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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.06.2019

Ein wichtiges und dringendes Buch

Zehn Gründe, warum du deine Social Media Accounts sofort löschen musst
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Als jemand, der jahrelang im Online-Marketing gearbeitet hat und demnach sowieso schon einige Gründe kennt, warum man seine Social Media Accounts sofort löschen sollte, war ich gespannt, ob Jaron Lanier ...

Als jemand, der jahrelang im Online-Marketing gearbeitet hat und demnach sowieso schon einige Gründe kennt, warum man seine Social Media Accounts sofort löschen sollte, war ich gespannt, ob Jaron Lanier mir noch ein paar weitere Gründe liefern kann. Und um es vorweg zu nehmen: Er kann.

Es hat zwar leichte Züge einer Verschwörungstheorie, die Jaron Lanier in seinem Buch aufzeigt, doch das liegt mehr am Schreibstil und dem Konzept des "BUMMER", das er entwirft, als am Inhalt selbst, denn die 10 Gründe, die der Autor nennt, fußen nicht nur auf zahlreichen Studien, sie erwähren sich darüber hinaus auch einer Logik, die der gesunde Menschenverstand einfach nicht leugnen kann. Schön finde ich hierbei auch, dass Lanier mit seinen 10 Gründen im Grunde erklärt, wieso in unserer Welt aktuell so viel schief läuft, quasi eine ganze Gesellschaft und eine Generation erklärt. So hebt es sich von den anderen Büchern seines Schlags ab, die lediglich auf Themen wie Datenschutz u.ä. eingehen.

Das einzige, was mich hin und wieder im Lesefluss gestört hat, war der teils doch recht anspruchsvolle Schreibstil, denn nicht nur werden viele Fachbegriffe benutzt, der Autor verweist auch immer wieder auf eine zu Anfang des Buches genannte Liste, allerdings nur als "Punkt 5", der dann - sofern nicht auswendig gelernt - noch einmal nachgeschaut werden muss, um der Logik des Satzes folgen zu können. Somit ist das Buch insgesamt auch eher für Leute geeignet, die sich im Bereich Social Media bereits gut auskennen, vielleicht sogar in der Branche arbeiten.

Doch wie Zadie Smith bereits schreibt, halte auch ich die "10 Gründe" für ein wichtiges und dringendes Buch, denn über seine Aktivitäten in den Sozialen Netzwerken und das, was sie mit uns machen, sollte jeder einmal nachgedacht haben.

Veröffentlicht am 16.03.2019

Außergewöhnliches Jugendbuch mit überraschendem Plot

The Hurting
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Das Cover von "The Hurting" kommt so simpel daher, dass man zunächst eine genauso simple Geschichte dahinter vermutet. Aber schon der Klappentext lässt erahnen, dass man dem Buch damit womöglich Unrecht ...

Das Cover von "The Hurting" kommt so simpel daher, dass man zunächst eine genauso simple Geschichte dahinter vermutet. Aber schon der Klappentext lässt erahnen, dass man dem Buch damit womöglich Unrecht tut. Ein wilder Junge im Wolfsmantel? Die Einsamkeit norwegischer Wälder? Das klingt nicht unbedingt nach einem typischen Jugendbuch.

Ist es auch nicht. "The Hurting" hat mich überrascht, in vielerlei Hinsicht.
Zunächst sind da diese originellen Charaktere und insbesondere die Protagonistin Nell, die einem mit ihrer Liebe zur Musik, ihrer Tapferkeit und ihrem Schicksal so schnell ans Herz wächst. Aber auch Lukas, der Wolfsjunge, hat etwas so Mystisches an sich, dass die Seiten unter den Fingern davonfliegen auf der Suche nach der Enthüllung seines Geheimnisses.
Und was das für eins ist! Mit dem Verlauf der Geschichte hatte ich so überhaupt nicht gerechnet. Zwar war ich mir zwischendurch auch unsicher, ob er mir so gefällt und an manchen Stellen empfand ich die Geschichte auch als ziemlich harten Tobak für ein Buch, das ab 14 Jahren empfohlen wird, aber unterm Strich kann ich sagen: mir gefällt, was ich gelesen habe. Weil es anders ist, weil es interessante Themen behandelt und weil allein schon das Setting mal ein anderes ist.
Mit dem Ende hat es sich die Autorin meiner Meinung nach ein bisschen zu einfach gemacht, hier hätte ich mir eine bessere Anknüpfung an den Anfang der Geschichte und die familiären Verhältnisse gewünscht. Nichtsdestotrotz kann ich auch nachvollziehen, warum dieses Ende gewählt wurde.

