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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.10.2018

märchenhafte Erzählung zum Thema Sprache, aber nicht ganz überzeugend

Der Wortschatz
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Elias Vorpahls Debütroman „Der Wortschatz“ bietet einen interessanten Ansatz. Im Mittelpunkt seiner Geschichte steht keine reale Figur sondern ein Wort, dem der Leser in insgesamt elf Kapiteln auf der ...

Elias Vorpahls Debütroman „Der Wortschatz“ bietet einen interessanten Ansatz. Im Mittelpunkt seiner Geschichte steht keine reale Figur sondern ein Wort, dem der Leser in insgesamt elf Kapiteln auf der Suche nach seiner Bedeutung und Bestimmung folgt. Dabei erlebt das Wort einige Abenteuer in der Welt der Worte und gelangt nach und nach zu der Erkenntnis, wie eng die Existenz und Bedeutung der Worte von den Menschen abhängt, die diese schaffen und benutzen. Abgerundet wird der Band durch liebevolle Illustrationen, die bei der Visualisierung helfen.
Das Buch spielt mit der Sprache und der Wandelbarkeit von Worten, man findet wundervolle Wortkombinationen wie „… sagte das Kamel mit sandiger Stimme“. Es erzählt fantastische Geschichten und bedient sich dabei bekannten Motiven aus Klassikern wie Alice im Wunderland und oder auch der unendlichen Geschichte.
Mich hat das Buch zwiegespalten zurückgelassen. Die Idee hinter dem Buch hat mir gut gefallen. Sprache ist aus unserer Welt nicht weg zu denken, Sprache und Kommunikation sind wichtig, Sprache wandelt sich, das Buch weckt das Bewusstsein, Sprache nicht zu verschwenden, nicht zu verunglimpfen, sondern sensibel damit umzugehen. So ist es für die Worte gefährlich, wenn sie von den Menschen hinausgeschrien oder quasi ausgespien werden, während Gesang für sie eine Wohltat ist. Dem Leser wird neben viel Fantasie aber auch großes Abstraktionsvermögen abverlangt. Während mich einige Szenen verzaubert haben wie Wortspiele oder auch der Freund des Wortes mit dem Namen „Zeig“ oder das Paar „Dichter und Denker“, habe ich mich mit anderen Bildern und Figuren schwergetan. Wieso sieht „die alte Weil“ aus wie eine Schildkröte oder „Wortgewandt“ wie eine Echse?
Auch das zehnte Kapitel um Babel habe ich in seiner Darstellung eher befremdlich empfunden, trotz der anrührenden Auflösung zum Ende des Buchs.
Insgesamt zeigt sich, wie schwer es ist, einem Wort menschliche Eigenschaften zu geben und sein Dasein mit menschlichen Maßstäben zu beschreiben und zu erklären. In einigen Passagen zeigt der Autor beeindruckende Fantasie, umso weniger habe ich verstanden, dass er an einigen Stellen bekannte Vorlagen bedient. Ich persönlich habe „Alice im Wunderland“ nie besonders gemocht, so dass mir auch in diesem Band einige Szenen eher verleidet wurden. Nachdem das Buch vielfach hoch gelobt wurde, hatte ich mir mehr versprochen.

Veröffentlicht am 12.09.2018

Eine Fortsetzung, die es in sich hat

Die Bibliothek der flüsternden Schatten - Bücherkönig
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„Bücherkönig“, der zweite Band aus Akram El-Bahays Reihe um die Bibliothek der flüsternden Schatten, entführt den Leser erneut in die fantastischen Welten von Mythia und die in den Tiefen von Paramythia ...

