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Veröffentlicht am 15.09.2016

Liebesdrama vor exotischer Kulisse

Zeit der wilden Orchideen
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Nicole C Vosseler erzählt hier eine epische Liebesgeschichte, die vor der exotischen Kulisse des Singapurs der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts angesiedelt ist.
Wir begleiten Georgina und Raharjo über ...

Nicole C Vosseler erzählt hier eine epische Liebesgeschichte, die vor der exotischen Kulisse des Singapurs der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts angesiedelt ist.
Wir begleiten Georgina und Raharjo über mehrere Jahrzehnte auf ihrem Lebensweg. Erstmals begegnen sie einander, als die 10jährige Georgina den verletzten Organ Laut, Mitglied eines legendären Stammes von Seenomaden, in einer verwilderten Ecke ihres Gartens findet und heimlich gesund pflegt. Obwohl er eines Tages plötzlich verschwindet, kann sie ihn doch nicht vergessen und als sie sich einige Jahre später wiedertreffen, beginnt eine Liebesbeziehung, die von großer Leidenschaft, immer wieder aber auch von dunklen Stunden,bisweilen sogar regelrechtem Hass, geprägt ist. Denn ihre Herkunft und Lebenswelten scheinen zu unterschiedlich zu sein, um zu einem glücklichen Zusammenleben zu gelangen.

So ist dies kein typischer Liebesroman mit tollem Happy End. Dafür lernt man hier interessante Persönlichkeiten kennen, die durchaus auch ihre Schwächen und Widersprüche aufweisen, und kann beobachten wie sie sich im Laufe der Zeit verändern, welche Schwierigkeiten und Schicksalsschläge sie zu meistern haben, wie sie aber auch allzu oft alte Fehler wiederholen.

Daneben erfährt man einiges über die Geschichte Singapurs und kann dessen Entwicklung nachvollziehen, von einem entlegenen Außenposten des britischen Empire, der vor allem wagemutige Händler und Glücksritter anzog, zu einer vollwertigen Kolonie, deren neue Einwohner europäischen Lebensstil importieren, die aber weiterhin auch von einem bunten Gemisch asiatischer Völker (insbesondere von Malaien, Chinesen und Indern) geprägt war.

Der Erzählstil ist mitreißend, lebendig und so anschaulich, dass nicht nur die Bilder von atemberaubenden Landschaften und gefühlsgeladenen Szenen vor dem inneren Auge entstehen, sondern auch die sie begleitenden Geräusche und Gerüche vermittelt werden

Veröffentlicht am 15.09.2016

Roland und Afdza

Der letzte Paladin
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Richard Dübell präsentiert hier seine Version des Rolandsliedes, einer des berühmtesten Sagen im Zusammenhang mit Karl dem Großen, an dem er natürlich manches verändert oder weiter ausbaut, um zu einer ...

Richard Dübell präsentiert hier seine Version des Rolandsliedes, einer des berühmtesten Sagen im Zusammenhang mit Karl dem Großen, an dem er natürlich manches verändert oder weiter ausbaut, um zu einer dramaturgisch ansprechenden Handlung zu gelangen.

Im Mittelpunkt seiner Geschichte stehen drei Persönlichkeiten: Roland, Neffe und einer der wichtigsten Krieger Karls des Großen, Afdza Asdaq, „bester Mann“ des maurischen Statthalters von Medina Barshaluna (des heutigen Barcelona), die einander erstaunlich ähnlich und sogar in Freundschaft verbunden sind, wegen der Feindschaft zwischen ihren Völkern aber dazu verdammt scheinen, einander eines Tages auf dem Schlachtfeld gegenüber zu stehen – sowie die Frau, die sie beide lieben: Arima Garcez, seit dem Tod ihres Vaters die Herrin der Burg Roncevaux auf dem Ibaneta-Pass, welcher die Grenze zwischen dem Reich der Franken und jenem der Mauren markiert.
Arima wird es schließlich gelingen, ein Geheimnis aufzudecken, dass die Vergangenheit der beiden Krieger wie auch ihrer Herrscher betrifft. Doch kann sie es noch schaffen, die sich anbahnende Katastrophe abzuwenden?

Ich muss zugeben, dass ich mich vor der Lektüre dieses Buches nie näher mit dem Rolandslied befasst habe, dank des sehr ausführlichen Nachwortes weiß ich nun aber doch einiges darüber, insbesondere aber auch über die Zeit Karls des Großen. Der Autor legt hier detailliert dar, welche Elemente seiner Romanhandlung sich auf die historische oder literarische Überlieferung stützen und wo er aus dramaturgischen Gründen davon abgewichen ist.

