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Veröffentlicht am 13.08.2018

Witzige Gutenachtgeschichte

Vom Walross, das nicht einschlafen konnte
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Ciara Flood schrieb und illustrierte das Bilderbuch "Vom Walross, das nicht einschlafen konnte". Das Buch erscheint am 16.8.2018 im Knesebeck Verlag und ist für Kinder von 3- 6 Jahren geeignet.


Flynn ...

Ciara Flood schrieb und illustrierte das Bilderbuch "Vom Walross, das nicht einschlafen konnte". Das Buch erscheint am 16.8.2018 im Knesebeck Verlag und ist für Kinder von 3- 6 Jahren geeignet.


Flynn hat ein tolles neues Bett bekommen und ist schon mächtig aufgeregt auf die erste Nacht darin. Doch da gibt es ein Problem, ein ziemlich dickes sogar und Flynn hat alle Hände voll zu tun, das Problem zu lösen. Seine Eltern wollen die verrückte Geschichte gar nicht glauben. Doch seht selber, wie Flynn endlich zum Schlafen kommt.

Dieses Einschlafbuch zum Vorlesen der englischen Grafikdesignerin Ciara Flood handelt von einem müden Kind und seinen Eltern und einem gar nicht müden Walross.

Flynns neues Bett wird von der Firma "Wali & Ross Betten" angeliefert. Was für ein Name! Kein Wunder, wenn daraufhin seine Fantasie mit ihm durchgeht. Und sogar seine tägliche Bettgeh-Routine kann auch nicht mehr helfen. Dabei gibt sich Flynn alle nur erdenkliche Mühe, er ist fürsorglich und macht alles genauso, wie es sonst seine Eltern mit ihm machen.



Alles Neue bringt für Kinder erst einmal Unsicherheit und ein wenig Angst mit sich und vor Aufregung auf sein neues Bett kann Flynn gar nicht einschlafen. Die Einbildung und die Fantasie spielen auch eine große Rolle. Oder was ist das für ein dickes Ding in seinem Bett? Kein Wunder, dass Flynn nicht einschlafen kann.



Dieses Bilderbuch eignet sich sehr gut zum Vorlesen. Es thematisiert die Angst vorm Einschlafen bei Kleinkindern. Die Story ist lustig, leicht zu verfolgen und die lebendigen Bilder sind herrlich bunt und naturgetreu anzusehen. Ein echter Augenschmaus für Klein und Groß.


Ich mag besonders die wunderbaren Illustrationen, die bis ins kleinste Detail sogar die Mimik der Eltern lebensecht darstellen. Die Bilder zeigen echte Gefühle und schlaflose Nächte und das Anschauen ist für Eltern und Kinder ein ganz besonderer Genuss.



Ein echter Augenschmaus für Klein und Groß und eine Geschichte, die Kinder mal in Elternrollen schlüpfen lässt.

Veröffentlicht am 13.08.2018

Hier wird Wissensvermittlung alltagstauglich erklärt

Ein Keim kommt selten allein
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Professor Dr. Markus Egert und sein Co-Autor Frank Thadeusz haben gemeinsam ein Buch über die mikrobiologische Welt geschrieben. Das Sachbuch trägt den einprägsamen Titel "Ein Keim kommt selten allein" ...

Professor Dr. Markus Egert und sein Co-Autor Frank Thadeusz haben gemeinsam ein Buch über die mikrobiologische Welt geschrieben. Das Sachbuch trägt den einprägsamen Titel "Ein Keim kommt selten allein" und erscheint bei Ullstein extra.


In der heutigen Zeit sind Desinfektionssprays schon in so mancher Handtasche zu finden. Überall hört man von mulitiresistenten Keimen und man bekommt richtig Angst vor Bakterien und Keimen. Der Mikrobiologe Professor Dr. Markus Egert von der Hochschule Furtwangen (HFU) ist Deutschlands führender Forscher auf dem Gebiet der Haushaltshygiene. Er zeigt sehr anschaulich und mit reichlich Humor, welche Mikroben gefährlich sind und welche wir zum gesunden Leben brauchen.


