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Veröffentlicht am 23.08.2018

Bewegender Roman rund um den deutsch-französischen Krieg

Das Weingut. In stürmischen Zeiten
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Die Dilogie "Das Weingut" von Marie Lacrosse hatte ich zwar schon ins Auge gefasst, wollte aber zuerst einige Rezensionen abwarten. Als ich aber herausfand, dass hinter Marie Lacrosse Marita Spang steckt, ...

Die Dilogie "Das Weingut" von Marie Lacrosse hatte ich zwar schon ins Auge gefasst, wollte aber zuerst einige Rezensionen abwarten. Als ich aber herausfand, dass hinter Marie Lacrosse Marita Spang steckt, war mir klar, dass ich Band 1 gleich lesen muss. Marita Spang hat mich mit ihren historischen Romanen bis jetzt immer zu 100% überzeugt und so freute ich mich wahnsinnig, dass ich bei der Lovelybooks Leserunde dabei sein durfte.

Schon der Prolog zog mich sofort in den Bann. Eine junge Frau bringt in einer Gebäranstalt für ledige Mütter ein kleines Mädchen zur Welt. Sie darf weder das Kind sehen, noch wird ihr, trotz ihrer Schmerzen nach der Geburt, geholfen. Einzig der Wunsch das Mädchen Irene zu taufen, bevor es ins Waisenhaus kommt, erfüllt ihr eine der Schwestern.
15 Jahre später wird Irene aus dem Waisenhaus in Speyer als Dienstmädchen zum reichen Weinhändler Wilhelm Gerban gebracht. Die Umstände, warum er gerade Irene ausgewählt hat, sind etwas mysteriös und werden erst am Ende des Buches aufgeklärt.
Irene erwartet im Herrenhaus der Gerbans neben dem Hausherren Wilhelm, auch dessen französische Frau Pauline, sowie der ältere Sohn Franz und seine jüngere Schwester Mathilde. Franz hat nach dem Wünschen seiner Mutter die französische Staatsbürgerschaft, während Mathilde, wie Wilhelm Gerban Deutsche ist. Während Franz sich als Franzose fühlt und auf dem Internat in Bayern seine Ideen der Französischen Revolution zur Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit ausposaunt und ihm den Internatsplatz kostet, ist Mathilde eine intregante und hinterhältige junge Frau, die das Personal schikaniert und sich Irene als Lieblingsziel auserwählt hat. Irene ist eine sehr sympathische junge Frau, erfrischend und neugierig. Sie hat sich sehr schnell in den Haushalt eingefügt und ist bei fast allen Dienstboten sehr beliebt. Als Franz vom Internat kommt und seine Studien in Paris fortsetzen möchte, soll er zuerst eine Zeit im Weingut seines Onkels Gregor Gerban mithelfen. Er interessiert dich für die einfachen Leute und ihre Arbeitsbedingungen und greift Missstände auf. Damit setzt er seinen Onkel unter Druck. Zuhause freundet er sich mit Irene an. Daraus wird bald Liebe, die jedoch unter keinem guten Stern steht. Nicht nur der Standesunterschied, sondern auch die Intrigen von Mathilde und ihrem Vater, bringt den beiden Liebenden sehr viel Leid. Als der deutsch-französische Krieg ausbricht, ist besonders das Elsass, das von beiden Ländern heiß umkämpft wird, Kriegsschauplatz. Franz fühlt sich als Franzose und steht bald seinem deutschen Kusin Fritz am Schlachtfeld gegenüber.....

Marie Lacrosse hat ihre Familiengeschichte vor dem Hintergrund des Deutsch-Französischen Krieges von 1870/71 angesiedelt. Die historischen Fakten hat sie wie immer exzellent recherchiert. Die Verzweiflung der Menschen, der Hunger und die sinnlose Tötung werden sehr detailiert beschrieben - egal ob auf dem Schlachtfeld oder im Lazarett. Man begleitet Franz beim Einsammeln der Leichen oder beim Beschuss durch eigene Leute, die selbst vor dem Roten Kreuz nicht Halt machen. Man hört die Schreie, riecht den Tod...wirklich sehr, sehr lebendig geschrieben. Während Franz im Krieg ums Überleben kämpft, intregieren Mathilde und Wilhelm fleißig. Nicht nur Irene wird zu ihrem Opfer...

