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Veröffentlicht am 13.08.2018

Der geheime Garten

Frances Hodgson Burnett, Der geheime Garten (Neuübersetzung)
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Die kleine Mary ist ein verzogenes Kind. Sie ist in Indien aufgewachsen und wurde mehr oder weniger von Bediensteten „erzogen“, denn ihre Eltern kümmerten sich kaum um sie. Als sie während einer Choleraepidemie ...

Die kleine Mary ist ein verzogenes Kind. Sie ist in Indien aufgewachsen und wurde mehr oder weniger von Bediensteten „erzogen“, denn ihre Eltern kümmerten sich kaum um sie. Als sie während einer Choleraepidemie sowohl Vater und Mutter als auch ihr Kindermädchen verliert, holt ihr Onkel und Vormund, Mr. Archibald Craven, sie zu sich nach England. Sie soll künftig auf Schloss Misselthwaite, dem alten Anwesen ihres Onkels, leben. Anfangs sieht es nicht so aus, als könne sich Mary in ihrem neuen Heim eingewöhnen, denn auch hier hat sie nur Kontakt zum Personal, und der Onkel will sie nicht sehen. Sie ist viel allein, und Martha, das Dienstmädchen, schickt sie nach draußen, damit sie an der frischen Luft spielen soll. Bei ihren Streifzügen entdeckt sie so manches Geheimnis und begegnet Menschen, durch die sich ihre Sichtweise und ihr Verhalten verändert. Zusammen mit Marthas Bruder Dickon und ihrem Cousin Colin entdeckt sie eine verborgene Welt und beginnt, geheime Pläne zu schmieden, von denen die Erwachsenen nichts wissen, mit überraschendem Ergebnis…

Das Buch erschien erstmalig bereits im Jahr 1911, und gemäß der Zeit, in der die Geschichte spielt, wirkt manches doch ziemlich nostalgisch. Eigentlich ist es ein Kinderbuch, aber die schöne, blumige Sprache macht es eher für Erwachsene zum Lesegenuss. So manchmal blitzt der erhobene Zeigefinger auf und lässt die Handlung etwas betulich wirken. Der Schreibstil ist zum Teil ausschweifend, was gerade bei jungen Lesern vermutlich schnell Langeweile aufkommen lässt. Als Kinderbuch ist es meiner Meinung nach heutzutage nur bedingt geeignet, wenn, dann eher für größere Schulkinder. Seine Berechtigung hat dieses Buch jedoch in jeder Klassikersammlung, denn die Beschreibungen, die Charakterisierungen und auch die Handlung, mit ihrer besonderen Aussage, alles in Bezug zu der Zeit betrachtet, als das Buch entstanden ist, sind wunderschön und auf jeden Fall lesenswert.

Veröffentlicht am 07.08.2018

Gelungenes Debüt, wenn auch nicht die leichte Sommerlektüre, die das Cover vermittelt

Die Insel der Zitronenblüten
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Der Eindruck von Leichtigkeit, Urlaub und Sommerfreude, der entsteht, wenn man das Cover betrachtet, täuscht, denn der Roman ist recht problembeladen. Es geht um die ungleichen Schwestern Marina und Anna. ...

