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Franziska19

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 07.08.2018

Ein gut verpackter Ratgeber

Das Café am Rande der Welt
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John ist Manager und ist auf dem Weg in seinen Urlaub, als er mitten in einem Stau stecken bleibt und die Vollsperrung der Strecke wohl noch für Stunden bestehen bleiben wird. Da er seine Mitmenschen in ...

John ist Manager und ist auf dem Weg in seinen Urlaub, als er mitten in einem Stau stecken bleibt und die Vollsperrung der Strecke wohl noch für Stunden bestehen bleiben wird. Da er seine Mitmenschen in der unmittelbaren Umgebung aufgrund vieler missmutiger Gesichter und des vielen Lamentierens nicht aushält, beschließt er den Stau möglichst auf einer anderen Strecke zu umfahren. Schließlich hat er nur eine Woche Zeit, um "seine Batterien wieder aufzuladen".
Doch schon nach einer halben Stunde hat er sich restlos verfahren, der Handyakku ist leer und der Tank seines Autos neigt sich auch noch dem Ende zu. Als er fast am Rande eines Nervenzusammenbruchs steht, sieht er am Ende einer Straße schließlich ein Licht. Er fährt drauf zu und sieht, dass er vor einem einsamen Café gelandet ist: und das fast am Ende der Welt.

Erst da bemerkt John, dass er sehr hungrig ist und beschließt erst einmal im Café etwas zu essen. Viel los ist um die nächtliche Zeit eh nicht. Doch schon der erste Blick auf die Karte verrät - dies scheint kein gewöhnliches Café zu sein. John bestellt ein großes Frühstück und kommt dann im Verlauf der Nacht mit der Kellnerin und auch dem Koch des Cafés in viele kleinere Gespräche. Alle Kontaktaufnahmen drehen sich dabei im wesentlichen um drei Fragen, die auf der Rückseit der Speisekarte vermerkt sind:

Wieso bist du hier?
Hast du Angst vor dem Tod?
Führst du ein erfülltes Leben?

Im Verlauf des Abends erkennt John unterschiedliche Wege und Ansatzpunkte sich mit den Fragen auseinander zu setzen. Angeleitet durch die Beratung der beiden Cafébesitzer. Er stellt dabei fest, dass er seine wahre Bestimmung im Leben anscheinend noch nicht gefunden hat, sondern sein Lebensinhalt mit vielen Dingen gefüllt ist, die ihm eigentlich nicht sonderlich viel bedeutet und ihn eher im Gegenteil auch noch auslaugen - schließlich ist er in den Urlaub gefahren, um sich zu erholen.

Als er am nächsten Morgen das Café wieder verlässt, scheint er ein klein wenig anderer Mensch geworden zu sein. Angefüllt mit den drei Fragen und verschiedenen Optionen sich mit ihnen auseinanderzusetzen begibt er sich wieder auf seinen Rückweg fest entschlossen sein Leben umzugestalten und seinen Existenzgrund bzw. seine wahre Leidenschaft im Leben herauszufinden.

Mich hat dieses Buch sehr begeistert. Ich bin ein Mensch, der seinen ganz eigenen Weg geht, seiner Leidenschaft folgt, auch wenn der Weg manchmal ziemlich steinig und anstrengend sein kann. Dieses Buch hat mich aber darin bestärkt diesem Weg und meinem inneren Kompass weiter zu folgen - das es sich lohnt nach dem individuellen Sinn des Lebens zu folgen. Nebenbei ist es fantastisch geschrieben! Der Autor hätte auch einfach einen Sachratgeber schreiben können, aber dieses Buch lebt von der kurzen Geschichte von John, der angeleitet wird, durch viele Metaphern und bilsprachliche Vergleiche (z.B,; durch eine grüne Meeresschildkröte), den Beginn einer neuen Lebensphilosophie zu entdecken.

Veröffentlicht am 16.07.2018

Wenn den Menschen der Strom abgestellt wird

BLACKOUT - Morgen ist es zu spät
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Für fast alle unsere täglichen Aktivitäten brauchen wir Strom: Morgens um sich zu waschen, die Toilette zu benutzen, zum Frühstück für Tee oder Kaffee und nicht zu vergessen die Lebensmittel, die über ...

