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Veröffentlicht am 27.08.2018

Zu oberflächlich - blieb hinter meinen Erwartungen an einen Roman über eine besondere Frauenfreundschaft zurück

Die Frauen von Long Island
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Maggie ist alleinerziehende Mutter einer zweijährigen Tochter und arbeitet als Putzfrau in New York. Überraschend hat sie ein Haus in Sag Harbor, in den Hamptons, von ihrer Freundin Liza geerbt, zu der ...

Maggie ist alleinerziehende Mutter einer zweijährigen Tochter und arbeitet als Putzfrau in New York. Überraschend hat sie ein Haus in Sag Harbor, in den Hamptons, von ihrer Freundin Liza geerbt, zu der sie nach einem Streit seit Jahren keinen Kontakt mehr hatte. Das Haus wird noch von Lizas Mutter, der 82-jährigen Edith bewohnt, die an Alzheimer erkrankt ist.
Maggie zieht mit Töchterchen Lucy bei ihr ein und nach anfänglichen Startschwierigkeiten nähern sich die beiden Frauen, die den Suizid der manisch-depressiven Liza noch nicht begreifen können, an und helfen einander, unausgeräumte Konflikte zu bewältigen und ihre jeweilige Vergangenheit aufzuarbeiten.

Zu Beginn war die Abneigung Ediths gegenüber Maggie sehr deutlich zu spüren. Als diese jedoch stürzt und verletzt auf Hilfe angewiesen ist, arrangieren die beiden sich sehr schnell miteinander und vertrauen der jeweils anderen ihre Probleme der Vergangenheit an, über die sie sonst mit noch niemandem gesprochen haben. Mir ging diese Öffnung zu schnell und auch die Konflikte, die seit Jahren bestanden, wurden sehr schnell als gelöst abgewickelt. Beide suchen die Nähe zu Personen, von denen sie meinen, etwas schuldig zu sein und erleichtern sich ihre Gewissen. Ich vermisste einen intensiveren Diskurs mit den Geistern ihrer Vergangenheit und eine emotionale Tiefe bei ihrer Auseinandersetzung.
Darüber hinaus empfand ich das Geplapper der kleinen Lucy sehr anstrengend. Statt viele Worte mit den Zwischenrufen der sehr reif wirkenden Zweijährigen zu verschwenden, hätte ich mir mehr Raum für den Rest der Geschichte gewünscht. So war der eigentlich malerische Ort in den Hamptons nicht spürbar von Belang und auch die Alzheimererkrankung von Edith nur eine Randnotiz. Auch der Selbstmord von Liza blieb bis zum Ende rätselhaft. Selbst wenn man ihre Depressionen als Grund heranzieht, hätte mich interessiert, warum sie ausgerechnet zum gegenwärtigen Zeitpunkt ihrem Leben ein Ende setzte.

Der Roman hat sein Potenzial für mich nicht ausgeschöpft und blieb hinter meinen Erwartungen an einen Roman über eine besondere Frauenfreundschaft vor einem tragischen Hintergrund zurück.

Veröffentlicht am 24.08.2018

Die magische Wirkung von Blumen lassen Poppy und den gesamten Ort St. Felix wieder aufblühen - etwas kitschig statt zauberhaft

Rosies wunderbarer Blumenladen
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Die 30-jährige Poppy erbt nach dem Tod der Großmutter ihr Blumengeschäft "Daisy Chain" in Cornwall. Poppy ist das schwarze Schaf der Familie und hat sich bisher nie für die Geschäfte der Floristen-Familie ...

Die 30-jährige Poppy erbt nach dem Tod der Großmutter ihr Blumengeschäft "Daisy Chain" in Cornwall. Poppy ist das schwarze Schaf der Familie und hat sich bisher nie für die Geschäfte der Floristen-Familie Carmichael interessiert, sogar eine regelrechte Phobie vor Schnittblumen.
Als sie jedoch nach St. Felix gelangt, ohnehin arbeitslos und ohne einen engeren Freundeskreis, wird sie warmherzig in die Gemeinschaft des Ortes aufgenommen, die von Rosie und der Magie ihres Blumenladens schwärmen. Trotz trauriger Erinnerungen fühlt sich Poppy so wohl, dass sie beschließt zu bleiben und den Einwohnern zuliebe das Geschäft wieder als Blumenladen zu eröffnen. Unterstützung erhält sie dabei von Jake, der schon Rosie mit Blumen beliefert hat, aber auch von Amber, einer Floristin aus New York, die Poppys Mutter nach St. Felix geschickt hat.

