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Veröffentlicht am 08.02.2019

amerikanische Gegenwart mit Western und Krimielementen

Longmire: Bittere Wahrheiten
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Auf diesen Roman war ich neugierig, als ich ihn im Buchhandel entdeckte. Schließlich habe ich alle Folgen der Fernsehserie gesehen und bereits drei Romane in englischer Sprache gelesen. Nun hatte ich Gelegenheit, ...

Auf diesen Roman war ich neugierig, als ich ihn im Buchhandel entdeckte. Schließlich habe ich alle Folgen der Fernsehserie gesehen und bereits drei Romane in englischer Sprache gelesen. Nun hatte ich Gelegenheit, die erste ins Deutsche übertragene Fassung eines Romans dieser Reihe zu lesen soll ich sagen?

Die Handlung ist natürlich eine typische Longmire-Handlung, bei der die Ermittlungen nicht unbedingt im Vordergrund stehen. Selbstverständlich gibt es Tote, selbstverständlich gibt es Verbrechen, selbstverständlich ermittelt der Sheriff nicht nur in seinem Revier, sondern auch im nahegelegenen Reservat, selbstverständlich sind auch amerikanische Ureinwohner, wie man die Indianer seit neuesten nennen solle, hier im Spiel. Aber was der Western der Gegenwart vor allem herrüberbringt und wofür er lesenswert ist, ist die Atmosphäre. Als Kenner des Settings und der Figuren ließ ich mich hineinversetzen in die Welt von Walter Longmire und sein Absaroka County. Lesern, die total auf Krimi fixiert sind, mag die Einführung in diese Welt etwas langatmig wirken. Doch wenn man sich auf den Humor des Autors einmal eingelassen hat, erfüllt einen höchstes Lesevergnügen. Zwar sind die Dialoge im Zuge der Ermittlungen immer ernst und echt, aber stets mit schwarzem Humor gespickt, wenn es um die zwischenmenschlichen Beziehungen geht. Es macht Spaß, dem Gelaber der Leute zu lauschen: Vic, die freche Deputy, Ruby, die alles überblickende Sekretärin, Longmire, der immer schwarz sehende Sheriff, Little Wolf mit seinen Indianerweisheiten. Mhm, ja, das ist so.

Kurz zum Fall. Die Opfer haben offenbar vor wenigen Jahre ein kleines Mädchen missbraucht. Das Urteil aber war wohlwollend für die Täter. Doch wer hatte jetzt die Möglichkeit, die damaligen Täter zu töten? Wer hatte ein so starkes Motiv?

Die Übersetzung war der Vorgabe des Autors angemessen. Die stillen Töne wurden genauso aufgegriffen wie die Actionszenen. Empfehlenswert für alle, die amerikanische Gegenwart mit Western und Krimielementen nicht nicht abgeneigt sind.

Veröffentlicht am 20.12.2018

Was in der Werkstatt Stradivaris im Jahre 1716 beginnt

Tödliche Sonate
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Die Autorin ist Violinsolistin und reist für Konzerte um den gesamten Globus, aber immer wieder auch nach Rom. Der vorliegende Roman ist ihr Debütroman. Wen wundert es, dass das Thema dieses Kriminalromans ...

Die Autorin ist Violinsolistin und reist für Konzerte um den gesamten Globus, aber immer wieder auch nach Rom. Der vorliegende Roman ist ihr Debütroman. Wen wundert es, dass das Thema dieses Kriminalromans die klassische Musik, Stradivaris Violinen und das Business drumherum sind?

Die hochangesehene Inhaberin einer Künstleragentur wird ermordet aufgefunden. Doch wer auf der prominenten Leiter steht, wird auch angefeindet. Sowohl von abgewiesenen Künstlern, von Wettbewerbern, Mitarbeitern und nicht zuletzt von Familienangehörigen. Der Commissario Di Bernardo hat es nicht leicht, zusammen mit seinen Kollegen den Dschungel an Lügen, Intrigen, Wahrheiten und Halbwahrheiten zu lichten.

Was kann der Leser erwarten? Zunächst einen durchaus spannenden Krimi mit interessanten Verwicklungen. Dann einen faszinierenden Regionalbezug zum Schauplatz Rom. Als Kontrast zu den Romanen von Donna Leon eine angenehme Alternative. Die umfangreichen Beschreibungen lassen den Leser durch die Stadt reisen. Als drittes erfährt der Leser sehr viel über das Konzertgeschäft rund um die klassische Musik im Allgemeinen und die Geschichte der Geigenherstellung im Besonderen. Sehr gut gefallen haben mir die historischen Kapitel, die in der Werkstatt Stradivaris im Jahre 1716 beginnen. Sie begleiten die Ermittlungen den gesamten Roman hindurch. Doch der Leser sollte dabei nicht vergessen, dass es sich um einen fiktiven Roman handelt. Auch wenn große Teile der Historie entnommen sind, stimmt deswegen nicht alles, was geschrieben steht. Korsakova stellt dies im Nachwort auch eindeutig klar, weshalb ich unbedingt empfehle, das Nachwort tatsächlich erst nach dem Ende des Romans zu lesen. Mit dem Wissen des Nachworts ist der Krimi vielleicht nicht ganz so spannend, aber nur vielleicht.

