Cover-Bild Vox
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20,00
inkl. MwSt
  • Verlag: S. FISCHER
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 400
  • Ersterscheinung: 15.08.2018
  • ISBN: 9783103974072
Christina Dalcher

Vox

Roman
Susanne Aeckerle (Übersetzer), Marion Balkenhol (Übersetzer)

In einer Welt, in der Frauen nur hundert Wörter am Tag sprechen dürfen, bricht eine das Gesetz. Das provozierende Überraschungsdebüt aus den USA, über das niemand schweigen wird!

Als die neue Regierung anordnet, dass Frauen ab sofort nicht mehr als hundert Wörter am Tag sprechen dürfen, will Jean McClellan diese wahnwitzige Nachricht nicht wahrhaben – das kann nicht passieren. Nicht im 21. Jahrhundert. Nicht in Amerika. Nicht ihr.

Das ist der Anfang.

Schon bald kann Jean ihren Beruf als Wissenschaftlerin nicht länger ausüben. Schon bald wird ihrer Tochter Sonia in der Schule nicht länger Lesen und Schreiben beigebracht. Sie und alle Mädchen und Frauen werden ihres Stimmrechts, ihres Lebensmuts, ihrer Träume beraubt.

Aber das ist nicht das Ende.

Für Sonia und alle entmündigten Frauen will Jean sich ihre Stimme zurückerkämpfen.



»'Vox' zeigt die Dringlichkeit der #metoo-Bewegung und die grundlegende Wichtigkeit von Sprache.« Vanity Fair

»Intelligent, spannend, provokativ und verstörend – genau wie ein großer Roman sein muss.« Lee Child

»Fans feministischer Dystopien werden dieses Jahr mit Neuerscheinungen überschüttet - und 'Vox' sticht daraus klar hervor.« Irish Independent

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 16.08.2018

Benutze deine Stimme!

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Für Dystopien bin ich ja immer zu haben und diese hier schien mir von Anfang an etwas Besonderes zu sein. Das Thema ist mehr als wichtig, absolut realitätsnah und ich war sehr gespannt auf die Umsetzung.

Die ...

Für Dystopien bin ich ja immer zu haben und diese hier schien mir von Anfang an etwas Besonderes zu sein. Das Thema ist mehr als wichtig, absolut realitätsnah und ich war sehr gespannt auf die Umsetzung.

Die Geschichte wird aus der Sicht von Jean erzählt und man lernt sie und ihre Familie kennen, dabei wird anhand ihrer Erinnerungen nach und nach an die aktuelle Situation herangeführt. Der Schreibstil ist absolut nüchtern, schonungslos, eindringlich und man hatte wirklich das Gefühl, es selbst zu erleben. Die Autorin hat alles so authentisch rübergebracht, beim Lesen kamen die Empfindungen zu hundert Prozent an. Ich war so wütend auf dieses ganze System, auf die Regierung, auf viele der Personen, die an dem ganzen mitgewirkt haben. Die Verzweiflung und Angst haben mich getroffen und ich habe mit Jean mehr als mitgefiebert.

Was dieses Buch aber auch schafft, ist, dass man selbst reflektiert und sich Gedanken macht. Ich selbst interessiere mich auch viel zu wenig für die Politik, aber dieses Buch macht sehr deutlich, wie wichtig unsere Stimme ist, und zwar jede Einzelne! Das ist ja schon seit vielen Jahren ein Problem, immer mehr Menschen gehen nicht zum Wählen. Diese Geschichte bringt einen dazu, nachzudenken, und auch zu sehen, wie wichtig es ist, dass man nicht still ist, dass man wählen geht, dass man seine Stimme erhebt und nicht nur als Beobachter tangiert.

