Redwood Love 1
Redwood Love – Es beginnt mit einem BlickMeinung
Theoretisch ist Redwood Love ein Roman, der mir gefallen könnte. Es wurde ja immerhin eine beschauliche Kleinstadtatmosphäre und ältere Charaktere versprochen, die bereits mit beiden Beinen im ...
Meinung
Theoretisch ist Redwood Love ein Roman, der mir gefallen könnte. Es wurde ja immerhin eine beschauliche Kleinstadtatmosphäre und ältere Charaktere versprochen, die bereits mit beiden Beinen im Leben stehen und - wie die Protagonistin - sogar schon Kinder haben. Aber im Grunde ist Redwood Love ein Liebesroman, der eigentlich lieber ein New Adult Roman geworden wäre. Da wären zum einen die Figuren, die alle wahnsinnig hübsch sind (besonders die männlichen), es aber nicht wissen (die Frauen) und so rein und gut sind, dass sie alle anderen um sie herum in den Schatten stellen. Natürlich hat der Love Interest drei (unglaublich gut aussehende) Brüder, damit aus der einen Geschichte nur ja eine Trilogie werden kann. Ihr kennt das Schema.
Gespickt war der Roman mit zahlreichen Satzwiederholungen, um den LeserInnen Eigenschaften von Personen wieder ins Gedächtnis zu rufen oder um daran zu erinnern, was vor drei Kapiteln geschehen ist. Ein bisschen mehr Vertrauen sollte Frau Moran doch in ihre LeserInnen setzen, ich für meinen Teil empfand es als lästig. Eines der besten Beispiele dafür ist Averys Eigenschaft, dass ihr Herz stets, wenn der Mann ihrer Träume nett zu ihrer Tochter ist, zu schlagen aufhört. Ein Glück, dass nicht jedes Mal gleich der Notarzt kommen musste, aber bei der Häufigkeit sollte sie doch bitte dringend einmal einen Kardiologen aufsuchen.
Es ist wieder einmal das unausgeschöpfte Potenzial, was Redwood Love zu nicht mehr als einer netten Abendlektüre macht. Warum wird ein riesiges Marketingspektakel aus einem Ort gemacht, der nicht mehr als eine blasse Kulisse ist? Dass der Verlauf der Geschichte innerhalb der ersten Seiten ersichtlich ist: geschenkt. Dennoch wäre ein wenig mehr Platz für Wendungen oder das Privatleben der Charaktere sicher vorhanden gewesen. Denn wenn Avery sich anderen Dingen befasst, als das Vergleichen ihres fiesen (wirklich fiesen, fiesen) Exmannes mit ihrem Love Interest to be oder eben mit dem letzteren, liest sich der Roman wirklich unterhaltsam.
Der Roman ist erstaunlich divers, obwohl ich mir immer noch nicht sicher bin ob das alles nicht nur hinzugefügt wurde, weil die Autorin sich in der Pflicht gefühlt hat. Wie man der Widmung zu Beginn entnehmen kann, ist ihr Neffe selbst Autist und so erklärt sich zumindest die Tochter mit Autismus der Protagonistin. Allerdings kommt auch dieser Roman nicht ohne den klischeehaften schwulen Freund aus, der nicht mehr als ein netter Sidekick ist. Auf die Alzheimererkrankung einer anderen Person wird sicher in den Folgeteilen eingegangen. Weiterhin wird ein Charakter der taub ist, eine größere Rolle in einem weiteren Roman spielen. Bei all dem genannten fehlten mir (zumindest in diesem ersten Band) die Konflikte. Ein kleiner Ort, in dem sich alle kennen und über auf Twitter alles austratschen was der Nachbar macht, kommt es nirgends zu Auseinandersetzungen oder Problemen aufgrund bestimmter körperlicher/geistiger Eigenschaften. Die Tochter, die überall sonst auf Probleme gestoßen ist, verändert sich urplötzlich. Avery wird von allen vergöttert, die nicht gerade auf Cade scharf sind, und muss an keiner Stelle mit Eifersüchteleien rechnen. An allen Stellen sind sämtliche Menschen verständnisvoll und erst auf den letzten Seiten kommt es kurz zu einer Auseinandersetzung, die jedoch schnell aus dem Weg geräumt wird. So sehr ich mich über das Drama in New Adult Romanen beschweren, so sehr hätte ich mir zumindest ein wenig davon hier gewünscht. Von daher halte ich diesen Roman für die Lebenslagen sinnvoll, in denen es den LeserInnen nach Harmonie und Kitsch sehnt.
Tatsächlich hat mir besonders gefallen, dass sich die Liebesgeschichte erst langsam entwickelt. Was bei erneutem Auseinandersetzen mit dem Gelesenem seltsam erscheint, da sich ihnen ja nicht wirklich viel in den Weg stellt. Cade nicht zu mögen, ist schwierig, dafür hat Moran gesorgt. Ihm wurden sämtliche Eigenschaften eines Traumprinzen zugeschrieben und sein Verhalten ist, bis auf kleinere Ausnahmen, kaum übergriffig. Wie lange haben wir sowas schon nicht mehr gehabt? Verrückt, oder? Avery ist aufgrund ihrer Vergangenheit in vielen Dingen vorsichtig und muss sich selbst erst wieder finden. Dieser Aspekt war tatsächlich der interessanteste, ich kann allerdings verstehen, warum dem nicht so viel Raum gegeben wurde. Dafür ist es einfach das falsche Genre. Ich denke ein Blick auf das Originalcover beschreibt ganz gut, warum der Roman hier bei uns ganz andere Erwartungen aufwirft.
Fazit
Bei Redwood Love "Es beginnt mit einem Blick" handelt es sich eindeutig um eine Mogelpackung. Die irreführende Werbung suggeriert einen Wohlfühlroman für Fans der Gilmore Girls, dabei reiht er sich nur in die Liga der schlechten Abklatsche, wie etwa Alles, was du suchst, ein.
Wenn ihr auf der Suche nach leichter Lektüre ohne Drama und mit garantiertem Happy End seid, könnt ihr bei Redwood Love - Es beginnt mit einem Blick nichts falsch machen.