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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.08.2018

Etwas schwächer als die Vorgänger

Spätsommerliebe
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Endlich ist er auch als Printbuch da - der vierte Band der Reihe rund um das Genießerdorf Maierhofen. Viele haben ja schon vor Monaten im Rahmen der "Hello Sunshine" Aktion das eBook gelesen. Da ich keinen ...

Endlich ist er auch als Printbuch da - der vierte Band der Reihe rund um das Genießerdorf Maierhofen. Viele haben ja schon vor Monaten im Rahmen der "Hello Sunshine" Aktion das eBook gelesen. Da ich keinen Reader besitze, musste ich etwas länger warten. Nun freute ich mich aber ganz besonders wieder nach Maierhofen zurückzukehren und in "Spätsommerliebe" alte Bekannte wiederzutreffen.
Nachdem im letzten Band Christine der Hauptanteil des Romanes gewiedmet wurde, steht nun Magdalena im Mittelpunkt. Wie im Titel angedeutet, geht es um die späte Liebe, die Magdalena in der Person des Griechen Apostoles getroffen hat. Und gleich auf den ersten Seiten sind wir auch nicht in Maierhofen zu Gast, sondern auf der griechischen Insel Kreta. Das griechische Flair bringt die Autorin ebenso wunderbar rüber wie die Allgäuer Szenen. Danach geht es aber wie gewohnt zurück nach Maierhofen und seinen Bewohnern. Diese setzt der neue Bekanntheitsgrad und die immer größer werdenden Besucherzahlen mehr und mehr unter Druck. Der Zusammenhalt ist groß, setzt aber auf der anderen Seite voraus, dass Jeder sofort einspringt oder aushilft. Gelingt es den Frauen auch mal "Nein" zu sagen? Auch Christines Pension ist ausgebucht, die alte Nachbarin braucht ihre Hilfe und ihre beiden Hunde brauchen ihre Aufmerksamkeit. Sie findet kaum Zeit für Reinhard oder ihre Freundinnen.
Langsam wächst nicht nur Christine, sondern auch den restlichen Maierhofener alles immer mehr über den Kopf....

Neben Magdalena steht diesmal eine neue Figur im Fokus: Michelle. Die junge Frau ist unglücklich in ihrem Job. Der neue Chef, der die Eisdiele in der sie arbeitet zu einer amerikanischen Attraktion machen will, ist ein Ausbeuter. Nebenbei erklärt er Michelle, dass sie als Kellnerin nicht die gewünschten Maße und die richtige Kleidergröße aufweist. Ihr Freund nimmt kaum Notiz von ihr und sitzt den ganzen Tag vor seiner neuen Geschäftsidee, umringt von seiner geschäftstüchtigen Kollegin. Bald fühlt sich Michelle wie das fünfte Rad am Wagen und zieht die Konsequenzen: eine Auszeit muss her. Sie möchte endlich ihren großen Traum verwirklichemn und ein Buch schhreiben. In Maierhofen soll diese Idee Form annehmen....

Die Geschichte lebt wie in den Vorgängerbänden von den Charakteren. Diese sind wieder sehr lebendig und bereits aus den anderen Romanen bekannt. Doch in "Spätsommerliebe" ist der Alltag eingezogen. Auch bei den aus dem Vorgängerband frisch verliebten Pärchen. Und so kracht es nicht nur bei Magdalena und Apostoles. Als Südländer sieht er viele Dinge nicht so streng wie Magdalena...
Petra Durst-Benning hat die wundervolle Atmosphäre wieder toll eingefangen. Für mich kam diesmal allerdings das Genießerdorf und die idyllische Kulisse viel zu kurz. Auch sind doch sehr viele Handlungsstränge vorhersehbar. Sehr gut gefallen hat mir hingegen die Party, die Apostoles für die Maierhofener veranstaltet hat. Hier kam wieder das Feeling aus den anderen Büchern voll durch....

Wie auch schon in den Vorgängerbänden gibt es am Ende wieder Rezepte, doch ich finde bei 320 Seiten sollten doch mehr als 276 Seiten Roman sein und nicht fast 40 Seiten Rezepte!
Was mir weniger gefallen hat war, dass es mehr als 30 Seiten Rezepte im Anschluss gab und der Roman selbst 276 Seiten hat....vorallem wenn man bedenkt, dass Band 1 noch 500 Seiten hatte.