Der Eindruck von Leichtigkeit, Urlaub und Sommerfreude, der entsteht, wenn man das Cover betrachtet, täuscht, denn der Roman ist recht problembeladen. Es geht um die ungleichen Schwestern Marina und Anna. Während Marina ihre Heimat Mallorca schon früh verließ und in verschiedenen Ländern für "Ärzte ohne Grenzen" tätig war, hat Anna einen Mann geheiratet, für den das Geld an erster Stelle steht. Dafür scheut Armando auch nicht vor krummen Touren zurück. Anna scheint er nicht wirklich für voll zu nehmen, und seiner Schwägerin gegenüber benimmt er sich unfreundlich und manchmal schon beleidigend, denn Marina lässt sich nichts von ihm vormachen. Marina mochte ich von Anfang an, während ich mit Anna oft meine Schwierigkeiten hatte, denn vor allem zu Beginn benimmt sie sich sehr angepasst und oberflächlich, möchte ihrem Mann um jeden Preis gefallen und mimt das Luxusweibchen. Dabei erfüllt sie so ziemlich alle Klischees, die einem beim Gedanken an eine gelangweilte Hausfrau der besseren Gesellschaft einfallen.
Als die beiden Schwestern ein altes Haus mit Bäckerei von einer Unbekannten erben, erwacht Marinas Neugier. Während Armando alles daran setzt, die Schwestern zu einem raschen Verkauf des Anwesens zu überreden, möchte Marina unbedingt herausfinden, was es mit der Erbschaft auf sich hat. Sie lässt sich im Dorf nieder und öffnet die kleine Bäckerei. Die Anwohner begegnen ihr freundlich aber schweigsam. So sehr sie sich auch bemüht, keiner lüftet das Geheimnis um die verstorbene Lola und ihren Nachlass. Marina entdeckt einige rätselhafte Dinge, die sie nicht versteht und die in irgend einem Zusammenhang mit der Erbschaft stehen müssen, aber sie kann sich keinen Reim darauf machen. Während sie die Spuren der Vergangenheit verfolgt und das Rästel um die geheimnisvolle Erbschaft lösen möchte, gibt es weitere Probleme. Da geht es um eine kleine Waise in Äthiopien, die mit Hilfe Marinas und ihres Geliebten Mathias das Licht der Welt erblickt hatte, da geht es um eine schwere Krankheit und um das Wiederfinden einer alten Liebe.
Der Roman ist flüssig geschrieben und kann mit interessanten Themen aufwarten. Die Charaktere, ganz gleich ob die sympathischen oder auch die weniger sympathischen, hat die Autorin ausdrucksstark und plastisch gezeichnet. Anfangs hatte ich mit den vielen Gedankensprüngen ein paar kleine Probleme. Die Rückblicke zu ganz verschiedenen Zeiten in der Vergangenheit waren manchmal nicht problemlos einzuordnen, und ich habe eine Weile gebraucht, mich an die ständigen Wechsel zu gewöhnen. Aber letztendlich hat sich alles gefügt und war auch schlüssig dargelegt. Das Flair der Insel Valldemossa, welches das Coverbild eigentlich recht gut widerspiegelt, kommt in der Geschichte meiner Meinung nach nur ansatzweise zur Geltung. Alles in allem ist Cristina Campos' Debüt jedoch durchaus gut gelungen und sehr lesenswert.

Veröffentlicht am 16.07.2018

Unfuck your feet

Unfuck your Feet
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Gerade in letzter Zeit sind mir auf Blogs oder in Videos häufig Äußerungen aufgefallen, wie „Füße sind hässlich“ oder „Füße sind eklig“. Derartige Bemerkungen finde ich sehr irritierend, denn man muss ...

