Cover-Bild »Nichtalltägliches aus dem Leben eines Beamten« und »Einladung zum Klassentreffen«
(75)
  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
9,50
inkl. MwSt
  • Verlag: Engelsdorfer Verlag
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Seitenzahl: 119
  • Ersterscheinung: 06.12.2016
  • ISBN: 9783960084082
Martin Schörle

»Nichtalltägliches aus dem Leben eines Beamten« und »Einladung zum Klassentreffen«

Zwei Theaterstücke
Der kabaretteske Monolog »Nichtalltägliches aus dem Leben eines Beamten« beschert dem geneigten Leser Einblicke in das Leben des Vollblutverwaltungsgenies Hans Fredenbek, der sich in seinem ganz eigenen Gedankengewirr aus Aktenzeichen, Dienstverordnungen, statistischen Erhebungen zusehends verheddert. Es wird deutlich, dass er sich von dem Leben jenseits seines Büros nahezu völlig verabschiedet hat. Vor allem aber wird schonungslos aufgedeckt, dass es zwischen Slapstick und Tragik eine Nahtstelle gibt. Und dass diese Nahtstelle einen Namen hat. Und dass dieser Name Hans Fredenbek ist. Mit einer Lesung aus seinem Stück war Schörle 2008 beim Autorenwettbewerb »Perlen vor die Säue« im Literaturhaus Hamburg erfolgreich (2. Platz von acht Finalteilnehmern aus insgesamt rund 100 eingereichten Beiträgen). Das Stück wurde außerdem im Rahmen der »Hamburger Theaternacht« als offizieller Beitrag des Hamburger Sprechwerks von »Caveman« Erik Schäffler auszugsweise gelesen. - »Einladung zum Klassentreffen« In ihrer Schulzeit hatten Marina und Carsten eine Liebesbeziehung. Nach 20 Jahren soll ein Klassentreffen stattfinden. So meldet sich Carsten, einer der Initiatoren, auch bei Marina, deren Leben nach Schicksalsschlägen zeitweilig aus den Fugen geraten war. Die gemeinsame innige Zeit ist für sie längst Vergangenheit, ein Früher. Aber an Carstens Gefühlen hat sich anscheinend nichts geändert. Sein Anruf weckt auch bei Marina Erinnerungen. Das unverfänglich begonnene Telefonat führt beide in ein Wechselbad der Gefühle ... Inhaltlich eine Liebesgeschichte wagt das Stück den Spagat zwischen Komik & Tragik, Lachen & Weinen. »Einladung zum Klassentreffen« wurde vom Publikum beim Wettbewerb »Stücke Schießen - Neue Dramatik. Neue Autoren. Neue Theatertexte« der Theaterliga zum Gewinnertext gekürt und erreichte bei der Spielplanwahl 2012/2013 des Thalia Theaters Hamburg den 8. Platz.

Dieses Produkt bei deinem lokalen Buchhändler bestellen

Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.08.2018

Amüsante aber sehr realitätsnahe Theaterstücke - wundervoll

0

"Nichtalltägliches aus dem Leben eines Beamten" handelt von Hans Fredenbek, der ja eigentlich als Vorzeigebeamter durchgehen kann, oder wie Schörle ihn treffend als "Vollblutverwaltungsgenie" bezeichnet.

Fredenbek ...

"Nichtalltägliches aus dem Leben eines Beamten" handelt von Hans Fredenbek, der ja eigentlich als Vorzeigebeamter durchgehen kann, oder wie Schörle ihn treffend als "Vollblutverwaltungsgenie" bezeichnet.

Fredenbek ist ein Eigenbrödler, der seine Routine schätzt. Er ist mehr mit seinem Job und dessen Umsetzung verheiratet, als mit seiner Frau, die auf ihre eigene Weise mit Fredenbek klarkommen muss. Auch zu seinen Kollegen hat er keinen großen Kontakt. Während in den Nachbarbüros etwas gefeiert wird, ist Fredenbek mit seinen Gedanken beschäftigt. Z. B. die richtige Radiergummiwahl. (Ich muss zugeben, das ist wirklich eine Wissenschaft für sich!). Fredenbek hat seine eigene Meinung, und sinniert über seine Probleme lange nach, und kommt zum Schluss zum Ergebnis: er hat das ja schon alles geahnt.