Schreibstil:
Zum Schreibstil muss ich nicht mehr viel sagen - wer die Autorin kennt weiß, dass sie wunderbar lebendig und atmosphärisch schreiben kann. Das Essen kommt ebenso nicht zu kurz. Man sollte deswegen definitiv keinen Hunger beim Lesen haben.


Fazit:
Band 4 rund um das Genießerdorf Maierhofen fand ich im Gegensatz zu Band 1 und 3 (das Weihnachtsdorf zähle ich hier jetzt nicht mit) etwas schwächer. Es gab zwar wieder einiges kulinarisches, es wurden auch ernste Themen angesprochen, aber ich fand den Roman etwas mehr vorherhsehbar und klischeehafter. Trotzdem ist es immer wieder schön in Maierhofen....

Veröffentlicht am 02.08.2018

Tod an der Tante von Göring?

Donaudämmerung
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Der historische Roman von Thomas Buchner ist der zweite Band der Reihe rund um Bezirksinspektor Josef Steininger. Leider habe ich Band 1 "Der Fall Schinagl" nicht gelesen, was allerdings kein Problem darstellte. ...

Der historische Roman von Thomas Buchner ist der zweite Band der Reihe rund um Bezirksinspektor Josef Steininger. Leider habe ich Band 1 "Der Fall Schinagl" nicht gelesen, was allerdings kein Problem darstellte. Wir befinden uns im Jahre 1939 in Linz. Österreich ist als Ostmark ein Teil des Deutschen Reiches geworden. Der Krimi spielt im Zeitrahmen des Anschlusses Österreichs und dem Überfall auf Polen.

Der Linzer Bezirksinspektor Josef Steinigener steht kurz vor seiner Pensionierung und möchte seine letzten Monate eher gemächtlich verbringen. Doch da wird in einem Mehrparteienhaus in Linz eine Frau ermordet aufgefunden. Wäre Ernestine Bremstaller nicht vorher in den Zeitungen mit Reichsmarschall Hermann Göring abgelichtet und als seine Tante erwähnt worden, hätte Steiniger in Ruhe den Mordfall bearbeiten können. Doch mit dem Gerücht, dass die Tote eine große Erbschaft gemacht hat und angeblich mit Göring verwandt sein soll, mischt auch bald die Gestapo mit und macht Steininger Feuer unter dem Hintern...

Das Ermittlerteam rund um den behäbigen Bezirksinspektor setzt sich aus dem schwerhörigen Kollegen Heumader, sowie Adolf Ertl, der früher Untermieter bei Ernestine Bremstaller war, jedoch aus den Ermittlungen ausgeschlossen wird, zusammen. An seiner Stelle kommt aus Wien Krininalassistentin Anna Rabitsch. Eine Frau als Kriminalbeamtin war zu dieser Zeit eine Seltenheit. Sie wird auch alles andere als freundlich aufgenommen und muss sich mit den typischen Bemerkungen und Männerwitzen abfinden.
Während Steininger unter Druck der Gestapo bald einen regimekritischen Gegner als Täter gefunden hat, ist Anna Rabitsch nicht wirklich vom angeblichen Mörder überzeugt. Sie geht die Befragungen der Hausbewohner nochmals analytisch durch und kommt dem wahren Täter auf die Spur....

Wir haben hier einen klassischen Plot, der ein bisschen an Agathe Christie erinnert. Viele Verdächtige in einem Wohnhaus, wo einer davon der Mörder sein muss. Man rätselt mit dem kopflosen Ermittlerteam herum und stellt sich vorallem die Frage: Welches Motiv gab es für den Mord? Habgier? Oder ist es ein politisches Motiv? Vergeblich hoffte ich, dass Steininger endlich zu ermitteln beginnt, aber ihn interessieren seine Wiener Schnitzeln weitaus mehr und sein Exkollege Sedlak, der zur Gestapo gegangen ist, gibt ihn sowieso die Richtung für den Tatverdächtigen vor...