Für fast alle unsere täglichen Aktivitäten brauchen wir Strom: Morgens um sich zu waschen, die Toilette zu benutzen, zum Frühstück für Tee oder Kaffee und nicht zu vergessen die Lebensmittel, die über Nacht im Kühlschrank gelegen haben, fürs Radio, um zu tanken und zur Arbeit zu fahren, um Essen zu kochen, um bezahlen zu können, um am Computer arbeiten zu können, sich über das Handy mit Freunden und der Familie auszutauschen oder um abends einfach nur mal das Licht einzuschalten.

Und wenn er fehlt? Dann geht so gut wie nichts mehr...

Genau das hat Marc Elsberg in seinem Science-fiction-Thriller versucht darzustellen. Und das ist ihm auf sehr eindrucksvolle Weise gelungen. Zunächst halten die Menschen noch zusammen und versuchen sich gegenseitig zu helfen. Doch ohne Heizung, hygienische Mindeststandards, Versorgung mit Medikamten und Lebensmitteln werden sie allmäglich zu einem protestierenden Mob, der versucht bestehende Strukturen aufzulösen, um quasi wirklich das Überleben zu sichern. Das Chaos bricht los.
Genau das will die Gruppe erreichen, die für den Stromausfall verantwortlich ist. Dabei nehmen sie auch furchtbare Naturkatastrophen wie Explosionen in Atomkraftwerken in Kauf, die nicht mehr mit dem nötigen Kühlsystem unter Kontrolle gehalten werden können.

Die Regierungen weltweit versuchen dagegen anzukämpfen. Doch dabei herrscht zwischen den Regierungen viel misstrauen und alte Vorurteile bahnen sich wieder ihren Weg an die Oberfläche.

Das Buch offenbart auf wirklich nackte Art und Weise, was ein Stomausfall in der Welt global aber auch individuell bedeuten kann, ist unsere globalisierte Welt doch wirklich davon abhängig. Man kann nur hoffen, dass dies wirklich eine Geschichte bleibt und niemals Realität wird.

Veröffentlicht am 09.07.2018

Ein Roadtrip zu sich selbst

Tschick
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Maik Klingenberg hat es als Jugendlicher nicht leicht: Seine Mutter ist Alkoholikern. Ständig muss er sie irgendwo betrunken einsammeln und nach Hause bringen und einmal im Jahr fährt sie auf ihre so genannte ...

Maik Klingenberg hat es als Jugendlicher nicht leicht: Seine Mutter ist Alkoholikern. Ständig muss er sie irgendwo betrunken einsammeln und nach Hause bringen und einmal im Jahr fährt sie auf ihre so genannte "Beauty-Farm", in Wahrheit eine Entzugsklinik. Sein Vater ist Immobilienmakler, wirtschaftlich nicht besonders gut aufgestellt und hat ein Verhältnis mit seiner Assistentin. Auch in der Schule läuft es für Maik nicht besonders gut. Als Außenseiter ist er verliebt in das beliebteste Mädchen der Klasse, wird jedoch von ihr nicht eines Blickes gewürdigt. Mit seinen vierzehn Jahren versucht Maik sich selbst zu finden, hat dabei aber wenig Orientierung und kann mit seinem Elternhaus und seinen Emotionen nur schlecht umgehen. Die Sommerferien dieses Jahres beginnen für Maik besonders schlimm. Seine Mutter muss wieder einmal eine Kur machen und sein Vater verabschiedet sich auch noch, um mit seiner Assistentin für zwei Wochen auf eine "Geschäftsreise" zu fahren. Doch dann taucht "Tschick" auf: der neue Mitschüler in der Klasse, den auch keiner leiden kann. Zusammen begeben sie sich auf einen Roadtrip in die "Walachei", um Tschicks Großvater zu suchen. Unterwegs müssen sie erfinderisch sein, um an Essen, Geld und Benzin zu gelangen, da Tschick einen Lada kurzgeschlossen hat, mit dem die beiden unterwegs sind. Viele neue Leute treffen die beiden und erleben wohl den Sommer ihres Lebens - bis zu einem Unfall, der ihren Ausflug jäh beendet.

Eine tolle Geschichte über zwei Jungen, die versuchen ihren Weg und sich selbst zu finden und ihrem ich und guter Freundschaft in diesem Sommer ein Stück näher kommen. Zu Recht ist dieses Buch mit dem Preis des Jugendbuches des Jahres ausgezeichnet worden.

Veröffentlicht am 21.06.2018

Ein wunderschönes todtrauriges Buch

Ein ganzes halbes Jahr
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"Ein ganzes halbes Jahr" erzählt die wunderschöne, aber todtraurige Lebensgeschichte von Lousa Clarke und Will Traynor. Will war ein lebensfroher, abenteuerlustiger und erfolgreicher Sprössling einer sehr ...