Auf den Inhalt im Einzelnen möchte ich gar nicht eingehen, aber ich kann sagen, jeder sollte dieses Buch lesen. Es ist genauso realitätsnah geschrieben, wie man beim Klappentext erhofft. Es gibt vielleicht keine großen Schock-Momente oder Überraschungen, was hier aber auch nicht nötig ist, und nicht der Sinn, denn diese Story an sich ist ja schon ein Schock! Viele belächeln den Inhalt schon vorab, manche sogar beim Lesen, doch fragt euch bitte, wie oft haben wir schon gelacht und gesagt, das wird nie passieren? Allein die deutsche Geschichte spricht schon von einer traurigen Wahrheit und zeigt, wie schnell sich plötzlich Dinge ändern können. Auch die letzten Jahre haben dies deutlich gemacht! Im Nachhinein hilft es nicht mehr zu sagen, hätte ich doch nur!
Dieses Buch ist daher mehr als nur eine Geschichte, sie ist eine Botschaft und sie betrifft uns alle! Ich habe mitgefiebert, mitgefühlt und bin auch mit dem Ende mehr als zufrieden.

Fazit
Vox ist ein Werk, das mich nicht mehr losgelassen hat. Es ist ein Buch, dass auch nachträglich noch im Gedächtnis bleibt, über das man nachdenkt. Die Wut und die Angst waren für mich fast greifbar. Es ist eine Botschaft an die Welt! Wir müssen unsere Stimme benutzen, wir dürfen nicht schweigen und nur als stiller Beobachter leben und denken, meine Meinung allein ändert eh nichts. Natürlich betrifft diese Geschichte gerade uns Frauen. Auf erschreckende Art und Weise wird hier gezeigt, wie schnell es gehen kann, dass wir unsere hart erarbeitete Stellung in der Gesellschaft wieder verlieren, die wir ja sowieso noch immer nicht überall haben. Die Autorin hat es verstanden ihre Message mitzuteilen, persönlich anzusprechen und an den Leser zu appellieren! Vox ist nicht nur eine Dystopie, die Autorin benutzt ihre Stimme und auch wir müssen unsere Stimme benutzen.

Veröffentlicht am 15.08.2018

ein Buch-Highlight 2018

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Inhalt
Plötzlich dürfen Frauen in Amerika nur noch 100 Wörter am Tag sprechen. Doch was macht das mit den Menschen? Wie verändert sich die Familie, wie das soziale Leben, wenn Frauen kaum noch eine Stimme ...

Inhalt
Plötzlich dürfen Frauen in Amerika nur noch 100 Wörter am Tag sprechen. Doch was macht das mit den Menschen? Wie verändert sich die Familie, wie das soziale Leben, wenn Frauen kaum noch eine Stimme haben?
Und gibt es noch Hoffnung, oder wird es womöglich sogar noch schlimmer?

Eigene Meinung
Das Buch ist der hammer! Ich bin restlos begeistert!! Die Idee ist toll und von vorne bis hinten gut durchdacht. Auch die Erklärung, wie es zu dieser "Maulsperre" der Frauen in der heutigen Zeit kam, ist total schlüssig.

Ich hätte nicht gedacht, dass es mich so mitnehmen würde zu lesen, wie eine Gesellschaft wieder so rückständig wird. Eine unglaubliche Horrorvorstellung und doch nicht so abwegig wie man denkt.
Wenn man beim Lesen gedacht hat, schlimmer geht es nicht, wurde immer wieder einer oben drauf gesetzt. Mehrmals musste ich beim Lesen innehalten und haben mir vorgestellt wie es wäre, wenn ich keine Rechte und nur 100 Wörter am Tag hätte... was mache ich mit nur 100 Wörtern? Das ist nichts im Vergleich zu jetzt... unvorstellbar schrecklich!

Jean hat mir als Protagonistin richtig gut gefallen. Sie versucht zu rebellieren, aber gleichzeitig muss sie sich an das System anpassen, da sie zusammen mit ihrer kleinen Tochter die Minderheit in der sechs köpfigen Familie ist. Hilflos muss sie mit ansehen, wie ihre Söhne systematisch einer Gehirnwäsche unterzogen werden. Selbst ihr Mann wird ihr fremd. Oft war ich sprachlos vor Wut zu sehen, was das alles mit den Kindern und der Beziehung zu ihrer Mutter anrichten kann.

Es war auch durchweg spannend, da ein Ereignis auf das nächste gefolgt war. Erst bekommen wir die Ausgangssituation beschrieben, dann wie es dazu kam und schließlich wie Jean versucht einen Ausweg zu finden. Wirklich klasse!! Ich hätte gerne noch weiter gelesen!