Die Geschichte ist flott erzählt und durchaus fesselnd. Man kann sich gut in die Protagonisten hineinversetzen und vor allem Arimas Zerrissenheit zwischen den unterschiedlichen Gefühlen für zwei Männer, der Liebe zu ihrer Heimat und der Treue gegenüber ihrem König gut nachfühlen. Roland und Afdza wirken dagegen beinahe etwas zu klug und geschickt und edel und selbstlos - eben „heldenhaft“, doch das muss bei einem Heldenepos wohl so sein.
Besonders gegen Ende wird manches dann aber doch zu unrealistisch und die Geschehnisse spitzen sich übertrieben dramatisch zu. Auch ist die Auflösung des großen „Geheimnisses“ zumindest in den Grundzügen relativ bald erahnbar.

Dennoch hat dieser Roman mehr zu bieten als nur eine weitere Variante des Themas „Frau zwischen zwei Männern“ garniert mit einigen Kampfesszenen (die für meinen Geschmack auch weniger ausführlich hätten ausfallen können).
Die politischen Verhältnisse der damaligen Zeit werden anschaulich dargestellt und es zeigt sich, welch dramatische Folgen es haben kann, wenn Menschen zum Spielball der Mächtigen werden und Herrscher sich anmaßen, über das (Liebes)Leben der ihnen Unterworfenen zu bestimmen oder aus machtpolitischen Gründen Entscheidungen treffen, die den Tod vieler einfacher Bürger, verwüstete Landschaften und auf Jahre einzementierte Feindschaften zwischen ganzen Völkern zur Folge haben.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Ergreifender Roman über eine beängstigende Krankheit

Still Alice
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Alzheimer bzw Demenzerkrankungen generell sind ein Thema, das die meisten Menschen möglichst weit von sich schieben, mit dem man sich nicht auseinander setzen möchte. Dies kann aber nichts an der Tatsache ...

Alzheimer bzw Demenzerkrankungen generell sind ein Thema, das die meisten Menschen möglichst weit von sich schieben, mit dem man sich nicht auseinander setzen möchte. Dies kann aber nichts an der Tatsache ändern, dass praktisch jede Familie einmal in irgend einer Form davon betroffen sein wird.
Dieser Roman ermöglicht es, sich in die Betroffenen hineinzufühlen und das Verständnis für sie zu verbessern:

Alice, angesehne Harvard-Professorin und Mutter dreier erwachsener Kinder hat gerade erst ihren 50. Geburtstag gefeiert, als sie besorgt feststellt, dass ihr Gedächtnis sie immer öfter im Stich lässt. Einige Arztbesuche und ausführliche neurologische Tests später dann die schockierende Diagnose: früh einsetzende Alzheimer-Krankheit.
Wie stark werden die Auswirkungen auf ihre Karriere, ja überhaupt ihre ganze Existenz sein? Was bedeutet diese Diagnose einer genetisch determinierten Krankheit für ihre Kinder? Wie wird sich die Beziehung zu ihrem Ehemann John entwickeln? Und vor allem: wird ihr Leben überhaupt noch lebenswert sein, wenn sie mehr und mehr von dem verliert, was sie bisher ausgemacht hat?
All dies sind Fragen, mit denen Alice sich fortan auseinandersetzen muss, die aber mit dem weiteren Fortschreiten ihrer Krankheit für sie auch immer bedeutungsloser werden.

Der Roman ist durchgehend aus der Perspektive von Alice erzählt, sodass man sich sehr gut in sie hineinversetzen und nicht nur ihre Gedanken und Gefühle nachvollziehen, sondern auch miterleben kann, wie sich im Laufe relativ weniger Monate ihr Geisteszustand zunehmend verschlechtert und sie sich immer öfter in einer Situation wiederfindet, die sie nicht versteht.
Auch die Reaktionen ihrer Umgebung werden – von Alice´s Warte aus gesehen – dargestellt, die Überforderung ihres Ehemannes, der vor all dem am liebsten die Augen verschließen würde, die Unbeholfenheit ehemaliger Kollegen, die ihr peinlich berührt aus dem Weg gehen, aber auch die Art, wie ihre Beziehung zu ihren Kindern sich weiterentwickelt und vertieft.

So wird verständlich, was das Leben mit Alzheimer für den Betroffenen wie auch die Angehörigen bedeutet.
Außerdem wird deutlich, dass man Demenzkranke nicht zu früh abschreiben sollte und dass , auch wenn die Erinnerungen verblassen, die Gefühle noch lange lebendig bleiben.

Weiters dürfte die Autorin sehr gründlich recherchiert haben, in die Handlung sind viele Hintergrundinformationen über die Alzheimer-Krankheit, die Diagnosemethoden und (leider beschränkten) Therapiemöglichkeiten verpackt.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Mittelalterlicher Kriminalfall

Sehet die Sünder
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Bretagne, 1440: Das bisher so beschauliche Leben der Bewohner des Dörfchens Saint Mourelles gerät mehr und mehr aus den Fugen, als immer wieder Menschen verschwinden und viele von ihnen ermordet aufgefunden ...

