ein interessantes Bilderbuch mit einer charmanten Idee, deren Umsetzung allerdings ein paar kleine Schwächen aufweist
Das Buch, das niemand las ist ein charmantes, großformatiges Bilderbuch von Bestseller-Autorin Cornelia Funke, an dem sowohl Kinder als auch Erwachsene ihre Freude haben werden. Erstmals werden in einem ...
Das Buch, das niemand las ist ein charmantes, großformatiges Bilderbuch von Bestseller-Autorin Cornelia Funke, an dem sowohl Kinder als auch Erwachsene ihre Freude haben werden. Erstmals werden in einem ihrer Werke Bücher personifiziert und somit selbst zu den agierenden Figuren der Geschichte. Von der Idee, Bücher auf diese Weise in den Mittelpunkt einer Erzählung zu stellen, ist man als Leseratte natürlich sofort begeistert.
Der Protagonist Morry ist ein junges Buch, das sich danach sehnt gelesen zu werden, was allerdings nur wenige der erfahreneren Bücher, die mit ihm zusammen in den Regalen einer Bibliothek stehen, nachvollziehen können. Morry ist sogar bereit Fingerabdrücke, Eselsohren oder Ähnliches in Kauf zu nehmen, wenn er nur endlich einen Leser findet, während einige andere Bücher sich vor Kaffeeflecken oder Rissen im Papier fürchten.
Die Handlung ist interessant, zum Teil aber womöglich etwas zu Angst einflößend für die Kinder, an die sich das Bilderbuch vorwiegend richtet. So wird Morry wegen seines Wunsches erst von einigen anderen Büchern vom Regal geschubst, die dann auch noch zufrieden auf ihn hinab lächeln, und schließlich von einer Katze angegriffen. Da es sich bei ihm um ein vermenschlichtes Buch handelt, empfindet er dabei durchaus Schmerzen. Das erscheint einem also ein wenig zu brutal für ein solches Bilderbuch, obschon Morrys Traum letztlich in Erfüllung geht und insofern alles ein gutes Ende nimmt. Darüber hinaus endet die Geschichte ziemlich abrupt, man hätte nämlich noch ein paar Seiten mehr erwartet.
Morry ist ein neues, noch unbekanntes Buch. Bei den anderen Bibliotheksbewohnern, mit denen Morry spricht, handelt es sich hingegen um tatsächlich existierende, namenhafte Werke und als erwachsener Leser weiß man in der Regel sofort, welche Bücher bzw. Autoren gemeint sind, selbst wenn nur ein Teil des Namens genannt wird.
Hervorzuheben sind außerdem die schönen Illustrationen der Autorin, die man schon auf dem Vorsatzpapier bewundern kann. Einen langweiligen, weißen Hintergrund wird man vergeblich suchen, denn alle Seiten sind bunt und von kräftigen, leuchtenden Farben bedeckt. Die meisten Bilder sprechen zudem für sich, sodass die Textzeilen stets nur wenig Platz einnehmen. Die einzelnen Bücher wurden durch ihre Gesichter und Buchrücken individuell gestaltet und lassen sich dementsprechend gut voneinander unterscheiden. Genau wie die Handlung sind jedoch auch die Zeichnungen teilweise ziemlich düster und erwecken vereinzelt einen etwas zu bedrohlichen Eindruck für die empfohlene Altersgruppe. Manche Illustrationen sind regelrecht Furcht erregend, insbesondere für kleine Kinder, beispielsweise als Morry vom Regal in die Tiefe fällt.
FAZIT
Das Buch, das niemand las ist ein interessantes Bilderbuch mit einer charmanten Idee, deren Umsetzung allerdings ein paar kleine Schwächen aufweist, weshalb das Buch für sehr kleine Kinder leider nicht besonders gut geeignet ist.