Fredenbek ist mir ja doch sympathisch. Sich strikt an die Vorschriften halten, und ein typischer schrulliger Verwaltungsbeamter. Er hat seine Marotten (Radiergummi!), und erinnert mich etwas an Monk, der ebenso seine Abläufe benötigt, und komplett aus der Bahn geworfen wird, wenn etwas nicht so ist, wie es sein soll. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen: ja, solche Beamte gibt es leider, und wie Schörle Fredenbek vor sich hin erzählen lässt, wirkt nicht realitätsfremd, sondern kann ihm möglicherweise durchaus im Beamtenalltag begegnet sein. Vielleicht ist dieses Theaterstück auch ein kleiner Fingerzeig an den Amtsschimmel, den es in mancher Amtsstube noch aktiv geben wird.

"Einladung zum Klassentreffen", ach was hab ich schmunzeln müssen. Ja, auch ich saß in einem Zug, in dem ein Gespräch stattfand, wo ich fast dazu geneigt war nachzufragen, ob man mich bitte auf dem laufenden halten könne. Ich bin doch erstaunt, wie manche ihr Leben so öffentlich ausbreiten können. Aber davon abgesehen:

Marina (Sie) ist die große Jugendliebe von Carsten (er), doch nach der Schule bricht der Kontakt ab. Carsten möchte Marina zum Klassentreffen einladen. Während Marina auf dem Heimweg von der Arbeit ist, telefonieren beide miteinander, und kommen ins Gespräch, was den anderen so in den letzten Jahren bewegt hat. Die Geschichte von Marina und ihrem Ex-Mann scheint die anderen Zugmitreisenenden doch sehr zu interessieren, so dass diese mit aussteigen, als Marina den Zug verlässt.

Nun, wie es so ist, nach vielen Jahren ist man erstaunt, wo die anderen Schulkameraden so landen, und was diese erlebt haben. Und auch hier gilt: Schörles Theaterstück ist aus dem Leben gegriffen, und kommt ohne überzogenen Schnickschnack aus. Die Charaktere sind menschlich geblieben, und man kauft ihnen ihre Rolle ab.

Zwei Theaterstücke, bei denen ich gerne mal sehen würde, wie diese in der Praxis umgesetzt werden.

Veröffentlicht am 10.05.2018

Theater vom Feinsten.

0

»Nichtalltägliches aus dem Leben eines Beamten« und »Einladung zum Klassentreffen«: Zwei Theaterstücke


Zwei Theaterstücke in einem Band. Zweimal Komödie mit doch so unterschiedlichen Hintergründen.
Nr ...

»Nichtalltägliches aus dem Leben eines Beamten« und »Einladung zum Klassentreffen«: Zwei Theaterstücke


Zwei Theaterstücke in einem Band. Zweimal Komödie mit doch so unterschiedlichen Hintergründen.
Nr 1.
Hans Fredenbek, seines Zeichens so knapp am Fünfzigsten schrammend ist Beamter wie er im Buche steht. Schon optisch ist er mit dem leicht angeknitterten, natürlich grauen Anzug, dem akkurat gescheitelten Haar und der Krawatte das Sinnbild eines Arbeitenden im sicheren Dienst. Beginnend mit seinem Eintritt in sein selbstverständlich schlichtes Büro - in der Tat aber mit Laufband! - steigert sich sein monologisierendes Gedankentum über einen fehlenden Radiergummi bis hin zu einer rätselhaften Kalendernotiz (SHz). Abschweifend in private Erinnerungen und Emotionen ergeht er sich in Gedanken zu allgemeinen Verwaltungsaufgaben, Pisa-Studien und beamtischen Aufgaben, die er ach so gerne immer perfekt erledigen möchte. Ist er doch quasi verheiratet mit seiner Stelle. Doch leider stehen ihm so manche aufgestaute Emotionen ordentlich im Weg.

Nr 2.
Wir sitzen im Zug mit Marina, deren Handy klingelt. Carsten, ehemaliger Mitschüler - und das ist immerhin fast zwanzig Jahre her - ruft sie an um sie zum Klassentreffen einzuladen. Nun muss man wissen: die Beiden waren damals mal ein Paar. Und Carsten, der die große Wiedervereinigung organisieren muss (darf?), der sieht seine Chance gekommen, vielleicht alte Gefühle noch einmal aufleben zu lassen.
Zusammen mit den neugierigen Augen und Ohren diverser Mitreisender verfolgen wir Marina und ihr Telefonat mit Carsten über alte Freunde, Schicksalsschläge und … vielleicht der Erkenntnis, dass man sich doch eigentlich sogar noch ganz gerne mag. Wer weiss ….


