Cover-Bild Herrscherin im Paradies der Teufel
16,95
inkl. MwSt
  • Verlag: C.H.Beck
  • Themenbereich: Biografien, Literatur, Literaturwissenschaft - Biografien und Sachliteratur
  • Genre: Sachbücher / Geschichte
  • Seitenzahl: 319
  • Ersterscheinung: 22.08.2014
  • ISBN: 9783406666957
Friederike Hausmann

Herrscherin im Paradies der Teufel

Maria Carolina, Königin von Neapel
Für Napoleon war sie die "gefährlichste Frau Europas". Sie selbst sah sich als "des Teufels Großmutter", war ihre Enkelin doch die zweite Ehefrau des Korsen. Maria Carolina, Tochter Maria Theresias und Königin von Neapel-Sizilien, war eine machtbewusste Frau in revolutionären Zeiten.
Als Sechzehnjährige wurde sie 1768 mit dem kaum älteren König Ferdinand IV. von Neapel-Sizilien verheiratet, um den habsburgischen Einfluss in Italien zu sichern. Sie kam in ein Land, das bei den Zeitgenossen für seine Kunst- und Naturschönheiten berühmt war. Doch war es auch berüchtigt wegen der großen Armut des Volkes und der wilden Feste des Adels. Die Hauptstadt Neapel, die an Größe und Lebendigkeit den Metropolen London, Sankt Petersburg und Paris gleichkam, galt als ?von Teufeln bewohntes Paradies?. Friederike Hausmann entführt in die faszinierende Welt Süditaliens im Zeitalter der Französischen Revolution und erzählt das Leben dieser ungewöhnlichen Königin, die erst den Aufklärern nahestand und sie dann erbarmungslos verfolgte, die mit Lord Nelson und Lady Hamilton befreundet war und die schließlich ihr Königreich an Napoleon verlor.

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Lesejury-Facts

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Veröffentlicht am 13.08.2018

Eine ausführliche Biografie einer streitbaren Frau

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Ursprünglich sollte Maria Carolinas ältere Schwester Maria Josepha (1751-1767) den neapolitanischen Kronprinzen heiraten. Doch leider starb sie kurz vor der Hochzeit.
Also bestimmte Maria Theresia dann ...

Ursprünglich sollte Maria Carolinas ältere Schwester Maria Josepha (1751-1767) den neapolitanischen Kronprinzen heiraten. Doch leider starb sie kurz vor der Hochzeit.
Also bestimmte Maria Theresia dann die nächstälteste Tochter Maria Carolina (1752–1814) Königin von Neapel zu werden. »Sie sind Opfer der Politik«, sagte Maria Theresia über ihre Töchter. Wie auch bei Marie Antoinette sollte sich dieser Seufzer der Mutter bewahrheiten.

