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Veröffentlicht am 11.08.2018

Krankenhäuser als Todesurteil

Der Horror der frühen Medizin
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Jahrhundertelang haben Ärzte sich bei ihren Behandlungen auf ihr Glück verlassen müssen. Die Betäubung gab es nicht und so war Schnelligkeit alles, was ihnen zumindest das erste Gelingen einer OP garantierte. ...

Jahrhundertelang haben Ärzte sich bei ihren Behandlungen auf ihr Glück verlassen müssen. Die Betäubung gab es nicht und so war Schnelligkeit alles, was ihnen zumindest das erste Gelingen einer OP garantierte. Als dann der Äther eingeführt wurde, erleichterte das zwar ihre Arbeit, aber trotzdem starb ein Großteil der Patienten hinterher an Wundbrand. Warum? Joseph Lister lässt diese Frage nicht los. Belächelt und verhöhnt gibt er nicht auf und mit neuesten, ebenfalls verlachten, Methoden kommt er dem Grund des Massensterbens auf die Spur, doch das ist erst der Anfang.

Der Beginn der Medizin und Krankenhäuser wie wir sie heute kennen. Hochspannend hat Lindsay Fitzharris eine mitreißende Biografie eines großen Arztes und Wissenschaftlers geschrieben, aber auch ein Stück Medizingeschichte aufgearbeitet. Joseph Lister mag die entscheidende Wende in der Chirurgie geschafft haben, aber er war nicht allein. Er stand mit bekannten Wissenschaftlern wie Pasteur in Kontakt, profitierte von unzähligen wissenschaftlichen und technischen Errungenschaften seiner Zeit, zuallererst von seinem Vater, der aus der Spielerei des Mikroskops ein unverzichtbares Instrument für die Forschung entwickelte. Viele geniale Geister trafen hier – wissentlich oder unwissentlich – zusammen und wurden von Lister zum entscheidenden Durchbruch katalysiert. Die Ignoranz und Selbstherrlichkeit der Kollegen war das zweite entscheidende Hindernis, das zu überwinden er die zweite Hälfte seines Lebens brauchte.

Der reißerische Titel und das Cover, das an einen billigen Kriminalroman erinnert – rücken das Buch in ein völlig falsches Licht. Hier liegt eine brillante, fundierte Biografie vor, die man nicht aus der Hand legen will. Ein ausführlicher Anmerkungsapparat gibt noch viele weitere Hintergrundinformationen und verlockt zu weiterer Lektüre.

Der einzige Wermutstropfen sind die fehlenden Bilder. Es ist wirklich schade, dass völlig auf Bildmaterial verzichtet wurde. Lister in verschiedenen Lebensstadien, seine Frau, seine Lehrer, Bilder von alten Krankenhäusern oder ähnliches hätten das Buch noch einmal aufgewertet.

Fazit: Eine spannende Biografie, die sich nicht aus der Hand legen lässt! Ein Stück Medizingeschichte und ein großartiges Zeitporträt! Eine klare Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 11.08.2018

Ein Riss im Weltall und Drachen im Garten

Der Riss im Raum
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Seit ihrer Rückkehr von Camazotz kränkelt Charles Wallace. Eine Mitochondritis vermutet die Mutter und versucht verzweifelt ihm zu helfen. Doch sie ist dabei allein: Ihr Mann wurde nach Washington gerufen, ...

Seit ihrer Rückkehr von Camazotz kränkelt Charles Wallace. Eine Mitochondritis vermutet die Mutter und versucht verzweifelt ihm zu helfen. Doch sie ist dabei allein: Ihr Mann wurde nach Washington gerufen, da beunruhigende Beobachtungen im All gemacht wurden. Ob es einen Zusammenhang mit Charles Wallace Krankheit gibt? Der geheimnisvolle Blajeny behauptet es und schickt Meg, Calvin sowie den Cherubim Progo auf eine unglaubliche Missionen: drei Prüfungen müssen sie bestehen, um schließlich in Charles Wallace Körper die Ordnung von Makro- und Mikrokosmos wieder herzustellen.

