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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.09.2016

Aktuell und bildgewaltig

Die Attentäter
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Cliff, Alain und Margarethe kennen sich seitdem sie 4 Jahre alt sind und im selben Haus wohnen. Doch ihre familiären Hintergründe sind sehr unterschiedlich. Cliff wohnt zusammen mit seinem Vater, ein nicht ...

Cliff, Alain und Margarethe kennen sich seitdem sie 4 Jahre alt sind und im selben Haus wohnen. Doch ihre familiären Hintergründe sind sehr unterschiedlich. Cliff wohnt zusammen mit seinem Vater, ein nicht immer einfaches Zusammenleben; die Mutter schaut nur immer kurz vorbei, nimmt Cliff jedoch nicht zu sich. Margarethes Eltern hingegen ist das Familienleben und ein schön dekoriertes Heim (Mutter) sehr wichtig. Ihr Vater arbeitet auf einem Amt, die Mutter hat ein Dekoartikelgeschäft. Ganz oben wohnt Alain mit seinen Künstlereltern.
Cliff ist innerlich zerrissen, weiß nicht, wo sein Platz ist, hat Probleme zu seinen Gefühlen zu stehen. Alain orientiert sich an Cliff, versucht dann wieder von ihm loszukommen, sein eigenes Leben zu leben. Margarethe ist so etwas wie der ruhende, ausgleichende Pol zwischen den beiden Jungen.
Das Thema Licht und Dunkelheit sowie Flügel zieht sich wie ein roter Faden durch dieses Buch; die Sprache ist wie immer bei Antonia Michaelis ein wahrer Sog, sehr bildgewaltig, die den Leser je nachdem in die Dunkelheit oder ins Licht zieht, immer, wenn es zum Äußersten geht, gibt es einen abrupten Wandel, wie einen Strudel.
Wird es in Berlin einen Anschlag geben, wie ihn Paris im November 2015 erschüttert hat? Was wird passieren? Welche Rolle spielt Cliff?
Der Leser erfährt die Geschichte immer abwechselnd aus der Perspektive der drei, mit Rückgriffen in die Vergangenheit bis sich Vergangenheit und Gegenwart begegnen. Am Ende steigert sich das Tempo immer mehr und dann schafft es die Autorin doch noch zu überraschen.

Ein wichtiges, sehr aktuelles Buch.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Witzig und lehrreich

Von Krösus lernen, wie man den Goldesel melkt
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Sebastian Schnoy überzeugt mich auch mit seinem neuesten Buch. Gewohnt witzig berichtet er hier über Kaurimuscheln, riesige bis 4 m große Steine und auch Münzen diverser Prägungen als Zahlungsmittel. Die ...

Sebastian Schnoy überzeugt mich auch mit seinem neuesten Buch. Gewohnt witzig berichtet er hier über Kaurimuscheln, riesige bis 4 m große Steine und auch Münzen diverser Prägungen als Zahlungsmittel. Die Überlegungen, die er dabei anstellt und wie er die Dinge verknüpft, sind mal wieder sehr witzig, regen aber auch zum Nachdenken an.
Wir erfahren hier so einiges über Krösus und warum wir noch heute den Namen dieses antiken Herrschers in Redewendungen wie "Bin ich Krösus?" verwenden, aber auch, welchen Einfluss das Orakel von Delphi auf ihn und andere Personen der Antike hatte, wie zum Beispiel Alexander, der sich einfach nicht an die "Öffnungszeiten" des Orakels gehalten hat.
Doch auch die Bankenkrise zu Beginn des 20. Jahrhunderts und die letzte in diesem Jahrhundert werden thematisiert oder wir erfahren, warum die Chinesen das Papiergeld bald wieder abschafften. Und dass man bis 1966 sich Dollars in Gold auszahlen lassen konnte, was die Franzosen jedoch zu sehr ausgenutzt haben. Die ursprüngliche Bedeutung des Kommunismus, deutsch-französische Beziehungen und vieles mehr wird hier thematisiert und geschickt miteinander verwoben.

Ein sehr kurzweiliges Buch mit vielen Informationen, leicht und witzig erklärt und gerade darum so lehrreich.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Fulminanter Abschluss der Trilogie

KALYPTO - Der Wächter des schlafenden Berges
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Mit Spannung habe ich den Abschlussband erwartet und wurde nicht enttäuscht.
Wie schon im zweiten Band fällt dem Leser das Anknüpfen an den vorherigen Band durch geschickte Rückgriffe in den Erzählungen ...

Mit Spannung habe ich den Abschlussband erwartet und wurde nicht enttäuscht.
Wie schon im zweiten Band fällt dem Leser das Anknüpfen an den vorherigen Band durch geschickte Rückgriffe in den Erzählungen leicht. Dennoch sind diese nicht zu ausführlich und man sollte auf jeden Fall die ersten Teile kennen, denn sonst hat man nicht so viel Freude an dem Buch mit seinen vielen Protagonisten.
Die Tochter von Ayrin und Lasnic, Belice, ist mittlerweile auf der Welt und Lasnic möchte sich auch weiterhin auf die Reise nach Kalypto machen. Doch auch Lauka möchte ihre Macht vergrößern und durch das Wissen und die Erinnerungen, die sie Catolis entrungen hat, fühlt sie sich noch stärker. Catolis ist auf den Weg zu den Eiswilden und nun lernen wir neben Pirol Gumpen endlich auch mehr Vertreter dieses Volkes und seine Eislandschaft kennen. Einige bereits angesprochene Personen tauchen (wieder) auf, Verbindungen treten zutage und natürlich gibt es viele Überraschungen und auch neue Protagonisten. Die Erzählperspektive wechselt zwischen den einzelnen Handlungssträngen, aber nach und nach befinden sich immer mehr Protagonisten am selben Ort.
Gabrylon ist der Wächter des Schlafes von Kalypto und auch in Kalypto bereitet man sich auf die Neuankömmlinge vor, doch weitaus mehr beunruhigt die Wächter der Tod vieler Schläfer.
Sehr gut gefallen mir die beiden Karten am Anfang und Ende des Buches, denn so konnte ich immer wieder nachschauen, wohin die Reise geht und wie diese Welt aufgebaut ist.
Tom Jacuba ist es gut gelungen, die vielen Handlungsstränge übersichtlich zu verbinden und am Ende zusammen zu führen. Ich hatte nicht das Gefühl, „verloren“ zu sein bei den vielen Personen, denn viele kennt man bereits von Anfang an. Es passiert hier sehr viel und das Buch bietet viele Stunden phantastischer Unterhaltung und ich habe nur mit Bedauern diese Welt verlassen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Ein grandioses Buch

