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Nilchen

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.08.2018

Spannend, lehrreich, mal was anderes.

Frevel im Beinhaus
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Nach langer Zeit habe ich mal wieder einen historischen Roman gelesen und musste mich wieder in diese „andere Art“ der Sprache und Umstände einfinden, aber dann fand ich es super! Wieso habe ich so lange ...

Nach langer Zeit habe ich mal wieder einen historischen Roman gelesen und musste mich wieder in diese „andere Art“ der Sprache und Umstände einfinden, aber dann fand ich es super! Wieso habe ich so lange keine historischen Stoffe gelesen??? Wirklich gut, dass ich dieses Genre für mich wiederentdeckt habe. Zu diesem Umdenken hat m mich der historische Krimi ‚Frevel im Beinhaus‘ von Petra Schier gebracht. Achtung, es ist ein Teil der Adelina-Reihe und schon der 4. Band, aber man kann ihn auch gut losgelöst lesen. Was ich in diesem Fall tat.
Allerdings werde ich die 3 vorangegangenen Bände auf meine Leseliste setzten und mich irgendwann dem vergnügen widmen. Der erste Teil „Tod im Beginenhaus“ liegt bereits auf dem SUB.
Wer Interesse an den Romanen von Petra Schier hat und die Abfolge der Reihe genau unter die Lupe nehmen will oder auch mehr über die Autorin und ihre Recherchearbeit erfahren möchte, wird sehr gut auf der Autoren-Website fündig: https://www.petra-schier.de/historische-romane.html
Nun zum Roman selbst. Er spielt Ende des 14. Jahrhunderts in Köln. Die Protagonistin ist die Apothekerin Adelina, die mit ihrem Mann, ihrem Sohn, ihrer Stieftochter und ihrem Gesindel am Alter Markt wohnt. Erst werden Knochen aus einem Beinhaus entwendet und dann kommt es noch zu einem Mord an einer Schwangeren! Die Kölner Bürger sind entsetzt. Leider wird Adelinas Umfeld in die Fälle mit hineingezogen und das Drama nimmt seinen Lauf.
Sprachlich gut geschrieben, weil es eben nicht im neuzeitlichen Deutsch verfasst ist. Natürlich, nicht in einem Deutsch das man nicht mehr versteht, aber doch den Umständen angepasst. Auch mit alten Wörtern gespickt, die man heute lang vergessen hat. Ich finde es gut und mich begeistert es auf diese Weise in die Vergangenheit abzutauchen.
Auch lernte ich viel bei der Lektüre. Ich habe mir dann doch über das ein und andere natürlich mehr Gedanken gemacht wie das damals eigentlich war. Auch hierzu hat die Autorin eine tolle Website mit mehr Hintergrundinformationen angelegt: http://www.adelinas-welt.de/. Sehr hilfreich bei der Lektüre.
Ich kenne mich leider nicht sonderlich gut in Köln aus, aber ich kann mir auch vorstellen, dass es für Kölner und Köln-Kenner auch eine Freude ist, dieses Buch zu lesen.
Fazit: Spannend, lehrreich, mal was anderes. Mich hat es wunderbar unterhalten und ich werde nun Petra Schier mit anderen Romanen gleich auf meine Leseliste setzten!

Veröffentlicht am 17.08.2018

Wie stark kann die Eigenwahrnehmung von der Fremdwahrnehmung abweichen?

Das Zimmer
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„Dummen Menschen ist häufig nicht bewusst, dass sie dumm sind. Sie spüren möglicherweise, dass etwas nicht stimmt, vielleicht merken sie auch, dass sich die Dinge nicht so entwickeln, wie sie sich das ...

„Dummen Menschen ist häufig nicht bewusst, dass sie dumm sind. Sie spüren möglicherweise, dass etwas nicht stimmt, vielleicht merken sie auch, dass sich die Dinge nicht so entwickeln, wie sie sich das vorgestellt haben, doch nur wenige von ihnen ziehen den Schluss, dass dies an ihnen selbst liegen könnte.“ (Seite 43)
Nun beziehen wir noch den Fakt ein, dass es Menschen gibt bei denen die Eigenwahrnehmung sehr stark von der Fremdwahrnehmung abweicht und das dieser Gedankengang vom Protagonisten des Romans geäußert wird. Ist er überheblich und arrogant oder hat er die Welt als solches nicht begriffen?

Jonas Karlsson hat mit seinem Roman ‚Das Zimmer‘ einen unterhaltsamen Roman vorgelegt, der genau dieses Thema beleuchtet. Wie weit liegen Fremd- und Eigenwahrnehmung auseinander und was macht die eigene Perspektive aus simplen Fakten.
Ich finde den Roman sehr gelungen, da er emotionslos eine emotionsaufgeladene Situation wiedergibt und sich auf nur einen Umstand konzentriert: Das Zimmer.

