Noch am Morgen hatte sich Buchhändlerin Jen von ihrem Freund Ed getrennt, am Ende des Tages liegt er plötzlich tot in ihrer Wohnung, versehentlich von Jen erstochen. Doch auch nachdem der Tote beiseite geschafft wurde, häufen sich in Jens Leben nicht nur die Probleme, sondern auch die Leichen.
Wie es schon das Cover andeutet, geht es in dem Kriminalroman „Ed ist tot“ skurril zu. Während sich der Bodycount Schlag auf Schlag erhöht, gerät Jens bis dato beschauliches Leben immer mehr aus den Fugen. - Hoppla, schon wieder eine Leiche. Okay, kann schon mal passieren, also müssen wir die Beweise für dieses kleine Missgeschick irgendwie zügig beseitigen. - Dass es dabei zu teilweise aberwitzigen Situationen kommt, ist natürlich klar. Mit unverhohlenem Vergnügen schildert der Autor, wie erstochen, erschossen oder mit einer profanen Bratpfanne erschlagen wird. Natürlich wird die Entsorgung der Leichen ähnlich morbid-vergnügt zelebriert.
Für Logik ist da nicht immer Platz, wird von mir aber auch in einem solchen Buch nicht unbedingt erwartet. Deshalb habe ich mich auch nicht lange mit der Frage aufgehalten, warum Schottlands meistgesuchte Frau bei ihrer Mutter unterschlüpfen kann, ohne dass die Polizei wenigstens einmal vorbei schaut.
Wenig überraschend dürfte ebenfalls sein, dass keine feinsinnige Charakterstudie betrieben wird, Jen bleibt naturgemäß recht eindimensional und macht sich kaum einen Kopf darüber, wie sehr sie die ganzen Todesfülle beeinflussen, natürlich abgesehen von der erforderlichen Flucht vor Polizei und Unterwelt.
Wie seine Hauptfigur Jen war auch der schottische Autor Russel D McLean jahrelang Buchhändler in Glasgow. Bleibt nur zu hoffen, dass seine neue mörderische Karriere sich nur auf das Schreiben von Büchern konzentriert und nicht so abdriftet wie bei Jen. Die Affinität zu Büchern ist diesem Roman übrigens deutlich anzumerken, immer wieder gibt es Verweise auf bekannten Autoren und ihre Werke.
Im gleichen Verlag erscheinen übrigens auch Joe R. Lansdales Thriller um Hap Collins und Leonard Pine. Wer den abgedrehten Humor dieser Romane mag, sollte es auch mit dem etwas zahmeren „Ed ist tot“ versuchen.
Fazit: Wer es gerne skurril mag und kein Problem damit hat, dass sich die Leichen stapeln, liegt mit diesem Kriminalroman aus Schottland genau richtig. Für meinen Geschmack könnte es aber noch schwarz-humoriger und brachialer zugehen.