Gerade in letzter Zeit sind mir auf Blogs oder in Videos häufig Äußerungen aufgefallen, wie „Füße sind hässlich“ oder „Füße sind eklig“. Derartige Bemerkungen finde ich sehr irritierend, denn man muss sich mal vor Augen halten, wie wichtig Füße für uns sind. Unsere Füße tragen uns im Idealfall durchs ganze Leben, Jahr ein, Jahr aus, viele Jahrzehnte lang, und wie stiefmütterlich werden sie dafür behandelt! Sie müssen ihr Dasein in engen, unbequemen Schuhen fristen und bekommen oft kaum mal etwas Luft ab, geschweige denn irgendwelche Pflege. Das Gesicht, die Hände, der ganze Körper wird gebadet, gepeelt, gecremt und massiert, während die Füße oft das Nachsehen haben. Mich wundert es nicht, wenn derart vernachlässigte Füße dann auch wirklich hässlich sind. Fußprobleme gehören heutzutage für viele schon zum Alltag. Das muss absolut nicht sein, denn wer sich um seine Füße kümmert, wird auch mehr Freude daran haben und muss weniger mit Problemen kämpfen.
Die richtige Behandlung für diese stark beanspruchten Körperteile beschreibt der Autor in diesem Buch, und er tut es in einer sehr eingängigen und kurzweiligen Art und Weise.
Selbst mit Schmerzen oder Verformungen müssen wir uns nicht einfach abfinden, und gegen Hallux Valgus oder Fersensporn kann man auch einiges tun. Ich fand die Ausführungen des Autors sehr interessant, wenn er auch zuweilen etwas zu stark in einen podologischen Fachjargon verfällt. Weitgehend kann man seinen Erklärungen jedoch gut folgen und weiß, was er meint.
Marco Montanez hat nicht nur viel Wissen, was die Füße betrifft, sondern er kennt auch jede Menge Übungen, die uns dabei helfen, uns mit unseren Füßen besser vertraut zu machen und uns mehr um sie zu kümmern. Fußgymnastik heißt das Zauberwort, und man kann damit erfolgreich gegen mancherlei Beschwerden vorgehen, denn wir sollten uns eingestehen, dass die Füße eine „tragende Rolle“ in unserem Leben einnehmen.
Insgesamt finde ich dieses Buch gut und wichtig, und den Großteil der gezeigten Übungen kann man auch jederzeit ausführen. Für einige jedoch benötigt man einen ziemlichen Aufwand und müsste sich Gerätschaften zulegen, die nicht gerade günstig sind und deren Anschaffung für den Privathaushalt kaum lohnenswert ist. Trotz dieser kritischen Anmerkung finde ich das Buch wirklich gut und hilfreich, und durch zahlreiche Bilder ist es auch anschaulich und interessant gestaltet.

Veröffentlicht am 24.06.2018

Wenn Martha tanzt

Wenn Martha tanzt
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Die Rahmenhandlung des Romans spielt in der Gegenwart, genau genommen im Jahr 2001 in New York. Thomas Wetzlaff, der Ich-Erzähler, ist aus Deutschland angereist, um das Tagebuch seiner Urgroßmutter Martha ...

Die Rahmenhandlung des Romans spielt in der Gegenwart, genau genommen im Jahr 2001 in New York. Thomas Wetzlaff, der Ich-Erzähler, ist aus Deutschland angereist, um das Tagebuch seiner Urgroßmutter Martha bei Sotheby's versteigern zu lassen. Es handelt sich natürlich nicht um irgend ein Tagebuch, sondern Martha, 1900 in einem kleinen Örtchen in Pommern, als Tochter des Kapellmeisters geboren, ging als junge Frau nach Weimar ans Bauhaus. Dort fand sie ihre Berufung im Tanz und lernte viele Bauhaus-Künstler kennen, die sich alle in ihrem Notizbuch verewigt haben. Entsprechend wertvoll ist dieses, denn es enthält bislang unbekannte Zeichnungen von Klee, Kandinsky und anderen Künstlern der damaligen Zeit.
Als die Nazis die Kunstschule schlossen, kam Martha nach Hause zurück – mit dem besagten Tagebuch und mit einem Kind.
Ich muss gestehen, dass ich einige Zeit brauchte, um mich an den besonderen Schreibstil zu gewöhnen. Während Thomas Wetzlaffs Ausführungen in der Gegenwart flüssig und in einer modernen Sprache geschrieben sind, bedient sich der Autor für die Rückblenden diverser besonderer Stilmittel, durch die sich die Atmosphäre der Geschichte völlig verändert.
In den Kapiteln, wo man über Marthas Kindheit und ihre Zeit am Bauhaus erfährt, wirkt die Sprache sehr reduziert, teilweise abgehackt; die Halbsätze überwiegen. Dadurch bleibt immer eine gewisse Distanz zu den Charakteren, auch zu Martha. Diese wirkte immer ein wenig geheimnisvoll, was vermutlich im Sinn des Autors ist. Auch viele der anderen Charaktere wirkten auf mich zum Teil rätselhaft, wobei sich das meiste im Lauf des Romans klärt und so manches Geheimnis zutage kommt.
Sehr interessant fand ich die Schilderungen rund um das Bauhaus, seine Menschen und seine Kultur. Hier erfährt man viele historisch interessante Details zu dieser Zeit. Die Bauhaus-Bewegung forcierte nicht nur eine Zusammenführung von Kunst und Handwerk, sondern ihre Anhänger und Künstler pflegten einen ganz neuen, anderen Lebensstil und Zeitgeist.

