„Stell dir vor, dass ich dich liebe“ scheint in den Augen der 16-jährigen Libby Strout weit entfernt. Als sie zehn war, verlor sie überraschend ihre Mutter, anschließend folgten zahlreiche Mobbingattacken und sie wollte ihren Vater durch sein Kochen glücklich machen. Folge dessen, Libby nahm zu, immer mehr, bis sie das Haus nicht mehr verlassen konnte.
Vor drei Jahren musste die Feuerwehr das halbe Haus einreißen um Libby zu retten. Seither gilt sie als Amerikas fettester Teenager. Anschließend folgten Jahre der Diät, psychologische Untersuchungen und Lernen von zu Hause. Heute soll sie zum ersten Mal wieder in die Schule gehen, doch noch immer ist sie dicker als ihre Mitschüler. Doch Libby ist stärker geworden und will sich dem stellen. Doch was geschieht, wenn sie feststellt, dass sie noch immer nicht gewollt wird? Was passiert, als sie erneut zum Mobbingopfer mutiert, trotz der ganzen Erfolge? Und was passiert, wenn der gutaussehende Jack ihr den Kopf verdreht. Vor allem, weil auch er ein großes Geheimnis mit sich herumträgt…
Jennifer Niven ist vielen Lesern durch ihren Roman „All die verdammt perfekten Tage“ bereits ein Begriff. Mit „Stell dir vor, dass ich dich liebe“ beschreibt sie die unglaubliche Liebesgeschichte von zwei Teenagern, die große Probleme haben und sich ihren Weg erst erkämpfen müssen.
Warum habe ich meine Inhaltsangabe eher auf den Bezug von Libby geschrieben und nicht genauso wie der Verlag über Jacks Defizite? Weil ich denke, beide Protagonisten sollten in diesem Werk nicht zu kurz kommen.
Während Libby mit gesundheitlichen, psychischen und Gewichtsproblemen zu kämpfen hat, leidet Jack unter Gesichtsblindheit. Das bedeutet, dass er niemanden wirklich erkennen kann, weder Freunde noch Familie. Er hat sich Merkmale erschaffen, an denen er sie erahnt, doch leider kommt es dennoch zu Verwechslungen. Insbesondere bei seiner Dauer-On-Off-Freundin, die genauso aussieht, wie zig andere Mädchen auf der Highschool. Doch bei Libby ist es etwas anderes, vielleicht liegt es zunächst am Gewicht, doch nach und nach vertraut er sich ihr an und scheint sie als einzige sofort zu erkennen. Sie gibt ihm Sicherheit, und Verständnis.
Die Handlung ist tragisch, romantisch und voller Gefühl aufbereitet worden. Zwischendurch gibt es immer wieder Sequenzen, die zu Tränen rühren und in denen der Leser herrlich mitfiebern kann. Das Thema Mobbing wird super in Szene gesetzt und verarbeitet. Es ist toll, wenn es auch mal positive Aspekte gibt, die zeigen, dass Menschen auch über ihren Tellerrand hinausschauen können. Außerdem ist die Erzählung herrlich logisch und chronologisch aufgebaut. Dennoch schafft es die Autorin spielerisch ein paar Erinnerungen ihrer beider Charaktere einfließen zu lassen und so ihre Persönlichkeit noch zu vertiefen.
Ein Buch, das mich sentimental gestimmt hat!
Mein persönliches Fazit:
Eins weiß ich nach dem Lesen nun genau, ich werde definitiv anders über Leute mit Gewichtsproblemen denken. Denn was genau gibt mir das Recht zu behaupten, dass diese Menschen es nicht verdient hätten, genauso zu leben, wie alle anderen auch. Libby verdeutlicht es, dass sie genauso lieben und tanzen kann, wie alle ihre Mitschüler auch. Sie ist ein toller Mensch und Jennifer Niven hat durch ihre Worte eine hervorragende junge Heldin kreiert. Dabei möchte ich Jack aber nicht außen vorlassen. Denn auch dieser junge Mann hat es nicht leicht. Niemand weiß von seinen Sorgen, denn er möchte niemals zum Gespött seiner Freunde werden. Noch nicht einmal seine Eltern wissen davon. Er verheimlicht es und verstrickt sich selbst in einem Netz aus Lügen. Als er seinen jüngeren Bruder von einer Geburtstagsfeier abholen soll und diesen nicht erkennt, kommt es fast zu einem Eklat, denn Jack wollte das falsche Kind mitnehmen. Auf einer Feier küsst er versehentlich das falsche Mädchen, denn er erkennt seine Freundin nicht. Das hat zur Folge, dass er schwer mit sich zu kämpfen hat. In Libby findet er endlich einen Menschen, mit dem er offen reden kann, denn sie versteht ihn sehr gut. Es ist herrlich authentisch, diese Szenen mitzuerleben und sich ganz auf die Handlung einzulassen.
Mich hat das Buch einfach begeistert, denn es erzählt so viele Ideen, die mich alle mitgerissen und zum Nachdenken animiert haben. Die Charaktere sind fantastisch, die Erlebnisse von Libby und Jack lebendig und glaubwürdig und die Motivation einfach fesselnd und dramatisch. Von mir gibt es eine ganz klare Leseempfehlung und die Vorfreude auf weitere Werke der Autorin.