Der Turm der Welt
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Paris 1889, die Weltausstellung geht bald zu Ende und etwas Großes kündigt sich zum Abschluss an.
Vertreter aus dem Deutschen Reich und der königlichen Familie des britischen Empire finden sich neben bedeutenden ...

Paris 1889, die Weltausstellung geht bald zu Ende und etwas Großes kündigt sich zum Abschluss an.
Vertreter aus dem Deutschen Reich und der königlichen Familie des britischen Empire finden sich neben bedeutenden französischen Vertretern in Paris ein, doch auch die Geheimdienste der Länder haben viel zu tun. Und im Hotel Vernet ist man damit beschäftigt, die Wünsche der internationalen Gäste zu erfüllen, sei es nun in kulinarischer Hinsicht oder bei der Wahl des richtigen Zimmers. Paris, Ende des 19. Jahrhunderts, da darf auch eine Kurtisane nicht fehlen und auch ein Künstler ist mit von der Partie. Mit den Protagonisten lernt der Leser viele unterschiedliche Viertel der Stadt und ihre Geschichte kennen, aber auch die verschiedenen Gesellschaftsschichten oder das große Technikinteresse und seine Grenzen werden thematisiert.
Trotz vieler Protagonisten gelingt es dem Leser gut den verschiedenen Erzählsträngen, die immer wieder wechseln, gut zu folgen, auch ohne ein Personenregister.
Wer verfolgt wen bzw. welche Interessen? Wer arbeitet mit wem zusammen, welche Motive und Geheimnisse haben die Personen? All dies und noch viel mehr sind Fragen, die man sich während der kurzweiligen Lektüre immer wieder stellt.
Ein buntes Kaleidoskop der Zeit der Weltausstellung, in dessen Mittelpunkt der Turm von Eiffel steht, der für uns so selbstverständlich zu einem Wahrzeichen von Paris geworden ist, zu den Anfangszeiten jedoch sehr kritisch (und oftmals hässlich) gesehen wurde.
Nur sehr ungern habe ich mich aus der Welt des Romans verabschiedet und hoffe auf mehr aus der Feder des Autoren.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Was ist die Wahrheit?

Nach einer wahren Geschichte
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Delphine de Vigan hat auch mit diesem Buch wieder sehr überzeugt. Ihr gelingt es, den Leser immer wieder in die Irre zu führen und man fragt sich bis zum Schluss, was ist die Wahrheit, was ist Fiktion ...

Delphine de Vigan hat auch mit diesem Buch wieder sehr überzeugt. Ihr gelingt es, den Leser immer wieder in die Irre zu führen und man fragt sich bis zum Schluss, was ist die Wahrheit, was ist Fiktion oder gar Wahn.
Delphine lernt auf einer Party L. kennen, von der wir bis zum Ende nicht den Namen erfahren und das passt sehr gut zu dieser Figur. Delphine ist sofort eingenommen von dieser eleganten Frau in ihrem Alter, die als Ghostwriterin arbeitet und die Delphines sämtliche Bücher (aber auch Interviews etc) gelesen hat. Mit der Zeit macht sich L. immer unabkömmlicher. Delphine hat eine Schreibblockade, sie schafft es nicht, mehr als drei Worte aufzuschreiben, sei es nun per Hand oder mit dem Computer. L. zeigt sich sehr hilfsbereit. Delphines Idee für ihr nächstes Buch versucht sie ihr auszureden, denn sie solle "nichts als die Wahrheit" schreiben, Fiktion sei nicht mehr in Mode.
Langsam schottet sich Delphine immer mehr von Freunden, ihren Kindern (die beide wegziehen, um ein Studium/eine Ausbildung zu beginnen) und auch von ihrem Lebenspartner, mit dem sie nicht zusammen lebt.
Der Leser weiß von Beginn von einer Katastrophe, da Delphine die Geschichte im Rückblick erzählt, doch das Ausmaß ist unbekannt.

Delphine de Vigan ist es sehr gut gelungen, mich mit dieser Geschichte in ihren Bann zu ziehen. Immer, wenn man denkt, man weiß, wie es gelaufen ist, gibt es eine Verschiebung der Nuancen. Und bis zum letzten Wort hält sich diese Spannung. Dies zeigt sich auch immer wieder im Umgang mit der Sprache, den Delphine de Vigan sehr gut beherrscht.

Normalerweise messe ich Covern nicht viel Bedeutung zu, doch hier lohnt es sich, den Schutzumschlag abzunehmen und sich überraschen zu lassen.