„Bücherkönig“, der zweite Band aus Akram El-Bahays Reihe um die Bibliothek der flüsternden Schatten, entführt den Leser erneut in die fantastischen Welten von Mythia und die in den Tiefen von Paramythia verborgenen Geheimnisse. Die Handlung knüpft nahtlos an die Ereignisse des ersten Bandes an, den man zum Verständnis der Geschichte kennen sollte, um die Ereignisse und Entwicklungen zu verstehen. Während der Band „Bücherstadt“ in großen Teilen eine Einführung in die Besonderheiten der Stadt und ihrer riesigen unterirdischen Bibliothek darstellt, werden in der Fortsetzung einige der Geheimnisse enthüllt und die Charaktere in zum Teil gefährliche Abenteuer verwickelt.
Dieser Band beginnt nach einem kurzen Prolog gleich mit einer spannenden Szene, dennoch kam beim Lesen bei mir schnell die Erinnerung an die Hauptfiguren Samir und Kani zurück wie an einige der fantastischen Wesen, die sie aus Paramythia befreit hatten. Schnell entstanden wieder leuchtende Bilder vor meinem inneren Auge und ich war erneut von der Geschichte in den Bann gezogen. Auch hier begeistert mich wieder Akram El-Bahays Erzählstil, der sich der Szenerie und den unterschiedlichen Charakteren anpasst.
Die Rolle Kanis gewinnt zunehmend an Bedeutung, einige Szenen werden aus ihrer Sichtweise geschildert, die wechselnden Erzählperspektiven generieren zusätzliche Tiefe. Auch die Rollen anderer Figuren wurden ausgebaut und sorgen bei aller Dramatik für Situationen zum Schmunzeln. Insgesamt gefällt es mir an dem Buch gut, dass nach Momenten mit viel Action die Spannung mit ruhigeren Situationen und nachdenklich stimmenden Dialogen etwas heruntergeschraubt wird, auch der Humor kommt nicht zu kurz.
Gegen Ende dieses Bandes entwickelt sich die Geschichte jedoch in eine sehr von Kampfszenen dominierte Richtung, die ich persönlich nicht mag. Die Entscheidungen und Aktionen mögen zwar wichtig sein für den Verlauf der Trilogie, mir als Leser erschienen sie zu überstürzt und nicht passend zu den Charakteren Kanis und Samirs, die eher von Besonnenheit und Rücksichtnahme auf das Leben anderer geprägt war, zumindest nach meinem Eindruck. Samir wirkte im Laufe der Zeit reifer, verantwortungsbewusster, gegen Ende scheinen die Leben einzelner zunehmend bedeutungsloser zu werden, gleichzeitig mit der wachsenden Brutalität verliert die Geschichte ihren märchenhaften Charme. Ich werde mir genau ansehen, was der Klappentext des dritten Bandes verheißt, wenn dieser so weiter geht, wie der zweite Band endet, dann ist das kein Buch mehr für mich. Inzwischen hat mein 16-jähriger Sohn begonnen die Reihe zu lesen, vielleicht ist das eher nach seinem Geschmack.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Atmosphäre
  • Erzählstil
  • Originalität
  • Handlung
Veröffentlicht am 03.09.2018

eine bewegende Reise durch eine besondere Lebensgeschichte

Das rote Adressbuch
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Mit ihrem Debütroman „Das rote Adressbuch“ hat die schwedische Autorin Sofia Lundgberg nicht nur eine Hommage an ihre verstorbene Großtante veröffentlicht, sondern auch ein sehr persönliches Buch, in das ...

