Profilbild von tinstamp

tinstamp

Lesejury Star
offline

tinstamp ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit tinstamp über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.09.2018

War mir zu skuril und hatte zu wenig Spannung

Der letzte Sterz
0

"Der letzte Sterz" (Sterz bezeichnet eine Zubereitungsart einfacher Gerichte in kleinbröckeliger Form aus Buchweizenmehl, Maisgrieß, Roggenmehl, Weizengrieß, Kartoffeln oder Bohnen, die in Bayern, Österreich, ...

"Der letzte Sterz" (Sterz bezeichnet eine Zubereitungsart einfacher Gerichte in kleinbröckeliger Form aus Buchweizenmehl, Maisgrieß, Roggenmehl, Weizengrieß, Kartoffeln oder Bohnen, die in Bayern, Österreich, Kroatien und Slowenien verbreitet ist) ist bereits der dritte Fall rund um die Kommissare Hawelka und Schierhuber, aber mein erster der Reihe.
Der Krimi ist auch erstmals im Emons Verlag erschienen, die beiden Vorgänger im Haymon Verlag. So erkennt man nicht gleich auf den ersten Blick, dass es sich hier um eine Reihe handelt. Aber keine Bange - man kann Band 3 getrost auch alleinstehend lesen.

Der Mordfall, der die beiden schrägen Polizisten nach Stainz in die Weststeiermark katapultiert, ist äußerst spektakulär. Statt der Statue des Erherzog Johanns steht eine Betonfigur, die dem Stainzer Herwig Mitteregger ähnelt auf dessen Sockel. Tatsächlich steckt darin die Leiche des besagten Mannes. Unterhalb wurde der Satz "Nicht Johann sollst du ehren, sondern Leuthold" mit Blut draufgeschmiert. Der Tote war im Ort nicht wirklich beliebt und so gestaltet sich die Suche nach dem Täter etwas schwierig. Gründe Mitterhuber zu töten hätten so einige. Doch Hawelka und Schierhuber stoßen auf eine Wand des Schweigens, denn die Einheimischen wollen nicht wirklich etwas mit "den Weanern" zu tun haben. Dabei ist Schierhuber genauso maulfaul, wie die ansäßigen Weststeirer. Wie kommen die beiden Polizisten nur dem Täter auf die Spur? Ist es ein Racheakt an Mitterhuber ? Oder am Bauunternehmer Gautsch, der demnächst die Region zu einem steirischen Disneyland umfunktionieren möchte ? Aber auch der Kommunist ist einer der Verdächtigen.....

Der Kriminalfall plätschert vor sich hin und nicht nur Hawelka und Schierhuber treten auf der Stelle, sondern auch mir geht es beim Lesen der Geschichte nicht wirklich anders. Die Spannung hält sich in Grenzen und kommt erst zum Showdown...genau am heiligen Abend. Das Ende fand ich dann wiederum zu überspitzt und unglaubwürdig.

Einiges an Gesellschaftskritik hat der Autor humorig verpackt, was mir sehr gut gefiel. Besonders gelungen fand ich auch die Gegenüberstellung der Einheimischen zu den aus Wien angereisten Polizisten. Dabei sind Schierhuber und Hawelka gar keine Wiener, sondern sind aus dem nördlichen Niederösterreich, dem Waldviertel, nach Wien in die Zentrale gewechselt. Das Lokalkolorit spielt hier eine große Rolle.

Gefallen hat mir auch die sehr facettenreiche Personenbeschreibung der einzelnen Figuren. Sie sind köstlich in Szene gesetzt und sehr lebendig beschrieben. Hier sticht vorallem Herta, das allwissende Auskunftsbüro in Wien, heraus.
Aber leider wurde ich mit dem Schreibstil von Günther Pfeifer nicht wirklich warm. Er schreibt humorvoll, seine Charaktere sind dabei ziemlich überspitzt. Es lag auch nicht am Dialekt, denn so viel Unterschied zwischen den Dialekten in der Steiermark und dem westlichen Niederösterreich gibt es nicht. Totzdem hatte ich Mühe in die Geschichte zu kommen und dranzubleiben.

Ich denke ich sollte in Zukunft doch meine Finger von humorvollen Krimis lassen und mich mehr dem blutigen Genre widmen.....