Maria Theresia rät allen ihren Töchtern sich von der Politik fern zu halten, obwohl sie das beste Beispiel einer Herrscherin abgibt. Nicht alle beherzigen diesen Rat. An der Seite des ungehobelten, kindischen und ausschließlich an der Jagd interessierten Thronfolgers, muss sie in einem rückständigen kleinen Königreich leben. Die Ratschläge der Mutter werden in den Wind geschlagen und Maria Carolina mischt nach der Entlassung des greisen Ministerns Tanucci 1776 selbst in der Politik mit. Dabei mag ihr die eigene Mutter als Vorbild erschienen sein. Leider umgibt sich Neapels Königin mit falschen Beraten, und wird für ihre Bemühungen, dem Land Fortschritt und Wohlstand, zu bringen, wie es die Verwandtschaft in der Toskana zuwege gebracht hat, gedemütigt und als herrschsüchtig abgekanzelt.
Ihr infantiler Gemahl spielt hier natürlich auch eine intrigante Rolle.
Maria Carolinas Bestreben eine fortschrittliche Monarchin zu sein, ändert sich mit der Französischen Revolution und der Ermordung ihrer jüngeren Schwester Marie Antoinette um 180 Grad. Aus der glühenden Bewunderin der Freimaurer wird eine fanatische Reaktionärin, die alle Reformen rückgängig macht. Zweimal wird sie aus Neapel vertrieben und muss mit ihrer Familie nach Sizilien fliehen, während Napoleon seiner Schwester Caroline und deren Ehemann Joachim Murat als Herrscher von Neapel einsetzt.
Hilfe findet sie zeitweilig bei den Engländern, die Neapel und dann später Sizilien als Operationsbasis für ihre Flotte im Mittelmeer brauchen. Doch ihre Sprunghaftigkeit, die durch übermäßigen Opiumkonsum bedingt ist, vergrätzt auch diesen Bündnispartner. Von ihrem Vetter und Schwiegersohn, dem Kaiser Franz I. in Wien kann sie auch keine Hilfe erwarten. Der hat andere Sorgen, kämpft er doch mit seinen Truppen in jeweils wechselnden Koalitionen gegen Napoleon Bonaparte. Nach dem verlorenen 5. Koalitionskrieg muss er seine Tochter Marie Louise mit Napoleon verheiraten. Das Blöde ist nur: Die Braut ist nicht nur Franzens Tochter, sondern gleichzeitig die Enkelin von Maria Carolina, deren Tochter wiederum die 2. Frau von Franz ist. Die Königin von Neapel ist, wie sie selbst so treffend sagt „des Teufels (=Napoleons) Großmutter“.
1813 erzwingen die Briten die Abreise der Königin nach Wien, wo sie nicht wirklich willkommen ist. Sie versucht weiter mit völlig untauglichen Mitteln ihr Königreich zu retten. Das endgültige Ende ihres Erzfeindes Napoleons wird sie nicht mehr erleben.

Meine Meinung:

Friederike Hausmann präsentiert eine sehr schwungvolle und farbige Biografie einer intelligenten und selbstbewussten Frau. Mit einem Mann, wie ihrem Vater Franz Stephan, an ihrer Seite hätte sie das rückständige Königreiche Neapel bzw. Sizilien aus ihrem Dämmerschlaf holen können. Mit dem infantilen und an Regierungsgeschäften desinteressierten Ehemann ist leider kein Staat zu machen – im wahrsten Sinne des Wortes. Mit ein wenig mehr Fingerspitzengefühl und Einbindung der alteingesessenen Familien, wäre es vielleicht gelungen, dem Königreich trotz der widrigen Umstände ein wenige Wohlstand zu bringen. Dazu hat es Maria Carolina eindeutig an politischem Einfühlungsvermögen gefehlt.

Ihre Feinde (vor allem jene im eigenen Land) stellen sie als Inbegriff einer anmaßenden und herrschsüchtigen Frau, die nur Unheil anrichtet und ihr Land ins Unglück stürzt. Dabei ist das kleine Königreich Neapel nie mehr als ein Spielball der europäischen Mächte. Eine eigenständige Außenpolitik konnte das Königreich nicht betreiben.

Die Biografie ist bestens recherchiert. Die Rollen und Charaktere anderer historischer Persönlichkeiten wie Horatio Nelson, Lord und Lady Hamilton oder des Nachfolgerkönigspaares Murat sind vortrefflich gelungen.

Diese Biografie gibt einen guten Einblick in die Heiratspolitik der Habsburger, in das Leben einer jungen Erzherzogin, die mit einem völlig ungeeigneten Mann verheiratet wurde. Einer jungen Frau, die voller Tatendrang das alte, verkrustete Feudalsystem ihrer neuen Heimat aufbrechen wollte und letzten von allen gemieden, einsam und opiumsüchtig in Wien verstorben ist.

Fazit:

Mir hat diese Biografie über Königin Maria Karolina von Neapel sehr gut gefallen. Die Autorin hat vielfältige Literatur und Quellen verarbeitet. Gerne gebe ich 5 Sterne und eine Leseempfehlung.