Ich finde es schwierig, dieses Buch einem Genre zuzuordnen. Natürlich ist es ein Jugendbuch, aber es ist genauso Liebesgeschichte und Thriller. Gerade diese Mischung macht das Buch zusätzlich so überraschend.
Für einen 14-jährigen finde ich das Buch anspruchsvoll, allerdings würde ich von einer Lektüre in diesem Alter auch nicht abraten. Es ist ein Buch, über das man noch gut im Anschluss diskutieren kann, weil es einem so schnell nicht aus dem Kopf geht.

Wer Lust auf ein außergewöhnliches Jugendbuch mit überraschendem Plot und ein bisschen Stoff zum Nachdenken hat, macht mit "The Hurting" nichts falsch!

Veröffentlicht am 25.11.2018

Eine neue beste Freundin

Good Morning, Mr. President!
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Es fühlt sich so an als würde die beste Freundin einem die spannendeste Geschichte des Jahres erzählen. Beck Dorey-Stein hat einen so angenehmen, locker-leichten Schreibstil als würde sie direkt neben ...

Es fühlt sich so an als würde die beste Freundin einem die spannendeste Geschichte des Jahres erzählen. Beck Dorey-Stein hat einen so angenehmen, locker-leichten Schreibstil als würde sie direkt neben einem stehen und einem die spannenden Geschichten aus dem Weißen Haus direkt ins Ohr flüstern. Sie nimmt uns mit auf eine Reise nicht nur durchs Weiße Haus und die Arbeitsabläufe einer Stenographin, sondern auch durch die entferntesten Länder dieser Welt, den Dschungel der Politik, aber vor allem ihr Privatleben.

So geht es in "Good Mordning, Mr. President" weniger - wie Titel und Untertitel des Buchs vermuten lassen - um den Präsidenten selbst. Der spielt wie im Klappentext ganz richtig beschrieben nur eine Nebenrolle. Nein, in "Good Morning, Mr. President" geht es um einen ganz besonderen Lebensabschnitt einer jungen Frau, die im Weißen Haus nicht nur einen aufregenden Job, viele neue Freunde (und Feinde) und so etwas wie Liebe findet - sie findet vor allem auch sich selbst. Diese Reise zu begleiten ist dank des fesselnden Schreibstils genauso spannend wie selbst in der Air Force One zu sitzen und es zeigt sich: Das wahre Leben schreibt eben immer noch die besten Geschichten. Ich ziehe meinen Hut vor der Autorin, die in meinen Augen sehr viel Mut bewiesen hat, ein Buch wie dieses zu veröffentlichen und insbesondere die eigenen Fehler und Schwächen schonungslos und ehrlich vor dem Leser auszubreiten.

Wer also mit der Erwartung an dieses Buch geht, mehr über das (Arbeits-)Leben einer jungen Frau mit all seinen Höhen und Tiefen zu erfahren, der greift hier nach genau den richtigen Buch, um sich ein paar schöne Stunden lang ins Weiße Haus zu träumen. Wer jedoch pikante Details aus dem Arbeits- oder Privatleben von Barack Obama erwartet, der ist mit einer Biografie von ihm wohl besser bedient. Ich jedenfalls habe diese kurzweilige Lektüre sehr genossen und kann sie nur jedem empfehlen, der einen kleinen Einblick in das Leben und Werken einer Stenographin des Weißen Hauses bekommen möchte.

Veröffentlicht am 17.08.2018

Gute Unterhaltung mit spannendem Zukunfsszenario

Cat & Cole 1: Die letzte Generation
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Eine Welt, in der jeder über ein Panel im eigenen Körper perfektioniert wird. In der Makel, Krankheiten, körperliche Einschränkungen nicht nur gelöscht, sondern ins Gegenteil verkehrt werden können: zu ...