Eine absolut außergewöhnliche Geschichte, die von der ersten bis zur letzten Seite fesselt. Der einzige Kritikpunkt ist, dass sie mit 200 Seiten ein viel zu kurzes Lesevergnügen bietet. Noch das Doppelte wäre zu wenig gewesen. Die Geschichte selbst ist in sich stimmig, es fehlt nichts, kein Wort zu wenig, keines zu viel – und doch möchte man dieses wunderbare Abenteuer gar nicht abschließen. Selten ein so brillantes, anspruchsvolles und gut durchdachtes Fantasybuch in Händen gehalten, das Philosophie, Religion, Wissenschaft und Phantasie miteinander verwebt. Ich liebe die Bücher von Madeleine L’Engle! Ihre Vielschichtigkeit und Tiefe ist bei jeder einzelnen Lektüre ein pures Lesevergnügen und immer wieder fällt einem etwas Neues auf. Eine klare Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 11.08.2018

Gefahr für den Olymp

Percy-Jackson-Schuber (Percy Jackson)
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Percy ist ein ganz normaler Zwölfjähriger – nun ja, solange Zwölfjährigen ständig ein derartiges Chaos veranstalten, dass sie permanent von der Schule fliegen. Doch dann erfährt er den Grund für die seltsamen ...

Percy ist ein ganz normaler Zwölfjähriger – nun ja, solange Zwölfjährigen ständig ein derartiges Chaos veranstalten, dass sie permanent von der Schule fliegen. Doch dann erfährt er den Grund für die seltsamen Zusammenstöße: er ist der Sohn Poseidons, ein Halbgott. In Camp Half-Blood soll er lernen seine Kräfte zu beherrschen. Kaum hat er sich daran gewöhnt, dass sein Lehrer ein Zentaur und sein bester Freund ein Satyr ist, steht er schon vor dem nächsten Problem: Zeus wurden seine Blitze gestohlen und er macht Percy dafür verantwortlich. Dass das erst der Beginn seiner Probleme ist kann Percy nicht einmal ahnen.

Ein atemberaubendes, geniales und absolut schräges Fantasyabenteuer, das sich gar nicht aus der Hand legen lässt. Die griechischen Götter waren noch nie so modern und noch nie so sehr sie selbst. Die perfekte Mischung und ein rasantes Leseerlebnis. Jedes Buch möchte man auf der letzten Seite sofort wieder von vorne anfangen. Selten ein Buch in Händen gehabt, das einen solchen Sprachwitz (es verliert auch in der deutschen Übersetzung nichts), mythologische Fakten und unterhaltsame Abenteuer zu einem so originellen, einzigartigen Werk vereint. Hut ab vor dem Talent Rick Riordans! Ein Jugendbuch, in der Ich-Perspektive, das männliche wie weibliche Leser in ihren Bann zieht und dabei sprachlich immer niveauvoll bleibt ohne an Glaubwürdigkeit zu verlieren.

Die Percy-Jackson-Penthalogie ist an sich bereits ein einmaliges Leseerlebnis. Die Ausgabe als Hardcover-Buchbox ist zudem ein Blickfänger im Regal und liegt gut in der Hand. Nicht zu unterschätzen ist, dass man sofort zum nächsten Band greifen kann, wenn der vorhergehende ausgelesen ist.

5 Sterne für eines der genialsten Fantasyabenteuer, das ich je gelesen habe! Percy Jackson muss man kennen. Man wird die griechischen Götter nie wieder vergessen – und dabei auch noch einmaliges Mythenwissen verinnerlichen. Die Reihe muss griffbereit bleiben – ein Reread ist unumgänglich. Eine Leseempfehlung ist zu wenig. Percy Jackson ist Pflichtlektüre!

Veröffentlicht am 11.08.2018

Mystery vom Feinsten

Wen der Rabe ruft
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Blue hat es nicht einfach: Als einzige Nicht-Begabte in einem Haus voller Wahrsagerinnen aufzuwachsen ist nicht leicht. Ihr Talent beschränkt sich darauf, die Gabe der anderen zu verstärken. Doch an diesem ...

Blue hat es nicht einfach: Als einzige Nicht-Begabte in einem Haus voller Wahrsagerinnen aufzuwachsen ist nicht leicht. Ihr Talent beschränkt sich darauf, die Gabe der anderen zu verstärken. Doch an diesem Markustag, dem Tag der Toten des folgenden Jahres, ist alles anders. Zum ersten Mal sieht sie einen Geist: Gansey. Ist er nun ihre große Liebe oder wird sie ihn töten? Laut ihrer Tante Neeve sind das die einzigen Gründe, weshalb sie ihn sehen konnte. Da Gansey zu der snobistischen Aglionby-Academy gehört, sie Blue keine Gefahr, doch schon kurze Zeit später ist sie Teil der mystischen Ereignisse rund um die Leylinien, einen walisischen König und einen alten Mord.