Fazit:
Für mich leider kein Pageturner und auch kein wirklich herausragender Krimi. Mir fehlte es an Spannung und die Geschichte war mir teilweise zu skuril. Hingegen punkten Charakterbeschreibung, Humor und die versteckte Sozialkritik. Wer humorige Krimis mit viel Lokalkolorit schätzt, kann zugreifen. Ich werde wohl wieder vermehrt zu Psychothriller oder Blutigem greifen....

Veröffentlicht am 24.08.2018

Späte Rache

Die Stunde des Opfers
0

Barbara Wendelken hat unter einem neuen Pseudonym (Anna Carls) einen weiteren Krimi im Piper Verlag herausgebracht. Ich habe von ihr bereits "Ihr einziges Kind" gelesen, das mich damals richtig begeistern ...

Barbara Wendelken hat unter einem neuen Pseudonym (Anna Carls) einen weiteren Krimi im Piper Verlag herausgebracht. Ich habe von ihr bereits "Ihr einziges Kind" gelesen, das mich damals richtig begeistern konnte. Diesmal bin ich leider nicht so euphorisch. "Die Stunde des Opfers" ist zwar spannend, aber ich fand doch einige Kritikpunkte.

Rebekka Windmöller ist alleinerziehende Mutter der 2-jährigen Amelie und seit wenigen Monaten mit dem Biologen Dr. Jamal Aziz liiert. Dieser verschwindet jedoch von einem Tag auf den anderen und ist nicht mehr zu erreichen. Bald ist klar, dass Rebekkas Freund nicht der wahre Dr. Jamal Aziz ist, der an der Hochschule unterrichtet. Doch wer steckt hinter Rebekkas großer Liebe? Vorallem wo ist er? Und wer schreibt Rebekka weiterhin Nachrichten auf ihr Handy? Als eine weibliche Leiche auf ihrer Terrasse liegt, gerät sie bald selbst unter Verdacht....und es bleibt nicht die letzte Leiche.

Der Krimi ist richtig spannend und voller überraschender Wendungen, jedoch fand ich einige Logikfehler, sowie manche zu konstruierte Handlungsweisen. Auch die Charaktere waren mir nicht wirklich sympathisch, daran sollte es aber nicht scheitern...
Rebekka war mir einfach viel zu naiv. Obwohl alles darauf hinweist, dass Jamal ein Betrüger und vielleicht sogar ein Mörder ist, bleibt er für sie die große Liebe. Sie ist zu impulsiv, bringt andere Menschen in ihrem Umkreis in Gefahr und obwohl immer wieder jemand in ihr Haus schleicht, wechselt sie das Türschloss nicht aus.

Auch das Ermittlerteam war mir nicht wirklich sympathisch. Kommissar Adrian Sandersberg ist ein Einzelkämpfer und bezog sein Team in keinster Weise bei den Ermittlungen mit ein. Kollegin Diana war für mich nicht greifbar und auch seine junge Praktikantin Kaatje blieb blass. Die Charaktere wurden meiner Meinung nach viel zu oberflächlich dargestellt. Auch Sexszenen brauche ich in einem Krimi nicht wirklich und schon gar nicht in der Konstellation, wie in dieser Geschichte. Mehr kann ich jetzt nicht dazu sagen, sonst würde ich spoilern.

Gestört hat mich ebenfalls, dass es keine richtigen Abgrenzungen, wie Absätze oder Sternchen etc. gab, die mir angezeigt hätten, dass man in der nächsten Zeile aus der Sicht einer anderen Figur liest. Rebekkas Sicht wird zwar aus der Ich-Perspektiver erzählt und alle anderen Charaktere in der 3. Person, jedoch ist man oft einfach im Lesefluss und bemerkt erst nach einigen Zeilen, dass man über jemand anders liest, als zwei Zeilen zuvor.

Meine 2 1/2 Sterne gibt es hier für den wirklich interessanten Plot, die hohe Spannungskurve und einigen überraschenden Wendungen. Die Figuren hingegen waren mir zu blass. Ebenso fand ich das Ende nicht ganz schlüssig...vorallem warum sich der Täter erst nach 30 Jahren rächt. Schade!

Schreibstil:
Anna Carls/Barbara Wendelken schreibt sehr temporeich und sie versteht es perfekt falsche Fährten zu legen. Diesmal gefielen mir aber leider die Charaktere nicht wirklich, die mir zu sehr an der Oberfläche kratzten. Ich weiß jedoch, dass die Autorin dies beherrscht und hoffe im nächsten Krimi wieder auf charismatische Figuren (wie bei "Ihr einizges Kind").