Fazit
Ein haarsträubender Thriller über die Erhebung des Mannes über die Frau - ein Rückschritt, der hier nicht ganz so unrealistisch dargestellt wird.
Ein wahnsinnig gutes Buch! Volle Leseempfehlung!!

Veröffentlicht am 15.08.2018

beklemmend, beängstigend, bewegend und vor allem: EMPÖRUNG PUR

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Ich.Bin.Empört!

Das ist wohl das erste, was einem während des Lesens von "Vox" in den Sinn kommt.
Stellt euch vor, euer tägliches Kontingent an Wörtern ist auf 100 beschränkt, ansonsten bekommt ihr einen ...

Ich.Bin.Empört!

Das ist wohl das erste, was einem während des Lesens von "Vox" in den Sinn kommt.
Stellt euch vor, euer tägliches Kontingent an Wörtern ist auf 100 beschränkt, ansonsten bekommt ihr einen Stromschlag. Keine alltäglichen Dinge wie vom Tag erzählen, oder sein Kind trösten, weil es sich verletzt hat. Keine tiefsinnigen Gespräche mehr mit dem Partner und Freunden...
Und stellt euch vor, euer gesamtes, bisher bekanntes Leben wird klammheimlich Schritt für Schritt von anderen geregelt und bestimmt.
Klingt extrem? Definitiv! Aber in Jeans Fall wäre das alles noch relativ harmlos ausgedrückt.
Seit Monaten dürfen Frauen und Mädchen ihr Kontingent an Wörtern nicht überschreiten, sie bekommen die Pässe entzogen, um nicht fliehen zu können und wirklich alles, was man sich vorstellen kann, wird kontrolliert und zensiert. Bücher, TV, Jobs. Es werden sogar überall Kameras montiert, um zu verhindern, dass mit Händen oder Gesten kommuniziert wird...

Ich muss sagen, dass diese beklemmende Stimmung mich ab der ersten Seite bereits in ihren Fängen hielt. Und ehrlich gesagt ändert sich das über das gesamte 1. Drittel des Buches auch nicht. In diesem webt Christina Dalcher für uns ein Szenario, das empört und einfach nur sprachlos macht! Die Art und Weise, in der sie rückblickend erzählt, wie es so weit kommen konnte -natürlich langsam und schleichend mit dem letzten Regierungswechsel- und natürlich durch das Schließen der eigenen Augen, erinnert stark an viele bereits bekannte Missstände. Man denkt natürlich automatisch an Szenarien wie den Holocaust, Rassismus und ähnliches, aber auch, und das ist noch beängstigender, an das "Stanford-Prison-Experiment" aus den 70ern, das deutlich gezeigt hat, was Macht aus Menschen werden lassen kann... Denn genau dadurch wird dieses bittere Gefühl noch extrem verstärkt. Die Autorin geht nämlich nicht nur darauf ein, wie Jean sich fühlt, als jemand der ein "normales" Leben kennt, sondern auch darauf, was es für unsere Kinder bedeuten würde und wie schnell eventuell auch ein Umdenken stattfinden könnte. Gehirnwäsche bei den Jugendlichen und bestehende frauen- und emanzipationsfeindliche Gesinnungen, die so leichter gelebt und als richtig weitergegeben werden, inklusive!
Viele Männer werden nun im Spaß sagen "ja, 100 Wörter... Das wäre toll!" und viele Frauen werden lachen und ihren Partnern einen liebevollen Stumper geben (wie auch bei uns daheim). Aber es gibt bestimmt genug Menschen, die es auch ernst meinen...
Ja, ich muss sagen, dass dieses erste Drittel genau nach meinem Geschmack war. Bildhaft und emotional, Empörung und Schnappatmung inklusive!

Danach nimmt die Geschichte drumherum Fahrt auf, denn natürlich reicht das Beschreiben den Istzustands und wie es dazu kam noch nicht für ein Buch. Und auch hier geht es spannend und abwechslungsreich weiter. Die Autorin hat sich ein paar wirklich nette Wendungen einfallen lassen, um uns weiterhin gekonnt zu unterhalten. Was genau Jean und ihren Liebsten widerfährt, müsst ihr jedoch selbst lesen...