Poppy wirkt auf den ersten Blick unnahbar und mit ihrer düsteren Kleidung alles andere als für einen bunten Blumenladen geeignet. Schnell wird dem Leser klar, dass mehr hinter Poppys Abneigung gegenüber Blumen und ihrer Angst vor Menschenansammlungen stecken muss. Ein trauriges Erlebnis aus ihrer Vergangenheit in St. Felix scheint sie nie überwunden zu haben und seit Jahren zu quälen, dass selbst Therapien bisher für keine Abhilfe sorgen konnten. Aus Angst vor Schmerz wagt sie es nicht, sich anderen Menschen zu öffnen und nah an sie heranzulassen, aber möglicherweise kann die Magie von Rosies Blumenladen, an die die Einwohner von St. Felix fest glauben, auch bei Poppy seine Wirkung zeigen und für die Linderung ihres Traumas sorgen.

Lange bleibt verborgen, was Poppy aus der Vergangenheit quält, was aber nur dafür sorgt, dass die Spannung künstlich erzeugt wird. Poppy hatte bisher nie Ambitionen, in die Fußstapfen ihrer Ahnen zu treten und galt als die Rebellin in der Familie. Mit diesem Hintergrund fügt sie sich für mich viel zu schnell und selbstverständlich in St. Felix ein und auch das Zusammenleben mit Amber klappt für die Einzelgängerin reibungslos.
Die Autorin verwendet eine bildhafte Sprache, was bereits durch die Namensgebung "St. Felix ("Glück"), Rose oder Poppy (Mohnblume) deutlich wird.
Der Roman bietet eine nette Unterhaltung in einem malerischen Küstenstädtchen mit unvoreingenommenen, hilfsbereiten Menschen. Dabei ist die Geschichte, in der nicht nur Pflanzen, sondern auch Tiere wie Jakes Äffchen Miley oder Rosies älterer Basset Hound Basil eine wichtige Rolle spielen, allerdings recht kitschig.
Die symbolhafte Bedeutung der Blumen, ihre "viktorianische Sprache", die Magie entstehen lassen kann, hat mir gut gefallen. Der Zauber des Blumenladens und die Wirkung der von Amber gebundenen Blumensträuße hätten dabei noch mehr Raum einnehmen können, stattdessen entwickelte sich eine etwas abenteuerliche Geschichte um eine alte Fehde, Neid und Missgunst aus der Vergangenheit, die Poppy smart aufklärte.

"Rosies wunderbarer Blumenladen" ist eine süße Geschichte über einen Neuanfang, die nicht ganz so vorhersehbar war wie zunächst angenommen, die mir insgesamt aber etwas zu glatt verlaufen ist und mit Poppy, Amber und Jake zu viele traumatisierte Personen auf einmal aufeinander treffen.

Veröffentlicht am 08.08.2018

Kuriose Geschichte über eine Freundschaft von Lee und Bruno & ihre Suche nach dem Glück - für mich zu kurz, um den Sinn dahinter zu erfassen

Das Glück von Frau Pfeiffer
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Lee belauscht zufällig ein Telefonat aus dem sie heraushört, dass eine ältere Frau vernachlässigt wird. Sie versteht den Namen "Frau Fizer" nur phonetisch, kann die fast hundertjährige Dame aber doch in ...

Lee belauscht zufällig ein Telefonat aus dem sie heraushört, dass eine ältere Frau vernachlässigt wird. Sie versteht den Namen "Frau Fizer" nur phonetisch, kann die fast hundertjährige Dame aber doch in London zusammen mit ihrem besten Freund Bruno ausfindig machen.
Es stellt sich heraus, dass Frau Pfeiffer Lee schon länger von ihrem Fenster aus beobachtet hat, wenn diese in ihrem Stammcafé war und das Telefonat fingieren ließ, um sie bewusst zu sich zu locken. Frau Pfeiffer wird weder von ihrer Haushälterin und Pflegekraft Emma vernachlässigt, noch fühlt sie sich bedroht, sondern hat - nicht nur sprichwörtlich - eine Leiche im Keller, die so kurz vor ihrem Umzug in ein betreutes Wohnen weggeschafft werden muss...

