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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.10.2018

Mal wieder Lust auf Nasi Goreng bekommen?

Honolulu King
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Mein immerwährender Spruch, dass auch und gerade Romanlesen bildet, hat sich in diesem Buch mal wieder absolut bewahrheitet. Mit dem Thema Niederlande und Indonesien hatte ich mich bis dato noch nie auseinandergesetzt ...

Mein immerwährender Spruch, dass auch und gerade Romanlesen bildet, hat sich in diesem Buch mal wieder absolut bewahrheitet. Mit dem Thema Niederlande und Indonesien hatte ich mich bis dato noch nie auseinandergesetzt und war natürlich entsprechend ahnungslos. Umso erschreckender lasen sich für mich dadurch die Erzählungen vom Indonesischen Unabhängigkeitskrieg, die durch die Beschreibungen der japanischen Besatzung Indonesiens noch getoppt wurden. Immer wieder musste ich beim Lesen das Buch sinken lassen und mit dem Kopf schütteln über so viel menschliche Grausamkeit. Doch Hardy kämpft in diesem Buch nicht nur mit den Dämonen der Vergangenheit, sondern ist durch die Demenz seiner geliebten Frau Christina nicht gerade vom Glück verfolgt. Viel Halt erfährt er durch seine Enkelin, die ihm im Gegensatz zu seiner Tochter, offen und liebevoll zur Seite steht. Für ihn ist das Leben nämlich trotz des hohen Alters auch noch keineswegs zu Ende. Gemeinsam mit seinen beiden Freunden plant er ein Bandrevival der „Honolulu Kings“ …
Wie man meiner kleinen Zusammenfassung entnehmen kann, hat die niederländische Autorin Anne-Gine Goemans viele Themen in ihrem Roman verarbeitet bzw. versucht sie zu verarbeiten. Und genau hier liegt meiner Meinung nach das Problem, es war einfach ein wenig zu viel von allem. Dennoch hat mir das Lesen und Abtauchen in eine für mich unbekannte Welt viel Spaß und vor allem Lust auf indonesische Rezepte gemacht. Der Schreibstil ist flüssig und anschaulich. Lediglich das Ende kam mir ein wenig zu abrupt und lies doch einiges an Fragen offen.

Veröffentlicht am 07.09.2018

Wie die Säbelrassler mal wieder das Leben auf den Kopf stellten ...

Abingdon Hall - Der letzte Sommer
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Der Auftakt dieser Trilogie um Abingdon Hall kommt nicht gerade leichtfüßig daher. Man muss sich schon darauf einlassen wollen, auf diesen Wälzer mit seinen 640 engbeschriebenen Seiten. Doch hier macht ...

Der Auftakt dieser Trilogie um Abingdon Hall kommt nicht gerade leichtfüßig daher. Man muss sich schon darauf einlassen wollen, auf diesen Wälzer mit seinen 640 engbeschriebenen Seiten. Doch hier macht sich Durchhaltevermögen bezahlt. Wer denkt: „Ah, ein weiterer Downton Abbey Abklatsch“, der hat sich geirrt, denn Philip Rock war zuerst da. Man sollte sich hier nicht täuschen lassen von der Neuauflage, die Erstauflage des Buchs ist nämlich bereits im Jahr 1978 erschienen. Das irreführende, etwas seicht wirkende Cover lässt einen eher kitschigen Frauenroman vermuten, doch in Wirklichkeit verbirgt sich unter dem Deckblatt ein anspruchsvoller Roman mit viel Tiefgang. Schon bald merkte ich dem Buch an, dass es von einem Mann geschrieben wurde. Die Kriegsführung des Ersten Weltkriegs wird eingehend, manchmal fast etwas langatmig beleuchtet, so dass die Liebe oder besser gesagt Liebeleien, etwas in den Hintergrund treten. Ich schätze, der Autor hatte durchaus auch viele männliche Leser auf dem Schirm, als er diesen Roman verfasste. Leider wird wohl das feminine Cover die Männer davon abhalten, das Buch in die Hand zu nehmen. Schade! Ich freue mich jedenfalls auf weitere Abingdon Lektüre aus der Feder Philip Rocks.

Veröffentlicht am 26.08.2018

Gone but not forgotten ...

Die Frauen am Fluss
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Nach "Das verborgene Lied", das mir ausgesprochen gut gefallen hat, ist "Die Frauen am Fluss" mein zweiter Roman der britischen Autorin Katherine Webb. Fast dachte ich, dass es auch mein letztes bleiben ...

Nach "Das verborgene Lied", das mir ausgesprochen gut gefallen hat, ist "Die Frauen am Fluss" mein zweiter Roman der britischen Autorin Katherine Webb. Fast dachte ich, dass es auch mein letztes bleiben würde, denn durch den doch recht langatmigen Start, trug ich mich bereits mit Abbruchgedanken. Aber mein Durchhaltevermögen wurde belohnt und die Geschichte um die drei Protagonistinnen Irene, Pudding und stumme Clemmie entwickelte eine wahre Sogwirkung. Das Buch wird zum reinsten historischen Kriminalroman, denn Pudding lässt nicht locker, als ihr Bruder für den Mord an Irenes Mann verhaftet wird und ihm der Galgen droht. Immer tiefer graben sich Irene und das Stallmädchen des Gutshauses in die Vergangenheit ein. Vermutungen werden in den Raum gestellt, Verdachtsmomente erhärten sich und führen schließlich zu einem Finale, mit dem ich so nicht gerechnet hätte.