-

Mein Gott, der Herr Fredenbeck. Ich glaube, er ist schon ein bisschen zu lange Beamter. Verheiratet ist er, klar - aber ob mit der Gattin oder dem Beruf, das sei mal dahingestellt.
Man unterstellt Beamten ja ganz gerne mal Gleichtönigkeit in ihrem Beruf, und Hans scheint sich das bewusst oder unbewusst zu Herzen genommen zu haben. Alles ist gleich. Immer.

Heute liegt nur leider der Radiergummi woanders - das führt direkt zu einer Gedankenschnappatmung bei ihm. Wunderbar absurd ergeht er sich schwallartig in Abhandlungen über die Beschaffenheit und Aufgabe von Radiergummis und erläutert uns wortreich den Begriff AKTIV.

Abstrus komische Elemente lassen einen schon beim Lesen immer wieder auflachen - und dann bleibt einem das Lachen im Halse stecken, denn man realisiert, wie tragisch-komisch der Herr Fredenbeck in seiner Lage eigentlich ist. Wie er da philosophiert über alltägliche Geschehnisse und nach und nach deutlich wird, wie die Jahre des Beamtentums eine Staubschicht an Paragraphen über seine Gefühlsfähigkeit gelegt haben. Klar musste es im Urlaub krachen zwischen ihm und seiner Frau.
Er lebt für Zahlen, für Fakten, geregelte Abläufe - da hat sich so Einiges angestaut, was sich nun in teils wahnsinnigen Gedankenlabyrinthen über das Publikum ergiesst.
Skurril und zynisch ist das „Nichtalltägliche“ eines Beamten, wahnsinnig lustig und todtraurig.

Zu Lesen schon ein Fest - auf der Bühne würde ich es wahnsinnig gerne einmal erleben. Es braucht nicht mal ein großes Bühnenbild das Ganze - denn Herr von Fredenbeck organisiert das schon mit seinem Monolog selber, das Füllen der Bühne.

-

Ganz anders das Klassentreffen. Nicht eine Person sondern gleich mehrere stehen und sitzen uns gegenüber und eigentlich geht es gar nicht alle was an, was Carsten und Marina da so besprechen.
Aber so ist es halt, wenn man im Zug einen Anruf entgegennimmt. Da hat man die nette ältere Dame im Nebenabteil, die es nicht lassen kann, mit spitzer Zunge ihren Senf auf das Gespräch zu streichen. Geht gar nicht ohne.
Carsten ist offensichtlich immer noch Feuer und Flamme für Marina und so nach und nach entpellt sich das „Warum“ auch für die Zuschauer.

In einem wunderbar dargelegten Dialog der Beiden wird man mitgenommen auf eine Zeitreise nach damals, erlebt die Schickssalsschläge gleich mit und lernt sie kennen, die ehemaligen Mitschüler.
Herrlich schräg und spitzfindig überzeichnet die Mitreisenden, die mit großen Ohren ähnlich dem Publikum verfolgen, was sich denn nun tut zwischen ihrer Neben-Sitzenden und dem Telefonpartner. Und endet ziemlich offen - was es nur spannender macht.

Anders als bei Herrn von Fredenbeck haben wir hier keinen zynischen, sondern einen realen, etwas entspannteren Humor, der einen in den Dialogen aber nicht weniger laut auflachen lässt.
Die Situationskomik beider Stücke ist herrlich spontan, Martin Schörle hat ein faszinierendes Talent dafür, in eigentlich trockene oder normale Alltagsthemen Witz und unglaubliche Ironie zu stricken.

Beide Stücke würde ich sehr gerne mal auf der Bühne erleben, ich bin überzeugt, dass sie „live“ sogar noch besser sind als beim Lesen.

Veröffentlicht am 14.07.2020

In dieser Zeit großes Theater!

0

Vor zwei Jahren fragte mich Martin Schörle, ein bis dahin für mich unbekannter Autor, ob ich Interesse hätte sein Buch zu lesen und euch dieses vorzustellen. Die Umstände damals machten es mir leider nicht ...

Vor zwei Jahren fragte mich Martin Schörle, ein bis dahin für mich unbekannter Autor, ob ich Interesse hätte sein Buch zu lesen und euch dieses vorzustellen. Die Umstände damals machten es mir leider nicht möglich mich näher mit seinem Werk zu beschäftigen.
Ich gebe zu, ich verlor ihn und sein Buch dann wieder vollständig aus den Augen. Nun hat er mich glücklicherweise erneut gefragt, sodass ich und seine beiden Theaterstücke doch noch zueinander fanden.