"Das Glück von Frau Pfeiffer" ist eine recht kuriose Geschichte, wobei der Roman nicht nur von der Freundschaft zwischen Lee und Bruno handelt und ihrer Begegnung mit Aurora Pfeiffer, deren Bitte sie gemeinsam - aus welchen Gründen auch immer - sang- und klanglos erfüllen möchten. Beide sind mit ihrem Leben nicht ganz im Reinen: Lee ist frisch geschieden von Herold und im ständigen Clinch mit ihren Eltern; Bruno ist Künstler, der unfähig ist, sich zu binden, und gerade aus Amerika nach London zurückgekehrt.
Der Roman ist Vielmehr ein Konglomerat aus vielen Personen, die durch Gespräche und Gedanken von Lee und Bruno in Erscheinung treten.
Mir fiel es schwer, die unzähligen Geschichten und Anekdoten, den Wechsel in Vergangenheit und Gegenwart, neben dem Anliegen von Frau Pfeiffer sinnvoll zusammenzuführen.
Auch wenn ein roter Faden in der Sinnsuche der Großstädter und der Altersweisheit der 99-jährigen Frau Pfeiffer, die sowohl Lee als auch Bruno wie beiläufig Ratschläge erteilt, zu erkennen ist, habe ich durch die vielen Nebencharaktere, die keine aktive Rolle einnehmen und die Vielfalt der Probleme, mit denen die Stadtneurotiker in Zeiten der Finanzkrise zu kämpfen haben, leicht den Überblick verloren.
Mir war der Roman insgesamt zu kurz, um den tieferen Sinn hinter den einzelnen Charakteren und ihren eigentlich interessanten Vorgeschichten erkennen zu können. So habe ich mich bis zum Ende treiben lassen, ohne das ich den Hauptfiguren näher gekommen bin, weshalb mich der Roman leider nicht fesseln konnte.

Veröffentlicht am 04.08.2018

Langatmige Rückblenden auf Kosten der Spannung

Zerrissen
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Als der verwitwete Neurochirurg Dr. Dave Evans nach einer 36-Stunden-Schicht in der Klinik spät abends nach Hause kommt, sind seine 7-jährige Tochter und die Haushälterin verschwunden. Zunächst hat er ...

Als der verwitwete Neurochirurg Dr. Dave Evans nach einer 36-Stunden-Schicht in der Klinik spät abends nach Hause kommt, sind seine 7-jährige Tochter und die Haushälterin verschwunden. Zunächst hat er seine Schwiegereltern in Verdacht, die Enkelin ohne sein Einverständnis zu sich geholt zu haben, tatsächlich stellt sich jedoch heraus, dass Julia entführt worden ist und in einem Erdloch gefangen gehalten wird. Evans soll seine Tochter nur dann wiedersehen, wenn er dafür sorgt, dass ein Patient die geplante Operation in zwei Tagen nicht überlebt. Bei dem Patienten handelt es sich um den mächtigsten Mann der Welt, den Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika, den der renommierte Neurochirurg einer Washingtoner Privatklinik operieren soll. Evans bleiben 55 Stunden - zerrissen zwischen hippokratischem Eid und dem Überleben seiner Tochter.

Der Thriller wird aus Sicht von Evans in form eines Tagebuches erzählt. Er blickt zurück auf die schrecklichen Stunden des enormen Drucks der von dem Entführer Mr White durch die permanente Überwachung aufgebaut wurde und die bange Angst um seine Tochter.
Er setzt all seine Hoffnung auf seine Schwägerin Kate, die beim Secret Service arbeitet und im Alleingang nach Julia sucht.

Die Idee, den amerikanischen Präsidenten nicht durch einen Anschlag zu töten, sondern bei einer Operation sterben zu lassen bietet viel Potenzial für einen spannenden Thriller. Ein Spannungsaufbau wurde allerdings fortlaufend durch langatmige Rückblenden und Gedankengänge von Evans unterbrochen.
Meiner Meinung nach hätten nicht alle Erinnerungen und Handlungen derart detailliert geschildert werden müssen, um unnötige Längen im Mittelteil des Romans zu vermeiden. Dennoch liest man unweigerlich weiter, um zu erfahren, ob und wie sich Evans aus dieser ausweglosen Situation befreien kann und ob letztlich der durch einen Hirntumor dem Tod geweihte amerikanische Präsident oder die unschuldige kleine Julia überleben wird.

Für einen packenden Thriller fehlte mir der nötige Nervenkitzel. So hätte ich mir mehr von den Treffen bzw. Dialogen mit dem kaltblütigen Entführer und seinen psychologisch geschulten Persönlichkeitsmanipulationen und Psychospielchen mit dem sehr von seinen Fähigkeiten überzeugten Neurochirurgen und mehr Szenen mit der gequälten Julia gewünscht.