Wir lernen: Keimfrei gibt es nicht. Wie man Bakterien und Co. womöglich den Garaus macht!

Markus Egert forscht als Mikrobiologe im Bereich der Hygiene und kennt sich mit der Materie hervorragend aus. Mit dem SPIEGEL-Redakteur Frank Thadeusz hat er nun zu diesem Thema dieses Buch verfasst und konnte mich damit mit vielen Szenarien aufklären, aufrütteln und abschrecken.
Denn was er über die mit dem bloßen Auge unsichtbare Welt der Keime erklärt, könnte sich zur Bedrohung der gesamten Menschheit entwickeln.
Schon lange vor den ersten Menschen haben Mikroben unseren Planeten bevölkert und auch wenn wir sie nicht sehen, so befinden sie sich überall, in der Luft, auf unserer Haut und in jedem Winkel unseres Körpers. Mit jedem Händeschütteln geben wir unsichtbare Keime und Krankheitserreger weiter und können nur mit einem intakten Immunssystem dagegen ankämpfen. Die Mikroben werden nicht selten gerade in Krankenhäusern zu einer lebensbedrohlichen Gefahr, weil sich multiresistente Keime entwickeln, die mit herkömmlichen Antibiotika nicht mehr zu bekämpen sind. Eine tödliche Gefahr für Kleinkinder, alte Menschen und geschwächte Kranke.


Dass Händewaschen sinnvoll ist, weiß jedes Kind, doch wie wichtig ist diese Hygiene im Alltag? Wovor müssen wir uns schützen, welche Bakterien und Keime sind gesund und welche können für unsere Gesundheit zur Bedrohung werden? Denn für einen gesunden Organismus brauchen wir bestimmte Bakterien, unsere gesamte Darmflora besteht aus unzähligen sinnvollen Bakterien.



Mit einleuchtenden Beispielen und mit humorvollen Vergleichen und Beiträgen bringt Markus Egert hier praktisches Wissen unters Volk. Er macht deutlich, dass die Spüle mit mehr Bakterien und Keimen belastet ist als die Toilette. Dank Flugzeug und Globalisierung reisen Keime um die ganze Welt und verteilen sich unbesehen. Die Bekämpfung von lebensbedrohlichen Keimen könnte sich zu einer der wichtigsten Gesundheitsfragen der Zukunft entwickeln.



Wie wichtig ist die Hygiene im Haushalt? Wo können wir im privaten Umfeld sinnvoll ansetzen und was können wir bei unserem Putzfimmel ruhig vergessen? Diese und viele andere Anregungen bringt Markus Egert hier zum Ausdruck und unterhält auch noch gleichzeitig. Wer biologisch/medizinisch vorgebildet ist, wird einiges schon kennen, alle anderen haben hier ein tolles Lehrbuch in den Händen.


Dieses Sachbuch ist genau nach meinem Geschmack, denn es erklärt auf verständliche und humorvolle Weise wissenschaftliche Zusammenhänge und weckt mit praktischen Anwendungsbeispielen das Interesse für die Hygienethematik.

Veröffentlicht am 11.08.2018

Ein einfühlsames Bilderbuch über Demenz

Opa Rainer weiß nicht mehr
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Mia hat mit ihrem Opa eine ganz enge Beziehung, sie verbringen viel Zeit miteinander, er holt sie vom Kindergarten ab oder sie machen Wettrennen. Es macht immer viel Spaß mit ihm. In letzter Zeit ist ...

Mia hat mit ihrem Opa eine ganz enge Beziehung, sie verbringen viel Zeit miteinander, er holt sie vom Kindergarten ab oder sie machen Wettrennen. Es macht immer viel Spaß mit ihm. In letzter Zeit ist er sehr vergesslich, was ja nicht so schlimm ist, findet Mia. Doch Opa vergisst auf einmal die grundlegendsten Dinge, wie seine eigenen Schuhe aussehen oder er zieht ein Unterhemd über den Pullover. Sieht ja eigentlich lustig aus, denkt Mia und macht daraus mit ihrem kleinen Bruder Paul ein Verkleidungs-Spiel. Manchmal weiß Opa allerdings nicht mal wie Mia heisst, das ist ja doch merkwürdig. Egal, denn Mia liebt ihren Opa und ist immer für ihn da, wenn er sie braucht.


