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Venatrix

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Veröffentlicht am 08.08.2018

Ein fesselnder Krimi aus der Nachkriegszeit

Vergessene Seelen
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Frank Goldammer entführt uns in seinem dritten Fall für Max Heller in das Jahr 1948, genauer gesagt in den brütend heißen Sommer Dresdens. Er wirkt, ob der Temperaturen, der Mangelernährung und der vielen ...

Frank Goldammer entführt uns in seinem dritten Fall für Max Heller in das Jahr 1948, genauer gesagt in den brütend heißen Sommer Dresdens. Er wirkt, ob der Temperaturen, der Mangelernährung und der vielen kleineren und größeren Gaunereien, denen die Polizei nachgehen muss, die aber häufig ergebnislos enden, erschöpft. Dazu kommen noch seine persönlichen Dämonen, von denen er beinahe jede Nacht geplagt wird. Einziger Lichtblick ist die Anwesenheit von Annie, jenem kleinen Mädchen, das er im Vorgängerband „Tausend Teufel“ bei den „Heidenkindern“ aufgelesen hat und das nun als Pflegekind bei ihm und seiner Frau Karin lebt.
Gerüchte über eine Währungsreform in der Trizone machen die Runde und Sohn Erwin, der im Westen Deutschlands geblieben ist, schickt Lebensmittelpakete in denen Münzen der Reichsmark versteckt sind. In dieser aufgeheizten Stimmung muss sich Heller mit einem augenscheinlichen Arbeitsunfall bei der Bahn, einem in einem Schacht Ertrunkenen und einem toten Kind herumschlagen. Bei allen drei Toten ist Fremdverschulden nicht ganz auszuschließen.
Seine Ermittlungen führen ihn in die Schule des toten Jungen, in der mehr Fragen offen bleiben als beantwortet werden. Auch die Eltern des Kindes reagieren äußerst seltsam. Der als gewalttätig bekannte Vater gerät ins Visier von Heller, zumal nicht nur das tote Kind Misshandlungsspuren aufweist.

Während Max Heller akribisch versucht gegen die Mauern des Schweigens anzukämpfen, eröffnet sich eine neue Front: Klaus, sein und Karins zweiter Sohn, scheint in der russischen Kriegsgefangenschaft einer Umerziehung ausgesetzt gewesen zu sein und hat den Terror des Nazi-Regimes gegen das Unrecht des Kommunismus getauscht. In seiner Funktion als Mitglied einer politischen Polizei, kreuzt er immer wieder die Wege seines Vaters und torpediert dessen Ermittlungen.

Max Heller selbst hat es Zeit seines Lebens vermeiden können, irgendeiner Partei beizutreten, auch wenn ihm das den einen oder anderen Vorteil brächte. Den neuen Machthabern steht er genauso kritisch gegenüber wie den alten. Immer wieder stößt er auf Nazis, die ihr Gedankengut weiterpflegen. „Viele glaubten den Berichten über die Gräuel der Nazis nicht und hielten das für Russenpropaganda. Dabei waren sie bereit gewesen, der Nazipropaganda bis in den Untergang zu folgen.“

Meine Meinung:

Autor Frank Goldammer ist es wieder gelungen, ein authentisches Abbild der damaligen Zeit zu erschaffen. Die Leser können die angespannte Lage, die Gerüchte über die Währungsreform, die mangelhafte Versorgung mit Gütern des täglichen Lebens und die gefährliche politische Situation gut darstellen. Wie schon in der Nazi-Zeit blüht das Denunziantentum. Wieder werden Leute aufgrund von Gerüchten verhaftet und manche von ihnen verschwinden auf immer. Der Autor lässt uns an Max Hellers Gedanken hierzu teilhaben.

Die Ermittlungen gestalten sich als schwierig, was auch den Interventionen Klaus‘ zu verdanken ist. Doch max Heller geht unbeirrt seinen Weg. Sein Bauchgefühl bringt ihn allerdings wiederholt in gefährliche Situationen. Der Showdown ist äußerst fesselnd. Die überraschende Auflösung zeigt, dass grundsätzlich mit allem gerechnet werden muss.