Für mich ist "Vox" eine beängstigende Vorstellung, die sowohl durch Konzept als auch die menschliche Entwicklung (oder sollte ich Mutation zu Monstern sagen??) bewusst schockiert und sehr zum Nachdenken anregt. Vielleicht lehrt es uns auch ein Stück weit Nächstenliebe, Verständnis und im besten Fall, dass wir nicht den Kopf in den Sand stecken, sondern für uns und andere einstehen sollten. Das wäre wirklich toll!

Veröffentlicht am 15.08.2018

Fesselnde und schockierende Dystopie

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Kurzmeinung:
Dieses Buch hat mich so sehr gefesselt, dass ich es innerhalb von zwei Tagen verschlungen habe. Es hat mich zunächst sprachlos gemacht und dann unglaublich wütend. Es hat mich bewegt, erschüttert ...

Kurzmeinung:
Dieses Buch hat mich so sehr gefesselt, dass ich es innerhalb von zwei Tagen verschlungen habe. Es hat mich zunächst sprachlos gemacht und dann unglaublich wütend. Es hat mich bewegt, erschüttert und es war gleichzeitig schmerzhaft und gut, es zu lesen.


Meine Meinung:
Wow, was für ein Buch. Es fällt mir wirklich schwer in Worte zu fassen, was dieses Buch in mir ausgelöst hat. Zunächst einmal: es ist sehr gut geschrieben. Es zeichnet sich zwar nicht durch einen besonderen, herausragenden Schreibstil aus, dafür aber ist es unheimlich fesselnd und hat sehr viel Handlung.
Das Buch beginnt und man wird sofort mitten in die Handlung geworfen. Die neue, dystopische Welt existiert schon und wird der Leserin/ dem Leser nun nach und nach vorgestellt. Wir begleiten Jean, die Ich-Erzählerin. Sie erzählt von ihrem Alltag. Früher war sie eine angesehene Forscherin. Nun trägt sie, wie alle Frauen und Mädchen, einen Wortzähler am Handgelenk und ist selbst der fundamentalsten Rechte beraubt, dem Recht, frei zu reden. Nur 100 Worte haben weibliche Personen am Tag zur Verfügung. Überschreiten sie dieses Limit, werden sie mit schmerzhaften Elektroschocks bestraft. Sie dürfen nicht lesen, nicht schreiben, keine Zeichensprache benutzen, sich auch sonst auf keine Art und Weise ausdrücken.
Nach und nach erfährt man das ganze Ausmaß dieser Einschränkungen und wie es den Alltag beeinflusst. Kein Smalltalk mit dem Postboten, keine Kochbücher, in denen die Lieblingsrezepte notiert sind, keine ausführlichen Gespräche mit den eigenen Kindern und natürlich keine Möglichkeit zu arbeiten.
In Rückblicken erfährt man dann, wie es zu dieser Situation kommen konnte. Wie eine radikal konservative Partei, oder eher eine Bewegung –die "Reinen"– mit einer sehr charismatischen Führungspersönlichkeit die "guten alten Zeiten" glorifizierten. Wie sie die alten Rollenaufteilungen propagierten und die "natürliche Ordnung" vom Mann als Führer und Familienoberhaupt und der Frau als gehorsame Dienerin anpriesen. Und wie emanzipierte Frauen wie Jean das zunächst als lächerlich abtaten. Solche radikalen und rückständigen Ansichten hätten doch nie eine Chance. Aber nach und nach wurden immer weniger Frauen in den Senat gewählt. Nach und nach wuchs die Zustimmung für Morgen LeBron und seine "Reinen". Und was als schleichender Prozess begann, war irgendwann plötzlich Realität und unumkehrbar.