Im Gegensatz zu vielen anderen las ich bereits zu Schulzeiten sehr gerne diese kleine gelben Reclam-Heftchen. Viele davon sind ja auch Theaterstücke und ich liebe es bis heute diese zu lesen und mir die Szenen bildlich vorzustellen. Vielleicht spielt da tatsächlich mein Aufwachsen im Theater eine Rolle.

Hier hatte ich nun zwei Theaterstücke vorliegen, die im Aufbau sehr unterschiedlich sind.
,,Nichtalltägliches aus dem Leben eines Beamten” ist im groben ein Monolog, gehalten von Hans Fredenbek, einem Verwaltungsbeamten, der sich selbst scheinbar in seiner Arbeit verloren hat und wie in einem Gefängnis, dieser Arbeitswelt nicht mehr entkommen kann. Fredenbek spricht zwar das Publikum und ab und an einen Kollegen an, doch befindet er sich die gesamte Zeit hindurch allein auf der Bühne.
Charakterlich hat mich Fredenbek sehr fasziniert, nicht nur seine wirklich sehr verschachtelte Satzformulierungen, sondern vor allem sein Umgang mit der Außenwelt, die er genauso analysiert und beurteilt, wie einen seiner Fälle vor sich auf dem Schreibtisch. In einigen Szenen musste ich laut lachen, was ich nicht so erwartet hatte, doch der Humor zwang mich dazu.

Auch das zweite Stück ,,Einladung zum Klassentreffen” war sehr unterhaltsam. Hier begegnen wir doch ein paar mehr Figuren. Eigentlich ist es ein Telefonat in der Bahn, das nicht nur bei den Telefonierenden so einige Gedanken und Gefühle beschwört. Das Abitur liegt 20 Jahre zurück und das Klassentreffen steht an. Natürlich dreht sich das Gespräch und man beginnt darüber zu reden, wie das Leben danach weiterging. Von der inhaltlichen Entwicklung fand ich das Stück doch etwas vorhersehbar, doch hat es mich wirklich gut unterhalten.

Satirisch und doch an einigen Stellen sehr realistisch zeigt uns Martin Schörle mit Tempowechsel und Leidenschaft in seinen Texten oder Stücken eine moderne, intensive Theaterwelt. Grade im Hinblick auf die Corona-Beschränkungen, die zur Zeit die Stückauswahl so kompliziert gestalten, sind solche Stücke eine wunderbare Möglichkeit mit Abstand Theater zu gestalten. Ich würde mich jedenfalls freuen, besonders Herrn Fredenbek mal auf der Bühne zu sehen, stellt er doch für mich eine sehr komplizierte Rolle mit viel Rollenstudium dar.

Ich kann wirklich nur empfehlen sich mit beiden Stücken einmal auseinander zusetzen. Ich könnte mir allerdings auch wirklich vorstellen, dass die verschachtelten Sätze des Herrn Fredenbek viele Leser stören könnten. Ich fand sie, genau wie das gehobene Sprachniveau eine tolle Abwechslung zu meinem restlichen Leseweg der letzten Zeit.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 07.05.2020

Zwei auf ihre Weise unterhaltsame Theaterstücke

0

In meiner Heimatstadt bin ich wahnsinnig gern ins Theater gegangen und gerade die „Ein-Personen-Stücke“ haben mich immer sehr interessiert, deshalb interessierte mich auch dieses Büchlein.
Auf 119 Seiten ...

In meiner Heimatstadt bin ich wahnsinnig gern ins Theater gegangen und gerade die „Ein-Personen-Stücke“ haben mich immer sehr interessiert, deshalb interessierte mich auch dieses Büchlein.
Auf 119 Seiten hat Martin Schörle zwei Stücke für uns.
Das erste Stück ist ein Monolog, der es nicht ganz so ernst nimmt und den man vielleicht auch nur lesen sollte, wenn man ein Beamter mit Humor ist, denn sonst könnte es schwierig werden. Alle anderen, die sich gern mal über die lieben Beamten und ihr Beamtenmikado lustig machen, können hier eine witzige Auszeit verleben. Ich konnte es mir wirklich gut vorstellen, wie dort vorn auf der Bühne jemand den Vollbeamten Hans Fredenbek spielt.
Im zweiten Teil dürfen wir uns vorstellen, wie Vergangenheit und Gegenwart aufeinander treffen. Man kommt sich ein wenig vor, wie die Dame im Nachbarabteil, die das Telefongespräch mithören kann. Auch hier setzt der Autor Komik ein, wie im ersten Stück, doch tanzt diese um Tragik und hin und wieder geben sich beide die Hand.

