Melanie Raabe – Der Schatten
Norah hat ihr altes Leben hinter sich gelassen, ist geflüchtet vor ihrem Ex und der Frage aller Fragen, hat sich in ihrem Job verausgabt und für fremde Frauen Gerechtigkeit üben wollen... und ist gescheitert.
Wien soll ein Neuanfang werden, doch da kommt eine Bettlerin auf sie zu und sagt, sie werde an einem bestimmten Tag einen bestimmten Mann ermordern... aus freien Stücken.
Neugierig geworden recherchiert Norah und stößt auf Ungereimtheiten, dazu muss sie ihre Vergangenheit durchforsten, liegt dort vielleicht die Lösung?
Was könnte es geben, dass sie dazu veranlasst einen für sie wildfremden Mann zu töten?
Ich kenne bereits die beiden Vorgänger, der Autorin wobei mir "Die Falle" sehr gut gefallen hat und "Die Wahrheit" mich etwas weniger angesprochen hat.
"Der Schatten" konnte mich noch ein bisschen weniger überzeugen als das zweite Buch, obwohl die Autorin hier gekonnt Spannung aufbaut, die aber durch die vielen Rückblicke und ausschweifende Story immer wieder absinkt. Keine Frage, Melanie Raabe erschafft einen Welt, die düster und beklemmend ist, die etwas trostlos und distanziert wirkt, und somit einen unterschwelligen Grusel aufbaut. Leider verliert mich die Geschichte zwischendurch immer mal wieder, was zum einen an der recht unsympathischen Hauptfigur Norah liegt, die einfach keine Sympathiepunkte aufbauen kann, zum anderen gibt es zu viele Störungen, in dem ein weiterer Handlungsstrang aufgebaut wird und irgendwo in der Luft hängen bleibt.
Norah war drogenabhängig, ist jetzt ziemlich distanziert und unfreundlich, wirkt leicht abwesend und trinkt gern mal ein Gläschen. Dabei kommt sie mir etwas bott, eben unsympathisch rüber, niemanden dem ich mein Vertrauen schenken würde oder mit dem ich auf einer Wellenlänge bin. Dementsprechend fällt es mir etwas schwer, mich auf Norah einzulassen, mit ihr zu bangen und zu hoffen.
Natürlich sollte ein Thriller viele Irrwege, Überraschungen und eine gute Portion Abwechslung beinhalten, für mich war es teilweise etwas holprig Norah zu folgen. Leider wirkten einige der Gegebenheiten auch einfach nur konstruiert, dass ich mich wunderte, dass Norah sich überhaupt damit abgab.
Punkten kann die Autorin aber mit der Ausarbeitung der Figuren, die sie lebendig und realitätsnah erschafft. Auch die Handlungsorte sind bildhaft beschrieben, sodass ich mir diese gut vorstellen konnte.
Der Roman liest sich überwiegend kurzweilig, hat eine gewisse Grundspannung und ist vom Plot her sehr interessant, sodass ich mich in großen Teilen gut unterhalten gefühlt habe, mit "Die Falle" ist dieser Roman aber keinesfalls zu vergleichen, auch wenn ich alle drei Romane von Melanie Raabe empfehlen kann.
Natürlich sei hier gesagt, dass alle Thriller der Autorin Einzelgeschichten sind und in beliebiger Reihenfolge gelesen werden können.
Vielleicht hatte ich einfach eine zu hohe Erwartung, aber der Thriller ist keineswegs schlecht, nur manchmal, und das ist im realen Leben auch so, kommt man nicht so gut mit der Hauptfigur zurecht.
Das Cover ist eher dezent gestaltet, was mir sehr gut gefällt.
Fazit: guter Thriller, wenn auch nicht das stärkste Buch der Autorin. 3,75 Sterne.