In diesem Buch werden sehr viele, sehr wichtige Punkte vermittelt. Zum Beispiel die Bedeutung von politischer Teilhabe. Wie wichtig es ist, sich zu informieren und sich für seine Vorstellungen und Überzeugungen einzusetzen und nicht nur passiv zu sein und zu denken "So weit wird es schon nicht kommen". Das hat mich persönlich sehr bewegt und mich angesprochen, da es auch für mich in meiner aktuellen Lebenssituation viel Bedeutung hat. Denn auch ich habe vor der Bundestagswahl gedacht "Wo weit kann es doch nicht kommen. So eine Partei mit solchen populistischen Parolen, da fällt doch niemand drauf rein". Und dann kam es doch anders. Dieses Buch war für mich ein erneuter Weckruf, dass der Frieden und die politische Ordnung, in der wir leben niemals eine Selbstverständlichkeit ist, sondern dass sie Arbeit und Engagement erfordert und das es so, so wichtig ist, seine Stimme und seinen Einfluss zu nutzen.

>> "Es ist nicht deine Schuld", sagt Lorenzo. Doch. (...) Meine Schuld begann vor zwei Jahrzehnten, als ich zum ersten Mal nicht zur Wahl ging, die unzähligen Male, an denen ich Jackie abwimmelte, ich hätte zu viel zu tun, um an einer ihrer Demos teilzunehmen oder Plakate zu basteln oder meinen Kongressabgeordneten anzurufen.<<
(Aus "Vox", S. 283)


Denn was passieren kann, wenn man das nicht tut, dass müssen die Frauen in "Vox" am eigenen Leib erfahren. Wie schnell es gehen kann. Dieses schreckliche Szenario der Entmündigung der Frauen ist so grauenvoll, so beängstigend. Und trotzdem ist der Weg dorthin so gut und realistisch beschrieben, dass es wie eine reale Möglichkeit erscheint. Und wenn man sich dann aktuell die sinkenden Zahlen an Frauen im Bundestag anschaut, Parteien, die ein Frauenbild aus den 50ern zurückfordern; da lief mir beim Lesen von "Vox" wirklich ein Schauer über den Rücken, weil ich einfach viel zu viele Bezugspunkte finden konnte.

In dem Buch kommt sehr gut rüber, wie sehr die Frauen unter den Einschränkungen leiden. Wie schlimm es für den Geist ist, so unterfordert zu sein. Wie grausam es für das soziale Wesen der Menschen ist, nicht kommunizieren und sich nicht ausdrücken zu dürfen. Besonders getroffen haben mich die Stellen, in denen Jean sich immer wieder einreden muss, ihren Mann und ihren Sohn nicht zu hassen. Das es die Machthaber sind und das System, das sie hasst.
Auch mich hat Steven, der älteste Sohn von Jean, so unglaublich wütend gemacht. Er verfällt der Ideologie der "Reinen" und nutzt seine Machtposition schamlos aus. Er fühlt sich schnell als etwas Besseres, als überlegen. Und das nur, weil er zufällig dem "richtigen" Geschlecht angehört. Das hat mich beim Lesen so wütend gemacht, dass ich mich ein paar mal wirklich beherrschen musste, nicht das Buch an die Wand zu schleudern.
Auch die Passagen, in denen die Auswirkungen auf Jeans Tochter Sonia zu sehen sind, haben mich sehr bewegt. Ein Mädchen, dass sich nicht an die Zeit "davor" erinnern kann. Für die das Leben schon immer von Wortkontingenten und Fügsamkeit bestimmt war. Kaum vorzustellen, wie so eine Generation von Frauen aussähe.

Ein Großteil der Handlung dreht sich dann um eine Chance, die Jean bekommt. Ich möchte nicht zu viel verraten. Nur so viel: ihr wird angeboten, wieder in ihrem alten Job als Neurolinguistin zu arbeiten. Es wird dann auch einiges über ihren Job und ihre Forschung geschrieben, was ich persönlich sehr spannend fand, da ich durch mein Studium auch einiges über Neuroanatomie und Neurolinguistik gelernt habe und mir das Broca Areal und die Wernicke-Aphasie ein Begriff waren. Da fand ich es dann ganz spannend, in einem Roman darüber zu lesen. Ich kann mir aber vorstellen, dass es dem ein oder anderen etwas zu viele wissenschaftliche Fakten sind, zumal sie für den Verlauf der Handlung eigentlich nicht notwendig wären.
Ich muss gestehen, dass für mich dieser "Hauptteil" der Handlung eigentlich weniger interessant war. Klar, es ist spannend geschrieben und am Ende konnte ich das Buch nicht aus der Hand legen, so gefesselt war ich. Aber was das Buch für mich zu etwas Besonderem macht, was mich so bewegt hat und noch lange beschäftigen wird, war nicht die actiongeladene Handlung, sondern das ganze Szenario und der (politische) Weg dorthin.

