June's Wunsch ist es ihr letztes Jahr vor dem Abschluss in Cornwall bei ihrem Onkel zu verbringen. Eine richtige Bindung hat sie zum väterlichen Teil der Familie zwar nicht, aber das soll sich trotz Bedenken ihres Dads nun ändern. Lediglich der Wohnort hat sich von einem kleinen Cottage am See etwas verändert.
Ich muss gestehen, dass mir diese Rezension nicht so einfach fällt und ich wirklich erst am Ende entscheiden werde, wie die Bewertung ausfällt. Ich habe schon das ein oder andere Buch vom Autorenduo Rose Snow gelesen und doch ist dieser Auftakt irgendwie schwierig zu beurteilen.
Gefallen hat mir auf jeden Fall das Setting. Ich konnte fast die salzige Luft riechen, den Wind im Haar spüren und die weiten grünen Landschaften vor meinem inneren Auge erspähen. Auch die Beschreibung von Green Manor, dem kleinen Örtchen in der Nähe oder die malerischen Details der Landschaften oder Sehenswürdigkeiten fand ich einfach zauberhaft.
Die Charaktere haben ihre zwei Seiten. June ist sehr stur, schlagfertig und impulsiv. Sie ist eine treue Seele, aber willensstark. Ich hätte mir nur ein klein wenig mehr von ihrer natürlichen Art gewünscht, wenn einer der Bad Boys in der Nähe ist. Denn dann mutiert sie zu einem kleinen, naiven Mädchen mit Selbstwertproblemchen. Ich habe gerade in Romantasybüchern kein Problem mit dem ein oder anderen Klischee, aber was hier zu viel ist, ist eindeutig zu viel. Mir tat es dann manchmal schon etwas in der Seele weh, wie die Autorinnen June zu einem Dummchen mutieren ließen, wenn einer der zwei schon bekannten Düfte der Männer in ihr Riechorgan flogen.
Dann kommen wir auch gleich zu den Zwillingen Blake und Preston. Beide überaus gutaussehend, überaus muskulös und groß - und mit SO BLAUEN AUGEN. Ich war absolut not amused über diese ständigen Wiederholungen. Bei jeder Begegnung nahmen June sofort blaue Augen in den Bann und ließen sie irgendwie gedankenlos zurück. Der einzige Unterschied zwischen den zwei Herren ist der, dass Blake Kommunikationsprobleme hat, man in ihm aber grundlegend den ehrlicheren und irgendwie trotz Grummeligkeit sympathischeren Bruder war nimmt. Ich mag Blake. Er scheint das Herz auf dem rechten Fleck zu haben und schützt sich einfach. Verständlich bei dem dramatischen Unfall im Jahr vorher.
Während Preston einfach nur hinterhältig ist und falsch wirkt. Da läuft einfach so viel verkehrt im Kopf dieses Kerls. Während Blake selbst für sein Alter reif und etwas abgeklärt ist, wirkt Preston wie ein verzogener Teenager mit Gottkomplex.
Die Nebencharaktere sind schön angerissen. Leider gab es hier ein paar Dinge die einfach so vorhersehbar waren, weil die Hinweise darauf viel zu deutlich waren. Und ich hoffe, dass man im nächsten Teil noch ein bisschen mehr Input bekommt. Lilly, eine neue Schulfreundin von June, wirkt zwar schon etwas plastischer. Der Rest hält sich eher noch im Hintergrund und ich hoffe Band 2 der Trilogie zeigt uns da mehr.
Die Idee der Gabe finde ich grundlegend wirklich toll. Es ist mal etwas neues und ich bin da echt super gespannt drauf wie es weiter geht. Im Auftakt gehen wir einen wirklich langsamen Weg mit June und ich hätte es auch toll gefunden ein wenig mehr erklärt zu bekommen, gerade was ihr plötzliches Training angeht. Sie weiß absolut nichts über die Gabe, schafft es aber sie zu steuern? Etwas unauthentisch. Nichtsdestotrotz stellen wir da Fortschritte fest und auch was die Zwillinge angeht wird ein Geheimnis recht schnell gelüftet.
Was die Handlung drum herum angeht, muss man sich echt ein bisschen locker machen, denn hier wurden die ganz großen Klischees raus geholt. Vom mittelständischen Mädchen in eine Prinzessin verwandelt, überhäuft mit Kleidern, vorgeführt auf einem Ball mit Umstyling einer französischen Visagistin... Und und und... Das muss man echt mögen. Für mich war es so teils teils. Manches ist ganz liebevoll, weil der Onkel sich halt so freut, aber der Umfang der Beschreibungn gerade von den weniger wichtigen Details ist da schon etwas viel.
Die sonst sehr flüssige Schreibweise, die lockeren witzigen Dialoge und frechen Wortspielereien haben mir da viel gerettet. Das Hin und Her mit zwei blauäugigen Bad Boys und deren intensiver Anziehungskraft, und die leider wenig spannungsgeladene Handlung haben das eher etwas flacher gehalten. Das Buch hatte seine tollen aufregenden Momente und ich bin trotzdem neugierig, wie es weiter geht und ob Rose Snow mich noch richtig mitreißen kann. Denn Potenzial ist gegeben!
Aber ganz überzeugen konnte der erste Teil dann leider nicht wirklich. Ich wäre aber gespannt auf den zweiten. Ihr seht, es ist ein Hin und Her und jeder muss selbst entscheiden, ob es ein paar Lesestunden wert ist.