Die Charaktere sind sehr lebendig beschrieben. Vorallem Mathilde würde man am liebsten packen und sie einfach nur schütteln. Wenn es der Autorin gelingt so starke Emotionen beim Lesen hervorzurufen, kann sie einfach wirklich gut schreiben, auch wenn einige Charaktere doch sehr stereotyp sind. Einzig Wilhelm Garban konnte ich anfangs nicht einordnen. Einige seiner Handlungen fand ich gut, einige suspekt; aber im Laufe der Geschichte erkennt man immer mehr, dass er der Vater von Mathilde ist und woher sie ihren Charakter hat.

Man fliegt nur so durch die Seiten und möchte das Buch kaum aus der Hand legen. Es gibt nur ganz wenige Kritikpunkte, die jedoch durch die durchgehende Spannung und dem wunderbaren Schreibstil kaum erwähnenswert sind. Dazu gehört, dass manche Handlungen etwas zu überzogen und ein bisschen vorhersehbar wirken, was jedoch der Spannung keinen Abbruch tut. Gerne hätte ich auch etwas mehr über den Weinbau gelesen.

Einzig, dass am Ende noch vieles offen bleibt und erst im zweiten Teil aufgelöst wird, hat mich etwas enttäuscht zurückgelassen...steigert aber gleichzeitig die Freude auf den zweiten Teil "Das Weingut: Aufbruch in ein neues Leben", welcher im April 2019 erscheinen wird. ich freue mich schon darauf und möchte unbedingt wissen, ob und wie es mit Irene und Franz weitergeht.

Schreibstil:
Marie Lacrosse alias Marita Spang schreibt unheimlich fesselnd und lebendig. Die Seiten fliegen nur so dahin. Die Geschichte wird aus wechselnden Perspektiven aus der Sicht von Irene oder Franz erzählt, sowie der Prolog von einer unbekannten Frau, die den Decknamen Klara bekommt. Die Kriegsszenen sind sehr detailliert beschrieben und die Autorin hat hier hervorragend recherchiert.
Der Roman ist außer dem Prolog in sechs Teile aufgeteilt: Scheinfrieden, Ruhe vor dem Sturm, Krieg, Apokalypse, Nachbeben und Abgesang. Zu Beginn des Buches gibt es zwei Landkarten und ein Personenverzeichnis.

Fazit:
Die Geschichte rund um Irene und Franz und den deutsch-französischen Krieg ist von Anfang an fesselnd und spannend. Die Autorin hat hervorragend recherchiert. Ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen, auch wenn ich einige kleine Kritikpunkte habe. Ein tolles Leseerlebnis! Ich kann es kaum erwarten den zweiten Band zu lesen, der leider erst im April erscheinend wird.

Veröffentlicht am 19.08.2018

Neuanfang in Stockholm?

Stockholm Love Story
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Es war mal wieder Zeit für eine süße Liebesgeschichte und mit "Stockholm Love Story" habe ich einen richtig guten Griff gemacht! Das liegt nicht nur an meiner Liebe zu Stockholm, Schweden und seinen Einwohnern, ...

Es war mal wieder Zeit für eine süße Liebesgeschichte und mit "Stockholm Love Story" habe ich einen richtig guten Griff gemacht! Das liegt nicht nur an meiner Liebe zu Stockholm, Schweden und seinen Einwohnern, sondern vorllem an dieser entzückenden Lovestory und den unheimlich tollen Schreibstil der Autorin.

Unsere Protagonistin Lisa ist ein Pechvogel, wie er im Buche steht. Nach dem Praktikum ohne Fixjob, vom Exfreund innerhalb kürzester Zeit schon ersetzt und demnächst ohne Wohnung. Deswegen nimmt sie ein spontanes Jobangebot an, das sie äußerst kurzfristig nach Stockholm bringt. In der schwedischen Hauptstadt soll sie eine Chefassistentenstelle übernehmen. Doch zuerst wartet die frühpubertäre und furchtbar verzogene Tochter des Chefs auf sie, für die sie kurzerhand die Nanny spielen soll. Lisa macht anfangs noch gute Miene zum bösen Spiel, doch für einen Job als Nanny hat sie nicht den zweistündigen Flug auf sich genommen. Und was ist das eigentlich für ein Chaos im Büro, wo sie ihre eigentliche Assistenstelle antreten hätte sollen? In der Geschäftsstelle der Firma scheint allerdings auch einiges nicht zu stimmen. Kollegin Ella ist nicht sehr erfreut über den kurzfristigen Zuwachs und der zukünftige Geschäftspartner verschiebt die Vertragsunterzeichnung immer wieder.... Ihr attraktiver Chef Matthias Baumgart scheint weder seine Tochter Sophie, noch die schwedische Außenstelle der Firma im Griff zu haben. Die Krönung ist allerdings Matthias zickige französische Freundin Celine. Langsam kommen Lisa Zweifel, ob sie die richtige Entscheidung getroffen hat. Gott sei Dank hat sie bereits Freundschaft mit der Hotelangestellten Anne und dem interessanten und lässigen Filip geschlossen. Doch auch ihr Chef zeigt ab und zu seine andere Seite, die Lisas Herz höher schlagen lässt....