Die vielen Figuren, die von Kapitel zu Kapitel wechseln, machten mir den Einstieg etwas schwer. Kaum hat man sich mit einer Person bekannt gemacht, wechseln wir zur nächsten. So fällt die Identifikation nicht einfach. Das wird zwar mit der Zeit besser, aber hat zu Beginn etwas mein Lesevergnügen getrübt.
Im Mittelpunkt stehen nicht nur die zahlreichen Personen, die allesamt nicht wirklich sympathisch sind, sondern die politische Atmosphäre zu dieser Zeit. Propaganda zur Aufschürung des Hasses gegen die Polen und die Juden oder die Wichtigkeit des Ariernachweises, sowie dem Aufstieg zwielichtiger Gestalten, die bei der Gestapo Karriere machen.

Steininger ist ein unsympathischer Ermittler, der es mir auch nicht immer leicht gemacht hat. Die Charaktere der Figuren sind lebendig beschrieben und wurden sehr unterschiedlich dargestellt. Jeder der Protagonisten hat Ecken und Kanten und handelt nicht immer gesetzeskonform. Sie sind Alltagsmenschen, wie du und ich.

Schreibstil:
Thomas Buchner punktet bei seinem historischen Krimi durch perfekte Recherche und stimmigen Lokalkolorit. Die politische Atmosphäre wurde perfekt umgesetzt. Als Historiker weiß der Autor, wovon er schreibt. Witzige Dialoge lockern die etwas düstere Stimmung etwas auf. Die lebendige Sprache und viele Dialoge, sowie die eingestreuten Passagen im Dialekt, gebenn dem historischen Krimiden notwendigen Kick.
Am Ende des Buches gibt es noch ein Glossar mit Übersetzungen der Dialektwörter für alle Nicht-Östereicher.

Fazit:
Ein historischer Krimi mit klassischem Plot, der vorallem durch seine politische Atmosphäre glänzt und der hervorragend recherchiert wurde. An Spannung fehlte es leider manchmal etwas, wobei das Ende jedoch gelungen und logisch ist.

Veröffentlicht am 18.06.2018

Sehr bildhaft, aber mit einigen Längen

Wo die Dünen schimmern
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"Wo die Dünen schimmern" ist der zweite Band der Nordsee-Trilogie der Autorin, kann aber auch ohne Vorkenntnisse gelesen werden. Leider habe ich das erste Buch dieser Reihe nicht gelesen, was vielleicht ...

"Wo die Dünen schimmern" ist der zweite Band der Nordsee-Trilogie der Autorin, kann aber auch ohne Vorkenntnisse gelesen werden. Leider habe ich das erste Buch dieser Reihe nicht gelesen, was vielleicht meine Bewertung beeinflussen könnte. Deswegen sollte sich jeder selbst seine Meinung zu diesem Roman bilden.

Jessieanna erkrankte als Kind schwer und versucht seitdem das Leben von der leichteren Seite zu nehmen. Sie stellt wunderschöne Windräder her, die ihr die Hoffnung geben, dass ihre wieder erkrankte Freundin Katriona gesund wird, wenn sie genug davon bastelt. Katriona war damals für sie da und ihre große Stütze. Beide haben den Krebs besiegt. Ihr Motto: "Vergiss nie, solange du etwas bewegst, bist du frei und lebendig" ist seitdem auch Jessieanna's Mantra.
Neben ihren Windrädern hat Jessieanna die Gabe Geruch nicht nur zu riechen, sondern auch als Farbe zu sehen und arbeitet in der Kosmetikfirma ihrer Großmutter mit. Sie möchte eine Lotion herstellen, die auch für die Seele wirkt. Sie ist dem Geruch, der ihr vorschwebt schon sehr nahe, als sie an einer Lungenentzündung erkrankt und ihr Vater sie von Kalifornien nach Amrum schickt. Seine ehemalige Heimat ist bekannt für die heilende Meeresluft bei Lungenkrankheiten. Doch Jessieanna möchte Kalifornien nicht verlassen, solange es Katriona nicht besser geht und sie die fehlende Essenz für ihre Lotion nicht gefunden hat. Außerdem möchten ihr Freund Ryan und sie in wenigen Monaten heiraten. Doch Pinswin, ihr Vater, gibt nicht nach und Jessieanna lernt erstmals ihre deutsche Verwandtschaft und die nordfriesische Insel Amrun kennen, die sie bisher nur aus den Erzählungen ihres Vaters kennt.