Frank Goldammer legt großes Augenmerk auf die Charaktere seiner Figuren. Sie sind niemals nur gut oder nur böse. Selbst der so scheinbar integre Max Heller hat seine dunklen Seiten. Gut, die quälen ihn ja schon seit dem ersten Band („Der Angstmann“). Doch nun werden Teile davon offen gelegt. Ich bin schon auf die Weiterentwicklung der Protagonisten gespannt. Band vier („Der rote Rabe“) erscheint im Dezember und wird vermutlich den Riss, der wegen der unterschiedlichen Söhne durch die Familie geht, näher beleuchten. Ob Max und Karin in den Westen gehen werden? Noch ist ja die Möglichkeit.


Fazit:

Sprachlich wie dramaturgisch ist Frank Goldammer wieder ein fesselnder Krimi gelungen, der die damalige Zeit quasi in 3D wiederauferstehen lässt. Gerne gebe ich 5 Sterne und eine Leseempfehlung für die ganze Reihe.

Veröffentlicht am 07.08.2018

Ein Krimi mit Urlaubsfeeling

Der Kommissar und das Rätsel von Biscarrosse
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In seinem 8. Fall als externer Ermittler ist Philippe Lagarde persönlich betroffen, sind doch die Mordopfer sein ehemaliger Chef Bertrand Delcroix und seine Frau Madelaine heimtückisch ermordet worden. ...

In seinem 8. Fall als externer Ermittler ist Philippe Lagarde persönlich betroffen, sind doch die Mordopfer sein ehemaliger Chef Bertrand Delcroix und seine Frau Madelaine heimtückisch ermordet worden. Nachdem Delcroix Leiter einer Sonderheit war und über einige heikle Fälle Bescheid wusste, wird Lagarde vom Innenminister als Team-Leiter bestellt. Ähnlich wie in den vorhergehenden Kriminalfällen herrscht in dem Ermittlerteam ein gutes Zusammengehörigkeitsgefühl. Das hebt diese Krimi-Serie wohltuend von manch anderer Reihe ab, wo es häufig Kompetenzgerangel zwischen Gendarmerie und Kriminalpolizei gibt.
Als Lagarde den Rohentwurf von Bertrands Memoiren findet, wird zuerst einmal in diese Richtung ermittelt. Dann aber scheint die Fassade der heilen Familie ein wenig zu bröckeln. Bertrands Ex-Frau und deren Sohn, Madelaines Bruder und vor allem die, wegen jugendlicher Schizophrenie in einer Betreuungseinrichtung lebende, Tochter der Mordopfer kommen als Täter in Frage. Die Ermittler sind auf die Hinweise aus der Bevölkerung angewiesen, die nach und nach eintreffen und leider, trotz vielversprechenden Anfangs ein wenig später in einer Sackgasse enden.
Meine Meinung:
Wie es seit einiger Zeit für Frankreich-Krimis üblich ist, wird neben der knochentrockenen Ermittlungsarbeit geschlemmt. Dem Leser läuft ob der kulinarischen Köstlichkeit oft das Wasser im Mund zusammen. Allerdings sind mir die detaillierten Beschreibungen der einzelnen Weine inkl. Jahrgang und Riede fast zu viel geworden. Wer kann sich das merken und vor allem, die teuren Weine leisten?
Die Charaktere sind sehr gut herausgearbeitet. Lagarde beweist Führungskompetenz und kann auch mit einem ihm unbekannten Team gute Arbeit leisten. Er wirkt trotz seiner offensichtlichen Bekanntheit nicht arrogant (Das erledigt der Pathologe mit dem klingenden Namen Fouché.).
Fazit:
Ein fesselnder Normandie-Krimi, der Urlaubsfeeling aufkommen lässt. Gerne gebe ich 5 Sterne.

Veröffentlicht am 05.08.2018

Wie ein örtliches Ereignis eine globale Krise auslöste

Tambora und das Jahr ohne Sommer
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Gleich vorweg, wer sich ein Buch über Vulkane im Allgemeinen und den Tambora sowie dessen Ausbruch im Detail erwartet, ist hier nicht richtig.

Wolfgang Behringer untersucht die globalen Zusammenhänge ...

Gleich vorweg, wer sich ein Buch über Vulkane im Allgemeinen und den Tambora sowie dessen Ausbruch im Detail erwartet, ist hier nicht richtig.

Wolfgang Behringer untersucht die globalen Zusammenhänge zwischen dem Ausbruch des Vulkans und der anschließenden Klimaveränderung. In sieben Kapiteln (inkl. Einleitung und Epilog) versucht der Autor die Auswirkungen darzustellen.
Während es einige Publikationen über die Folgen des Ausbruchs des Krakataus gibt, ist der des Tamboras am 10. April 1815 nahezu unbemerkt.