Der Roman ist von Anfang an sehr unterhaltsam. Die spritzigen Dialoge, die tolle Situationskomik und die nicht zu kitschige Lovestory konnten zu 100% bei mir punkten. Der großartige Humor hat mich über Stunden erstklassig unterhalten. Nicht nur einmal habe ich laut losgelach...
Ganz "nebenbei" erleben wir noch das wunderschöne Stockholm mit all seinen Sehenswürdigkeiten. Protagonistin Lisa ist eine sehr aufgeweckte, sympathische, jedoch ziemlich chaotische junge Frau, die im Laufe der Geschichte an ihrer Situation wächst. Mit der Tochter von Matthias, schließt sie Waffenstillstand und mit der Zeit erkennt Lisa, dass Sophie vorallem eines fehlt: eine Bezugsperson, die sich auch für sie Zeit nimmt. Sowohl Sophie, als auch Lisa, machen eine große Entwicklung durch. Auch Matthias erkennt langsam, dass in seinem Leben irgendetwas schief läuft....

Rebecca Timm hat viele Plätze und Sehenswürdigkeiten von Stockhom mit in die Geschichte eingebaut. Wir begleiten Lisa durch die Straßen der Stadt, hinunter zum Hafen, ins Hard Rock Café oder in die wunderschöne Altstadt Gamla Stan. Als ABBA-Fan der ersten Stunde hat mir natürlich ganz besonders der Besuch im ABBA-Museum gefallen, welches bei meinem eigenen Stockholm-Besuch leider noch nicht ganz fertig war.....ein weiterer Grund diese schöne Stadt nochmals zu besuchen.

Ein paar Verhaltensweisen (das schnelle Jobangebot, die Missstände im Büro) fand ich ein bisschen überzogen, tat aber meinem Lesefluss keinen Abbruch und finde ich in diesem Genre ganz okay.

Schreibstil:
Der Schreibstil der Autorin ist einfach wunderbar spritzig, locker und leicht. Er ist sehr dialoglastig und hat eine herrliche Situationskomik. Dabei versteht sie auch die Charaktere sehr lebendig zu zeichnen und ihnen Leben einzuhauchen. Lisa könnte ich mir wunderbar als Freundin vorstellen. Die schauplötze
Der Roman wird aus der Sicht von Lisa in der Ich-Perspektive erzählt. So erleben wir ihre Zweifel und Nöte aus erster Hand. Die kurzen Zwiegespräche mit ihrer Freundin Ronja in Berlin per Whats App oder am Handy sprühen nur so voller Witz.

Fazit:
Von der ersten bis zur letzten Seite ein wirklich unterhaltsamer und liebenswerter Wohlfühlroman mit sympathischen Charakteren, 100% Schweden Feeling und einer mitreißenden Story, die ohne Kitsch auskommt und trotzdem fürs Herz ist. Am liebsten würde man gleich die Koffer packen und nach Stockholm reisen. Von mir gibt es für diese witzig spritzige Liebesgeschichte eine Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 16.08.2018

Dresden im Jahre 1948

Vergessene Seelen
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Der dritte Band um Oberkommissar Max Heller ist mein erstes Buch der Reihe, welche schon länger auf meiner Wunschliste steht. Den ersten Band "Der Angstmann" schlumnmert bereits seit einiger Zeit in meinem ...

Der dritte Band um Oberkommissar Max Heller ist mein erstes Buch der Reihe, welche schon länger auf meiner Wunschliste steht. Den ersten Band "Der Angstmann" schlumnmert bereits seit einiger Zeit in meinem SuB Regal und will ebenfalls gelesen werden. Doch im Moment widmen wir uns Band 3...

