Nicole Trope - Das Finkenmädchen
eBook - 353 Seiten
Das hier ist wahrlich keine leichte Kost, das Thema ist einfach viel zu schwierig für mal eben zwischendurch.
Doch trotz des schwierigen Themas hat die Autorin es geschafft, die Seiten spannend und lesenswert zu gestalten.
Den Schreibstil empfand ich als sehr angenehm und flüssig zu lesen, lediglich die Kapitel sind mitunter sehr lang.
Geschrieben wird die Geschichte abwechselnd aus zwei Perspektiven - und wirklich bewundernswert fand ich, dass man nach wenigen gelesenen Worten immer wusste, wer von beiden gerade dran war.
Da war zum einen Felicity - am Schreibstil erkennbar durch die einfachen Sätze, auf denkbar grausame Weise von der Mutter vernachlässigt und vom Nachbarn der Kindheit beraubt.
Und auf der anderen Seite Rose - ihr Erzählstil ist gekennzeichnet durch komplexere Sätze, die zum Schutz ihres Wohlstands lieber einmal mehr weggesehen hat, als sie hätte hinsehen müssen.
Der Leser erfährt hier nach und nach die ganze Geschichte in ihrer vollen Grausamkeit.
Die Autorin schafft es zum einen ganz wunderbar, die verletzte aber doch starke Persönlichkeit von Felicity zu zeigen, wie sie sich selbst als Mutter verhält, wie sie es unbedingt besser machen will, aber auch wie sie als Kind empfunden hat, wie sie die Welt und die Personen um sie herum wahrgenommen hat.
Zum anderen haben wir hier aber auch Rose, die weggeschaut hat - obwohl dieses Verhalten damals wie heute sträflich ist, erfährt der Leser detailliert, wie es überhaupt so weit kommen konnte, warum sie das Verhalten nicht hinterfragt hat, wie sie im Nachhinein darüber denkt und wie es sie verändert hat.
Die Zwiespältigkeit schafft die Autorin in meinen Augen wirklich meisterhaft.
Das Buch regt zum Nachdenken an - was würde man selbst tun? Würde man wegsehen? Oder einschreiten?
* digitales Rezensionsexemplar von NetGalley & Bastei Lübbe