Konnte mich nicht überzeugen
Seit dem Tod der Mutter versucht die 21-jährige Hanna diese für ihre drei jüngeren Geschwister zu ersetzen und die Familie so gut es geht am Laufen zu halten. Als plötzlich auch noch der Vater verstirbt, ...
Seit dem Tod der Mutter versucht die 21-jährige Hanna diese für ihre drei jüngeren Geschwister zu ersetzen und die Familie so gut es geht am Laufen zu halten. Als plötzlich auch noch der Vater verstirbt, steht die junge Medizinstudentin ganz allein da und findet sich in einem Sorgerechtsstreit mit ihrer Tante wieder. In ihrer Verzweiflung sucht sie bei dem mitfühlenden Polizisten Mark Halt und spinnt ein fragiles Konstrukt aus Halbwahrheiten und Lügen. Doch auch Mark trägt einige Geheimnisse mit sich herum, die er niemanden anvertraut. Hat eine Beziehung auf einer solchen Basis überhaupt eine Zukunft?
Ich muss sagen, dass ich von dem Cover absolut angetan war. Es ist schlicht, elegant, ein bisschen mädchenhaft und für mein Verständnis einfach traumhaft schön. Doch so schön der Einband auch ist, so wenig konnte mich das Buch mit seinen inneren Werten überzeugen und ich erkläre euch natürlich gern woran das lag.
Die Idee der Story an sich gefällt mir immer noch unheimlich gut. Dass zwei Menschen über die Widrigkeiten von Tod, Familienproblemen und Sorgerechtsstreitigkeiten zueinander finden, finde ich sehr spannend. Leider konnte ich mit den Protagonisten absolut nichts anfangen und kam so nur schwer in die Handlung rein und war nach etwa der Hälfte mehrfach versucht das Buch abzubrechen.
Hanna ist für mich einfach zu perfekt. Sie ist die aufopfernde Schwester, die alles, also wirklich alles hinter der Familie anstehen lässt. Selbst ihre eigene Zukunft steht auf dem Spiel, da sie wegen der Sorgerechtsfrage auch ihr Studium vernachlässigt. Leider fand ich dadurch überhaupt keinen Zugang zu ihr. Ich persönlich könnte ihr gar keine weiteren Merkmale zuordnen, die nicht irgendwie Bezug auf ihre Familie nehmen, was ich ausgesprochen schade finde. Auch macht sie im Laufe der Geschichte keine nennenswerte Entwicklung durch. Für sie steht fest, dass die Familie zusammengehalten werden muss; komme was wolle und das wird beinhart durchgezogen. Dadurch ist noch bevor man das Buch aufschlägt völlig klar, wie es enden wird.
Marks Entwicklung hingegen entbehrt für mich jede Logik. Ich war einfach nicht in der Lage seine Beweggründe nachvollziehen zu können, denn oftmals läuft es bei ihm nach Schema F: er wird mit einer Situation konfrontiert, es wird erklärt, dass er das niemals könnte, er tut es dann doch. Er handelt immer wieder entgegen seinem Naturell, seinem Charakter und seiner eigenen Gedankengänge. Nachdem dies zwei, drei mal passierte, war ich einfach nur genervt. Obwohl er zwar seine eigenen Sorgen, Ängste und Nöte hat, wandelt er sich innerhalb eines Wimpernschlags, nachdem er Hanna kennen gelernt hat, in eine völlig andere Person. Das einzige, was er die ganze Zeit beibehält, ist seine Geheimniskrämerei, die einen völlig vorhersehbaren Konflikt mit sich bringt.
Auch der Schreibstil der Autorin konnte mich nicht wirklich überzeugen. Für ich wirkte er leider an vielen Stellen zu gezwungen. Vor allem die ständigen Beschreibungen von Gerüchen in den einzelnen Kapiteln wurde mir irgendwann einfach zu viel. Vielleicht bin ich einfach nicht der Typ Mensch, der ständig darauf achtet, wie andere riechen und ich verbinde auch selten ganz bewusst Düfte mit bestimmten Situationen, daher konnte ich diesen Beschreibungen, die sich teils auch wiederholten, nichts abgewinnen.
Im nachhinein betrachtet, ist der Aufbau der Story zwar irgendwie logisch, doch gefühlsmäßig kam bei mir leider überhaupt nichts davon an. Die einzige Person, die ich wirklich mochte, war Hannas kleiner Bruder Mika. Doch leider reicht mir das nicht, um das Buch weiterempfehlen zu können. Somit muss ich leider sagen, dass es für mich in die Kategorie Fehlschlag fällt. Ich muss sagen, dass ich schon sehr leichte Lektüre erwartet habe und das Buch meine Erwartungen dennoch untertroffen hat, da ich bei fast allen Charakteren die Tiefe und Persönlichkeit vermisst habe und mir viele Momente sehr unrealistisch vorkamen.