"Ein ganzes halbes Jahr" erzählt die wunderschöne, aber todtraurige Lebensgeschichte von Lousa Clarke und Will Traynor. Will war ein lebensfroher, abenteuerlustiger und erfolgreicher Sprössling einer sehr wohlhabenden Familie, der sein Leben überalles geliebt hat. Er war beliebt bei Freunden, hatte eine wunderschöne Freundin und nutzte die Freizeit für abenteuerlustige Erlebnisse. Bis zu seinem Unfall. Auf dem Weg zur Arbeit erfasste ihn ein Motorrad - seit diesem Moment ist Will querschnittsgelähmt. Die kraftraubenden Therapien konnten ihm nur minimale Erfolge liefern, sodass Will frustriert sich immer mehr von seinem alten Leben verabschieden muss. Er kann sich selber und sein neues Leben nicht als lebenswert empfinden und beschließt es in der Schweiz beenden zu lassen. An dieser Stelle tritt Louisa Clarke ins Spiel, die von Wills Mutter engagiert wird, um auf ihren Sohn aufzupassen. Louisa dringt nach und nach in die Schichten von Will vor und versucht ihm vor Augen zu führen, wie wundervoll das Leben sein kann - auch mit seinen Einschränkungen. Doch dann erleidet Will wieder einen dramatische Lungenentzündung und möchte für sich danach selbst einen endgültigen Entschluss über sein Leben fassen - nachdem die beiden sich ineinander verliebt und ein ganzes halbes Jahr miteinander verbracht haben.

Dieses Buch zeichnet sich durch wahnsinnig tolle Charaktere und einen sehr gelungenen Schreibstil ein. Beides zusammen führt dazu, dass man wirklich in die Welt von Lou und Will eintauchen kann. Es offenbart die Kluft zwischen dem Wunsch zu Leben und dieses eigenständig beenden zu können. Themen von Gesundheit und Krankheit sowie Lebensqualität werden von den einzelnen Charakteren in all seinen Facetten dargestellt. Ein MUSS der neuen Literatur!

Veröffentlicht am 17.06.2018

Vergangene Fuchsjagd

Im Wald (Ein Bodenstein-Kirchhoff-Krimi 8)
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Oliver von Bodenstein, Leiter des K11 in Hofheim ist seines Jobs müde und möchte Ende des Jahres ein Sabbatical eingehen. Doch bis dahin muss er noch einen äußerst kniffligen Fall lösen. Einen Fall, der ...

Oliver von Bodenstein, Leiter des K11 in Hofheim ist seines Jobs müde und möchte Ende des Jahres ein Sabbatical eingehen. Doch bis dahin muss er noch einen äußerst kniffligen Fall lösen. Einen Fall, der ihn mit seinen Alpträumen aus seiner Kindheit und den früheren Freunden und Bekannten konfrontiert. Dabei rutschen er und sein Team von eine Mordfall in den nächsten: Zuerst verbrennt ein unbekannter Mann in einem Wohnwagen, dann wird eine krebskranke Frau in einem Hospiz erwürgt, der ehemalige Pfarrer scheint nur auf den ersten Blick Selbstmord begangen zu haben, eine Frau in einem Waldhaus wird die Halsschlagader aufgeschnitten und ein Mädchen wird halb tot geschlagen nahe eines Waldparkplatzes aufgefunden. Da bleibt dem Team kaum Zeit Luft zu holen. Doch Oliver hat bei den Ermittlungen den Verdacht, dass die heutigen Todesfall mit seinem verschwundenen früheren besten Freund Artur Berjakov und seinem zahmen Fuchs Maxi zusammenhängen und beginnt die Ermittlung in einem Fall, der schon über 40 Jahre zurückliegt. Wegen seiner eigenen Verstrickungen übernimmt seine Kollegin Pia Sander die Leitung des K11 und hofft immer inständiger auf einen Durchbruch.

Mir hat dieser 8. Fall von Bodenstein und Sander wieder richtig gut gefallen. Eine Mischung aus Spannung pur, verschiedensten Charakteren und Motiven sowie den Abgründen der menschlichen Spezies machen dieses Buch zu einem Kriminalroman der Superklasse. Wer diese Reihe noch nicht kennt, sollte spätestens jetzt einsteigen!