herz aus Gold hat und zwar eines, das für allem für die Benachteiligten dieser Welt schlägt und zwar für einen ganz bestimmten "Schlag": diejenigen mit geistigen Behinderungen - eine stilvolle Band gastiert (man möchte fast sagen dauerhaft) in ihren vier Wänden - alle Mitglieder haben das Asperger-Syndrom und heißen dann auch passend "Aspy Fella A Cappella" und man sieht sie förmlich vor sich, wie sie stets das für die jeweilige Situation passende Liedchen - zumindest aus ihrer Sicht auf den Lippen haben.
Doch es geht weiter: Steph und Len, ein junges, glückliches Paar, das sich in der Pension, in der sie beide leben und arbeiten, sozusagen gefunden hat, leiden ebenfalls an neurologischen Erkrankungen und zwar an solchen der heftigen Art.
Langsam wird auch deutlich, warum Maeve damit ganz natürlich umgeht und Steph sogar mehr oder weniger an Kindes statt aufgenommen hat: ihre eigene Zwillingsschwester Edie hatte das Down-Syndrom und schnell wird klar, dass ihr Schicksal ein tragisches ist, dass Maeve offenbar noch mit der Vergangenheit hadert, um es gelinde auszudrücken.
Und diese Tragödie hat nicht nur mit Edie zu tun - warum verhält sich Maeve ihrem alten Bekannten aus Jugendzeiten, dem charmanten Vince Roper gegenüber , der eine ganze Woche in der Pension unterkommen will, so ablehnend?
Ganz langsam, peu á peu, kristallisiert sich hier eine Geschichte heraus, die an Tragik nicht zu überbieten ist - und leider stellenweise ebenso sperrig daherkommt wie ihre Protagonistin Maeve. Dennoch lohnt sich die Lektüre, denn man begegnet hier einer Story der besonderen Art und wird sie allein deswegen lange in Erinnerung behalten. Ein besonderes Schmankerl sind die liebevoll und sehr individuell ausgearbeiteten Figuren - jede einzelne ein absoluter Genuss.
Der Schluss allerdings ist etwas für Freunde von Happy Ends, mir persönlich ist er etwas zu rund, um zu dem Rest der Geschichte zu passen. Es ist definitiv ein Roman abseits des Mainstream, den man hier in der Hand hält, einer, bei dem die Autorin sich nicht scheut, ein Tabu-Thema in allen Facetten zu durchleuchten. Ein mutiger, wenn auch in der Umsetzung nicht 100%tig überzeugender Roman!