Für mich zwei sehr interessante Werke, die hier in einem Büchlein vereint sind. Gern würde ich sie auf einer Bühne sehen und kann sie anderen nur empfehlen, die auch mal etwas anderes lesen, als Romane!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 16.10.2019

Unterhaltsam

0

»Nichtalltägliches aus dem Leben eines Beamten« und »Einladung zum Klassentreffen«

Zwei Theaterstücke

Dieses kleine Büchlein fällt in die Kategorie „total anders“ und wie einige wissen, mag ich das ...

»Nichtalltägliches aus dem Leben eines Beamten« und »Einladung zum Klassentreffen«

Zwei Theaterstücke

Dieses kleine Büchlein fällt in die Kategorie „total anders“ und wie einige wissen, mag ich das mittlerweile ziemlich gern. Das Cover der beiden Theaterstücke ist eher unscheinbar und hätte mich nicht unbedingt zum Kauf animiert. Man sollte sich aber vom Äußeren nicht täuschen lassen. Diese beide Theaterstücke haben ziemlich viel zu erzählen – ganz besonders natürlich die Hauptfigur des ersten Stücks Hans Fredenbeck.

In diesem melodramatischen Monolog begegnet man der Frage nach dem Sinn des Lebens. Man wird jedoch außerdem in ein großes Wirrwarr aus Aktenzeichnen und Dienstvorschriften verstrickt. Ich selber arbeite im öffentlichen Dienst und kann den Wahnsinn, den Martin Schörle beschreibt, nur allzu gut nachempfinden. Ungelogen – die Beschreibung von Fredenbek passt zu 90 Prozent mindestens auf einen meiner Kollegen. Während sich Fredenbek über Sinnhaftigkeit diverser Büromaterialien und seines Büroalltags im Allgemeinen ergießt, streut Martin Schörle lauter witzige Formulierungen ein, die mir beim Lesen großen Spaß bereitet haben. Zum Beispiel „entziehen sich Radiergummi einfach ihrer zweckentsprechenden Verwendung. Fehlte ja nur noch, dass sie sich gewerkschaftlich organisieren“. Spontanität will bei dem Beamten außerdem gut überlegt sein. Mein absoluter Favorit jedoch war eine Bezeichnung für Kollegen oder auch Vorgesetzte, die über ein Studium verfügen und sich nie auf etwas festlegen wollen, wenn sie um einen Einschätzug gebeten werden. Diese Personen nennt Fredenbek (bzw. Martin Schörle) „Jenachdemiker“. Da habe ich echt herzlich gelacht.

Das zweite Stück würde ich als Kammerspiel werten. Hier ruft der ehemalige Klassenkamerad Carsten bei Marina an, um diese zum Klassentreffen einzuladen. Nach und nach erfährt man zu beiden etwas mehr, u.a. waren sie wohl zu Schulzeiten ein Liebespaar. Marina ist eine sehr traurige Figur und denkt ihre „Liebe sei zerstörerisch“. Nach und nach schüttet sie Carsten jedoch ihr Herz aus, obwohl sie sich gerade im Zug befindet. Trotzdem kann man eine gewisse Verbitterung in ihren Worten spüren. Das Stück regt aus meiner Sicht noch mehr zum Nachdenken an, als Fredenbek es tut. Thematisiert werden hier in kürzester Zeit sehr ernste Themen: gescheiterte Beziehungen, ein versagter Kinderwunsch, ein Todesfall in der Familie. Trotz allem gibt es auch hier witzige Momente. Mein Lieblingsausdruck war „menstruell überreizte Krawallnudel“.

*

Der Autor spielt mit der Sprache und zeigt sich äußerst wortgewandt. Trotz der Verschiedenartigkeit überzeugten mich beide Stücke. Ein kurzweiliger Lesespaß für Theater-Begeisterte mit einer Prise Humor. Man muss jedoch beachten, dass es sich trotz allem nicht um leichte Kost handelt. Fredenbeks verschachtelte Sätze liest man nicht „mal“ nebenbei. Mich hat es nicht gestört, da es sich „nur“ um Theaterstücke handelte und die Handlung nicht mehrere hundert Seiten umfasste. Im Gegenteil – in meinen Augen hat der Autor damit bewiesen was er kann. Einen kleinen Abzug gebe ich, da die Emotionen nicht immer bei mir ankamen. Ich empfehle das Buch trotzdem sehr gern weiter.