Cover-Bild Das Echo der Bäume
22,00
inkl. MwSt
  • Verlag: btb
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: allgemein und literarisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 320
  • Ersterscheinung: 19.03.2018
  • ISBN: 9783442756346
Sara Nović

Das Echo der Bäume

Roman
Judith Schwaab (Übersetzer)

„Ana, hör mir zu. Wir werden ein Spiel spielen, Okay? Alles, was du tun musst, ist, ganz nah bei mir zu bleiben, sehr nah. Wenn ich dann in die Grube falle, lässt du dich auch fallen. Mach einfach die Augen zu und halte deinen Körper ganz gerade. Aber es funktioniert nur, wenn wir beide genau im selben Moment fallen. Hast du verstanden?“ Dies sind die letzten Worte, an die sich die 10-jährige Ana erinnert, als sie vom Waldboden aufsteht. Sie hat durch einen Trick überlebt, doch ihr Vater und ihre Mutter sind tot. Es ist 1991, in der Nähe von Zagreb, in einem Land, in dem Nachbarn zu Feinden geworden sind. Ana gelingt die Flucht nach Amerika, zusammen mit ihrer kleinen Schwester Rahela, die noch ein Baby ist. Rahela wächst sorglos heran, doch Ana kann nicht vergessen. Bis sie eines Tages beschließt, zurückzukehren in das heutige Kroatien, an den Ort, der für sie noch immer voller Wunder ist und der einmal ihre Heimat war …

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.08.2018

Authentisch und gefühlvoll

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Vielen Dank an das Bloggerportal und an den btb Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars, was aber in keiner Weise meine Meinung beeinflusst.

Mein Eindruck:

Zitat (S. 33)
„Als Begleiterscheinung ...

Vielen Dank an das Bloggerportal und an den btb Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars, was aber in keiner Weise meine Meinung beeinflusst.

Mein Eindruck:

Zitat (S. 33)
„Als Begleiterscheinung der modernen Kriegsführung hatten wir das besondere Privileg, uns die Zerstörung unseres Landes im Fernsehen anschauen zu können.“

Ich möchte gleich am Anfang erwähnen, dass die Autorin mit diesem Buch absolut nicht wertend in Bezug auf die Nationalitäten der sich damals bekriegenden Seiten ist. Die Autorin gibt in ihrem Buch lediglich mit ein paar Fakten und einer Geschichte, die so hätte passieren können, einen kleinen Einblick in den damaligen Krieg. Was, wie ich finde, ihr sehr gut gelungen ist.

Ich habe das Buch vorgestern beendet und ich muss zugeben, ich bin immer noch sehr aufgewühlt von Anas Geschichte. Eine Geschichte über eine Kindheit, die überschattet ist von Krieg, Hunger, Tod und Verlust. Aber es ist auch eine Geschichte über eine Studentin, die nach einem Vortrag in New York auf der Suche nach ihren Erinnerungen, dem Heimatgefühl und einer Freundschaft ist.

Sara Novic führte mich mit ihrem gefühlvollen Schreibstil auf sanfte Art und Weise durch das Buch und ich war erstaunt, wie schnell ich durchgelesen hatte. Die Seiten flogen nur so dahin, so sehr hat mich das Buch von der ersten Sekunde an gefesselt. Hat mich mit nach Zagreb gezogen und mir gezeigt, wie es für ein Kind sein kann in einem Kriegsgebiet zu leben, ihn hautnah zu erleben und um sein Leben kämpfen zu müssen. Durch die bildlichen „Effekte“ des Schreibstils sah ich selbst jeden einzelnen Stein auf dem Boden, jeden Keller und jeden Baum so deutlich vor mir, als ob ich selbst dabei gewesen wäre und durch Zagrebs Straßen lief oder durch das „Geheimhaus“.

Ana mochte ich von Anfang an. Ein Mädchen voller Lebensfreude, das gerne mit ihrem besten Freund Luka Fußball spielt, mit dem Rad durch Zagreb fährt und ihre kleine Schwester Rahela abgöttisch liebt. Die Autorin hat Ana so viel Leben eingehaucht, das man das Gefühl hatte, man geht mit ihr gemeinsam zur Schule, fährt mit ihr Fahrrad oder sitzt im Auto neben ihr, als sie mit ihren Eltern nach Sarajevo fährt. Dadurch fiel es mir nicht schwer, mich in sie hineinzuversetzen, mich mit ihr zu freuen, mit ihr gemeinsam wütend zu sein oder in ihren schwersten Stunden mit ihr zu weinen. Ab und an kam natürlich auch der Mutterinstinkt hoch und ich hätte sie dann am liebsten in den Arm genommen und getröstet und ihr gesagt „sve ce biti u redu“ – es wird alles wieder gut. Unabhängig davon, ob sie 10 Jahre alt ist oder auch schon 20 und nachts nicht schlafen wollte, weil sie Angst vor den immer wiederkehrenden Alpträumen hatte.

Aber nicht nur Ana wurde mit viel Liebe dargestellt, sondern auch Luka, Anas bester Freund und auch Anas Eltern. Sie waren mir alle sehr sympathisch und ich schloss sie genauso schnell wie Ana in mein Herz. Man fühlte sich, als ob man mit zur Familie gehörte und mit ihnen am Tisch saß.