Fazit:
Leider fiel dieser Krimi bei mir durch - trotz hoher Spannung und überraschenden Wendungen. Zu konstruiert, unsympathische Figuren, das Ende für mich nicht ganz schlüssig. Ich weiß, dass es die Autorin besser kann, deswegen hoffe ich auf ihren nächsten Krimi...

Veröffentlicht am 11.08.2018

Walli Winzer versucht sich als Ermittlerin

Waldviertelmorde
0

Das Waldviertel befindet sich unweit meiner eigenen Heimat. Überquert man die Donau vom Süden aus kommend aus dem Mostviertel Richtung Norden, ist man auch schon im Waldviertel gelandet. Da ich nur wenige ...

Das Waldviertel befindet sich unweit meiner eigenen Heimat. Überquert man die Donau vom Süden aus kommend aus dem Mostviertel Richtung Norden, ist man auch schon im Waldviertel gelandet. Da ich nur wenige Kilometer von der Donau entfernt lebe, ist das ein Katzensprung. Aber das Waldviertel ist natürlich viel größer und erstreckt sich von der Donau aus bis hinauf zur tschechischen Grenze. Durch die Grenze des ehemaligen Ostblockes, war es jahrzehntelang eine eher "verschlafene" Region. Es ist nicht sehr dicht besiedelt und ist ein Naherholungsgebiet für viele Wiener. So auch für unsere Hauptprotagonistin Walli Winzer. Die erfolgreiche Inhaberin einer PR-Agentur nimmt sich ein Sabbatical-Jahr. In Großlichten im Waldviertel hat sie sich ein altes Haus gekauft, welches sie mit ihrem Kater Filou bewohnen wird. Ihre Freundin Lena lebt im selben Dorf mit ihrer Familie und führt einen Biobauernhof. Doch auch für Lena war es nicht so einfach Anschluss bei den Dörflern zu finden und Walli, die mit ihrem Audi-Cabriolet und ihrer Designerkleidung wie ein Pfau unter Singvögel auffällt, hat es noch weniger einfach. Einzig der Tierarzt im Dorf, der von den Frauen umschwärmt wird, stellt der neu Zugezogenen nach, was die Dörflerinnen noch mehr verärgert. Doch dann gibt es den ersten Toten und Walli kommt ins Visier des Dorfpolizisten...

Einen wichtige Location im Ort bildet der Reiterhof von Hubsi Steiniger. Dieser ist bei den Einheimischen, aber vorallem bei den Wienern, sehr beliebt. Die Reitställe sind stark frequentiert, sodass man an Ausbau denkt. Auch Lisa, die Tochter von Wallis Freundin Lena, und deren Freundin Sandra verbringen ihre gesamte Freizeit bei den Pferden. Mit der jungen Nina Egger, die als Springreiterin eine große Karriere vor sich hat, möchte Steiniger noch bekannter werden und investieren. Allerdings verspielt Steiniger viel zu oft sein Geld im Casino und hat immense Schulden angehäuft. Da erkranken immer öfter Pferde an einer Kolik...

Bis es den ersten Toten gibt, dauert es leider etwas mehr als die Hälfte des Krimis (mit Ausnahme des Mordes im Prolog, der wirklich spannend geschrieben wurde). Es gibt bereits einige locker-leichte Krimis, bei denen die Morde eher im Hintergrund stehen und der Humor punktet. Einige davon sind Bestseller, andere sind nur Abklatsch oder einfach zu wenig mitreißend. Leider betrifft das auch "Waldviertelmorde". Die Handlung ist oftmals zäh und es fehlt großteils an Spannung. Die Autorin wiederholt sich mehrmals mit ihren Beschreibungen der Kleidung und Accessoires von Walli oder anderen modebewussten Damen, dem genussvollen Spezialitäten der Region und dem angesagtesten Dorftratsch. Was anfangs noch unterhält, ist nach der x-ten Wiederholung nur mehr nervig!

