"My First Love" ist das erste Buch, das ich von der Autorin gelesen habe und ich muss sagen, dass mir ihr Schreibstil auf Anhieb super gut gefallen hat. Sie schreibt locker, leicht und humorvoll, sodass ich beim Lesen immer wieder Schmunzeln musste. Dabei achtet sie aber darauf, dass das Tiefgründige nicht zu kurz kommt und stellt so das perfekte Gleichgewicht her.
Wer sich seinen Problemen stellte, konnte darüber hinauswachsen.
Anfangs hat es etwas gedauert, bis ich so wirklich in den Lesefluss hineingekommen bin, da man zunächst eine ganze Menge an Informationen über Cassidy ( die Protagonistin ), ihre Schlussmach-Service, ihre Familie und generell ihr Leben bekommt. Hinzu kommt, dass Cassidy eine unglaubliche Denkerin ist und sich über alles und jeden den Kopf zerbricht. Davon habe ich mich am Anfang etwas überrumpelt gefühlt, aber dieses Gefühl hat sich schnell wieder gelegt und von da an konnte ich das Buch kaum mehr aus der Hand legen.
Cassidy habe ich sehr schnell in mein Herz geschlossen, was weniger mit ihrem Charakter an sich und viel mehr damit zu tun hat, dass ich mich selbst in ihr wiedererkannt habe. Sie hat nicht viele Freunde, weil es ihr schwer fällt, Leuten zu vertrauen. Ihr ist die Meinung anderer egal und sie zieht ihr Ding durch. Cassidy ist mehr cool als mädchenhaft und zieht sich dementsprechend auch so an. Außerdem hält sie nichts vom Verliebtsein oder der Liebe allgemein.
Ganz oft konnte ich mich 1:1 in ihre Situation hineinversetzen und ihre Gedanken und Gefühle nachvollziehen und sogar nachempfinden. Das ist etwas, das mir sehr gut gefallen und beim Lesen noch mehr Freude bereitet hat.
Aber so cool sie auch nach außen hin zu sein scheint - innerlich sieht es anders aus. Und nach und nach lernt man dieses "anders" kennen.
»Sie hat immer gesagt, das Leben wäre en Labyrinth, und man müsse seine Spuren hinterlassen, damit man am Ende aus seinem eigenen Chaos herausfindet.«
Was mir in diesem Buch besonders gut gefallen hat, war die Freundschaft zwischen Cassidy und Lorn. Gleich zu Beginn wird einem klar, wie wichtig den beiden ihre Freundschaft ist und dass sie sich immer aufeinander verlassen können. Die beiden kennen sich seit Ewigkeiten, haben die schönsten und schlimmsten Erlebnisse miteinander geteilt und sind eigentlich mehr Schwestern als beste Freundinnen. Was ich hierbei so toll fand war, dass diese Freundschaft während der gesamten Geschichte nicht an Wichtigkeit verloren hat. Sie war immer präsent, wurde oft zusammen mit ihrer Wichtigkeit erwähnt und war fester Bestandteil des Ganzen. Daher ist natürlich klar, dass ich Lorn ebenfalls total ins Herz geschlossen habe.
Auch Colton fand ich direkt sympathisch, obwohl er eigentlich zunächst, vor allem Cassidy gegenüber, einen wirklich unfreundlichen und arroganten Eindruck macht. Ich finde aber, dass man beim ihm sofort merkt, dass er ein weiches Herz hat und nicht so ist, wie er zu sein scheint. So wie seine Blicke, seine Haltung oder sein Handeln beschrieben werden, kann man sich als Leser / Leserin denken, dass bei ihm viel mehr dahinter steckt.
Trotzdem fand ich's super, wie er und Cassidy sich anfänglich gestichelt und gegenseitig einen Spruch nach dem anderen rein gedrückt haben, während man deutlich gespürt hat, dass es zwischen ihnen heftig knistert.
»Ein gebrochenes Herz ist ein Herz, das geliebt wurde.«
Die Liebesgeschichte im Buch stand für mich im Mittelpunkt und irgendwie auch wieder nicht. Für mich persönlich stand eigentlich die Liebe im allgemeinem im Vordergrund und die Liebesgeschichte zwischen Cassidy und Colton weil ein Teil davon. Natürlich geht es darum, wie sich zwischen den beiden Gefühle entwickeln, welche Steine ihnen in den Weg gelegt werden und wie beide mit dieser Entwicklung und den äußeren problematischen Einflüssen umgehen. Aber es geht eben auch besonders viel darum, welche Erfahrungen die beiden bisher mit dem Thema Liebe gemacht haben, wie sie der Liebe gegenüberstehen / welche Einstellung sie zum Verliebtsein haben und wie sich dieses Denken vielleicht durch verschiedene Ereignisse verändert oder verändert hat.
Außerdem geht es um all die Dinge, die mit der Liebe in Verbindung stehen - Schmerz, Verlust, Angst, Hoffnung, Vertrauen, Enttäuschung, Verwirrung - und wie man mit all diesen Empfindungen umgehen und die Liebe gleichzeitig genießen soll. Es geht um die erste große Liebe, das erste Mal verliebt sein. Es geht um widersprüchliche Gefühle und die Unterdrückung von Gefühlen, die diese Gefühle nur noch verstärkt. Ja, in diesem Buch dreht es sich hauptsächlich um die Liebe. Egal ob die erste Liebe, die Liebe zwischen Freunden oder die Liebe in der Familie. Die Liebe wird hier mit allem in Verbindung gebracht und es wird vieles hinterfragt. Vielleicht findet man während des Lesens Fragen, die bei einem selbst auch schon einmal aufgekommen sind. Vielleicht werden diese Fragen auch beantwortet und man kann sich diese Antworten für seinen eigenen Lebensweg mitnehmen.
Wenn man wartet, verpasst man Chancen, die alles verändern könnten.
Auf jeden Fall nimmt meiner Meinung nach jeder, der dieses Buch liest, irgendeine Sache für sich selbst, für sein Leben mit. Und sowas liebe ich. Wenn man von oder aus Büchern lernt, wenn man sich während des Lesens von einem Buch, von dem Geschriebenen verstanden fühlt, sich damit identifizieren kann. Für mich war das hierbei der Fall. Aber trotz meiner Schwärmereien hier muss ich sagen, dass mich dieses Buch nicht vollkommen fesseln konnte. Es ist eine schöne und leichte Geschichte mit einer guten Menge an tiefgründigen Momenten und mit wichtigen Themen, die gut behandelt worden sind. Aber in seinen Bann ziehen konnte es mich einfach nicht so wirklich.
Sehr gut gefallen hat mir die Geschichte trotzdem und weiterempfehlen kann und werde ich sie auch auf jeden Fall jedem.