Mit diesem Bilderbuch lernen und erkennen Kinder spielerisch und sehr eindrücklich was Demenz bedeutet.

Das Thema wird mit farbenfrohen und detaillierten Illustrationen kindgerecht aufbereitet und die Geschichte ist gut zu verstehen und inhaltlich erklärend gemacht. Mias Opa kennt auf einmal ihren Namen nicht mehr, doch Mia ist geduldig und sagt ihm den Namen, wenn es sein muss, immer wieder.


Wenn man mit Kindern dieses Buch liest, sollte man die Anregungen zum Gespräch nutzen und damit Kindern in dieser Thematik Rede und Antwort stehen. Außerdem können Erwachsene von Kindern noch einiges im Umgang mit Demenzkranken lernen, denn Kinder gehen offen und wie selbstverständlich mit dem Erkrankten und dem Vergessen um.



Ein empfehlenswertes Bilderbuch, um Kindern zu erklären, was Demenz bedeutet.

Veröffentlicht am 10.08.2018

Ein schonungslos und brutal dargestellter Top-Thriller!

Scheintot
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Seit dem ersten Band "Die Chirurgin" bin ich von dieser Reihe und den fesselnden Plots der Autorin begeistert. Ihrem Erzählstil kann man einfach nur gebannt folgen.

Den Hintergrund der Geschichte bildet ...

Seit dem ersten Band "Die Chirurgin" bin ich von dieser Reihe und den fesselnden Plots der Autorin begeistert. Ihrem Erzählstil kann man einfach nur gebannt folgen.

Den Hintergrund der Geschichte bildet ein mörderischer Racheakt auf eine Gruppe osteuropäischer Prostituierte, scheinbar alles Opfer von dubiosen Mädchenhändlern. Ihnen entkommen zwei Frauen, doch sie werden bis aufs Letzte verfolgt. Wie das mit der Entführung zusammenhängt, wird logisch aufgeklärt. Ich kann verraten, dass auch höchste politische Kreise involviert sind.

Es ist wieder mit viel Blutvergießen zu rechnen, für zartbesaitete Leser vielleicht nicht so geeignet.
Dabei gibt Tess Gerritsen wieder einiges ihres medizinischen Fachwissens preis und erklärt die Eingriffe am menschlichen Körper durch die Pathologenhände sehr detailliert.

Neben der aufregenden Entführung und den hektischen Verfolgungen gibt es auch ruhigere Szenen zu erkunden. Denn Jane Rizzoli wird Mutter einer Tochter und das Leben mit einem Säugling geht auch an ihr nicht spurlos vorrüber. In "Scheintot" wird Detective Rizzoli in den Fokus gestellt und gespannt kann man miterleben, wie die Polizistin selbst hochschwanger und als junge Mutter noch zu kriminalistischen Heldentaten fähig ist. Das erscheint auf den ersten Blick übertrieben, es wirkt im Verlauf der Geschichte aber durchaus schlüssig.

Überhaupt hat Gerritsen die wichtigsten Figuren perfekt charakterisiert, sie zeigen Ängste und Zukunftsgedanken, geben Einblick in ihr Innerstes und man kann sie eindeutig erkennen.


Dieser Thriller ist wieder hervorragend gelungen, es gibt dramatische Wendungen, die Handlung wird stets durch Spannungsmomente angeheizt und ein einzigartiges Ende sorgt für eine überraschende Auflösung. Besonders die Gewissensbisse der jungen Mutter Jane werden glaubhaft beschrieben und dadurch erscheint sie sehr authentisch und sympathisch.



Ein handwerklich perfekter Thriller über weibliche Opfer, die sich in westlichen Ländern eine goldene Zukunft erhoffen.

Veröffentlicht am 05.08.2018

Dieses beeindruckende Portrait macht das Leben der besonderen Künstlerin der deutschen Kunstszene sichtbar.