Dresden 1948. Drei Jahre nach dem Ende des Krieges ist der Hunger noch immer allgegenwärtig - genauso wie die sowjetischen Besatzungsmächte. Es ist ein besonders heißer Sommer und die Stadt befindet sich im Wiederaufbau. Auch Karin, Max Frau, ist eine der vielen Trümmerfrauen. Da wird in einer Baugrube ein toter Junge gefunden. Bei den Ermittlungen stößt Heller auf eine Mauer des Schweigens. Einige Anzeichen deuten darauf hin, dass er einer Bande angehörte und in illegale Geschäfte verwickelt war. Seine Nachforschungen in der Schule und in der Familie des toten Jungen drehen sich im Kreis. Vorallem der gewalttätige Vater fällt augenscheinlich auf, jedoch sind Heller die Hände gebunden. Einige dieser Vorfälle nagen an seinem Gewissen und lassen Erinnerungen aus seiner eigenen Vergangenheit aufkommen. Als Hellers Sohn Klaus, Mitglied einer politischen Polizei, gegen seinen Vater zu arbeiten beginnt, scheint eine Auflösung des Mordes immer weite in die Ferne zu rücken. Doch Max Heller hat sich schon immer geschworen gegen Ungerechtigkeit und dunklen Machenschaften zu kämpfen....

Der Autor nimmt den Leser an die Hand und führt ihn zurück in die Nachkriegszeit. Der Schwarzmarkt boomt, die Gerüchte betreffend einer Währungsreform verängstigt die Menschen. Hellers Sohn Klaus lässt sich von der neuen Ideologie anstecken, was zu einigen Konflikten zwischen Vater und Sohn führt. Erwin, der älterere Sohn, schickt währendessen Pakete aus Westdeutschland, in denen auch Geld versteckt ist. Die kleine Annie wurde von Max und Karin als Pflegekind aufgenommen. Immer gegenwärtig sind die Ängste gegenüber den Sowjets, der Hunger und die Auswegslosigkeit auch drei Jahre nach Ende des Krieges.
Frank Goldammer hat diese Atmosphäre wunderbar eingefangen. Auch das Lokalkolorit kommt nicht zu kurz. So streifen wir gemeinsam mit Max durch ein zerbombtes Dresden, das nur schwer mit der heutigen Stadt in Einklang zu bringen ist. Aber ich war vor ein paar Jahren auch nur Gast und durfte die wiederaufgebaute Frauenkirche und den Zwinger bewundern. Unvorstellbar wie es damals ausgesehen haben muss....
Auch die politische Situation wird sehr authentisch beschrieben. Man spürt die Angst und die Vorsicht der Menschen. Keiner traut den anderen über den Weg. Jeder versucht irgendwie zu überleben. Immer wieder musste ich an die Romane von Alex Beer "Der zweite Reiter oder "Die rote Frau" denken. Diese historische Krimireihe spielt in Wien und nach dem ersten Weltkrieg, aber die Atmosphäre und die eindrucksvollen Schilderungen sind sehr ähnlich. Menschliche Abgründe und

Schreibstil:
Frank Goldammer schreibt fesselnd, atmosphärisch und intensiv. Man wird sofort in die damalige Zeit versetzt und von der Atmosphäre eingenommen. Seine Charaktere sind lebendig und direkt aus dem Leben gegriffen. Sie haben Ecken und Kanten und sind facettenreich.

Fazit:
Ein absolut gelungener historischer Krimi, der in der Nachkriegszeit in Dresden spielt und die Atmosphäre dieser Zeit grandios widerspiegelt. Die Vorgängerbände werde ich mir definitiv holen und sobald wie möglich lesen. Einziger Kritikpunkt ist, dass es mir manchmal etwas an Spannung fehlte. Ich freue mich, dass der vierte Fall bereits im Dezember erscheinen wird und werde diesen sicherlich lesen.

Veröffentlicht am 06.08.2018

Was ist Familie?

Bis zum Himmel und zurück
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Von der Autorin habe ich vor wenigen Monaten ihren Debütroman "Auf Null" oder "Liebe wird aus Mut gemacht", wie der geänderte Titel des Taschenbuches heißt. Dieser Roman hat mich posititv überrrascht und ...

Von der Autorin habe ich vor wenigen Monaten ihren Debütroman "Auf Null" oder "Liebe wird aus Mut gemacht", wie der geänderte Titel des Taschenbuches heißt. Dieser Roman hat mich posititv überrrascht und so war es für mich klar, dass ich auch ihren neuersten Roman lesen werde.