Woran das liegen mag? An der fehlenden Kommunikation? Vom Ausbruch des Krakatau 1883 wird alle Welt durch Telegrafen recht bald wissen. Soweit ist man 1815 noch nicht. Vermutlich auch daran, dass Europa nach rund 20 Jahren der Napoleonischen Kriege ausgeblutet (im wahrsten Sinne des Wortes) darnieder liegt und wenig Interesse an Katastrophen hat, die in Indonesien stattfinden. Dennoch sind in den darauffolgenden Jahren Europa und Amerika sowohl direkt als auch indirekt betroffen.

Das Jahr 1816 geht als „Jahr ohne Sommer“ in die Geschichte ein. Die Aschewolke und die Schwefeldioxid-Emissionen verfinstern die Sonne und sorgen für eine Mini-Eiszeit. Die darauffolgenden Missernten und Nahrungsmittelknappheit lassen Millionen Menschen verhungern bzw. an Seuchen sterben. Denn vielerorts betriebene Spekulationen lassen die Preise für Getreide ins astronomische steigen. In vielen europäischen Ländern versagen die Regierungen. Es kommt zu Hungerrevolten und Pogromen an Juden, die man für die Krise verantwortlich macht.
Abertausende Menschen verlassen die Hungergebiete Europas und hoffen in Amerika Wohlstand und einen neuen Anfang zu finden, nicht wissend, dass auch hier das Klima gestört ist.

Der Autor hat einige beeindruckende Auswanderungsstatistiken ausfindig gemacht. Man sieht, dass sich einige deutsche Familie auch in die Ukraine aufmachten, um dort einen Neustart zu wagen. Das wird dann Jahrzehnte später wieder Auswirkungen haben.

Soziales Denken ist nicht Sache der Herrscher. Das ist zu jener Zeit Aufgabe von privaten und/oder kirchlichen Organisationen. Wohlhabende Bürger spenden Geld oder kaufen Nahrungsmittel, die sie an die Notleidenden abgeben.
Die Jahre nach der Katastrophe sind auch eine Zeit der Erfindungen und der kulturellen Blüte. So schreibt Mary Shelley im Angesicht des trüben Wetters 1818 ihren „Frankenstein“. William S. Turner malt seine unnachahmlichen Bilder. Die Vulkanologie und die Meteorologie werden eigenständige Wissenschaften. Es werden Dampfschiffe und Straßen gebaut, die Draisine wird belächelt und Flüsse werden begradigt. Warum dieses? Auf Grund des Endes der kleinen Eiszeit schmelzen die vorher stark gewachsenen Gletscher wieder ab und verursachen weiträumige Überschwemmungen. Um das Wasser schneller abzuleiten, wird u.a. der Rhein wird begradigt und schiffbar gemacht. Seine Sumpfgebiete werden trockengelegt. Dabei wird nicht nur Fläche für die Landwirtschaft gewonnen, sondern gleichzeitig die Malaria ausgerottet. Ein toller Fortschritt, oder? Inzwischen weiß man, dass die Begradigung von Flüssen doch keine so gute Idee war und baut wieder zurück.

Der Autor wirft einen Blick nach Amerika und nach Asien, die beides, wenn auch unterschiedlich von der Klimakatastrophe betroffen waren.

Abschließend möchte ich aus Gillen D’Arcy-Woods Buch „Vulkanwinter“ zitieren:
„Der Fall Tambora steht für die sensible Abhängigkeit des Menschen und seiner Gesellschaft vom Klima.“

Dem ist wohl wenig hinzuzufügen.

Fazit:

Ein sehr interessantes Buch, das sich mit den globalen Auswirkungen einer örtlichen Katastrophe beschäftigt. Dafür gebe ich gerne 5 Sterne.

Veröffentlicht am 05.08.2018

Komplexe Vorgänge im Gehirn gut dargestellt

Brainwashed
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Das vorliegende Buch ist das Ergebnis von zahlreichen Recherchen zu einem anderen Buch des Autors („Die bittere Wahrheit über Zucker“).

Robert H. Lustig, Kinderarzt und auf die Behandlung fettleibiger ...

Das vorliegende Buch ist das Ergebnis von zahlreichen Recherchen zu einem anderen Buch des Autors („Die bittere Wahrheit über Zucker“).