Veröffentlicht am 03.08.2018

Schwermütiger Roman ohne Höhen und Tiefen über die Toleranz gegenüber Menschen mit Handicap und der unerschütterlichen Geschwisterliebe

Beim Ruf der Eule
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Maeve Maloney ist Ende 70, führt aber noch immer die Pension Sea View Lodge in Morecambe Bay, mit der sie sich auf die Unterbringung von behinderten Menschen spezialisiert hat. Zenka und Steph sind die ...

Maeve Maloney ist Ende 70, führt aber noch immer die Pension Sea View Lodge in Morecambe Bay, mit der sie sich auf die Unterbringung von behinderten Menschen spezialisiert hat. Zenka und Steph sind die beiden Angestellten an ihrer Seite, die sich um die Zimmer und das Frühstück für die Gäste kümmern, während Len als Gärtner tätig ist. Steph und Len haben das Down Syndrom und haben sich beide ineinander verliebt.
Während Maeve die Beziehung der beiden unterstützt und beide inzwischen ein Zimmer in der Pension bewohnen, sind die Behörden skeptisch, ob Steph und Len verantwortungsvoll mit ihrer Sexualität umgehen können. Maeves Sea View Lodge wird deshalb von einer Sozialarbeiterin kontrolliert.

Fast zeitgleich tritt Vincent Rope wieder in Maeves Leben, der sich unangekündigt in der Sea View Lodge einquartiert. In Maeve kommen sodann Erinnerungen hoch, an ihre Liebe zu Vince, ihre Beziehung zu Frank, den sie fast geheiratet hätte, aber vor allem an ihre Zwillingsschwester Edith, die etwas ganz Besonderes für sie war.

Mittels Rückblenden in Maeves Kindheit erfährt man, dass Edie behindert zur Welt kam und aufgrund ihrer Einschränkungen im Mittelpunkt der Familie stand. Maeve, aber auch ihre Eltern kümmerten sich liebevoll um Edie, die unter "geistiger Anomalie" und unter spastischen Lähmungen, Epilepsie sowie Krämpfen litt. In den 30er- und 40er-Jahren war eine Diagnose schwierig und der Umgang mit behinderten Menschen noch weit von einer Inklusion entfernt. Maeves Eltern machten dagegen einen fortschrittlichen Eindruck, indem sie dem Druck des National Assistance Board nicht nachgaben und sich insbesondere gegen eine Unterbringung in einer "Anstalt" oder gegen eine Zwangssterilisation zur Wehr setzten.

Niemand in der Sea View Lodge weiß gegenwärtig von Maeves Zwillingsschwester, die offenbar schon länger verstorben sein muss. Maeve macht sich Vorwürfe, denkt, dass sie Edie im Stich gelassen hat. Es hat den Anschein, als würde sie durch ihr Engagement über die Jahrzehnte hinweg und nun für Steph und Len, ihre Fehler der Vergangenheit wieder gut machen wollen.

Ich fand es nicht einfach, mich in den Roman einzufinden und einen Bezug zu den Protagonisten zu erhalten.
Durch den wiederholten, übergangslosen Wechsel von Gegenwart und Vergangenheit innerhalb der Kapitel ist der Lesefluss erschwert. Darüber hinaus wechselt Maeve in ihren Gedanken häufig in eine direkte Anrede und spricht damit ihre Schwester an, was irritierend ist. Die Erinnerungen überkommen Maeve so abrupt, so dass die Rückblenden in die Vergangenheit nicht chronologisch erfolgen.

Diese Sprünge in der zeitlichen Abfolge, aber auch im Schreibstil machen den Roman nicht leicht lesbar. Darüber hinaus passierte mir in der Gegenwart passierte lange zu wenig, um von der Handlung gefesselt zu werden.

Auch wenn mir die Botschaft von Toleranz gegenüber Menschen mit Handicap und der unerschütterlichen Liebe zwischen Geschwistern des Romans gut gefallen hat, bin ich mit dem Schreibstil der Autorin nicht warm geworden, so dass die Handlung für mich, vor allem in der ersten Hälfte, zu uninspiriert vor sich hinplätscherte. Mir fehlten bemerkenswerten Höhen und Tiefen und insgesamt empfand ich den Roman als sehr schwermütig.
"Beim Ruf der Eule" ist zwar am 27. Juli 2018 erschienen, aufgrund der sentimentalen Handlung, die in der Vorweihnachtszeit spielt, ist er für mich jedoch eher ein Roman, den ich für den Herbst/ Winter als Lektüre empfehlen würde.