Mit ihrem Debütroman „Das rote Adressbuch“ hat die schwedische Autorin Sofia Lundgberg nicht nur eine Hommage an ihre verstorbene Großtante veröffentlicht, sondern auch ein sehr persönliches Buch, in das viele ihrer eigenen Erfahrungen und Gedanken eingeflossen sind. Man merkt der Geschichte an, dass ihr die Hauptfiguren sehr am Herzen liegen, so liebevoll, wie dieses gezeichnet sind. Sie schildert die Ereignisse, wie sie gewesen sein könnten und hält sich dabei mit Wertungen sehr zurück, was dem Leser Raum gibt, sich seinen eigenen Gedanken zu machen.
Als Rahmen der Geschichte dient das Titelgebende in rotes Leder gebundene Adressbuch von Doris Alm. Inzwischen 96 Jahre alt, hat sie dieses Adressbuch, das sie 1928 von ihrem Vater zu ihrem 10 Geburtstag geschenkt bekam, viele Jahre lang begleitet. Inzwischen sind die meisten Menschen, die hier ihren Eintrag gefunden hatten, verstorben, so dass ihr Name von Doris durchgestrichen und mit dem Zusatz „tot“ versehen wurde. Nach einem bewegten Leben ist Doris als einizig nahestehende Person die Enkeltochter ihrer Schwester verblieben, die mit ihrer Familie auf der anderen Seite der Weltkugel in Kalifornien lebt und mit der sie in erster Linie über Skype in Kontakt steht. Die Einträge in ihrem roten Adressbuch wecken bei Doris viele Erinnerungen und Geschichten, die sie für Jenny aufschreibt, damit ihre Erlebnisse nicht völlig in Vergessenheit geraten. Während Doris in der Gegenwart zunehmend an Kraft verliert, nimmt sie in ihren Erinnerungen den Leser mit auf die Reise durch ihr teils aufregendes, teils entbehrungsreiches Leben. Kapitel aus Gegenwart und Vergangenheit wechseln sich ab, da die Geschichte in chronologisch erzählt wird und die Abschnitte aus der Vergangenheit meist mit dem Namen der im Mittelpunkt stehenden Person betitelt sind, verliert man beim Lesen nie den Überblick.
Es gab im Leben der Autorin eine Großtante mit Namen Doris, die ihr unter anderem ein Adressbuch mit vielen durchgestrichenen Namen hinterlassen hat. Das Leben von Doris aus dem Buch wurde deutlich ausgeschmückt und erzählt so eine bewegende Geschichte, die mit großer Intensität die Lebenserfahrung einer älteren Person darstellt und darauf aufmerksam machen möchte, dass wir eben diese deutlich mehr wertschätzen sollten.

Veröffentlicht am 19.08.2018

Nur 100 Worte pro Tag? Erschreckend und gleichzeitig sehr realistisch

Vox
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In ihrem Debütroman „Vox“ entwirft die Autorin Christina Dalcher ein unglaubliches und erschreckendes Szenario, das sich bei näherem Hinsehen als beängstigend realistisch entpuppt.
In den USA haben sich ...

In ihrem Debütroman „Vox“ entwirft die Autorin Christina Dalcher ein unglaubliches und erschreckendes Szenario, das sich bei näherem Hinsehen als beängstigend realistisch entpuppt.
In den USA haben sich die Republikaner und christlichen Fundamentalisten an die Spitze der Regierung gesetzt. Um die Gesellschaft nach ihren Vorstellungen umformen zu können, wird für die weibliche Bevölkerung angeordnet, dass sie pro Tag nicht mehr als 100 Wörter sprechen dürfen. Aber auch die schriftliche Kommunikation über Computer, Handy oder auch Papier wird verboten für alle Frauen egal ob jung oder alt.
Als sich die ersten Anzeichen eines zunehmend totalitären Systems abzeichnen, kann die Neurolinguistin Jean McClellan nicht glauben, dass dies größeren Einfluss auf ihr Leben nehmen könnte. Doch schon bald wird sie an der Ausübung ihres Berufes gehindert, ihre Tochter Sonia, die auf einer Mädchenschule nicht mehr im Lesen und Schreiben unterrichtet wird, verkümmert, und Jean ist zunehmend verzweifelt über ihre isolierte Lage und die Veränderungen in ihrer Familie. Doch dann werden Jeans Kenntnisse für ein Forschungsprojekt gebraucht und sie bekommt die Chance, sich gegen das System aufzulehnen.
Dies ist der erste Roman der Autorin, die bislang mit Kurzgeschichten und Flash Fiction Ansehen erlangt hat. Man merkt dem Buch an, dass sie geübt darin ist, mit wenigen präzisen Worten eindringliche Stimmungen zu schaffen. Die Wut und Hilflosigkeit der Hauptfigur war oft bedrückend greifbar und hat mich beim Lesen in eine gereizte Stimmung versetzt gegenüber diesen selbstgerechten Machtmenschen und totalitären Systemen. Es ist ebenso erschreckend wie leider auch glaubhaft über die Veränderungen im Denken der Menschen und die geschickte Manipulation der Kinder und Jugendlichen zu lesen. Im Roman sind die Maßnahmen und ihre Folgen sehr drastisch geschildert, machen aber auch bewußt, wie viele Frauen weltweit von Männern beherrscht und dominiert werden.
Trotz einiger Schwarz-Weiß- Malerei und zum Teil klischeehaften Charakteren beeindruckt dieses Buch. Es macht bewußt, wie wichtig für uns unsere Sprache und eine Meinungsfreiheit sind, und wie wichtig es ist, für die Wahrung seiner Rechte einzutreten. Mit seinem beklemmenden Szenario zeigt es auf, wie sehr wir es schätzen können, in einer Demokratie leben zu dürfen nach den Prinzipien der Gewaltenteilung, was für viel zu viele Menschen weltweit heutzutage nicht zutrifft.

