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Veröffentlicht am 13.05.2020

Wie ein Heimatfilm

Grandhotel Schwarzenberg – Der Weg des Schicksals
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Die Familiensaga beginnt mit der Geschichte zweier Frauen aus grundverschiedenen Verhältnissen. Auf der einen Seite gibt es Anna Gmeiner, die ein entbehrungsreiches, hartes Leben lebt und nach dem Tod ...

Die Familiensaga beginnt mit der Geschichte zweier Frauen aus grundverschiedenen Verhältnissen. Auf der einen Seite gibt es Anna Gmeiner, die ein entbehrungsreiches, hartes Leben lebt und nach dem Tod von Bruder und Vater für sich selbst kämpfen muss. Ihr Verlobter ist auf nach Übersee, um das große Geld zu machen und lässt nichts mehr von sich hören. So steht Anna allein im Leben und versucht über die Runden zu kommen. Sie erhält eine Stelle als Küchenhilfe im vornehmen Haus der Familie von Feil.

Katharina von Feil ist eine wohlerzogene, junge Dame, für die es längst Zeit ist, sich zu vermählen. Ihre Mutter ist eine herrische Frau, die über Katharinas Leben bestimmt und die Geschicke der gesamten Familie lenkt. Katharina fügt sich wie immer dem Willen ihrer Mutter und heiratet Friedrich Bahlow. Der ist einfach nur widerlich und vergreift sich an Anna. Die von Feils bieten Anna einen Ausweg aus ihrer fürchterlichen Situation und Katharina zieht die Konsequenz, nicht länger mit ihrem Ehemann unter einem Dach zu leben. Obwohl Anna und Katharina gegensätzliche Charaktere sind, sind beide auf ihre Art starke Frauen, die für sich, für ihr Schicksal und ihre Liebe kämpfen.

Das ist das Grundgerüst der Handlung. Sophie Oliver webt immer mehr Handlungsstränge und Figuren in die Geschichte, bis sie ein feines, aber komplexes Muster ergeben. Wie selbstverständlich fügt sich ein Teil in das andere, kommen neue Verstrickungen hinzu. Dabei bleibt die Handlung jedoch so klar, dass man nie den roten Faden oder die Übersicht verliert. Ihr Erzählstil ist feinsinnig, geschmeidig und sehr fesselnd. Ich hatte den Auftakt dieser Trilogie an zwei Tagen durchgeschmökert und kann kaum die Fortsetzung erwarten.

Stellenweise erinnert der Roman an einen Heimatfilm und ist noch nicht so ganz die große Familiensaga. Ich erwarte bei dem Wort Familiensaga etwas in der Größenordnung von Thomas Manns „Die Buddenbrooks“. Es kommen ja auch noch zwei weitere Teile. Wenn die genauso gut werden, wie der erste Teil, dann Jippie!

Denn das „Grandhotel Schwarzenberg“ bietet ein großartiges Lesevergnügen. Es ist kurzweilig, aber nicht trivial. Die Autorin schildert die Bad Reichenhaller Gesellschaft zu Beginn des 20. Jahrhunderts, als wäre sie selbst dabei gewesen. Man kann sich wunderbar in die Geschichte hineinversetzen. Gefühlsmäßig wird sehr viel geboten. Es gibt die große Liebe, große Verluste, große Schicksalsschläge. Genau so muss mich ein Heimatroman unterhalten! Wunderbar!

Vielen lieben Dank an die Bloggerjury für das zur Verfügung gestellte E-Book!

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Veröffentlicht am 16.04.2019

Botanisches Fachwissen humorvoll verpackt

Oh, eine Pflanze!
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Was hätte ich dafür gegeben, wenn es dieses Buch schon zu meinen Schulzeiten gegeben hätte! Bestimmt wäre im Biologieunterricht vieles leichter gewesen, verständlicher und definitiv hätte das Lernen mit ...

Was hätte ich dafür gegeben, wenn es dieses Buch schon zu meinen Schulzeiten gegeben hätte! Bestimmt wäre im Biologieunterricht vieles leichter gewesen, verständlicher und definitiv hätte das Lernen mit so einem Buch mehr Spaß gemacht. Denn Felix Bork gelingt es, Wissen auf seine spezielle, humoristische Art zu vermitteln.