Mit Katja haben wir diesmal eine chaotische junge Frau als Hauptprotagonistin, die in ihrer Kindheit ein tragisches Unglück miterleben musste, welches ihre Familie zerstörte. Seitdem hat sie keinen Kontakt mehr zu ihrern Eltern und schlägt sich mit Schuldgefühlen herum. In ihrem Job als Drehbuchautorin kann sie ihr eigenes Leben hinter sich lassen und unzählige andere leben. Doch dann bekommt sie das Angebot das Drehbuch für eine neue Familienserie schreiben. Katja hat allerdings nicht viel Ahnung von heiler Familie. So steht sie vor einer großen Herausforderung.

Katja ist eine junge Frau, die ihre Vergangenheit nie richtig aufgearbeitet hat. Sie lebt in ihrer eigenen Blase, die hauptsächlich aus Arbeit besteht. Ihre "Familie" sind ihre Freudin Alexa und der etwas schräge Ratko, mit denen sie in einer WG lebt. Als sie die Nachricht erhält, dass ihr Vater im Krankenhaus im Koma liegt und sie eine kleine Halbschwester hat, die plötzlich vor ihrer Tür steht, scheint diese Blase zu zerplatzen.
Rückblenden in die Vergangenheit eröffnen dem Leser die ganze Tragik ihres Lebens. Der Vater ließ die Familie im Stich und die Mutter wurde Alkoholikerin. Beide ließen die erst zwölfjährige Katja mit ihrem Leid und den Schuldgefühlen alleine. Als Leser brennt man darauf zu erfahren, welches Unglück die einstmals heile Familie zerstören konnte und was mit Katja geschah. Das Zusammentreffen mit der neuen Familie ihres Vaters lassen die alten Wunden wieder aufbrechen, aber Jella, ihre kleine Halbschwester, erobert bald mit wundervoller Frische und Ungezwungenheit Katjas Herz. Und auch mit Joost verbindet sie einiges, was ihr erst nach einiger Zeit bewusst wird.
Und so wird auch das Drehbuch zur neuen Familienserie immer länger und Katjas eigenem Leben immer ähnlicher....

Der Roman ist aus der Ich-Perspektive aus der Sicht von Katja geschrieben. Man erkennt sehr schnell, wie verletzt Katja ist und welche Mauer sie rund um sich aufgebaut hat. Die Autorin erzählt von der großen Einsamkeit inmitten vieler Menschen. Dabei wird auch die Oberflächlichkeit der Fernsehbranche angesprochen.
Die Einblicke in die Astronomie und Raumfahrt fand ich sehr interessant.
Auch die Charaktere sind wunderbar gezeichnet und glaubwürdig. Katja steht eindeutig im Mittelpunkt der Geschichte. Ihre Verletzlichkheit, die sie hinter einer Fassade aus Oberflächlichkeit und Witz versteckt, bekommt durch den Schlaganfall ihres Vaters Risse. Wie sie sich ihrer Vergangenheit stellt und welche Last damals auf ihren kindlichen Schultern abgeladen wurde, zeigen tiefe Einblicke in ihre Gefühlswelt.
Trotzdem hat mir Catharina Junks Debütroman "Auf Null"/"Liebe wird aus Mut gemacht" einen ticken besser gefallen.

Schreibstil:
Wie schon im ersten Roman der Autorin versteht es Catharina Junk wieder hervorragend die traurige Grundstimmung aus dem Vergangenheitspart richtig zu dosieren und mit Humor zu würzen. Die Themen Trauer, Verlust und Schuldgefühle werden mit so viel Fingerspitzengefühl erzählt, dass die Geschichte trotzallem mit einer Leichtigkeit daherkommt und trotzdem Tiefe hat. Catharina Junk versteht diesen Balanceakt einfach großartig.

Fazit:
Eine gelungene Mischung aus schweren Themen, gewürzt mit einer Prise Humor, die der Geschichte trotzalledem eine Leichtigkeit geben. Dieses Fingerspitzengefühl beherrscht die Autorin perfekt! Trotzdem hat mir ihr Debüt noch ein bisschen besser gefallen.

Veröffentlicht am 29.07.2018

Trotz meiner Spinnenphobie großartig!

Das Gift der Wahrheit
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Letztes Jahr habe ich das Thriller-Debüt von Julia Corbin gelesen und war begeistert! Deswegen wartete ich schon voller Vorfreude auf ihr weiteres Buch.
Auch in "Das Gift der Wahrheit" geht es gleich rasant ...