Einziger Wermutstropfen an diesem Buch war für mich das Ende. Ich kann hier natürlich nicht genau verraten, warum es mir nicht gefallen hat, da ich nicht zu viel verraten möchte. Aber ich denke, da hätte man einfach mehr draus machen können. Diese starke Geschichte hätte meiner Meinung nach ein besseres Ende verdient.


Fazit:
Ein Buch das aufrüttelt, das bewegt, das einen fesselt und lange nicht mehr loslässt. Es bietet rasante Handlung, Spannung, aber auch Gänsehautmomente und viele wichtige Gedankenanstöße. Es hat zwar auch seine Schwächen, aber über die sehe ich gerne hinweg, weil es so viel in mir ausgelöst hat –und das schafft nicht jedes Buch. Schon jetzt eines meiner Highlights in diesem Jahr.

Veröffentlicht am 15.08.2018

Dieses Buch sorgt für große Emotionen!

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Wie würdest Du reagieren, wenn Du nur noch 100 Wörter am Tag sprechen dürftest?

Mit dieser Frage beschäftigt sich Jean seit gut einem Jahr, denn seitdem trägt sie den Wortzähler an ihrem linken Handgelenk. ...

Wie würdest Du reagieren, wenn Du nur noch 100 Wörter am Tag sprechen dürftest?

Mit dieser Frage beschäftigt sich Jean seit gut einem Jahr, denn seitdem trägt sie den Wortzähler an ihrem linken Handgelenk. Für jedes Wort, das sie spricht, steigt die Zahl auf dem Display. Ab 100 Wörtern erwartet sie ein kräftiger Stromschlag, der sich alle 10 Wörter erheblich steigert, bis es zu schweren Verbrennungen kommt. Jean ist keine Ausnahme, denn alle Frauen tragen nun einen Wortzähler. Alle Frauen sind praktisch über Nacht entmündigt worden. Sie dürfen nicht mehr sprechen, nicht mehr arbeiten, mussten ihren Pass und ihre Handys abgeben. Ihre Bücher, Laptops oder Schreibutensilien werden sicher von den Ehemännern verschlossen, damit die Frauen sich nicht untereinander verständigen können. Auch Zeichensprache wird nicht geduldet. Wer es dennoch praktiziert, wird in ein Gefangenenlager gebracht.
Die Frau ist nichts mehr wert, nur noch der Mann hat das Sagen. Doch Jean erkennt eine Möglichkeit, wenn sie sich bietet, denn sie gibt nicht auf und kämpft um ihre Stimme, als es bereits fast ausweglos erscheint.

Christina Dalcher bringt mit dem Roman „VOX“ so manche Gefühle in Wallungen, denn sie vermittelt durch die Worte ihrer Protagonistin Jean eine Unmenge an Wut, Aggressivität und Machtlosigkeit.

Diese Geschichte projiziert eine schreckliche Zukunft, denn die Stimme wird den Frauen genommen. So auch der Hauptfigur dieses Buches.
Dr. Jean McClallan ist eine erfolgreiche Medizinerin, die sich auf klinische Untersuchungen am Gehirn spezialisiert hat. Bis vor einem Jahr hat sie zusammen mit zwei sehr wichtigen Kollegen an einem Serum geforscht, dass Schlaganfallpatienten helfen sollte. Doch von einem Tag auf den anderen durfte sie die Forschungen nicht mehr weiterbetreiben, denn sie ist schließlich eine Frau. Und Frauen gehören nach Hause, an den Herd, in den Schoß der Familie.
Als der Bruder des Präsidenten nun an einem Hirnschaden leidet, soll Jean weiterarbeiten und für die Rettung des Selbigen sorgen. Doch sie hat ein negatives Gefühl. Irgendetwas stimmt nicht, doch was ist es genau? Sollte sie weiterarbeiten und gibt es so vielleicht eine Chance, ihre Familie zu retten.