Robert H. Lustig, Kinderarzt und auf die Behandlung fettleibiger Kinder spezialisiert, erklärt auch für Nicht-Mediziner verständlich wie unser Streben nach Glück häufig in Abhängigkeit, Sucht und Depressionen führt. Er versucht das Zusammenspiel von Dopamin und Serotonin im Gehirn darzustellen. Die beiden Stoffe sollten ausgewogen vorhanden sein, um Glück zu empfinden. Je nachdem welcher der beiden Botenstoffe gerade im Überfluss vorhanden ist, gleiten wir Menschen in eine Depression oder ein Suchtverhalten.

Wie diese biochemischen Prozesse von großen Nahrungs- und Genussmittelherstellen bewusst für Produktplatzierung benutzt werden, werden hier aufschlussreich behandelt.
Wie wir uns dagegen wehren können? Patentrezept gibt es dafür keines, aber ein paar mögliche Lösungsansätze.
Ich möchte das mit einem Zitat aus Alexandra Bleyers Buch „Propaganda als Machtinstrument“ untermauern: "Propaganda wirkt nur, solange sie nicht als solche erkannt wird".
Wenn wir um die Mechanismen des Zusammenspiels der Botenstoffe wissen, können wir uns leichter den Angriffen der Konzerne entgegenstellen.
Fazit:
Ein Buch, das uns die komplexen Vorgänge im Gehirn vernünftig und amüsant erklärt. Gerne gebe ich 5 Sterne.

Veröffentlicht am 02.08.2018

Wieder ein fesselnder Krimi

Tod in der Kaisergruft
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Sarah ist Journalistin beim „Wiener Boten“ und hat schon durch ihre rasche und unkonventionelle Auffassungsgabe bei der Aufklärung von sieben Verbrechen mitgeholfen. Immer wieder wird sie von Chefinspektor ...

Sarah ist Journalistin beim „Wiener Boten“ und hat schon durch ihre rasche und unkonventionelle Auffassungsgabe bei der Aufklärung von sieben Verbrechen mitgeholfen. Immer wieder wird sie von Chefinspektor Stein gefragt, ob sie nicht zur Polizei wechseln will.

In diesem nun achten Krimi handelt es um einen Geiselnehmer, der ausgerechnet in der Kapuzinergruft mehrere Menschen als gefangen hält. Sarah ist mir ihrem Fotografen genauso wie Dutzende andere Reporter am Schauplatz. Doch während die Konkurrenz reißerische Un- und Halbwahrheiten verbreiten, versucht Sarah die Hintergründe dieses Dramas herauszufinden.

Sie recherchiert, interviewt und nutzt so manchen nicht ganz legalen Kontakt. Im Zuge dieser Recherchen lernen wir gemeinsam mit Sarah zwei höchst unterschiedliche Frauen kennen: Isabella Schönegg-Bach, Schwester der Ermordeten und Chefin eines traditionellen Modeunternehmens und Maria Baldauf, Mutter des Geiselnehmers und mutmaßlichen Mörders.

Während Isabella Schönegg-Bach, der Bindestrich steht für das seit 1919 verbotene adelige „von“, ein strenges und äußerst konservatives Regiment im Familienbusiness führt und ihre Kinder am Gängelband führt, ist Maria Baldauf als Mutter das andere Extrem. Sie lässt ihrem „Buben“ alles, aber auch wirklich alles durchgehen, setzt ihm keine Grenzen und so ist sie völlig von den Socken, als ihr Bubi einer solchen Tat bezichtigt wird. Das kann doch nur ein Irrtum sein! Er war ja während der Tatzeit bei der Firma von Otto, Marias Freund, wegen eines Jobs vorstellen, oder?

Meine Meinung:

Beate Maxian ist wieder ein komplexer Krimi gelungen, in dem nicht nur die Tat oder der Täter im Fokus stehen, sondern auch die subtil ausgetragenen Machtspiele in den betroffenen Familien.

Anders als bei den anderen Krimis, weiß der Leser gleich zu Beginn, wer der Täter ist. Trotzdem ist es sehr spannend sowohl Sarah als auch den polizeilichen Ermittlern über die Schulter zu schauen.

Diesmal ist wieder mehr zum Thema „Aberglaube, Symbolik und Glücksbringer“ zu lesen. Denn diesmal hat der Täter Totenköpfe (aus Kunststoff) in die Kaisergruft mitgebracht.

Fazit:

Wieder ein fesselnder Krimi aus der Feder von Beate Maxian, der besonders durch seinen interessanten Blick auf Wiens Gassen und Plätze auffällt. Gerne gebe ich hier 5 Sterne.