Der Schreibstil dieser spannenden Geschichte ist leider ein wenig schwerfällig, weshalb ich recht lange brauchte um mich einzulesen und deshalb leider auch einen Stern abziehen muss. Alles in allem aber haben mich die atmosphärischen Beschreibungen von Land und Leuten in einer längst vergangenen Zeit im Dorf Slaughterfort - was für ein Name - beeindruckt.

Veröffentlicht am 17.08.2018

Wenn der Berg ruft ...

Himmelsspitz
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Ich kann verstehen, dass mancher Leser dieses Buch abgebrochen hat, man musste sich da wirklich erst reinfuchsen. Nachdem ich dann aber drin war, habe ich es in einem Rutsch ausgelesen, es hat mich wirklich ...

Ich kann verstehen, dass mancher Leser dieses Buch abgebrochen hat, man musste sich da wirklich erst reinfuchsen. Nachdem ich dann aber drin war, habe ich es in einem Rutsch ausgelesen, es hat mich wirklich fasziniert. Es liest sich fast ein bisschen mystisch und ich hatte beim Lesen immer den Film mit der Geierwally vor Augen, genauso, liebe Leser, müsst ihr euch die Geschichte vorstellen.
„Da die Felsenwand fast lotrecht gerade war, an der das Nest hing, und kein menschlicher Fuß sie betreten konnte, wurde Wally ein Strick um den Leib gebunden. Vier Männer, zuvörderst ihr Vater, hielten ihn zwar, aber den Zu¬schauern war es doch grausig zu sehen, wie das beherzte Kind, nur mit ei¬nem Messer bewaffnet, bis an den Rand des Plateaus vortrat und sich nun mit ei¬nem raschen Sprung in die Tiefe hinabließ."
Das ist ein Auszug aus besagter Geierwally doch der Text könnte auch original aus Himmelsspitz stammen. Himmelsspitz entführt den Leser in die Bergwelt der 40er, 50er und 60er Jahre. In jedem Abschnitt findet sich passend dazu auch ein Ekelpaket von einem Mann. So leiden Isabel und Lea unter dem schwierigen Horst während Menschen in den 40er und 50er Jahren unter dem Großbauern Urban zu leiden hatten. Doch wie gehören diese Zeitphasen zusammen und was haben sie mit der kleinen Lea zu tun, die immer wieder den Himmelsspitz auf Malpapier verewigt und nachts schlafwandelt? Sie fühlt sich schnell hingezogen zu den Dorfbewohnern und geht in verschiedenen Häusern ein und aus. Wird sie am Ende von ihren Albträumen erlöst werden? Und was hat es mit dem kleinen Jungen auf sich, der gefangen in seinem Erdloch sitzt? Wer einen Heimatkrimi sucht, der mal etwas abseits vom gewöhnlichen Pfad wandelt, dem sei dieses Buch ans Herz gelegt. Ich schaue mich jetzt mal nach ihrem nächsten Krimi um.

Veröffentlicht am 14.08.2018

War es wirklich die gute alte Zeit?

Was wir zu hoffen wagten
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Ich bin der Meinung, dass der Klappentext dem Buch nicht ganz gerecht wird. Hier geht es um viel mehr als nur die genannten drei Geschwister. Mit viel Scharfsinn zeichnet die Autorin ein Bild der Jahre ...

Ich bin der Meinung, dass der Klappentext dem Buch nicht ganz gerecht wird. Hier geht es um viel mehr als nur die genannten drei Geschwister. Mit viel Scharfsinn zeichnet die Autorin ein Bild der Jahre 1912 bis 1919 in Berlin und Flandern. Mit schonungsloser Offenheit lässt sie den Leser teilhaben an den Grauen des ersten Weltkriegs, der aus unschuldigen Jungen im besten Fall verstörte und verletzte Männer machte. Der immer weiter einhieb auf alles, was sich ihm in den Weg stellte. Und ganz nebenbei bekommt man fantastische Einblicke in die Welt des Theaters und Films, die spannender nicht sein könnten. Mich hat beeindruckt, welche Visionen die Filmemacher schon damals hatten, Steven Spielberg hätte seine Freude gehabt. Auch der damalige Kampf der Frauen, sich einen Platz in der Männerwelt zu ergattern, wird anhand der nicht möglichen juristischen Karriere von Felice wunderbar dargestellt. Die Charaktere im Buch haben alle ihre Ecken und Kanten und nicht jeder kommt gleich sympathisch rüber. Das tut aber der Lesefreude keinen Abbruch – im Gegenteil, es regt zum Nachdenken an. Michaela Saalfeld hat mit ihrem Roman ein Geschichtsbuch und zugleich eine Liebesgeschichte vom Feinsten geschaffen. Ich habe es flüstern hören, dass es mit einem zweiten Teil weitergehen soll, da freue ich mich heute schon drauf!

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