In „Oh, eine Pflanze“ widmet er sich ganz der Botanik, stellt Pflanzen, Bäume, Blumen, Gräser und Sträucher unserer heimischen Flora vor. Zu jedem Kapitel gibt es einen knappen einleitenden Text mit viel fachlichem Inhalt. Typisch Felix Bork befinden sich erläuternde Kritzeleien an den Rändern oder werden Fachausdrücke durch ein verständlicheres Vokabular ersetzt, damit auch der letzte Laie versteht, worum es geht. Es folgen seitenweise Bebilderungen zum jeweiligen Kapitel, die eine Mischung aus kindlich naiver Kunst und wissenschaftlicher Pflanzenkunde, gewürzt mit gelegentlichen Comic-Streifen darstellen. Viele Illustrationen erinnern mich sehr an mein eigenes Bio-Heft, beispielsweise die Querschnitte einer Sprossachse oder eine Auflistung der verschiedenen Blattformen. Ich konnte mein Wissen wieder auffrischen und in Erinnerungen an diverse Schulstunden schwelgen. Durch die witzigen Einschübe macht die Lektüre dieses Buches viel Spaß.

Es wird viel Richtiges gesagt und teilweise auch tiefgründiges Wissen aus der Botanik vermittelt. Die Illustrationen der Pflanzen könnten tatsächlich aus einem Lehrbuch stammen. Ich warte gespannt auf den Moment, an dem ich mit dem Wissen glänzen kann, dass Erdbeeren und Himbeeren im botanischen Sinne gar keine Beeren sind, Bananen und Melonen dagegen schon.

Zwischendrin wird die Thematik immer wieder mit „Spaßbildern“ aufgelockert. Einige Comics sind des Guten zu viel. Bei manchen ist mir nicht einmal klar, was sie darstellen sollen. Doch die vielen Pflanzendarstellungen haben mich restlos von diesem Buch überzeugt. „Oh, eine Pflanze“ ist ein riesiges Kunstwerk, ein kunterbuntes Puzzelbild der Botanik, das sowohl humorvoll als auch pädagogisch wirkt.

Ich danke dem Verlag ganz besonders für dieses Rezensionsexemplar!

Veröffentlicht am 06.08.2018

Genau so will ich unterhalten werden!

Tell me three things
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Nein, ehrlich, an diesem Buch gibt es nichts auszusetzen. Es ist eine unterhaltsame, rundum ausgewogene Liebesgeschichte, die sich auch gut noch ein zweites oder drittes Mal lesen lässt. Die Hauptfigur ...

Nein, ehrlich, an diesem Buch gibt es nichts auszusetzen. Es ist eine unterhaltsame, rundum ausgewogene Liebesgeschichte, die sich auch gut noch ein zweites oder drittes Mal lesen lässt. Die Hauptfigur Jessie ist ein normales, unauffälliges Mädchen, das den Boden unter den Füßen verloren hat, nachdem ihre Mutter vor wenigen Jahren verstorben ist. Ihr Vater hat eine neue Frau und Jessie muss ihr zu Hause und ihre Freunde verlassen, um fortan mit der neuen Patchworkfamilie in Kalifornien zu leben. Dabei ist Jessie nicht der weinerliche Typ, der die ganze Zeit Trübsal bläst und in Selbstmitleid badet. Sie möchte Anschluss finden und nimmt daher auch die Ratschläge des anonymen E-Mail-Schreibers an.

Die Dialoge sind jugendlich, der Nachrichtenaustausch zwischen Jessie und SN ist humorvoll und schlagfertig. Sich gegenseitig drei Dinge zu erzählen, die der andere nicht von einem weiß, zieht sich konstant als Motiv durch die E-Mails.

Natürlich fesselt einen das Miträtseln um den mysteriösen Nachrichtenschreiber. Relativ schnell kommen drei ‚Verdächtige‘ in die engere Wahl. Allesamt charismatische Jungs, doch einer nach dem anderen kann aufgrund fein gestreuter Hinweise ausgeschlossen werden. Dadurch ist bereits ab Mitte des Buches ziemlich offensichtlich, wer sich hinter dem Pseudonym SN verbirgt, aber die Spannung wird bis zum Ende erbarmungslos ausgereizt. Leser mit einer ausgeprägten romantischen Ader könnten unter Umständen das ein oder andere Mal ins Buch beißen wollen oder die Versuchung verspüren, bis zum Ende vor zu blättern. Tut es nicht. Durchhalten. Lesen. Vor lauter Romantik seufzen.

Man braucht aber kein zu kitschiges Teenager-Highschool-Drama zu fürchten. ‚Tell me three things‘ hat genau die richtige Mischung aus den typischen Highschool-Stereotypen, die gut ankommen, eine ordentliche Portion Humor und Intelligenz. Die Handlung ist also nicht zu platt und auch nicht zu klischeehaft. Lesen. Das ist mein Ernst!

Veröffentlicht am 25.04.2018

Rührend ehrlich und saukomisch!

