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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 19.08.2018

Anders, interessant, besonders

Wie ich fälschte, log und Gutes tat
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Der 15-jährige Benedikt Jäger lässt den Leser für drei Monate an seinem Leben und seinen Gedanken teilhaben. Der Roman wirkt wie ein Tagebuch. Auf sehr rasante Art und Weise berichtet er dem Leser was ...

Der 15-jährige Benedikt Jäger lässt den Leser für drei Monate an seinem Leben und seinen Gedanken teilhaben. Der Roman wirkt wie ein Tagebuch. Auf sehr rasante Art und Weise berichtet er dem Leser was er tut und was er denkt. Benedikt ist ein hervorragender Tennisspieler. Allerdings lassen seine schulischen Leistungen zu wünschen übrig. Seine Eltern wissen davon nichts. Denn sie bekommen immer nur Einsen und Zweien vom ihm vorgelegt. Für das Fälschen der Klassenarbeiten und Zeugnisse nimmt sich Benedikt sehr viel Zeit – die er auch einfach zum Lernen nutzen könnte. Schnell merkt er, dass dieses Fälschen und Lügen sein gesamtes Handeln und Denken bestimmt und das er nie mehr daraus rauskommt. Benedikt wächst als Zögling der oberen Schicht auf. Sein Vater ist Oberarzt und so gut wie nie zu Hause. Seine Mutter ist dafür immer zu Hause und kümmert sich um die Belustigung der Gesellschaft, in dem sie die Damen vom LionsClub zum Kaffee einlädt und ihren Wunderknaben vorführt. Doch dieser ist in Wirklichkeit kein Wunderknabe, sondern eher ein drogenkonsumierender Lügner mit schlechten Noten. Doch Benedikt kann das mit dem Lügen sehr gut. Scheint er von seiner Mutter geerbt zu haben und diese von ihrer.
Es ist durchaus lustig und unterhaltend Benedikt bei seinen Lügen zu begleiten und zu bestaunen, wie er sich immer wieder selbst rettet. Allerding blieb der tiefere Sinn dieses Buches mir verborgen. Ich frage mich mehrmals wozu es dieses Buch gibt?! Dennoch war es eben ganz nett zu lesen.
Der Schreibstil ist wie erwähnt sehr rasant und so flüssig zu lesen. Da es aus der Sicht eines 15-jährigen geschrieben ist, der den Leser direkt anspricht, ist der Roman eher in Umgangs- und teilweise Jugendsprache gehalten. Dadurch wirkte alles auch recht authentisch.
Die Charaktere bleiben mir recht fremd. Einzig Benedikts enge Freunde Vince und Prechtl kommen ab und zu zu Wort und Benedikts Mutter. Diese ist wohl noch die Einzige mit einer Geschichte. Die Anderen wirken sehr leer.

Bei der Gesamtbewertung bin ich sehr hin- und hergerissen. Einerseits frage ich mich was dieses Buch soll, wie man auf die Idee kommt, so etwas überhaupt zu schreiben, auf der anderen Seite wurde ich tatsächlich unterhalten, deshalb vergebe ich letztendlich drei von fünf Sternen.

Veröffentlicht am 15.08.2018

Gute Keime, böse Keime

Ein Keim kommt selten allein
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Wer schon immer etwas über unsere unsichtbaren Mitbewohner wissen wollte ist hier richtig. Professor Dr. Markus Egert ist Mikrobiologe und beschäftigt sich mit dem Thema Haushaltshygiene. In diesem Buch ...

Wer schon immer etwas über unsere unsichtbaren Mitbewohner wissen wollte ist hier richtig. Professor Dr. Markus Egert ist Mikrobiologe und beschäftigt sich mit dem Thema Haushaltshygiene. In diesem Buch erläutert er auf sehr verständliche, anschauliche und humorvolle Art und Weise, welchen Keimen wir wann und wo und in welcher Menge im Alltag ausgesetzt sind. Zum Beispiel enthält ein Küchenschwamm viel mehr Keime, als die Toilettenschüssel. Erschreckend mehr.
Der Schreibstil ist super. Er ist angenehm und zügig zu lesen und durch eine gewisse Prise an Humor, wirkt das Thema auch nicht zu grausig. Denn jeder Mensch beherbergt ungefähr einen halben Kilo Bakterien.
Für Keimneulinge und absolute Laien ist dieses Buch sicherlich aufregend. Für Jemanden, der sich schon mit den Themen Bakterien und Viren beschäftigt hat, fehlt es dann etwas an Tiefgang. Viel über den Aufbau und die Verhaltensweisen von Bakterien und Viren erfährt man nicht. Es ist eher ein Ratgeber, wie man sich vor ungewolltem Keimüberfall schützen kann.

