Die Autorin kann irgendwie keine guten Book Boyfriends schreiben - warum sind nicht alle wie Mal?
Von Kylie Scott habe ich bereits den ersten Band ihrer Rockstar-Reihe und „Perfect Mistake“ gelesen, die mir beide nach einem sehr vielversprechenden Start leider nur durchschnittlich gut gefallen haben. ...
Von Kylie Scott habe ich bereits den ersten Band ihrer Rockstar-Reihe und „Perfect Mistake“ gelesen, die mir beide nach einem sehr vielversprechenden Start leider nur durchschnittlich gut gefallen haben. Beide Male hat sich das Geschehen in eine entweder sehr klischeehafte oder ungewünschte Richtung entwickelt – hier war das anders und dennoch reiht sich auch der Auftakt der Dive Bar-Reihe für mich in die Kategorie „durchschnittlich gut“ ein.
Eigentlich mag ich den Schreibstil der Autorin ganz gerne: Er ist sehr leicht und angenehm zu lesen und mit humorvollen Dialogen gespickt. Bei „Crazy Sexy Love“ hat sich die Autorin für meinen Geschmack jedoch zu sehr in lange Gedankengänge verstrickt, durch die man sich erstmal durcharbeiten muss, um endlich wieder den Dialog weiterverfolgen zu können. In den erotischen Szenen dagegen, die zweifellos gut geschrieben sind, wird von den Figuren zu viel gequatscht, was das Knistern ein wenig dämpft.
Was mir nach dem Lesen von drei Büchern der Autorin aufgefallen ist, ist die Tatsache, dass mir ihre männlichen Protagonisten nicht zusagen. Nicht äußerlich, denn es wird bestimmt tausendmal erwähnt, wie gut Vaughan aussieht (jap, das sind eindeutig 999 Male zu viel), sondern hinsichtlich ihres Charakters. Bei Vaughan ist das Problem, dass er brustfixiert ist und sich manchmal etwas zu plump-vulgär ausdrückt. Klar, es ist nichts Neues, dass sich die Männer in Liebesromanen gerne mal direkt und vulgär ausdrücken, aber hier war es mir doch irgendwie zu viel. Zusammengenommen mit seiner Brustfixierung, durch die er eine minutenlange Unterhaltung mit Lydia vortäuscht, während er eigentlich die ganze Zeit auf ihren Vorbau starrt, wirkte er auf mich irgendwie … hohl und oberflächlich.
Wegen ihm sind mir auch die Streitereien zwischen ihm und Lydia bitter aufgestoßen: Letztendlich führen sie immer dazu, dass Vaughan ihr etwas Verletzendes an den Kopf knallt, womit er zu erkennen gibt, was er insgeheim von ihr hält. Das ist schon ein starkes Stück. Imponiert hat mir in diesen Momenten nur Lydia, die trotz ihrer gelegentlichen Melodramatik, in den Auseinandersetzungen mit Vaughan immer ruhig und abgeklärt reagiert. Anstatt ihn anzukeifen, teilt sie ihm immer ruhig und besonnen mit, dass er sich gerade wie ein Idiot aufführt und so nicht mit ihr reden kann. Leider gibt sie schon nach kurzer Zeit wieder nach, ohne dass Vaughans Vorwürfe geklärt werden – mit einem simplen „Tut mir leid“ ist es immer wieder getan. Da muss man als Leser befürchten, dass er weiterhin dieses schlechte Bild von ihr hat und nur auf den nächsten Streit wartet, um ihr das wieder an den Kopf zu knallen. Ohweh.
Ein wenig habe ich mich auch an der kurzen Zeitspanne gestört, über die sich das Buch erstreckt: eine Woche. Die Liebesgeschichte bleibt zwar nicht oberflächlich, obwohl sich schon ein paar Liebesszenen häufen, aber Lydia und Vaughan verbringen auch Zeit miteinander, wenn sie nicht gedenken, im nächsten Moment die Hüllen fallen zu lassen. Sie lernen sich näher kennen, unterstützen sich, reden miteinander. Sie sind süß zusammen und die Freundschaft, die sich zunächst zwischen ihnen entwickelt, habe ich ihnen auch voll abgekauft – gleichzeitig waren aber auch die Funken zwischen ihnen zu spüren.
Aber bei nur einer Woche fand ich das Ende doch etwas unglaubwürdig. Ich hätte mir gewünscht, dass mehr Zeit im Buch vergangen wäre – so hat es sich auch angefühlt, aber weil dauernd erwähnt wird, dass erst eine Woche vergangen ist, fällt es so schwer, den unrealistischen Beigeschmack loszuwerden.
Aber – und das macht fast alles wieder gut (aber nur fast) – es gibt eine kleine Überschneidung mit der Stage Dive-Reihe, weil Mal einen Gastauftritt hat (an dieser Stelle bitte lauten Jubel einfügen). Malcolms eigene Geschichte habe ich bisher noch nicht gelesen (Schande über mein Haupt), aber ich kenne ihn bereits aus dem Auftakt der Stage Dive-Reihe und … nun ja, ich liebe ihn. Auch hier sorgt er dafür, nur durch einen simplen Auftritt, dass das Lesen gleich viel mehr Spaß macht, weil er einfach unglaublich amüsant ist. Also gibt es zumindest ein Buch der Autorin, das einen wahnsinnig tollen männlichen Protagonisten hat – zumindest, soweit ich weiß und vermute.
Für mich waren das Beste an dem Buch der Anfang, als sich Lydia und Vaughan noch nicht an die Wäsche gegangen sind und eine herrlich süße Freundschaft aufgebaut haben, und das wirklich schöne Ende. Trotz all meiner Kritikpunkte habe ich das Buch mit einem Lächeln beendet.
Fazit
Eine Liebesgeschichte mit einem etwas stumpfsinnigen, oberflächlichen Book Boyfriend und einer schlagfertigen Protagonistin. Gelegentlich zu viele gedankliche Ausschweifungen und die Zeitspanne war mir einfach zu kurz, um die Liebesgeschichte realistisch zu machen. Trotzdem gibt es gute Dialoge, süße Szenen und vor allem ein schönes Ende. Bisher konnte mich Kylie Scott aber noch nicht wirklich überzeugen – vielleicht gelingt es dem Buch, das sich um Mal dreht. Ich vergebe 3,5 Sterne.