Ein Gespenst geht um in Europa, das Gespenst des Kommunismus.
Ein Gespenst geht um in Europa, das Gespenst des Kommunismus.
„Es gibt Menschen, deren Präsenz man sogar dann spüren kann, wenn sie in einem Nebenzimmer sitzen. Karl war so ein Mensch.“
Die ersten Szenen ...
Ein Gespenst geht um in Europa, das Gespenst des Kommunismus.
„Es gibt Menschen, deren Präsenz man sogar dann spüren kann, wenn sie in einem Nebenzimmer sitzen. Karl war so ein Mensch.“
Die ersten Szenen dieses Buches berichten von einem jungen Mädchen namens Helena Demuth, das „Zitterhand“ gehänselt wird und auf einem Hof in Sankt Wendel unter ärmsten Verhältnissen mit sechs Geschwistern aufwuchs. Lenchen kämpft umsonst darum, geliebt zu werden - ihre Mutter ist eine verhärmte und harte Frau, einzig ihr verstorbener Vater liebte seine Tochter über alles. „Pabbi“ war es auch, der seinem klugen und lerneifrigen Lenchen das Spiel der Könige beibrachte und dadurch ihr Leben prägte. „Ein Schachspiel ist voller Ereignisse und überraschender Wendungen. Oft kann man durch viel Nachdenken einen Ausweg aus den schwierigsten Situationen finden.“
Lenchens Lebensweg führt sie als Dienstmädchen zur Familie von Westphalen, nach der Verehelichung der Tochter des Hauses mit Karl Marx bleibt sie fortan in deren Diensten. Die Marxens werden wie eine Familie für sie – und im Laufe der Jahre verliert Lenchen auch ihre Angst vor dem „düsteren Karl“, der sie mit seinen unbarmherzigen und abschätzigen Blicken und seiner aufbrausenden lauten Art stets eingeschüchtert hatte. Das „schwarze Ungetüm aus Trier“ mit dem Spitznamen „Mohr“ entdeckt Lenchens Leidenschaft für das Schachspiel – und es kommt zu einer Annäherung mit ungeahnten Folgen.
Claudia und Nadja Beinert haben sich mit diesem prachtvollen Roman pfeilgerade in mein Herz geschrieben. Das Autorenduo schaffte es, mein Interesse für den stürmischen und mitreißenden Revolutionär zu wecken, dessen großes ökonomisches Standardwerk unter dem Titel „Das Kapital“ Weltruhm erlangte. In überaus einnehmendem Schreibstil und mit hervorragend charakterisierten handelnden Figuren erzählen sie die Geschichte eines Philosophen, Gesellschafts- und Wirtschaftstheoretikers, der sich gemeinsam mit dem befreundeten Fabrikantensohn Friedrich „Fritze“ Engels der Revolution und dem Sturz der preußischen Monarchie verschrieb. Wundervoll recherchierte historische Hintergründe wurden mit der Geschichte von Helena Demuth verwoben, der Kampf um soziale Gerechtigkeit für alle, die Revolution des Bürgertums und der Arbeiter, aber auch die Lebensumstände und die gesellschaftlichen Unterschiede zwischen Arm und Reich wurden eindrucksvoll dargestellt. Mit der Ich-Erzählerin „Lenchen“ Demuth begleitet man Karl und Jenny Marx von Jugend an, erlebt mit ihnen private Höhen und Tiefen, darf deren Bemühungen um den Kommunismus aus nächster Nähe mitverfolgen. Claudia und Nadja Beinert gelang es auf faszinierende Art und Weise, Geschichte lebendig zu machen. Liebevoll ausgearbeitete Charaktere an der Seite der Protagonisten Lenchen, Karl und Jenny Marx bereichern die Handlung darüber hinaus. Die Autorinnen verwoben gekonnt fiktive Ereignisse mit historisch belegten Tatsachen, in einem ausführlichen Nachwort gehen sie auf diese historischen Fakten detailliert ein. Das Glossar am Ende dieses Buches stellt eine willkommene und hilfreiche Ergänzung dar.
Abschließend möchte ich die hochwertige optische Aufmachung dieses Buches hervorheben, das zudem mit einem bezaubernden Cover punktet. Die Gestalt eines sitzenden Mädchens in Dienstbotenkleidung und einem Bündel handgeschriebener Briefe in Händen weist bereits im Vorfeld auf einen Briefwechsel der Protagonistin hin, der erhobene Buchtitel in blutroter Schrift zieht unweigerlich die Aufmerksamkeit des Betrachters auf sich. Den Beginn des Buches ziert eine alte Landkarte von London um 1850, während sich auf den beiden letzten Seiten ein auf Pergamentpapier abgedrucktes Lied von Carl Theodor Müller befindet.
Fazit: „Revolution im Herzen“ ist eine Lektüre, die mich begeistert hat. Hervorragend recherchierte historische Fakten, authentische Charaktere und das faszinierende Eintauchen in das Leben und Umfeld des Karl Marx sorgten für allergrößten Lesegenuss. Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen und ich kann es jedem Leser empfehlen, der tief in diese Zeit eintauchen und Geschichte hautnah erleben möchte.
Fünf Bewertungssterne und eine uneingeschränkte Leseempfehlung für dieses fantastische Buch!