Gefallen hat mir, dass Keime nicht als ausschließlich schlecht dargestellt wurden, sondern das mehrmals darauf hingewiesen wurde, dass es durchaus auch nützliche und überlebenswichtige Keime in und an uns gibt.

Was mir gefehlt hat waren echten Aufnahmen von Keimen. Es gab nur ein paar Comic-Zeichnungen. Zumindest ein, zwei mikroskopische Aufnahmen wären schön gewesen, so dass auch mal ein Laie, ein Bakterium zu Gesicht bekommt.
Gestört hat mich, dass einige Passagen und Sätze immer wieder wiederholt wurden. Wenn man das Buch am Stück liest, ist das nicht nötig. Allerdings ist es so natürlich praktisch, falls man nur einzelne Kapitel liest.

Hilfreich waren die Informationskästen, die es immer mal wieder am Ende eines Kapitels gab und in welchen die Kernaussagen des Kapitels widergegeben wurden. Zum Beispiel, wie man sich im ÖPNV vor Keimen schützen kann.

Ich habe auch diesem Buch einige neue Informationen/Details mitgenommen, aber im Großen und Ganzen war mir das Geschriebene schon bekannt. Ich hatte mir mehr neue Informationen gewünscht, deshalb vergebe ich nur drei von fünf Sternen.

Veröffentlicht am 08.08.2018

Auf in ein Leben mit weniger Müll

Ohne Wenn und Abfall
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Milena Glimbowski hat dem Müll den Kampf angesagt. In Berlin hat sie den ersten Unverpackt-Laden eröffnet. Hier kann man nicht nur Lebensmittel ohne Verpackung kaufen, sondern auch Drogerieartikel. In ...

Milena Glimbowski hat dem Müll den Kampf angesagt. In Berlin hat sie den ersten Unverpackt-Laden eröffnet. Hier kann man nicht nur Lebensmittel ohne Verpackung kaufen, sondern auch Drogerieartikel. In ihrem Buch „Ohne wenn und Abfall“ berichtet sie zunächst über ihre Idee und die Gründung des Ladens. Diese Kapitel fand ich sehr interessant. Danach geht es um die Themen Minimalismus und Zero-Waste. Auch diese Abschnitte waren interessant. Glimbowski erklärt sehr anschaulich, dass weniger meist mehr ist.
Im zweiten Teil des Buches sind dann einige Anleitungen und Rezepte aufgelistet, wie man beispielsweise Drogerieartikel und Reinigungsmittel selbst herstellen kann. Das finde ich für den Durchschnittsmenschen dann zu übertrieben.
Mir hat die Art von Milena Glimbowski gut gefallen. Sie schreibt das Ganze recht locker und nicht oberlehrerhaft. Sie will den Leser nicht dazu zwingen mülllos zu leben, sondern ihn wachrütteln, ihm zeigen es geht auch anders. Ziel soll es sein, dass man das umsetzt, was einem liegt und zu einem passt. Denn auch in kleinen Schritten geht es voran.
Was mir gut gefallen hat, ist dass die Autorin immer eine Begründung hat, warum man etwas tun oder lassen sollte. Sie zeigt einem viele Dinge, die man so direkt gar nicht vor Augen hatte oder bedacht hat.
Mir hat das Buch gut gefallen. Es liest sich nicht wie ein Sachbuch, sondern hat eher etwas von einem kürzen Artikel oder eine Dokumentation. Stellenweise hatte ich tatsächlich KinoimKopf. Den ein oder anderen Punkt werde ich umsetzen. Ich vergebe drei von fünf Sternen.

Veröffentlicht am 28.07.2018

Sehr skurril, sehr schwarzer Humor

Frauen, die Bärbel heißen
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Bärbel Böttcher ist 54 Jahre alt und lebt sehr zurückgezogen mit ihrer Hündin Frieda in einem Haus im Wald. Ihre Lieblingsbeschäftigungen sind Fernsehen und Tiere präparieren. Bärbel ist mit ihrem zurückgezogenen ...

Bärbel Böttcher ist 54 Jahre alt und lebt sehr zurückgezogen mit ihrer Hündin Frieda in einem Haus im Wald. Ihre Lieblingsbeschäftigungen sind Fernsehen und Tiere präparieren. Bärbel ist mit ihrem zurückgezogenen Leben sehr zufrieden. Doch dann stößt sie eines Tages beim Gassi gehen auf eine Leiche und schon ist Schluss mit ihrem ruhigen Leben. Denn kurze Zeit später steht die Frau des Toten vor der Tür und stellt Bärbel zur Rede. Leider geht diese nicht mehr, sondern bleibt als Geißel bei Bärbel. Kaum hat sie sich damit abgefunden, kommt schon der nächste. Und die Leichen scheinen sich auch noch zu häufen.

