Rezension „Ein Teil von ihr“ von Karin Slaughter
Fakten zum Buch
Erscheinungstermin: 01.08.2018
Verlag: HarperCollins
Seitenzahl: 512
„Ein Teil von ihr“ wurde mir seitens des Verlags als Rezensionsexemplar über Netgalley zur Verfügung gestellt. Dies hat meine Meinung in keinerlei Hinsicht beeinflusst. Vielen Dank an Netgalley und HarperCollins.
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Cover
Das Cover hat mich direkt überzeugt. Die Farben und Kontraste sind toll gewählt. Das „ausradierte“ Foto in Verbindung mit dem Titel lässt direkt die Neugier in mir erwachen. Nachdem ich dann den Klappentext las, wusste ich, dass ich das Buch lesen muss.
Stil und Storyaufbau
Das Buch wird auf zwei verschiedenen Zeitebenen erzählt. Ein Strang spielt im Jahr 2018. Der zweite Erzählstrang beginnt im Jahr 1986. Gleich zu Beginn des Titels – bevor wir die Figuren überhaupt richtig kennenlernen – landen wir in einem Amoklauf. Andrea und ihre Mutter Laura befinden sich in einem Diner, das von einem Amokschützen gestürmt wird. Andrea (genannt Andy) ist mit der Situation vollkommen überfordert. Ganz anders ihre Mom Laura. Sie überwältigt den Schützen und tötet ihn. Der zweite Handlungsstrang spielt über 30 Jahre zuvor und berichtet von einer Gruppe junger Menschen, die angeführt vom charismatischen Nick, eine radikale Vereinigung gründen und mehrere Attentate planen.
Karin Slaughter hat einen sehr lebendigen Erzählstil, der es aufgrund Ihrer Beschreibungen möglich macht, mitten ins Geschehen zu tauchen. Gerade die Action-Szenen liefen in meinem Kopf wirklich ab wie im Film. Ich konnte alles genau vor mir sehen und musste kein einziges Mal etwas erneut lesen oder kurz in den Sätzen zurückgehen, um es mir vorstellen zu können. Leider neigt die Autorin dazu einige dieser Szenen (insbesondere das Attentat im Diner) immer wieder ausufernd zu beschreiben. Oft schweift sie dabei auch ins Unwesentliche ab und bauscht in meinen Augen unsinnige Themen auf (z.B. die nicht passenden Kleider von Andrea).
Zu Anfang der Geschichte war extrem viel Spannung und Tempo in der Handlung. Beides ebbte jedoch nach ca. 200 Seiten ab. Ungefähr 100 Seiten später wurde es wieder interessant. Diese Passagen haben sich jedoch echt gezogen… für die Story und den Plot waren die Seiten durchaus berechtigt. Man hätte sie aber auch wesentlich komprimierter zusammenfassen und auch spannender erzählen können. Hier musste ich mich echt etwas durchquälen. Auch die langen Kapitel entsprechen leider nicht meinen Lesegewohnheiten. Trotz Cliffhangern konnte ich mich dann oft nicht aufraffen noch ein weiteres 25-seitiges Kapitel zu lesen.
Die beiden Hauptfiguren waren mir nicht sonderlich sympathisch. Das ist mir aber auch nicht wichtig. Wichtig erachte ich, ob die Charaktere glaubhaft sind und authentisch handeln. Dies konnte ich bei Andy leider nicht immer behaupten. Sie durchfährt zwar eine Entwicklung während der Geschehnisse, dass diese sie aber so viel selbstbewusster machen, finde ich persönlich unglaubwürdig. Andy wird außerdem zu Anfang als unselbstständig und naiv bezeichnet und auch so dargestellt. Im Verlauf der Handlung erweist sie sich jedoch als ausgezeichnete Detektivin und bedenkt unheimlich viel. Das passt nicht 100 Prozent zusammen.
Mit steigender Seitenanzahl wurde auch die Story immer komplexer, immer weitere Figuren stießen zur Handlung hinzu und machten es auch zwischenzeitlich etwas undurchsichtig. Da man zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht wusste, wie die Handlungsstränge zusammengehören, machte es das Lesen etwas schwierig. Das Gesamtkonzept des Plots ist jedoch durchaus stimmig.
*
Fazit
Das Buch fing rasant an, jagte mich von einer Seite zur nächsten… und dann ebbte meine Spannung leider genauso schnell ab wie sie begann. Nach einigen langatmigen Passagen ging es dann jedoch wieder actionreich weiter und die Story wurde zu einem (aus meiner Sicht) klassisch-amerikanischen Thriller. Es geht um Geheimnisse, schmerzhafte Erinnerungen, unglückliche Liebe, Gewalt, Erpressung und Missstände im System.
Die Frage, die sich die ganze Zeit stellt, ist: Wer ist Laura? Und warum ist sie die, die sie heute ist…
Die Lösung hierzu wird nur in kleinen Häppchen serviert und je mehr man liest, umso undurchsichtiger wird es zunächst.
Ein durchaus guter Thriller mit kleinen Makeln in der B-Note. Eine Leseempfehlung spreche ich auf jeden Fall für Fans des Genres aus. 4 von 5 Sternen!