Der Regionalkrimi punktet zwar mit Lokalkolorit durch die oftmalige Anpreisung von regionalen Speisen und Spezialitäen, die dem Leser das Wasser im Mund zusammen laufen lässt, aber sonst passiert nicht wirklich viel. Walli verzettelt sich immer wieder durch dieselben Gedankengänge oder agiert völlig unberechenbar, ohne nachzudenken.
Auch die Rolle von Kater Filou ist leider am Ende sehr unglaubwürdig dargestellt. Als Katzenmutter von fünf Fellnasen kann ich mir nicht vorstellen, dass diese Szene so ablaufen könnte.

Schreibstil:
Maria Publig kann schreiben, auch wenn ich hier leider keine sehr gute Bewertung für den Regionalkrimi abgebe. Das liegt aber an der Story selbst. Die Autorin schreibt flüssig und leicht mit einer Prise Humor und viel Lokalkolorit. Leider verstand sie es nicht mich an die Geschichte zu fesseln, obwohl ich sogar einige Orte und Lokalitäten kannte. Der Humor kam ebenfalls nicht immer bei mir an.
Am Cover sieht man einen der Wackelsteine, ein Wahrzeichen der Region.

Fazit:
Ein leichter Krimi, dem es an Spannung fehlt. Obwohl ich selbst unweit des Waldviertels lebe, war mir dieser Krimi eindeutig zu langatmig und zäh. Allein das Lokalkolorit stimmt und vermittelt ein authentisches Bild der Region. Das genügt mir leider nicht! Deshalb gibt es von mir nur eine bedingte Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 17.05.2018

Der Funke sprang nicht über

Die Lichter von Paris
0

Wer meinen Blog folgt weiß, dass ich Romane auf zwei Zeitebenen und Familiengeschichten sehr gerne lese. Deswegen habe ich mir von diesem Roman von Eleanor Brown auch viel versprochen. Leider haben sich ...

Wer meinen Blog folgt weiß, dass ich Romane auf zwei Zeitebenen und Familiengeschichten sehr gerne lese. Deswegen habe ich mir von diesem Roman von Eleanor Brown auch viel versprochen. Leider haben sich meine Erwartungen nicht wirklich erfüllt. Das liegt jedoch weniger an der Geschichte aus den schillernden Zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts, die mich großteils überzeugte, sondern am Gegenwartsstrang, durch den ich mich zeitweise wirklich quälen musste. Warum das so war wollt wir wissen?
Das beginnt mit Madeleine, der Hauptprotagonistin aus der Gegenwart. Wir schreiben das Jahr 1999. Madeleine ist Mitte 30 und mit dem reichen Geschäftsmann Philipp in Chicago verheiratet. Sie ist jedoch mit dem Leben an der Seite ihres Ehemannes nicht wirklich glücklich, denn dieser verbietet ihr zu arbeiten und sie soll für ihn höchstens repräsentieren. Madeleine, die sich Zeit ihres Lebens immer nur anderen Menschen angepasst hat, fühlt sich mit der Zeit eingeschränkt, kann aber nicht aus ihrer Haut. Zuerst lässt sie sich von ihrer Mutter und dann von ihrem Ehemann unterdrücken. Als ihre Mutter das Elternhaus verkauft und in eine noble Seniorenresidenz ziehen will, ergreift Madeleine die Initiative um über ihr Leben mit Philipp nachzudenken. Während sie ihrer Mutter beim Umzug hilft, findet sie die Tagebücher ihrer Großmutter Margaret. Schon bald erkennt sie, dass sich auch ihre Großmutter mit Zwängen und Verpflichtungen herumschlug......

Hier muss ich nun meine Meinung zum Roman teilen. Denn während ich den Gegenwartsstrang nicht mochte, war der in der Vergangenheit der damaligen Zeit angemessen und interessant zu lesen.
Margaret ist eine schüchterne junge Frau, die Bücher liebt und gerne Schriftstellerin werden möchte. Sie wird jedoch, wie zu dieser Zeit üblich, von ihren Eltern in die Ehe mit einem doppelt so alten Mann gedrängt. Mit ihren 24 Jahren ist sie 1924 bereits eine alte Jungfer. Als sie sich weigert, soll sie ihre lebenshungrige Kusine als Anstandsdame nach Paris begleiten. Doch die Schiffsreise gestaltet sich ganz anders, als sich Margie das vorgestellt hat und als die beiden Frauen in Paris ankommen, nimmt ihre Kusine das restliche Geld und verschwindet. Nun muss Margie die Initiative ergreifen, denn sie hat sich bereits am ersten Abend in die Stadt der Liebe verliebt und möchte bleiben.
Die Rückblenden zu Margaret, die eine schüchterne junge Frau ist und sich nicht aus ihrem Korsett befreien kann, waren interessant zu lesen. Man erhält Einblicke in die "Goldenen 20iger" und spürt die Lebenslust der Menschen nach dem großen Krieg. Die Jungen wollen lieben und sich den schönen Dingen des Lebens widmen. Große Künstler und Dichter kommen aus dieser Epoche und auch Margie lässt sich nach einiger Zeit gerne mitreißen....