Denn nicht nur Frauen sind von den Wortzählern betroffen, auch kleine Mädchen müssen diesen bereits tragen. Kurz nach der Geburt wird den Mädchen das Gerät angelegt und sie dürfen sie Sprache gar nicht erst erlernen. Jean hat eine sechsjährige Tochter und macht sich große Sorgen um ihre Jüngste. Die drei älteren Kinder sind bereits auf dem richtigen Wege, indoktriniert zu werden, denn der Schulplan ist bereits auf die neuen Grundregeln angepasst worden.

Die Handlung selbst ist gar nicht von so großer Bedeutung. Vielmehr sind es die vielen Kleinigkeiten, die für Entsetzen sorgen. Die Stellen, wenn der siebzehnjährige Sohn seiner Mutter sagt, dass sie nur dafür da sei, den Haushalt zu führen. Die Stellen, wenn drei Frauen sich im Supermarkt mit Händen und Füßen unterhalten und anschließend vom Sicherheitspersonal abgeführt werden. Die Passagen, wenn eine Minderjährige vorehelichen Geschlechtsverkehr verübt und dafür öffentlich gedemütigt wird. Es sind die kleinen Dinge, die dieser Erzählung so viel Ausdruck verleihen, weshalb alles so lebendig und authentisch erscheint.

Christina Dalcher hat außerdem das Talent, während eines Absatzes mühelos in der Zeit zu springen. Während Jean gerade eine Handlung ausübt, driftet sie gedanklich ab und erzählt aus ihrer Jugend oder vor der Einführung der Wortzähler. Dabei werden ihre Emotionen sehr bildlich und fesselnd beschrieben. Es ist einfach sich die vierfache Mutter vorzustellen und mit ihr zu bangen.

Dieses Buch sorgt für große Emotionen!

Mein persönliches Fazit:
Als ich von diesem Werk erfahren habe, wusste ich einfach, dass ich es lesen muss!
Und ich bin sehr glücklich, dass der Verlag mit vorab mit einem Exemplar versorgt hat, denn diese Geschichte hat mich richtig mitgerissen.

Während der ersten etwa hundert Seiten habe ich eine unbändige Wut in mir gespürt, weshalb ich gleich meine ganze Familie zur Hausarbeit verdonnert habe. Schließlich ist es nicht nur die Sache der Frau. Emanzipation ist in der heutigen Zeit ein wichtiges Gut. Doch in diesem Werk wird es nicht geduldet. Hier sind Frauen wertlos. Reine Hausfrauen und Geburtsmaschinen. Schrecklich!
Doch genau das hat mich an dem Werk so gefesselt, denn die Autorin schreibt so herrlich leidenschaftlich, dass ich mich wunderbar in Jean hineinversetzen konnte. Ihre Liebe zur Familie, aber auch ihre Sorgen und Ängste sind während des gesamten Lesens absolut präsent und nachvollziehbar.
Mein einziges kleines Manko, wenn ich es so nennen darf, ist das Finale. Hier geht mir alles etwas zu schnell und wenig logisch vonstatten. Ein paar Passagen habe ich doppelt gelesen, weil ich befürchtete, irgendetwas überlesen zu haben. Doch es fehlte nichts, nur der Zusammenhang kam nicht ganz bei mir an. Aber davon abgesehen, ist es ein fantastisches Werk, das auf jeden Fall gelesen werden muss. Es sollte abschreckend wirken, denn wenn eine Regierung erst der Frau die Stimme nimmt, was passiert als Nächstes? Homosexualität wird unter Strafe gestellt, Sklaverei wird wieder eingeführt und Hinrichtungen sind an der Tagesordnung? So weit weg von der Realität sind die Ideen der Autorin nicht. Hoffen wir alle, dass sie reine Fiktion bleiben.