Dieser Krimi ist voll mit schwarzem – sehr schwarzem – Humor. Den muss man mögen, ansonsten wird das Buch etwas zur Qual. Anfangs fand ich es recht lustig, doch dann wurde es mir zu viel und die Handlung wirkte nicht mehr allzu realistisch, sondern sehr konstruiert und erzwungen. Schade. Denn die Serie „Mord mit Aussicht“, die ebenfalls aus der Feder von Marie Reiners stammt, gefällt mir richtig gut.
Der Schreibstil war sehr angenehm. Schnell flog man über die Seiten, so dass ich das Buch an einem Abend durchgelesen hatte. Auch ist der Schreibstil recht bildlich, so dass alles recht plastisch wirkte. Es gab ein paar Szenen mit Messern, diese waren sehr gut beschrieben.
Die Charaktere sind Marie Reiners sehr gut gelungen. Vor allem Bärbel lernen wir hier kennen. Die gesamte Handlung wird aus ihrer Sicht erzählt. Das fand ich passend. Da es laut Titel ja auch um sie geht. Bärbel ist schon eine sehr eigenartige Person. Sehr speziell ist nicht nur ihr Hobby, dass Präparieren von Tieren, sondern auch ihr Lebensstil. Ein bisschen hängt sie in der Vergangenheit fest. Von Gefühlen hat sie noch nie etwas gehört. Das liegt sicherlich an ihren Eltern. Denn die hat sie schon früh verloren, doch das steckte sie recht gut weg. Im wahrsten Sinne des Wortes, denn ihre Eltern starben offiziell erst Jahre später. Bei der Sympathie ihr gegenüber bin ich zwiegespalten. Teilweise war sie mir sympathisch, teilweise fand ich sie nur eigenartig. Aber auch Bambi, die Frau des Toten, ist zu einem richtigen Charakter ausgearbeitet. Sie ist nicht minder skurril.
Bärbel kann einem schon leidtun. Sie möchte einfach nur in Ruhe leben. Konnte dies bisher auch. Doch als Bambi auftaucht ändert sich alles. Und plötzlich wird Bärbel auch noch mit ihrer Vergangenheit konfrontiert und erfährt Dinge, die sie lieber nie erfahren hätte.

Ich vergebe drei von fünf Sternen, da mir das Buch an sich zwar gut gefallen hat, es mir aber zu viel schwarzer Humor war, so dass das Realistische darunter leiden musste. Teilweise ging mir die „Scherze“ dann auf den Keks und es war mir zu skurril.

Veröffentlicht am 27.07.2018

Spannender Agenten-Thriller

Vier Tage in Kabul
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Amanda Lund arbeitet bei der schwedischen Polizei als Unterhändlerin. Sie ist derzeit in Afghanistan stationiert, da bekommt sie einen neuen Auftrag: zwei schwedische Botschafter wurden entführt und Amanda ...

Amanda Lund arbeitet bei der schwedischen Polizei als Unterhändlerin. Sie ist derzeit in Afghanistan stationiert, da bekommt sie einen neuen Auftrag: zwei schwedische Botschafter wurden entführt und Amanda soll sie finden. Dann gibt es auch noch einen Toten in Stockholm. Hängen die Entführung und der Mord zusammen?

Interessant an der Sache ist, dass es sich bei der Autorin Anna Tell selbst um eine Kriminalkommissarin und Unterhändlerin handelt. Somit weiß sie von was sie schreibt.
Der Schreibstil hat mir gut gefallen. Vor allem Amandas Gedanken und Gefühle kamen gut rüber. Auch die Gepflogenheiten der beiden Länder, Schweden und Afghanistan, wurden gut rübergebracht und durch den Wechsel konnte man beide Länder/Kulturen gut miteinander vergleichen. Erzählt wurde die Geschichte aus unterschiedlichen Perspektiven. Die längsten Abschnitte waren aus Amandas Sicht. In kurzen Passagen erfahren wir etwas über eine der geißeln. Und den Rest nehmen die Ermittlungen in Schweden ein. Die gesamte Handlung ist recht rasant und actionreich. In der Mitte zog es sich aber etwas. Da hätte ich mir gewünscht, dass es schneller voran ging. Teilweise kam es auch immer wieder zu Wiederholungen. Dennoch war es durchweg spannend. Weil man die ganzen Verstrickungen auflösen und wissen wollte, wer nun wie involviert ist. Als Leser ist man mit den Ermittlern auf einem Wissensniveau. Gefallen hat mir, dass am Ende alles schlüssig war und aufgeklärt wurde.
Die Charaktere waren mir recht sympathisch. Dass die Hauptfigur eine so starke und toughe Frau ist fand ich beeindruckend und neu.
Ich vergebe drei von fünf Sternen, da ich die Geschichte gut fand, Spannung da war, aber es zwischendurch etwas langatmig wurde.