Dadurch, dass die Autorin mitunter serbokroatische Wörter und Begriffe miteinfließen hat lassen, hat es das Buch für mich noch authentischer gemacht. Das Cover und der Titel sind absolut passend zum Buch und gut gewählt. Ich finde, es spiegelt die Stimmung des Buches perfekt wider.

Fazit:
Ein wundervolles Buch über ein Mädchen, dass sehr schnell erwachsen werden musste und sich später auf die Suche nach Erinnerungen und sich selbst begibt, um endlich abschließen zu können. Ein authentisches und gefühlvolles Buch, das man gelesen haben sollte und daher eine absolute Leseempfehlung von mir.

Veröffentlicht am 03.04.2018

Der Widerhall einer zerstörten Kindheit

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„Ich hatte mir gewünscht, dass er ebenso empört sein würde wie ich, doch ich wusste auch, dass die Schuld der einen Seite am Ende nicht die Unschuld der anderen beweisen konnte.“


Inhalt


Mit 20 Jahren ...

„Ich hatte mir gewünscht, dass er ebenso empört sein würde wie ich, doch ich wusste auch, dass die Schuld der einen Seite am Ende nicht die Unschuld der anderen beweisen konnte.“


Inhalt


Mit 20 Jahren studiert die Kroatin Ana Jurić an einer Universität in Amerika, sie lebt mittlerweile seit 10 Jahren in den USA und versucht nun im jungen Erwachsenenalter ihre traumatische Kindheit zu verarbeiten. Durch ein Hilfsprogramm der UNO konnte sie damals mehr durch glückliche Zufälle und Bekanntschaften dem serbischen Bürgerkrieg entfliehen und gemeinsam mit ihrer jüngeren Schwester Rahela dem Gemetzel in ihrer Heimat entkommen. Doch anders als Rahela, die damals noch ein Baby war, weiß Ana sehr genau, welche Hölle sie hinter sich gelassen hat. Verschanzt hinter Baracken, den Tod stets vor Augen, bewaffnet bis unter die Zähne und nur mit Cleverness, Schnelligkeit und Glück lies sich der Tag überleben. Nun möchte sie zurück, um die Menschen, die einst ihre Freunde und Ersatzfamilie waren, aufzusuchen und sie muss sich der bitteren Wahrheit stellen, dass ihre Eltern irgendwo verscharrt in einem Massengrab liegen, dem sie selbst nur durch einen gefährlichen Schachzug entkam …


Meinung


Die junge kroatischstämmige Autorin Sara Nović, setzt sich in ihrem Debütroman mit einem grausamen Kapitel des Nah-Ost-Konfliktes auseinander – mit dem jugoslawischen Bürgerkrieg zwischen Serben und Kroaten, der zu Beginn der 90-iger Jahre tobte und wie jede kriegerische Auseinandersetzung eine Vielzahl unschuldiger, ziviler Opfer forderte. Dabei geht sie ganz gezielt auf das Empfinden eines Kindes ein, welches einerseits abhängig von den Entscheidungen der Eltern ist, andererseits aber gezwungen wird, sich allein durchzuschlagen in der Gewissheit, dass es die eigene Familie nicht mehr gibt.


Die gewählte Ich-Perspektive der Erzählerin lässt das Geschehen umso dramatischer und vernichtender wirken. Sehr geschickt werden dabei die Vorfälle in verschiedenen Kapiteln verpackt. Der Leser lernt Ana deshalb auch in drei Lebensphasen kennen: als kleines Mädchen in Kroatien direkt im Krieg, als erwachsene Frau in der modernen amerikanischen Welt und letztlich als Suchende zurück in der zerstörten doch kriegsberuhigten Heimat. Die Vielfalt des Romans beruht auf einem emotionalen Erzählton, der mehr reflektiert und beschreibt, welche Belange das Individuum durchlebt und welche Schäden die Seele trägt, die der Willkür eines totalitären Staates ausgeliefert ist.


Immer durchlebt man die Gefühlswelt der Protagonistin aus einem Blickwinkel, der sehr tief reicht, selbst wenn das große Ganze ausgeblendet wird. Dadurch wirkt das Buch zunehmend bedrückend und schwermütig. Denn schnell wird klar, das eine ehrliche, unkomplizierte Gestaltung der Gegenwart unmöglich ist, solange die Schatten der Vergangenheit immer noch die Gedanken umklammern.


Fazit


Ich vergebe gute 4 Lesesterne für diesen intensiven, schonungslosen Roman, der gleichermaßen das Porträt einer verletzten Menschenseele ist, wie die historische Auseinandersetzung mit einem Staatenkonflikt und seinen weitreichenden Folgen. Die Thematik Hilflosigkeit, sinnloses Töten und Traumatisierung wird perfekt inszeniert, doch man muss sie als Leser auch aushalten können, muss innerlichen Abstand gewinnen, um nicht ebenso wie die Protagonistin die Schrecken an sich heranzulassen. Ein lesenswerter Debütroman, voller Emotionen, aus persönlichem Blickwinkel betrachtet, der eine Lücke in der belletristischen Landschaft schließt, weil er sich so aktuell und präsent zeigt.