Bretagne, 1440: Das bisher so beschauliche Leben der Bewohner des Dörfchens Saint Mourelles gerät mehr und mehr aus den Fugen, als immer wieder Menschen verschwinden und viele von ihnen ermordet aufgefunden werden. Trauer, Angst und gegenseitige Schuldzuweisungen prägen von nun an den Alltag, einige Leute bemühen sich aber auch, Hinweise zusammenzutragen und den Hintergründen der Verbrechen auf die Spur zu kommen.
Vieles deutet darauf hin, dass der Täter im Umfeld ihres Lehnsherrn, des Barons Amede de Troyenne, zu suchen ist.
Der Dorfpfarrer informiert schließlich den Bischof von Nantes und dieser beauftragt – nicht ohne persönliche Hintergedanken – seinen Notar, die Vorgänge zu untersuchen.

Liv Winterbergs Roman ermöglicht es wunderbar, in vergangene Zeiten einzutauchen und die Lebenssituationen von Menschen aus den verschiedensten Gesellschaftsschichten nachzuvollziehen.
Die einzelnen Kapitel sind relativ kurz und durch den häufigen Wechsel der Erzählperspektive sowie des Schauplatzes kann man die unterschiedlichen Ansichten und Herangehensweisen der Protagonisten gut nachvollziehen und es entsteht eine interessante Dynamik. Man wird richtiggehend in die Geschichte hineingezogen und möchte immer weiterlesen.
Es wird viel Spannung aufgebaut und die nach und nach auftauchenden Indizien animieren zum Miträtseln.

Die Auflösung, wer für die Morde verantwortlich zeichnet, ist dann zwar so vorhersehbar, dass es schon fast wieder überraschend ist, der eigentliche Reiz besteht aber ohnehin darin, die auf unterschiedlichen Ebenen ablaufenden „Ermittlungen“ zu verfolgen und die wechselhaften persönlichen Beziehungen zwischen den Beteiligten zu beobachten.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Tiefgründige Kindheitserinnerungen

Wer die Nachtigall stört ...
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Das Erscheinen des Vorgängers (oder der Fortsetzung - je nach Definition) „Gehe hin, stelle einen Wächter“ habe ich zum Anlass genommen, dieses Buch endlich mal zu lesen.

Die Handlung ist in den 1930er-Jahren ...

Das Erscheinen des Vorgängers (oder der Fortsetzung - je nach Definition) „Gehe hin, stelle einen Wächter“ habe ich zum Anlass genommen, dieses Buch endlich mal zu lesen.

Die Handlung ist in den 1930er-Jahren in dem amerikanischem Südstaat Alabama angesiedelt. Als Ich-Erzählerin fungiert die zu Beginn 6-jährige Jean-Louise, genannt Scout, die zusammen mit ihrem vier Jahre älteren Bruder Jem eine unbeschwerte Kindheit in der Kleinstadt Maycomb verbringt. Das einzige, worüber sie sich wirklich den Kopf zerbrechen, ist ihr Nachbar Boo Radley, der sein Haus schon seit Jahren nicht mehr verlassen hat.
Doch die Idylle wird jäh getrübt, als Scouts Vater Atticus als Anwalt die Verteidigung des jungen Schwarzen Thomas Robinson übernimmt, dem vorgeworfen wird, ein weißes Mädchen vergewaltigt zu haben. Atticus und seine Kinder sehen sich deswegen diversen Anfeindungen ausgesetzt, die eines Tages beinahe in eine Katastrophe münden.

Dieser Roman lässt das ländliche Alabama zur Zeit der Wirtschaftskrise wiederauferstehen. Dazu trägt bei, dass sämtliche Protagonisten, auch die „Nebendarsteller“ lebendig gezeichnet und authentisch wirken.

Ich konnte mich gut in Scouts eingeschränkten und teilweise naiven Blickwinkel hineinversetzen. Dass hier schwierige Themen wie Gerechtigkeit und Rassendiskriminierung von der Warte eines Kindes aus betrachtet werden, finde ich sehr gelungen.

Obwohl Atticus Tätigkeit als Anwalt und deren Folgen sicher das Hauptthema des Buches sind und die Schilderung des Prozesses gegen Robinson einschließlich der Wirkung, die dieser auf die jungen Zuschauer ausübt, ein Highlight darstellt, enthält die Handlung doch auch viele weitere Facetten.

Natürlich muss man während der Lektüre im Hinterkopf behalten, dass dieses Buch 1960 erschienen ist und in den 1930er Jahren spielt, sodass manche Ansichten, die damals wohl als fortschrittlich galten, heute eher altmodisch anmuten. Nichtsdestotrotz ein lesenswerter Roman, der ein brisantes Thema auf spannende und oft auch amüsante Weise näherbringt.