Insgesamt fand ich den Debütroman von Tom Saller sehr interessant und informativ. Marthas Geschichte ist fesselnd und berührend erzählt. Es ist ein tiefgründiger Roman, der bis zuletzt immer ein wenig rätselhaft bleibt. Nur das Ende war, wenn es auch rund ist, für mein Empfinden etwas zu schicksalsträchtig und dramatisch. Auf jeden Fall finde ich, es ist ein guter, sehr ausdrucksstarker und lesenswerter Roman um eine Zeit und eine Entwicklung in der Kunst, über die ich bisher nur sehr wenig wusste.

Veröffentlicht am 10.06.2018

Trotz einiger Längen ein toller historischer Roman mit wahrem Hintergrund

Das Herz der Kriegerin
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Die Basis für diesen Roman lieferte ein ungewöhnliches Frauenschicksal, denn Kit Kavanagh hat es wirklich gegeben. Leben und Taten der mutigen Irin dienten schon Daniel Defoe für seinen Roman „Mother Ross“ ...

Die Basis für diesen Roman lieferte ein ungewöhnliches Frauenschicksal, denn Kit Kavanagh hat es wirklich gegeben. Leben und Taten der mutigen Irin dienten schon Daniel Defoe für seinen Roman „Mother Ross“ als Vorlage, und nun hat auch Marina Fiorato eine fiktive Geschichte um die historischen Fakten aufgebaut. Die Autorin hat ausführlich recherchiert, das merkt man, wenn man Kit Kavanaghs wahre Spuren verfolgt. Vieles, was so unwahrscheinlich klingt, ist wirklich wahr. Kit Kavanagh hat sich, auf der Suche nach ihrem Mann, wirklich bei der Armee verpflichtet und lebte und kämpfte mit den anderen Soldaten, ohne als Frau erkannt zu werden. Wie ihr das gelungen ist, wird zum Teil recht gut geschildert, wobei es doch viele Ereignisse gab, wo meine Vorstellungskraft streikte.
Ein Roman lebt durch seine Personen und eine fesselnde Handlung. Der erste Aspekt wurde sehr gut umgesetzt, denn die Charaktere sind alle fein ausgearbeitet und lebendig dargestellt. Die Handlung entwickelte sich anfangs etwas schwerfällig, so war zumindest mein Eindruck, mit dem ich jedoch nicht allein stehe, wie sich zeigte. Gleich nach mir hat mein Mann den Roman gelesen, und auch er hat es so empfunden und mich im ersten Drittel des Buches häufig gefragt, ob es sich denn lohnen würde, weiter zu lesen. Dies wiederum konnte ich bejahen, denn auch wenn sich die Spannung anfangs nur sehr langsam aufbaut und die Handlung einige Längen aufweist, die den Lesefluss für mein Empfinden häufig bremsten, so ändert sich das spätestens ab der Mitte des Buches. Dann geht es wirklich Schlag auf Schlag, und man verfolgt atemlos, was Kit so alles widerfährt. Die Handlung nimmt zwischendurch eine starke Wendung bzw. die Kulisse ändert sich und führt Kit quasi vom Schlachtfeld in den Ballsaal. Über die Gründe und Zusammenhänge werde ich mich hier nicht äußern, denn sonst würde ich zu viel verraten.
Trotz meiner Kritikpunkte hat mir der Roman letztendlich im Gesamten gut gefallen, auch weil die sprachliche Ausführung meiner Meinung nach sehr schön ist.