Gleich zu Beginn fand ich schnell in die Geschichte, die alles andere als locker-leicht daherkommt. Die alte Krankheit, die wie ein Damoklesschwert über Jessieanne und Katriona schwebt, ist allgegenwärtig. Doch die Autorin versteht trotz der melancholischen Stimmung eine positive Botschaft zu vermitteln und Mut zu geben. Außerdem haben wir es mit jeder Menge starken Frauen zu tun, die jede auf ihre eigene Weise glänzt. In Amrun angekommen dauert es nur kurze Zeit bis sich Jessieanna wohlfühlt und die raue Seeluft tut ihr Übriges.

In zwei Erzählsträngen begleiten wir Jessieanna in der Gegenwart nach Amrun und in Rückblenden wird die Kindheit bis ins Erwachsenenalter von Pinswin erzählt. Erst zum Ende hin fließen beide Erzählstränge ineinander. Die Legende des Töverees, eines leuchtenden Fisches, ist der gemeinsame rote Faden beider Handlungsstränge. Pinswin ist seit seiner Kindheit auf der Suche nach diesem sagenumwobenen Geschöpf, von dem er einige wenige leuchtende Schuppen besitzt. Der Wissenschaftler hat sich als Ziel gesetzt den Fisch zu finden und seinem magischen Leuchten auf die Spur zu kommen. Als ewig Suchender verkörpert er ganz klassisch seinen Berufszweig. Die vielen wissenschaftschtliche Erklärungen fand ich sehr interessant, obwohl ich eher der kreative Mensch bin und nicht viel mit Physik, Wissenschaft und Mathematik am Hut habe. Außerdem fand ich den Rückblick in Pinwins Kindheit mitreißend, besonders die Freunschaft zu Leni.

Auch die Charaktere sind liebevoll gezeichnet, jedoch gibt es eine ganze Menge davon. Hier hat man als Kenner des Vorgängerbandes auf jeden Fall einen Vorteil. Bis ich alle zuordnen konnte, dauerte es eine Weile. Auch die Namen waren für mich sehr gewöhnungsbedürftig. Ein Glossar wäre hier hilfreich gewesen.
Ab der Mitte bekam die Handlung für mich einige Längen. Ich hatte mit der Zeit das Gefühl im Sand festzustecken und nicht weiterzukommen. Generell ist die Story eher ruhig und tritt auch des öfteren auf der Stelle.

Grandios hingegen fand ich die wunderbaren und bildhaften Beschreibungen der Insellandschaft. Ich fühlte die salzige Meeresluft, den Wind in den Haaren und den Sand zwischen den Zehen. Ich roch die Zitronen aus Skem's wunderbaren Garten und sah die farbenfrohen Fenster von Rheas Häuschen.

Schreibstil:
Der Schreibstil von Patricia Koelle hat mir sehr gut gefallen. Er ist detailliert, mal melancholisch, aber auch dann und wann mit einer Prise Humor. Ganz besonders hervorheben muss man allerdings die bildhaften Landschaftsbeschreibungen.

Fazit:
Ein sehr ruhiger Roman, der von den authentischen und liebenswürdigen Charkteren lebt. Wunderbar gelungen ist die Beschreibung der rauhen Nordseeinsel, die tolle Bilder im Kopf entstehen lässt. Die Handlung hingegen hat einige kleine Längen, die eine bessere Bewertung aus meiner Sicht nicht zulassen. Trotzdem ein sehr stimmiger Roman, der in der Leserunde viele begeisterte Bewertungen bekommen hat.

Veröffentlicht am 19.05.2018

Geisenahme in der Kapuzinergruft

Tod in der Kaisergruft
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Bewertung: 3 1/2 Sterne

Der 8. Fall rund um die Journalistin Sarah Pauli, die mit ihrer exzellenten Spürnase schon einige Kriminalfälle lösen konnte, führt uns diesmal in die Kapuzinergruft, auch Kaisergruft ...