Jedem Anfang wohnt ein verdammter Zauber inne
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Dieses unterhaltsame Büchlein ist eine Sammlung kurzer, teilweise als Blogbeiträge entstandener Anekdoten über die vielen bizarren Situationen, die Eltern mit ihren Kleinkindern täglich erleben und meistern. ...

Dieses unterhaltsame Büchlein ist eine Sammlung kurzer, teilweise als Blogbeiträge entstandener Anekdoten über die vielen bizarren Situationen, die Eltern mit ihren Kleinkindern täglich erleben und meistern. Die Autorin ist selber Mutter von zwei Kindern und beschreibt mit einem herrlich trockenen Humor ihr Familienleben.

Natürlich fühlt man sich als Leser von einigen Passagen mehr angesprochen als von anderen, doch insgesamt habe ich sehr viel Zeit damit zugebracht, dem Buch eifrig zustimmend zuzunicken und mich zu fragen, woher die Frau das alles über mich und meine Familie weiß. Es steckt sehr viel Wahrheit in diesen Seiten. Und so viel Gefühl. Selten hat ein Buch so starke und unterschiedliche Reaktionen bei mir hervorgerufen. Einmal weint man vor lauter Rührung – und da ist sie, die emotionale Inkontinenz, quod erat demonstrandum – aber schon auf der nächsten Seite lacht man Tränen der Freude.

Ich habe dem Buch auch sehr viel Wissenswertes entnehmen können. Und damit meine ich nicht nur, dass ich endlich weiß, warum die Angry Birds so angry auf die Schweinchen sind, obwohl mich die Unwissenheit darüber schon lange gequält hat. Nein, es gibt beispielsweise auch ein Kapitel über ‚Die deutsche Mutter und ihr erstes Kind‘ aus den 1930er Jahren, das ich mit ungläubiger Faszination und Bestürzung gelesen habe. Doch das Wichtigste, das ich gelernt habe, ist die Tatsache, dass es auch in anderen Familien chaotisch zugeht. Dieser Gedanke ist wirklich tröstlich.

Empfehlenswert ist ‚Jedem Anfang wohnt ein verdammter Zauber inne‘ für alle Eltern und werdenden Eltern. Wer keine eigenen Kinder hat, wird die Situationskomik und das ganze emotionale Wirrwarr, das Eltern durchmachen, nicht wirklich nachvollziehen können.

Veröffentlicht am 25.04.2018

Mit Spaß Zähneputzen!

Der große Zahnputztag im Zoo
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Zähneputzen bei Kleinkindern kann manchmal ein regelrechtes Drama sein. Warum rückt Mama ständig mit der Zahnbürste an? Warum sollte man dann den Mund aufmachen? Wozu überhaupt das ganze Geschrubbe? Das ...

Zähneputzen bei Kleinkindern kann manchmal ein regelrechtes Drama sein. Warum rückt Mama ständig mit der Zahnbürste an? Warum sollte man dann den Mund aufmachen? Wozu überhaupt das ganze Geschrubbe? Das ist ein frustrierender Kampf für geplagte Eltern. Glücklicherweise gibt es ein paar einfache Tricks, um seinen Sprösslingen die Zahnpflege spielerisch und auf ganz subtile Weise näherzubringen. Bilderbücher helfen Kindern generell, den Prozess und die Wichtigkeit des Zähneputzens zu verstehen. Und ‚Der große Zahnputztag im Zoo‘ liefert hierzu eine wirklich witzige Geschichte, bei der allein schon vor Lachen der Mund offensteht (sodass die Zähne geputzt werden können!).

Erzählt wird die Geschichte über Zootiere, die dem Rat des Faultiers folgend keine Zähne mehr putzen. Daher müffelt es im Zoo und keine Besucher kommen mehr. Der Zoodirektor hat die pfiffige Idee, einen Zahnputztag einzulegen. Als Zahnbürste dient Igel Ignaz, dessen Stachelkleid mit Zahnpasta bestrichen wird. So muss Ignaz am Ende einer langen Stange die Zähne der Giraffe putzen oder mit einer Wäscheklammer auf der Nase hinab zum weißen Hai tauchen. Text und Bilder zur Geschichte sind unglaublich lustig. Das ist ein Buch, das man selbst als Erwachsener und nach dem hundertsten Mal Vorlesen noch gerne in die Hand nimmt.

Eine super Zugabe ist außerdem das Poster, auf dem Ignaz Igel noch einmal alle Facetten des Zähneputzens vorführt. Aber vorsichtig beim Heraustrennen! Neugierige Kinderhände können sowohl das Poster als auch den Einband beschädigen. Ist ziemlich fest geklebt. Das Poster gibt es übrigens auch online auf der Verlagsseite zum Herunterladen.