Ein Fantasyroman der Sonderklasse. Statt banaler Romantasy erwartet den Leser eine mystische Geistergeschichte, mit packendem Gruselfaktor und fesselndem Stil. Um Längen besser als ihre erste Trilogie hat Maggie Stiefvater mit den „Raven Boys“ eine Reihe vorgelegt, die von der ersten bis zur letzten Seite überzeugt, überrascht und völlig anders ist.

Ich war sofort gefesselt. Keine Schablone, kein banales Romantasy-Motiv zerstört die meisterhaft aufgebaute Schauergeschichte. Jeder Charakter hat mein Herz erobert. Jeder ist ungewöhnlich, originell und so einzigartig mit so viel Stil, dass ich ihn nie wieder vergessen werde. Mystik wird mit Kriminalelementen verwoben, walisische Sagenmotive mit Esoterik, Geister mit Märchen – dabei kommt ein hochspannendes und dabei fast leises Buch heraus, das einen besonderen Platz bei mir einnimmt.

Die Sprache hat mich am meisten überrascht. So poetisch und fast literarisch, dass ich überwältigt bin. Das verleiht der ganzen Geschichte ein einmaliges Flair und unterstützt den Gänsehautfaktor der Schauergeschichte. Man sieht: Auch heute ist es möglich Bücher für Jugendliche zu schreiben ohne umgangssprachlich, flach oder ordinär zu werden.
Diese Reihe werde ich noch öfter zur Hand nehmen. Für mich ein absolutes Lieblingsbuch!

Veröffentlicht am 11.08.2018

Ein mitreißender Briefroman

Deine Juliet
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London in den späten vierziger Jahren: Juliet ist dabei sich aus den Trümmern, die der Krieg hinterlassen hat ein neues Leben aufzubauen. Ihre erfolgreiche Kriegskolumne tritt gerade ihren Siegeszug in ...

London in den späten vierziger Jahren: Juliet ist dabei sich aus den Trümmern, die der Krieg hinterlassen hat ein neues Leben aufzubauen. Ihre erfolgreiche Kriegskolumne tritt gerade ihren Siegeszug in Buchform an und Juliet will ein neues Buch schreiben. In ihre Schreibblockade platzt plötzlich ein Brief von den Kanalinseln: Dawsey Adams hat ein Buch erworben, das vorher ihr gehörte. Zwischen ihnen beiden entspinnt sich ein Briefwechsel, der ihre Neugier auf das kleine Dorf weckt, das die deutsche Besatzung mit Kartoffelschalenauflauf und einem spontanen Buchclub überstand. Hals über Kopf packt Juliet ihre Koffer und will die ungewöhnlichen Menschen persönlich kennenlernen.

Die Inhaltsangabe kann nicht einmal ansatzweise der Einzigartigkeit und dem Witz dieser Geschichte gerecht werden. Von der ersten Zeile an sind die Charaktere lebendig und treffen den Leser ins Herz. Die düstere Kulisse der ersten Nachkriegszeit und die immer wieder präsent werdenden Kriegsmomente sind erschütternd, aber so geschickt eingebaut, dass die Geschichte humorvoll und leicht bleibt, ohne den Krieg zu verharmlosen, zu verkitschen oder zu verdrängen. Einmalig schafft es die Autorin einen lockerleichten, urkomischen und romantischen Briefroman zu schaffen, der mit seinen ernsten, historischen und tragischen Anklängen eine faszinierende Komplexität erreicht. Jeder einzelne Charakter wächst einem ans Herz. Dass die Briefform für diese außergewöhnliche Geschichte gewählt wurde, verleiht dem Buch einen besonderen Reiz und gibt einen einzigartigen Einblick in jeden einzelnen Charakter.

Wenn meine Superlativwahl es noch nicht verraten hat: Dieses Buch ist für mich eines der besten, das ich je gelesen habe! Ein heiterer Roman, eine romantische Geschichte und viel mehr. Eine klare Leseempfehlung!