Allgemeines:
Bienenkönigin ist am 03.09.2018 als gebundenes Buch bei cbj Jugendbücher erschienen. Claudia Praxmayers Thriller hat 352 Seiten und wird ab einem Lesealter von 14 Jahren empfohlen.
Innerhalb des Buches findet ihr immer wieder kleine Bienen. Eine schöne Gestaltung, die beim Lesen Freude bereitet.
Inhalt:
„Doch jenes unheimliche Wesen, das Mel eines Tages vor dem Bienenstock im Garten ihrer WG findet, ist keine der samtigen Bienen, die sie so liebt. Ganz im Gegenteil: Es ist eine tödliche Miniatur-Drohne, die es offensichtlich auf ihre lebenden »Artgenossen« abgesehen hat. Nur, wer würde die ohnehin bedrohten Bienenvölker um San Francisco ausrotten wollen? Mel und ihre vier WG-Freunde sind entsetzt und beginnen nachzuforschen. Und ihre Ermittlungen führen sie unversehens mitten hinein in eine hochbrisante Verschwörung …“ (Quelle: Verlagsgruppe Random House)
Meine Meinung:
„Wo ist er denn?“
„Wer?“
„Na, der Holzhammer?
„Wofür brauchen wir den denn?“
„Naja, für die Rezension von Bienenkönigin…“
„Aber reicht da nicht der moralische Zeigefinger?“
„Meinst du? Ich bin mir da etwas unsicher. Aber wenn du ihn gerade zur Hand hast, her damit!“
Die obenstehende Unterhaltung soll beispielhaft für die Gedanken stehen, die mir während und nach der Lektüre von Bienenkönigin durch den Kopf gegangen sind. Zunächst war mir das gar nicht so bewusst. Aber mit fortschreitender Handlung wurde es immer deutlicher. Für alle Leser, die sich bisher nicht mit der Thematik des Bienensterbens auseinandergesetzt haben, wird in diesem Buch nicht nur der moralische Zeigefinger herausgeholt.
„Das Thema ökologische Warnung ist Alans großes Anliegen. Und ich muss ihm recht geben – die Menschen können nicht einfach die Welt weiter mit Pestiziden vergiften und mit Monokulturen zupflastern und dann glauben, die Lösung würde in der Zucht einer Art Superbiene liegen. Einer Biene, die besser zurechtkommt mit dem ökologischen Desaster, das die Menschen kreieren. Falscher Ansatz.“ (S. 71)
Dank Protagonistin Mel wird in diesem Zitat sehr deutlich, dass die Menschen momentan einen falschen Ansatz verfolgen und das dringend geändert werden sollte. Anfangs empfand ich das als kaum störend, schnell wurde es jedoch beinahe unerträglich. Ja, Jugendliteratur soll und darf dazu anregen, Meinungen zu bilden und zu überdenken. Aber das ist keine Anregung mehr, das ist der moralische Zeigefinger und ein großes „DU MUSST“. Ich hätte mir eine viel subtilere Einflechtung der Thematik gewünscht, um bei der Zielgruppe der Jugendlichen eben wirkliches Interesse, das tiefergehend ist, zu erschaffen.
Auch die Handlung des Buches kann nicht über diesen Umstand hinwegtrösten. Es fehlt ihr an allen Ecken und Enden an Glaubhaftigkeit. Sie wirkt wie ein Grundgerüst, in das das Bienensterben eingepfercht worden ist. So, als ob jemand unbedingt über diese Thematik schreiben wollte, die Story aber schlicht und ergreifend nicht ausreichend ausgebaut worden ist, um das Ganze in einen spannenden Jugendthriller zu verpacken.
In Ansätzen ist alles da. In Ansätzen fand ich das Buch auch gut. Bedauerlicherweise wurde nichts von dem, was begonnen worden ist, ausgebaut. Ein Beispiel dafür ist Protagonistin Mel, die eine besondere Fähigkeit im Umgang mit Bienen hat. Innerhalb der Geschichte verschlechtert sich ihr Zustand, ähnlich wie der der Bienen, ins Extreme.
„Gott sei Dank, denn ich bin so durstig, dass mir die Zunge förmlich am Gaumen klebt.“ (S. 202)
„Bleierne Müdigkeit nagelt mich auf den Stuhl.“ (S. 268)
Eigentlich ein kluger Kniff. Aber ob das gewollt ist oder nicht, wird nicht aufgelöst. Es wird auch nicht erwähnt, ob sich ihr Zustand – zusammen mit dem der Bienen – verändert oder verbessert. Bei Mel besteht alles nur aus Extremen. Ich muss sagen, dass es zuweilen anstrengend war, ihr innerhalb der Geschichte zu folgen.
Insgesamt bleibt die spannend angekündigte Handlung flach und vorhersehbar. Natürlich wird der ein oder andere nun sagen, dass es ein Jugendbuch ist. Aber hey, Jugendbücher, die sich an Leser ab 14 Jahren richten, können und sollten eine tiefergehende Handlung haben als Bienenkönigin. Und wenn wir uns mal in der literarischen Landschaft oder auch nur auf meinem Blog umschauen, dann haben viele Jugendbücher das auch.
„Warum halten wir kleine Wesen wie Bienen für selbstverständlich? Müssen sie wirklich erst verschwinden, damit wir verstehen, wie wichtig sie für unser Überleben sind?“ (S. 73)
Mit meiner Meinung stehe ich nicht allein da. Trotzdem war ich verwundert, dass das Buch vielerorts mit vier Sternen bewertet wird. Wieso bewertet man ein Buch mit vier Sternen und gibt der Rezension dann Titel, in denen deutlich wird, dass gravierende Schwächen in der Umsetzung bestehen? Ich denke, bei einer solchen Wertung kann man gar nicht vier Sterne geben. Oder rezensiert man nicht ehrlich? Ein Phänomen, das ich leider immer häufiger beobachte.
Fazit:
Wer ein wirklich gutes Buch über das Bienensterben und seine Auswirkungen lesen möchte, sollte zu Maja Lunde und ihrer Geschichte der Bienen greifen.