Kaum sind Irene und Horst Husvig verheiratet, entpuppt sich der Ehemann auch schon als grauenhaftes Scheusal. Noch vor der Hochzeitreise beginnen die ersten Demütigungen. Es wirkt, als hätte Horst nur geheiratet, um sich die Kosten für eine Haushälterin zu sparen. Wenn Irene sich um sein Wohlergehen bemüht, ist für Horst die Welt in Ordnung. Ihre Träume und Interessen tut er als Zeitverschwendung ab. Ihre Entscheidungen zweifelt er an. Zur Realisierung seiner eigenen Interessen breitet er sich immer weiter im Haus aus. Horst merkt gar nicht, dass er damit Irenes Lebensqualität erheblich einschränkt.
Nach vielen Jahren der Qual entsteht mehr oder weniger zufällig ein Plan, Horst „elegant“ loszuwerden, mit Bleizucker.
Die Geschichte ist als Rückblick geschrieben. Somit ist das Ende vorweggenommen. Sara Paborn schreibt aus der Ich-Perspektive so, wie die Gedanken von Irene fließen. So ist man ganz nah an der Geschichte dran, was ich sehr mag. Mir gefallen auch die eingestreuten Zitate. Sie verstärken den ohnehin schon sehr trockenen Humor, der in jeder Zeile mitschwingt.
Irene war mir zunächst sehr sympathisch, vielleicht hatte ich auch Mitleid. Es war dann eine ganze Weile schön zu sehen, wie sich Irene durch das langsame Vergiften von ihrem Ehemann eine neue Freiheit erkämpft und damit auch Stück für Stück ihre Lebensqualität zurück erobert. Mit jedem Plätzchen, das sie nach ihrem Geschmack gestaltet, macht sich mehr Zufriedenheit in ihr breit, ihr Selbstbewusstsein steigt an. Doch im Laufe der Geschichte ist sie mir etwas fremd geworden. Ich konnte nicht so ganz nachvollziehen, warum sie Bleizucker kochen musste, bis alles Blei im Haus verbraucht war. Sie hatte doch gefühlt schon so viel davon, dass sie Horst mehrfach hätte vergiften können. Die Nummer mit dem Gnadenstoß war für mich auch merkwürdig. Den Ehering aufzulösen ist eine Sache, eine Kapsel vergoldetes Zyankali zu basteln, na gut, aber stets und ständig das Ergebnis selbstzufrieden zu betrachten, das war mir etwas zu viel. Ich wusste nicht, ob sie bald Horst oder sich selbst den Garaus machen würde. Auch nach Horsts Tod und ihrem Umzug behält sie die Kapsel, als Trophäe? Sympathisch war mir Irene nur noch dann, wenn sie ihr neues Haus, ihr neues Leben und ihre Zukunftspläne beschreibt.
Insgesamt hat mir diese morbide Story gut gefallen. Die Ehemänner in meinem Umfeld müssen auf der Hut sein, da ich das Buch bestimmt an ihre Frauen verleihen werde. Das hat mir großen Spaß bereitet. Mit einem kleinen Augenzwinkern - niemand sollte seinen Partner wirklich um die Ecke bringen - kann ich die Lektüre „Beim Morden bitte langsam vorgehen“ empfehlen.