Ein Manko allerdings sind die unendlich vielen italienischen Namen. Jede Nebenfigur, und wenn es nur der Briefträger auf der Straße ist, hat einen vollständigen Namen bekommen. Das ist verwirrend und zu viel des Guten.

Trotz allem bietet der Roman spannende und interessante Unterhaltung.


© Detlef Knut, Düsseldorf 2018

Veröffentlicht am 11.11.2018

Krimi mit einem besonderen Pariser Lokalkolorit

Madame Bertin steht früh auf
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Ab nach Paris, dachte ich mir und griff bei diesem Buchtitel und seinem Klappentext zu. Für Kriminalromane im „Miss Marple"-Stil gibt es ja schon eine ganze Reihe von Autorinnen und Autoren, z. B. ermittelt ...

Ab nach Paris, dachte ich mir und griff bei diesem Buchtitel und seinem Klappentext zu. Für Kriminalromane im „Miss Marple"-Stil gibt es ja schon eine ganze Reihe von Autorinnen und Autoren, z. B. ermittelt in Cornwall „Miss Mabel" (Rebecca Michéle) oder am Niederrhein „Kati Küppers" (Barbara Steuten). Wenn der Verlag also einen Krimi als die „Miss Marple von Paris" ankündigt, dann wird er gewisse Erwartungen bei den Lesern wecken. Und diese werden im vorliegenden Roman erfüllt.

Madame Bertin ist Inhaberin einer Bäckereikette in Paris. Sie hat als Bäckermeisterin höchste Ehren erlangt und darf deshalb den französischen Präsidenten im Elysée-Palast beliefern. Doch nun möchte sie sich zur Ruhe setzen und hat die Geschäftsführung an ihren Neffen abgegeben. Plötzlich sieht sie im Haus gegenüber hinter einer Fensterscheibe eine blutige Hand hinabgleiten. Aufgeregt begibt sie sich dorthin, weil sie einen Unfall vermutet. Doch da ist im Hausflur und an dem Fenster nichts zu entdecken. Ihr Anruf bei der Polizei lässt sie jetzt dumm dastehen. Doch nicht mit Madame Berti!. Sie ist fest davon überzeugt, dass in diesem Haus ein Verbrechen geschehen ist. Schließlich weiß sie doch, was sie gesehen hat. Ihr Counterpart von der Polizei ist da ganz anderer Meinung. Die Verwicklungen machen den Roman immer spannender. Dadurch, dass das Setting schon durch den Lieferantenstatus an die Regierungskreise heranreicht, zeigen die verschiedensten Spuren wunderbar auch in diese Richtung. Zudem gibt es ein zwielichtiges Restaurant, in welchem gepokert wird. Die Pokerrunden sind ebenfalls mit hochrangigen Geschäftsleuten und Politikern besetzt.

Das Pariser Lokalkolorit kommt hervorragend zum Vorschein. Man sieht die Wasserpfützen auf den Gehsteigen, man riecht den warmen Gestank der Metro. Paris-Liebhaber werden einen großen Wiedererkennungswert haben, sehr bildreich wird diese Metropole in die Handlung eingebunden. Ebenso bildreich, aber für mich wesentlich zu detailreich und langatmig, sind die Beschreibungen von Kleinigkeiten des täglichen Bedarfs, z. B. der Inhalt eines Kühlschrankes über mehrere Seiten hätte gerne gekürzt werden können, ohne dass der Handlung des Romans damit Schaden zugefügt worden wäre.

Ein gemütlicher und humorvoller Krimi mit einem besonderen Lokalkolorit, der mir sehr viel Spaß gemacht hat.

© Detlef Knut, Düsseldorf 2018

Veröffentlicht am 09.10.2018

Spannung, Humor, Verbrechen

Raues Wetter
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Nun habe ich meinen ersten Spenser-Roman, jedoch nicht meinen ersten Parker-Roman gelesen. Ich muss sagen, er enttäuscht nicht. Im Gegenteil, er macht Lust auf mehr. Im Mittelpunkt dieser Krimireihe steht ...

Nun habe ich meinen ersten Spenser-Roman, jedoch nicht meinen ersten Parker-Roman gelesen. Ich muss sagen, er enttäuscht nicht. Im Gegenteil, er macht Lust auf mehr. Im Mittelpunkt dieser Krimireihe steht der Privatdetektiv Spenser, der in der gleichnamigen 80er-Jahre-TV-Serie von Robert Urich gespielt wird.