Bewertung: 3 1/2 Sterne

Der 8. Fall rund um die Journalistin Sarah Pauli, die mit ihrer exzellenten Spürnase schon einige Kriminalfälle lösen konnte, führt uns diesmal in die Kapuzinergruft, auch Kaisergruft genannt. Diese ist die letzte Ruhestätte vieler bedeutender österreichischer Monarchen. An diesem Ort hat ein unbekannter Mann Geiseln genommen, welche mit drei Toten, inklusive dem Täter, endet. Eine der Opfer ist die Teilhaberin eines renommierten Wiener Modehauses. Die einzige Überlebende ist eine Studentin, die am Ticketschalter der Kassa der Kapuzinergruft sitzt. Diese zweifelt jedoch an der Tötungsabsicht des Schützen, was Sarah Pauli zum Nachdenken bringt. Der Gedanke, dass der Schütze einen Kompliuzen hatte, lässt sie nicht los. Während die Konkurrenzblätter reißerische Geschichten über die Geiselnahme bringen, möchte Sarah für den Wiener Boten einen gut recherchierten Artikel bringen. Wie immer führt sie ihre Spürnase auch an die richtige Quellen....

In einem anderen Strang bewegen wir uns in der glitzernden Modewelt von Wien. Das Modehaus "Modewelt Schönegg" steht für Tradition und Qualität, die besonders von Isabella Schönegg-Braun gelebt wird, der Schwester der Toten. Während diese auf alteingessene Traditonen besteht, wollte ihre Schwester eine eigene Modelinie mit zeitgemäßer Kleidung für jedes Alter hinzufügen. Isabella war allerdings nicht wirklich damit einverstanden.
Im dritten Handlungsstrang lernen wir Maria Baldauf kennen, die Mutter des Schützen. Diese klammerte sich nach dem Tod ihres Mannes an ihrem einzigen Sohn. Der arbeitslose junge Mann wurde bemuttert und war in ihren Augen immer ein guter Junge. Sie kann nicht glauben, dass er der Schütze ist, wo er doch zu diesem Zeitpunkt ein Vorstellungsgespräch in der Firma, in der auch ihr Freund Otto arbeitet, gehabt hätte.

Alle drei Handlungsstränge konnten mich fesseln. Die Autorin versucht durch kleine Hinweise den Leser in die falsche Richtung zu locken. Bei mir gelang es allerdings nicht wirklich, denn ich hatte sehr früh einen Verdacht, der sich auch bestätigte. Trotzdem blieb der Roman weiterhin interessant, denn ich war neugierig auf die Hintergründe und wie Beate Maxian diese lösen und zu einem logischen Schluss führen wird.

Ich finde es immer wieder schön mit der quirligen Sarah auf Mörderjagd zu gehen. Neben den packenden Nachforschungen der Journalistin und weiteren Einblicken in die Redaktion des Wiener Boten, stehen diesmal auch einige Änderungen im privaten Bereich bei Sarah an.

Die Kolumne über Aberglauben und Bräuche kommt auch diesmal etwas zu kurz. Nur betreffend den Totenköpfen, die der Schütze in der Gruft hinterlassen hat, werden einige Gedanken zu ihrer Bedeutung gewälzt. Das ist schade, weil ich gerne über alte Bräuche lese, die viel zu schnell in Vergessenheit geraten.

Schreibstil:
Der Schreibstil von Beate Maxian ist gewohnt flüssig und kurzweilig. Die bildhaften Beschreibungen vermitteln wieder viel Wiener Flair und Lokalkolorit. Die Charaktere sind authentisch und haben Ecken und Kanten. Die Kapitel sind kurz gehalten und datiert.

Fazit:
Für Liebhaber der Reihe ein weiterer Krimi mit viel Lokalkolorit und einer einzigartigen "Ermittlerin". Wer den Krimi als Einzelband liest, vermisst eventuell etwas Spannung, da der Kriminalfall diesmal sehr in den Hintergrund tritt und der Täter für mich sehr bald identifiziert war. Trotzdem freue ich mich auf weitere Wiener Krimis der Autorin und gebe gute 3 1/2 Sterne.

Veröffentlicht am 05.05.2018

Ruhiger Krimi im Bergbaumilieu

Tiefer denn die Hölle (Ein Martin-Bauer-Krimi 2)
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Der zweite Fall von Polizeiseelsorger Martin Bauer beginnt rasant. Im Prolog ist er dem Mörder auf den Fersen und gerät in eine tödliche Situation...
Doch bis es dazu kommt, erlebt der Leser einen interessanten ...

Der zweite Fall von Polizeiseelsorger Martin Bauer beginnt rasant. Im Prolog ist er dem Mörder auf den Fersen und gerät in eine tödliche Situation...
Doch bis es dazu kommt, erlebt der Leser einen interessanten Fall rund um Kindesmissbrauch, Missgunst, Mobbing, Kohleabbau und dem Beichtgeheimnis.

