Sherlock – Das große Spiel ist der dritte Band der weiterhin außerordentlich gut gelungenen Manga-Adaption der bekannten BBC-Serie und handelt, wie nicht anders zu erwarten, von der dritten und somit letzten Episode der ersten Staffel der TV-Serie. Er ist anders als seine beiden Vorgänger, um nicht zu sagen besser, etwas länger und auf jeden Fall noch mitreißender.
Der dritte Teil beinhaltet, im Gegensatz zu den ersten beiden, nicht nur einen Fall, sondern mehrere, die alle gleichermaßen fesselnd sind. Auf irgendeine Art und Weise sind all diese unterschiedlichen Fälle miteinander verbunden und ihre jeweilige Auflösung ist ausgesprochen interessant. Außerdem endet dieser Band erstmals mit einem nervenaufreibenden Cliffhanger, weshalb man am liebsten sofort den nächsten Band zur Hand nehmen würde, der bislang aber leider noch nicht erschienen ist.
Sherlock und Watson sowie deren Beziehung zueinander haben sich inzwischen merklich weiterentwickelt. Trotz gelegentlicher Differenzen sind sie mittlerweile enge Freunde und verhalten sich manchmal sogar wie ein altes Ehepaar, was einen an vielen Stellen zum Schmunzeln bringt, darunter zum Beispiel Sherlocks schockierte Reaktion darauf, dass Johns Blog tatsächlich von vielen Leuten gelesen wird. Sherlock verfügt wie gehabt über keinerlei Taktgefühl, was ihn jedoch nicht zwangsläufig unsympathisch macht. Das ist eben Teil seiner nüchternen, distanzierten Art. Watson ist das ausgleichende Pendant dazu.
Überraschenderweise erfährt man in diesem Band, dass es Dinge gibt, die selbst Sherlock Holmes nicht weiß, obschon sie eigentlich allgemein bekannt sind, aber natürlich nur, weil sie seiner Meinung nach unwesentlich und es demnach nicht wert sind kostbaren Platz in seinem Gehirn einzunehmen. Faszinierend ist zudem immer wieder die einzigartige Beziehung zwischen Sherlock und seinem Bruder Mycroft, der sich nur selten in die Karten schauen lässt.
Doch das Beste an Sherlock – Das große Spiel ist vermutlich die Tatsache, dass der berüchtigte Erzfeind Moriarty nun endlich selbst in Erscheinung tritt. Er ist ohne jeden Zweifel ein überaus interessanter Charakter, der erschreckend viel mit dem Meisterdetektiv gemeinsam hat und die Geschichte um Sherlock und Watson um einiges spannender macht. Sherlock und Moriarty sind einander durchaus ebenbürtig, setzen ihre zahlreichen Talente allerdings für sehr unterschiedliche Zwecke ein.
Bedauerlicherweise ist Moriarty bzw. Andrew Scott, der Schauspieler, der ihn in der TV-Serie verkörpert, nicht ganz so gut getroffen wie beispielsweise Benedict Cumberbatch oder Martin Freeman, obwohl man ihn natürlich trotzdem sofort als Jim Moriarty identifizieren kann. Ansonsten ist der Zeichenstil von Mangaka Jay nach wie vor sehr detailliert und ansprechend, sodass man der Zeichnungen nicht überdrüssig wird.
Abschließend sei noch ein kleiner Kritikpunkt erwähnt, der nichts mit dem Inhalt zu tun hat: Die Seitenzahlen sind leider nicht durchgängig vorhanden und werden vor allem zum Ende hin so selten, dass man sie dann eigentlich gleich ganz weglassen könnte.
FAZIT
Sherlock – Das große Spiel ist eine großartige Fortsetzung, die ihre beiden Vorgänger sogar noch in den Schatten stellt und den Leser die weiteren Abenteuer von Sherlock Holmes, insbesondere seinen Kampf gegen Jim Moriarty, schon freudig erwarten lässt.