Letztes Jahr habe ich das Thriller-Debüt von Julia Corbin gelesen und war begeistert! Deswegen wartete ich schon voller Vorfreude auf ihr weiteres Buch.
Auch in "Das Gift der Wahrheit" geht es gleich rasant los. Für mich als Mensch mit Spinnenphobie ist dieser zweite Fall um Alexis Hall und Karen Hellstern ein weitere Herausforderung, denn hier wird vorallem durch Spinnen getötet. Nur als kleine Warnung für alle, die ebenfalls einen Schreikrampf bei einer dicken schwarzen Spinne bekommen, wie ich.

Auch wenn man den ersten Band nicht kennt, hat man sich schnell mit Hauptkommissarin Alexis Hall und der Kriminalbiologin Karen, bekannt gemacht. Besonders Alexis ist eine eher komplizierte Frau und diejenigen, die den ersten Band und ihre Geschichte nicht kennen, könnten anfangs vielleicht kleine Schwierigkeiten mit ihr haben. Doch sie ist tough und konsequent im Beruf, im Privatleben leider weniger. Als eine Leiche mit seltenen Bisswunden gefunden wird, holt Alexis sofort ihre Freundin, die Kriminalbiologin Karen, zu Hilfe. Die junge Frau wurde bereits vor drei Jahren als vermisst gemeldet, um den Hals hat sie ein seltsames Medaillon: eine in Harz gegossene Kreuzspinne. Die Spur führt zu ihrer Lebensgefährtin Gabriela Thalberg und ihrer Tochter Merle, die von ihrem Exmann bedroht werden. Aber auch ein Stadtrat, der gegen Lesben und Schwule vorgeht, kreuzte immer wieder den Weg der Toten. Als weitere Leichen gefunden werden und man das Ausmaß der Morde erkennt, heißt es schnell handeln....

Der Plot ist außerordentlich gut durchdacht und überzeugt wieder zu 100%. Die Art, wie der Täter seine Opfer tötet, haben mir manchen Alptraum beschert. Spinnen spielen dabei eine große Rolle. Das Krabbeltier ist der eigentliche roten Faden der Geschichte und lässt auch nur gedanklich meine Haare zu Berge stehen. Meine Spinnenphobie wurde mit diesem Thriller definitiv nicht geheilt! :)

Rückblenden in die Vergangenheit, die nach Kolumbien führen und alte Zeitungsartikel über eine grausame Mordserie in Südamerika, lassen dem Leser Vermutungen anstellen, wie diese zur Geschichte um die heutigen Mordfälle passen könnten. Auch hier spielen Spinnen eine große Rolle und ist der Handschrift des Täters in Mannheim sehr ähnlich. Wie auch schon beim letzten Thriller der Autorin tappte ich bis zum Ende völlig im Dunkeln, obwohl der Thriller nicht allzu viele Figuren abseits des Polizeiapparates aufweist. Die Brutalität und Grausamkeit des Täters ist enorm, der Spannungsbogen steigt kontinuierlich an und bleibt hoch. Interessant fand ich auch diesmal wieder die Zusammenarbeit zwischen Polizei und Kriminalbiologin. Die forensischen Auswertungen, mit dem die Ermittler dem Mörder schlussendlich auf die Spur kommen, sind so erklärt, dass es auch jeder Laie verstehen muss.
Auch das Privatleben der beiden Frauen kommt nicht zu kurz und war mir manchmal fast ein bisschen zu viel. Alexis kämpft noch immer gegen ihre Dämonen aus der Kindheit und hat zusätzlich noch eine Anklage von ihrem Onkel Magnus am Hals, die ihre polizeiliche Karriere zerstören könnte.
Die Charaktere sind wieder sehr authentisch und haben Ecken und Kanten.

Schreibstil:
Der fesselnde Schreibstil der Autorin lässt einem wieder von Anfang an an den Seiten kleben. Die temporeiche Geschichte ist spannend und lässt sich wunderbar lesen. Der Thriller ist in vier Teile aufgeteilt, die mit einem Zeitungsartikel aus dem Jahr 1998 über Serienmorde in Kolumbien berichten. Danach gibt es ein Kapitel über einen Jungen aus ärmlichen Verhältnissen, der von seinem Vater misshandelt wird.
Das Cover spürt sich durch einge rauhe Unebenheiten richtig toll an.

Fazit:
Nach dem großartigen Debüt hatte ich hohe Erwartungen an den zweiten Band und wurde nicht enttäuscht, auch wenn mir "Die Betsimmung des Bösen" noch eine kleine Spur besser gefallen hat. Im Thrillergenre habe ich nun definitiv eine Lieblingsautorin mehr! Leseempfehlung!