Da ist dieser Mitarbeiter, Björn, der gerade die Abteilung gewechselt hat und sich schnellstmöglich einarbeiten möchte um Chef zu werden. In der ersten Zeit entdeckt er ein Zimmer neben den Fahrstühlen und damit beginnt eine große Auseinandersetzung mit den Kollegen in dieser Abteilung.

Dieser Roman birgt herrliche Zitate, die uns Björn so lebendig und mit seiner ganzen Weltfremdheit näher bringt:
„Er sah mich mit diesem müden, ignoranten, leicht dümmlichen Blick an, den man so häufig bei Menschen antrifft, die es nicht gewöhnt sind, die größeren Zusammenhänge im den kleinen Dingen zu sehen.“ (S 28)
„Einzig und alleine, weil mir vollkommen bewusst ist, dass Intelligenz und Ausstrahlung allen Mittelmäßigen schon immer ein Dorn im Auge gewesen sind.“( S 72)

Fazit: Kurzweilig & pointiert, gut übersetzt. Ein richtiges gutes Buch! Uneingeschränkt empfehlenswert. Daher unbedingt lesen!

Veröffentlicht am 17.08.2018

Ein wertvolles Buch das mich wirklich im Herzen getroffen hat.

Heute leben wir
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Wenn mich in den letzten Tage jemand gefragt hat was ich lese und wie ich es finde bzw. ob ich es empfehlen kann, war ich hin und her gerissen als ich „Heute leben wir“ von Emmanuelle Pirotte las.
Der ...

Wenn mich in den letzten Tage jemand gefragt hat was ich lese und wie ich es finde bzw. ob ich es empfehlen kann, war ich hin und her gerissen als ich „Heute leben wir“ von Emmanuelle Pirotte las.
Der Roman ist sehr gut und hat eine Wucht sich in die eigenen Gedanken einzunisten wie es bei mir selten ein Buch schafft. Aber eben nicht in einer leichten positiven Art, da es eher ein düsteres, ja sogar recht brutales Buch ist. Der Inhalt macht keine Freude, aber es ist überzeugend gut!
Es geht um ein jüdisches kleines Mädchen, Renée, dass Ende 1944 auf den Dörfern in Belgien versteckt wurde. Dann geschieht das was alle versuchen zu verhindern, sie gelangt in die Hände von zwei SS-Männern. Die Szene endet mit einem Toten, aber es ist nicht Renée. Nun entspinnt sich eine Freundschaft zwischen Matthias, dem deutschen Elitesoldat, ein egoistischer Zyniker, und dem furchtlosen und lebensdurstigem Mädchen auf der Flucht.
Zusammengefasst liest es sich „leichter“ als es ist. Der Roman ist ereignisreich und herzzerreißend wie Menschen miteinander umgehen können. Brutal und grausam und dann wiederum über alle Maße bemüht füreinander. Wunderbar wie die Autorin es schafft facettenreiche Charaktere zu erschaffen, die nicht ‚schwarz‘ oder ‚weiß‘ sind – nein viele sind eben nun mal ‚grau‘. Mittels kontrastreicher Bilder wird der Leser ins Geschehen gezogen und fiebert mit.
Ein vielschichtiger Roman, nicht alles wird überdeutlich beschrieben, manches bleibt angedeutet und einiges skizzenhaft, wenn es beispielsweise Passagen gibt in denen Matthias seine Vergangenheit in Gedanken durchkämmt.
Besonders an diesem Roman ist, die Darstellung des "alltäglichen Kriegsgeschehen". Ob Amerikaner, Deutsche oder andere, alle handeln in prekären Situationen mit Todesangst nach ganz persönlichen inneren Instinkten oder wenn das noch geht nach "Werten". Viele halten den Krieg nicht aus und man bekommt auch ein Bild von der Zivilbevölkerung in diesen letzten Kriegsmonaten. Auch, dass das eigene Überleben im Krieg leider mit viel mit Glück verbunden war.
Fazit: Ich finde es spannend und sehr gute Literatur. Ich hoffe dieser Roman bekommt trotz aller Schwere des Themas und der herunterziehenden Wirkung seine gebührende Aufmerksamkeit und viele viele Leser!

Veröffentlicht am 17.08.2018

Wer hat’s erfunden?

Die letzten Tage der Nacht
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Wer hat die Glühbirne erfunden? Genau, Edison! Was war er für ein Typ? Und was hat ein Mann Names Westinghouse damit zu tun? Und was machen Tesla und Bell auch noch in dieser Geschichte?
Die letzten Tage ...