Mit Madeleine konnte ich mich allerdings nicht identifizieren und auch nicht anfreunden. Immer wieder musste ich mir vor Augen führen, dass der Roman 1999 spielt und nicht 50-60 Jahre früher. Ich komme nicht aus der oberen Gesellschaftsschicht, aber kann mir trotzden nicht vorstellen, dass sich eine Frau Mitte 30 ihr ganzes Leben vorschreiben lässt und alle ihre Wünsche aufgibt. Ihr Mann bestimmt, was sie essen und anziehen darf. Sie ist unzufrieden, versinkt jedoch eher in Selbstmitleid, als sich zu ändern. Auch ihre Mutter schreibt ihr schon seit ihrer Kindheit vor, wie man sich in ihren Augen zu verhalten hat. Wichtig sind vorallem Anstand und Etikette. Eine Scheidung ist verpönt. Nicht einmal das englische Königshaus war zu dieser Zeit so borniert wie Madeleines Mutter. Die Scheidungen von Charles und Diana, sowie Andrew und Sarah fanden 1996 statt. Das ließ mich wirklich nur den Kopf schütteln...
Außerdem ist Madeleine nicht im Stande sich selbst etwas zu Essen zu kaufen oder zu kochen. Immer wieder wird der leere Kühlschrank im Haus ihrer Mutter erwähnt und wie hungrig Madeleine sei.... Ich erspare mir hier dazu einen Kommentar...! Dieses Frauenbild zur Zeit der Jahrtausendwende ist eine Farce!
Die Parallelen zwischen Großmutter und Enkelin sind offensichtlich, obwohl eine 1924 und eine 1999 lebt. Während jedoch Margaret in Paris endlich zu sich selbst findet und in die Künstlerszene eintaucht, bleibt Madeleine lange Zeit einfach nur passiv und suhlt sich in ihrem Selbstmitleid.

Mir fehlte in diesem Roman die Spannung und ich hatte des öfteren das Bedürfnis das Buch einfach zuzuklappen oder in die Ecke zu pefffern. Was mich aber am meisten gestört hat war, dass die Autorin beide Zeitepochen identisch beschrieben hat. Man hatte permanent das Gefühl beide Frauen würden Anfang der Zwanziger Jahre leben und nicht eine zur Jahrtausendwende!

Schreibstil:
Obwohl ich mit der Erzählweise der Autorin haderte, was den Unterschied des Frauenbildes zwischen 1924 und 1999 betrifft, war der Schreibstil eingängig und gut zu lesen. Trotzdem fehlte es mir an Tiefe.
Die Kapitel sind nummeriert und mit dem jeweiligen Namen der erzählenden Person beschrieben


Fazit:
Leider konnte mich dieser Roman weder fesseln noch überzeugen. Während der Strang aus der Vergangenheit gut zu lesen war, konnte mich der aus der Gegenwart nicht erreichen. Die Frauenbilder von Großmutter und Enkelin wurden im selben Stil geschrieben und man hatte nicht wirklich das Gefühl, dass eine der beiden Frauen 1999 lebt. Leider sprang der Funke nicht auf mich über und ich kann den Roman nur eingeschränkt empfehlen!

Veröffentlicht am 09.04.2018

Der Tod ist ein Wiener

Der Tod ist ein Wiener
0

Mein erster Krimi der österreichischen Autorin Edith Kneifl, der mit dem wunderschönen Cover gleich richtiges Wiener Flair vermittelt: ein Fiaker, der durch einen Torbogen fährt. Gefällt mir sehr!
Der ...