Gabriele Münter
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Gabriele Münter wird früh Waise, sie malt, singt, spielt Klavier und ist ein intelligentes, aufgewecktes Mädchen. Mit einem Talent zum Zeichnen ist sie gesegnet, doch schon bald versucht sie sich mit Farben ...

Gabriele Münter wird früh Waise, sie malt, singt, spielt Klavier und ist ein intelligentes, aufgewecktes Mädchen. Mit einem Talent zum Zeichnen ist sie gesegnet, doch schon bald versucht sie sich mit Farben auszudrücken. Als Frau wurde ihr der Zugang zu einer Kunstakademie verwehrt, sie geht nach München auf die Privatschule "Phalanx". Dort studiert sie und lernt Kandinsky kennen. Mit ihm verbindet sie der gemeinsame Bezug zur Kunst. Sie inspirieren sich gegenseitig, machen gemeinsame Arbeitsurlaube, gehen eine Beziehung ein, verloben sich trotzt Kandinskys Ehe mit Anja. Lange hofft Gabriele auf ein Einlösen des Eheversprechens.


Sie ist ein freier Geist, mutig und vielleicht auch ziemlich normal, sie widmet ihr Leben der Kunst und setzt ihren Blick auf die Weiterentwicklung. Sie versucht Freilichtmalerei, Glasmalerei, sieht die Stilrichtungen ihrer Zeit, folgt stilistisch dem Cloisonismus und entwickelt ihren eigenen Stil. Ihre Malerei ist nicht unbedingt naturnah, sie beginnt, die Eindrücke von Farben und Formen und Stimmungen darzustellen

Anmerkung: Cloisonismus nannten die Franzosen den Malstil, wenn große Farbflächen mit Konturen umgrenzt werden.


Sie lernt die großen Künstler ihrer Zeit kennen, reist mit Kandinsky nach Tunesien, Italien und Paris. In Murnau erwirbt Münter ein Haus, dort lebten und arbeiteten Münter und Kandinsky in den Sommermonaten, treffen Künstlerfreunde mit Ehepartnern, empfangen Besucher und Sammler. Münter fühlt sich hier wohl und passt als intelligenter Mensch als Gesprächspartner in dieser Kunstszene.

Als Kandinsky 1911 mit Franz Marc die Künstlervereinigung "Der Blaue Reiter" gründet, unterstützt Gabriele Münter ihn entschieden. Künstler wie August Macke, Henri Rousseau, Emil Nolde, Max Pechstein, Oskar Kokoschka, Erich Heckel und andere Wegbereiter der modernen Kunst des 20. Jahrhunderts finden sich in diesem Almanach zusammen. Ihre Werke werden dem deutschen Expressionismus zugeordnet.

1916 traf Münter zum letzten Mal Kandinsky in Stockholm, er lebte in Russland und heiratete eine andere Frau.

Im folgenden Lebensabschnitt ist Münter mit Johannes Eichner zusammen.

Später vermachte sie der Stadt München ihre umfangreiche Sammlung an Gemälden.


Stefanie Schröder ist selbst Künstlerin und versteht es gut nachvollziehbar, ihren Lesern die Künstlerin Gabriele Münter näher zu bringen.

Die Romanbiografie liest sich interessant und unterhaltsam, sehr aufschlussreich und sie enthüllt das Leben einer Frau aus nächster Nähe. Man hat direkt das Gefühl, die Autorin würde Münter persönlich erlebt haben. Dabei stützt sie sich auf ihre Erkenntnisse aus einer umfangreichen Recherchearbeit. Dank Briefen und übermittelten Gesprächen stellt sie dem Leser diese Frau vor, die so anders war als ihre Zeitgenossinnen. Mit ihrem Künstlerleben war Gabriele Münter eine Vorreiterin der modernen Frau, sie war Wegbereiterin für Frauen in der Kunst.


Nicht nur für Kunstliebhaber eine interessante Lektüre, die ein eindrucksvolles Bild der Zeit und des Wirkens und Lebens dieser Künstlerin abbildet.