Wer hat die Glühbirne erfunden? Genau, Edison! Was war er für ein Typ? Und was hat ein Mann Names Westinghouse damit zu tun? Und was machen Tesla und Bell auch noch in dieser Geschichte?
Die letzten Tage der Nacht von Graham Moore ist ein toller historischer Roman, der uns in das Jahr 1888 zurückversetzt in die USA. Dort erleben wir an der Seite eines brillanten aber sehr jungen Anwalts, Paul Cravath, die Patentrechtsstreitigkeit zwischen Edison und Westinghouse über die Glühbirne.
Dröge? Mit Nichten! Spannend wie ein Krimi wird hier die Entdeckung des Gleich- und Wechselstroms eingeführt. Die eingerosteten Physikkenntnisse werden wieder aufgefrischt und ich verstand warum ein Erfinder so viel Spaß am Tüfteln haben kann! Gespickt ist das ganze natürlich auch mit einer nebensächlichen Liebesgeschichte…und vor allem sind die Erfindercharaktere sehr unterschiedlich und unterhaltsam skizziert!
Ein Wälzer mit über 400 Seiten ist das Ganze, aber abschrecken sollte es nicht. Der Autor Graham Moore ist auch Drehbuchhautor, woher sicherlich der temporeiche Erzählstil rührt sowie die kurzen Kapitel.
Fazit: Ein gutes Buch, dass bei vielen Interessen genau das richtige sein kann. Aber bitte, es ist kein „Männerbuch“ oder dergleichen. Es ist ein lesenswerter Roman für alle die mal wieder ein gutes Buch in den Händen halten wollen!

Veröffentlicht am 17.08.2018

Der Strandkorb tritt seinen Siegenzug an der Ostsee an.

Die Villa am Meer
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Das Bild auf dem Cover dieses Romans ist aus meiner Sicht genau die richtige Zusammenfassung des Romans. ‚Die Villa am Meer‘ von Micaela Jary ist ein historischer Roman, der Anfang des 20. Jahrhunderts ...

Das Bild auf dem Cover dieses Romans ist aus meiner Sicht genau die richtige Zusammenfassung des Romans. ‚Die Villa am Meer‘ von Micaela Jary ist ein historischer Roman, der Anfang des 20. Jahrhunderts in Warnemünde, Rostock und Hamburg spielt. Im Mittelpunkt der Geschichte steht Katharina als Protagonistin. Eine junge Frau, die einen älteren Mann heiratet, der wohlsituiert ist durch seine Erfindung des Strandkorbes, obwohl sie einen anderen liebt. Katharina bekommt Kinder und das Leben und die Liebe nimmt seinen Lauf. Alles gebettet in die damaligen Gepflogenheiten und Lebensweisen wie Ansichten. Der Inhalt und der Plot mögen eher trivial sein, aber zum einen sehr unterhaltsam geschrieben und zum anderen auch sehr gut beschrieben.
Ein historischer Roman der die Zeit 1902 bis 1921 umfassen. Micaela Jary greift viele Details aus der Zeit auf und bettet die Geschichte in eine sehr gut recherchierte Umwelt hinein, sei es das Aufkommen der neuer Technik, der 1. Weltkrieg usw. Wirklich gut gemacht und ich hatte an der ein und anderen Stelle ein Aha-Erlebnis, wie beispielsweise wo der Begriff „Butterfahrt“ herkam.
Auch die Stellung der Frauen wird sehr deutlich gemacht. Man bekommt einen Einblick in den Alltag einer gut situierten, aber eben auch an vielen Stellen machtlosen Frau und wie sie durch Geschick und Contenance es schafft ihre Ziele zu verwirklichen.
Insgesamt sind alle Figuren äußerst plastisch und klar dargestellt und machen die Geschichte rund. Der Schreibstil ist flüssig und leicht lesbar.
Das einzige was mir persönlich nur mäßig gefallen hat, ist das Beiwohnen des Lesers in manchen Passagen langer um sich selbst kreisender Gedanken. Da hätte man an der ein und anderen Stelle gut eine halbe bis Seite sparen können und man hätte als Leser trotzdem ohne Mühe verstanden wie die Zusammenhänge, Beweggründe und innere emotionale Stimmungen sind.
Aber insgesamt ein Lob für diesen Roman, mir hat er gefallen. Eine Weiterempfehlung kann ich aussprechen für alle die historischen Roman spannend finden. Auch steht bei mir bereits der ältere Roman „Das Haus am Alsterufer“ im Regal! Das spricht für sich, oder?