In der stillgelegten Zeche Walsum wird eine Leiche gefunden. Der Tote wurde mit Honig übergossen und außerdem wurden ihm unzählige Schnittwunden zugefügt. Ein junger Polizeibeamte erleidet im Stollen eine Panikattacke. Da Bauer zu diesem Zeitpunkt nicht im Dienst ist, wird sein Amtskollege, der katholische Monsignore Rüdiger Vaals, zum Fundort gebeten. Dieser erleidet jedoch beim Anblick der Leiche einen schweren Herzinfarkt. Bauer wird zu Hilfe gerufen und begleitet Vaals im Rettungswagen ins Krankenhaus. Der Polizeidekan stammelt immer wieder wirre Worte und ist total verängstigt. Er bittet Bauer um Hilfe.... Dieser versucht herauszufinden, was Vaals so verstört und beginnt auf eigene Faust nachzuforschen. Dabei überschreitet er seine Kompetenzen und macht sich beim Polizeidirektor Lutz noch unbeliebter. Auch Polizistin Verena Dohr, die vorallem unter ihren mobbenden Kollegen Karman leidet, der sich bei der Beförderung hintergangen fühlte, beginnt im Fall der "Honigleiche" zu ermitteln.

Obwohl ich den ersten Band der Reihe (noch) nicht gelesen habe, hatte ich keine Schwierigkeiten mit der Zuordnung des Ermittlerteams und von Polizeiseelsorger Martin Bauer. Man erfährt einiges aus seinem privaten Umfeld und erhält auch schon sehr bald die Informationen, dass er beim Polizeidirektor alles andere als beliebt ist. Denn obwohl Bauer nur Polizeiseelsorger ist, steckt er immer wieder seine Nase in polizeiliche Ermittlungen. Auch im Fall der Honigleiche geht Bauer seine eigenen Wege und ist den Polizeibeamten meistens einen Schritt voraus. Nur Verena Dohr, die Bauer des öfteren um Informationen bittet, ist seine "Verbündete" im Präsidium. Ihr weht ebenso ein starker Wind entgegen. Gemeinsam versuchen Dohr und Bauer auf ihre Weise den Täter zur Strecke zu bringen. Bauer versucht herauszufinden, was Vaals Seelenfrieden stört. Seine Recherchen führen ihn zu einem Vorfall vor 15 Jahren...

Der eher ruhige Krimi hat vor allem im Mittelteil einige kleine Längen. Zum Ende hin steigt dann der Spannungsbogen jedoch rasant. Die Stimmung hat mir gut gefallen. Die Geschichte ist im Ruhrgebiet angesiedelt, wo Bergbau eine große Rolle spielte und besitzt somit viel Lokalkolorit. Auch die Perspektivlosigkeit nach dem Ende des Bergbaus wird gut dargestellt.
Die Charaktere sind gut gezeichnet und haben Ecken und Kanten. Bauer ist beruflich ein kleiner Tausendsassa, bekommt aber sein Privatleben nicht in den Griff. Seine schwangere Frau Sarah ist aus dem gemeinsamen Haus ausgezogen und die 16jährige Tochter hat ebenfalls genug vom nicht vorhandenen Familienleben. Ein Bild, das wir aus vielen Krimis und Thrillern kennen, auch wenn wir hier einen Polizeiseelsorger als Hauptprotagonisten haben.

Warum der Täter seine Opfer mit Honig übergossen hat, wird leider am Ende des Krimis nicht wirklich erklärt. Obwohl mich der Krimi nicht ganz überzeugt hat, werde ich auch noch den ersten Band lesen, der sowieso schon in meinem SuB-regal steht.

Schreibstil:
Das Autorenduo schreibt flüssig und eingängig. Es wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt und der Leser erhält ebenfalls Einblicke in die Psyche des Täters. Zusätzlich gibt es Briefe eines Kindes an seine Mutter, die in kursiver Schrift gedruckt sind.

Fazit:
Ein interessanter Krimi, der im Ruhrpott spielt und einen ungewöhnlichen "Ermittler" hat. Obwohl er mich nicht ganz überzeugen konnte, fand ich das rasante Ende sehr spannend und werde die Reihe weiterverfolgen.