Eine Welt, in der jeder über ein Panel im eigenen Körper perfektioniert wird. In der Makel, Krankheiten, körperliche Einschränkungen nicht nur gelöscht, sondern ins Gegenteil verkehrt werden können: zu übermenschlicher Sehkraft, Stärke usw. Ein spannendes Ausgangsszenario, das sich Autorin Emily Suvada da für ihre Dystopie ausgedacht hat. Und je tiefer man in die Geschichte von „Cat & Cole: Die letzte Generation“ eintaucht, desto realistischer erscheint einem, dass dieses Szenario irgendwann mal eintreffen könnte.
Denn wenn Emily Suvada eins beherrscht, dann ist es Recherche: Komplexe technische und biologische Vorgänge bindet sie so mühelos in die Geschichte ein, dass man einfach daran glauben MUSS, dass so etwas irgendwann einmal möglich ist. Mir persönlich war das teilweise allerdings etwas zu komplex und die Verwendung vieler buchspezifischer Fachtermini ließ mich manches Mal etwas verwirrt zurück. Dennoch verlor die Geschichte dadurch nicht an Spannung, auch wenn sie für mich erst gegen Mitte des Buches wirklich anzog und die Geschichte zum Pageturner wurde.
Mit Protagonistin Cat hat die Autorin einen sympathischen Charakter erschaffen, mit dem man sich schon nach den ersten Seiten identifizieren kann. Auch die anderen Charaktere fügen sich gut in die Geschichte ein, machen teils überraschende Wandlungen durch und tragen zu Plot und Spannung bei, ohne dabei jedoch blass oder nur dem Zweck dienlich zu wirken.
Mir hat „Cat & Cole: Die letzte Generation“ gut gefallen, auch wenn ich mir schon am Anfang mehr Spannung gewünscht hätte. Trotzdem war es für mich ein sehr unterhaltsames Buch, das ich gerne gelesen habe und dessen Ende mich neugierig zurücklässt, so dass ich schon gespannt auf den nächsten Teil warte!

Veröffentlicht am 24.05.2018

Anständigkeit, Tugend und Moral

Die Herzen der Männer
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Um schon mal das Fazit vorweg zu nehmen: "Die Herzen der Männer" hat mich mitgerissen. Man begleitet die Charaktere durch ihr ganzes Leben und hat am Ende das Gefühl, sie wirklich zu kennen und das Leben ...

Um schon mal das Fazit vorweg zu nehmen: "Die Herzen der Männer" hat mich mitgerissen. Man begleitet die Charaktere durch ihr ganzes Leben und hat am Ende das Gefühl, sie wirklich zu kennen und das Leben mit ihnen gemeinsam gelebt zu haben. Nickolas Butler hat einen tollen Schreibstil, der einen in diese faszinierende Pfadfinder-Welt führt und einen am Ende wünschen lässt, man wäre selbst mal Pfadfinder gewesen.

Aber jetzt mal von Anfang an: Das Buch ist in 4 Teile geteilt, in jedem neuen Teil findet ein Zeitsprung statt und die Perspektive wechselt. Was jedoch immer erhalten bleibt ist der Protagonist Nelson, der im 1. Teil noch ein Kind, später dann ein alter Mann ist, für den eines aber immer wichtig war: Pfadfinder sein. Allzeit bereit. Wir erleben seinen Kampf gegen die überlegenen anderen Jungs im Pfadfinderlager, erleben mit, wie er schließlich Campführer wird und auch noch als alter Mann versucht, die Kids im Lager zu den besten Männern zu machen, die sie sein können.

Nelson ist es auch, der die interessanteste und schönste Charakterentwicklung durchmacht, auch wenn wir im Buch noch andere Figuren sehr genau kennenlernen und auch diese über einen großen Zeitraum hinweg bei ihrer Entwicklung beobachten können. Nickolas Butler gelingt es hierbei sehr gut, eine stetige subtile Spannung aufzubauen, denn die Charaktere wachsen einem so schnell ans Herz, dass man unbedingt erfahren möchte, wie es mit ihnen weitergeht.

Obwohl es in dem Buch sehr stark auch darum geht, das beste aus sich herauszuholen, hat es nie den Beigeschmack der heute so proklamierten "Selbstoptimierung". Durch das Setting im Pfadfinderlager geht es vielmehr um gute, alte Tugenden, um Anständigkeit, Tradition und Moral. Dabei kommt es aber nie altbacken oder belehrend daher, sondern bleibt modern und regt zum Nachdenken über die eigenen Werte an.

Mich hat das Buch sehr berührt und gerade das Ende hat für richtig Gänsehaut gesorgt. Trotzdem kann ich letzten Endes nicht 5 Sterne vergeben, da der Titel des Buchs doch etwas andere Erwartungen geschürt hat. Denn in "Die Herzen der Männer" bekommt man weniger einen Einblick in die Herzen als vielmehr in die Denkweise und den Moralkodex der Männer.