Mein erster Krimi der österreichischen Autorin Edith Kneifl, der mit dem wunderschönen Cover gleich richtiges Wiener Flair vermittelt: ein Fiaker, der durch einen Torbogen fährt. Gefällt mir sehr!
Der dritte Fall rund um die "Drei vom Naschmarkt" beginnt mit einem spannenden Prolog im Jahre 1943. Ein Desserteur, der sich in einer Hütte am Rande des Wienerwaldes versteckt hält, wird ermordet. Danach sind wir in der Gegenwart in einer Jugendstil-Villa unweit des damaligen Tatortes am Wilheminenberg. Dort wohnt die betagte Kunsthändlerin Adele, die die Privatdetektivin Magdalena beauftragt die Tochter ihrer verstorbenen Freundin Larissa zu finden. Diese war Künstlerin und wurde in den 1970iger in die Psychatrie am Steinhof eingeliefert. Dort hat sie durch eine Vergewaltigung eine Tochter geboren, die sofort zur Adoption freigegeben wurde. Adele möchte nun die Bilder von Larissa ihrer Tochter vererben bzw. sie als Alleinerbin einsetzen. Die Verwandtschaft ist darüber alles andere als begeistert....

Leider bin ich sehr schwer in die Geschichte hineingekommen. Es mag sein, dass es daran liegt, dass ich die beiden Vorgängerbände nicht gelesen habe, aber mir fehlte es generell an Spannung. Im Klappentext liest man auch von drei Ermittlerinnen, doch in "Der Tod ist ein Wiener" stellt einzig Magdalena Nachforschungen an. Ich hatte auch nicht das Gefühl, dass Sofia und Elvira dicke Freundinnen sind. Die beiden Frauen sind Magdalena weder eine Hilfe, noch fand ich ihr Benehmen generell als freundschaftlich zueinander.
Die Ermittlungen von Magdalena hielten sich meiner Meinung nach in Grenzen. Viel mehr stolperte sie über einige Hinweise und übersah dafür andere. Der im Klappentext beschriebene Mord passierte erst im letzten Drittel des Krimis und war außerdem vorhersehbar.
Einzig der Einblick in die Psychatrie zu dieser Zeit fand ich wirklich interessant. Wie man leider heute weiß, war die Euthanasie zur Zeit des zweiten Weltkrieges allgegenwärtig. Die schlimmen Behandlungsmethoden an behinderten Kindern im Kinderheim Wilhelminenberg wurde bis in die 1980iger Jahre fortgesetzt. Unglaublich!

Aber zurück zum eigentlich Krimi. Mit der Sprache hatte ich als Österreichein natürlich kein Problem und der Wiener Charme kommt immer wieder zwischen den Zeilen durch. Die Gegend rund um Wien und auch in der Stadt selbst, wird sehr bildhaft beschrieben und natürlich kenne auch ich einige Plätze, die die Autorin hier beschreibt.

Die Charaktere blieben mir bis auf Adele leider größtenteils fremd. Anfangs konnte ich die drei Freundinnen kaum auseinanderhalten, was aber auch daran liegen wird, dass ich eben bei Teil 3 eingestiegen bin. Viele Figuren waren äußerst unsymapthisch oder blieben nebulös bzw. wurden auf eine Charaktereigenschaft reduziert. Nur von Adele konnte ich mir ein wunderbares Bild machen, ihre Ängste und Sorgen nachvollziehen. Die Hoffnung, die sie sich durch das Auffinden von Larissa's Tochter machte und der Wunsch an ihr etwas gutzumachen, war verständlich.

Schreibstil:
Edith Kneifl schreibt angenehm flüssig und dialoglastig, der Roman besitzt viel Lokalkolorit.
Die Geschichte ist in der Ich-Perspektive aus der Sicht von Magdalena geschrieben. Zwischen den Kapiteln gibt es Rückblenden. Manche sind aus der Sicht von Larissa und erzählen von der Zeit am Steinhof, andere Rückblicke gibt es von Adele, die von ihrer Beziehung zu Larissa erzählt.

Fazit:
Mich konnte der Krimi leider weder überzeugen, noch fesseln. Einzig die Rückblenden in die Vergangenheit sind interessant und dem Wiener Flair kann man sich kaum entziehen. Vielleicht war es ein Fehler beim dritten Band einzusteigen, denn mit den drei Freundinnen wurde ich ebenfalls nicht wirklich warm und ermittelt hat einzig und allein Magdalena. Ob ich noch einen weiteren Krimi der Autorin lesen werde, weiß ich noch nicht....
Schade, vorallem, da es eine österreichische Autorin ist und ich diese gerne unterstütze!