Im vorliegenden Roman wird Spenser von einer High Society Lady angeheuert, um bei der Hochzeit ihrer Tochter als Mann an ihrer Seite aufzutreten. Sie selbst war dreimal verheiratet, jeweils mit Millionären, denen sie das Geld aus der Tasche gezogen hat. Die Hochzeit findet auf einer Insel, dem Anwesen ihres dritten Ex-Mannes, statt. Irgendwie hat Spenser kein gutes Gefühl bei diesem Auftrag. Einfach nur als männlicher Begleiter auftreten? Völlig ungewohnt für ihn. Rätselhaft wird es dann aber, als einer seiner Erzfeinde, der Graue Mann, der die Verbrecherszene an der Ostküste beherrscht, ebenfalls als Gast auftaucht. Aber es dauert nicht lange, und es werden tote Wachleute aufgefunden. Zudem wird der frische Schwiegersohn der Lady erschossen und der Graue Mann verschwindet mit der Braut in seinem Hubschrauber. Das war offenbar eine sehr kurze Ehe, die vielleicht gerade mal für eine Erbschaft standhält? Spenser ist neugierig und beginnt zu ermitteln.

Es muss Gründe geben warum die Romane von Parker in TV-Serien verwandelt wurden („Spenser", „Jesse Stone"). Wahrscheinlich weil sie einfach spannend, amüsant und gut sind. Er lässt seine Figuren in sämtlichen Milieus ermitteln und gibt ausreichend privaten Spielraum. Spenser hat immer einen kessen Spruch auf den Lippen. Voller Ironie und Sarkasmus interviewt er die Leute, die er mit Verbrechen in Verbindung bringt. Mit einem spitzbübischen Hintergedanken unterhält er sich aber mit seinen Freunden und Bekannten. Dialoge sind generell die Besonderheit und Stärke in den Parker-Romanen, so auch in diesem. Wenig Erzählstränge, umso mehr wörtliche Rede. Außerdem ist sich Robert B. Parker nicht zu schade für ein gelegentliches Crossover seiner Reihen. So haben seine beiden Protagonisten Jesse Stone und Spenser jede Menge gemeinsame Bekannte.

Ein Roman, mit dem man sich entspannt in den Sessel lehnen und in eine andere Welt abtauchen kann.

© Detlef Knut, Düsseldorf 2018

Veröffentlicht am 08.08.2018

Ein guter Thriller, der noch mehr Potenzial hätte

Am Anfang die Schuld
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In diesem soliden Schottland-Thriller beginnt es fast harmlos. Den Mitgliedern der Sexual Crime Unit (SCU, deutsch umgangssprachlich Sitte) wurde ein Tipp zu einem Bordell gegeben. Sie machen eine Razzia. ...

In diesem soliden Schottland-Thriller beginnt es fast harmlos. Den Mitgliedern der Sexual Crime Unit (SCU, deutsch umgangssprachlich Sitte) wurde ein Tipp zu einem Bordell gegeben. Sie machen eine Razzia. Doch was müssen sie feststellen? Es ist kein Bordell, sie stören eine private Party. Das ist mehr als peinlich. Tony McLean möchte herausfinden, wer den Tipp gegeben hatte und warum seine Einheit in eine Falle gelockt wurde. Doch seine Chefs wollen, dass er die Sache so schnell wie möglich abschließt und alles zu den Akten legt. Ihnen kann das Unter-den-Teppich-kehren gar nicht schnell genug gehen.

Die Story dieses Romans ist gut gebaut. Neben der Haupthandlung um die Ermittlungen der Polizei gibt es in kurzen Kapiteln den Blick auf zwei Täter, die aus nicht erkennbarer Ursache auf einer Mordsreise sind. Daneben nimmt das Privatleben des Protagonisten einen nicht gerade kleinen Teil ein und auch in diesem Part kann sich der Leser auf eine Überraschung freuen. Wie auch in vielen anderen Krimis und Thrillern wird die Arbeit der Ermittler von den unfähigen Kollegen und Vorgesetzten bombardiert. Hier ergibt sich stets die Frage, wann dem Protagonisten endlich der Kragen platzt. Es bleibt spannend. Und schließlich gibt es offenbar einen Zusammenhang der aktuellen Morde mit welchen aus der Vergangenheit. Obwohl eine neu gegründete cold cases Einheit wohl eher dafür geschaffen wurde, um die alten Fälle weiterhin ruhen zu lassen, scheint keiner mit der Verquickung in der Gegenwart gerechnet zu haben.

Ein Roman, der Überraschungen bereithält und bis zum Schluss spannend bleibt. Und doch hat er Passagen, die nicht glaubwürdig sind. Das hat mich am ehesten gestört. Um nicht zu spoilern, werde ich an dieser Stelle nicht zu viel erzählen. Aber das jemand, der ein Messer in der Brust hat, dieses herauszieht und den Spieß umdreht, erscheint abwegig. Ebenso die Methode, wie gemordet wird und das eine Zeugin den Protagonisten beinahe vergewaltigt.

Sehr angenehm hingegen sind dann wieder die privaten Passagen mit Tonys Katze namens Mrs McCatcheons Katze. Ich spüre sie heute noch um meine Beine schnurren.

Ein guter Thriller, der noch mehr Potenzial hätte, wenn die oben genannten Passagen glaubwürdiger wären. Gut unterhalten hat er mich alle mal.


© Detlef Knut, Düsseldorf 2018