Veröffentlicht am 05.08.2018

gelungene actionreiche Fortsetzung

Pheromon 2: Sie sehen dich
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"Pheromon -Sie sehen dich" ist meiner Meinung nach eine gelungene Fortsetzung beziehungsweise Weiterführung des ersten Bandes. Die Reihe ist konzipiert als Science-Fiction-Geschichte für Jugendliche ab ...

"Pheromon -Sie sehen dich" ist meiner Meinung nach eine gelungene Fortsetzung beziehungsweise Weiterführung des ersten Bandes. Die Reihe ist konzipiert als Science-Fiction-Geschichte für Jugendliche ab 14 Jahren, bietet aber auch Erwachsenen spannende Unterhaltung.
Wie schon im ersten Teil wechseln sich zwei Handlungsstränge ab, einer aus der Gegenwart, der andere aus der Zukunft.
Im Jahr 2018 setzt die Geschichte unmittelbar dort an, wo der erste Teil endet, kurz nach dem Anschlag auf die New Yorker HFP-Zentrale. Jakes Begegnung mit Lee und Skagen enthält ein paar wichtige Details aus der Vorgeschichte, auch wenn die Lektüre bei mir schon eine Weile her ist, waren die Ereignisse schnell wieder präsent.
Während seine Freundin Amy unerkannt bleibt und nach Hause zurück kehren kann, wo sie zunächst in Sicherheit ist, gerät Jake auf die Fahndungsliste des FBI. Auf seiner Flucht trifft Jake neben Skagen auf weitere der von Lee geretteten Hunter-Kinder, die ähnlich wie er besondere, wenn auch andere, Fähigkeiten besitzen.
Im zweiten Handlungsstrang im Jahr 2118 steht diesmal die Juristin Giovanella Muscat im Mittelpunkt, die von einem Mandanten auf die Spur von Jake Merdon angesetzt wird und damit ebenfalls ins Visier des FBI gerät. Durch Giovannas Recherchen erhält der Leser Einblicke in die Zusammenhänge der Zeitschienen und die Gefahren des drohenden Krieges. Beide Handlungsstränge werden dabei geschickt miteinander verknüpft, Personen und Ereignisse aus dem ersten Band erschließen sich aus einem anderen Blickwinkel.
Das Buch ist durchgehend spannend, auch wenn es insgesamt wie eine Zwischensequenz wirkt, Höhepunkt und Auflösung der Geschichte folgen augenscheinlich im Abschluss der Trilogie.
Die Idee hinter der Geschichte ist interessant, das Thema Zeitreise bedingt, dass nicht alle Ereignisse logisch erklärbar sind. Insbesondere bei der Figur von Carl bin ich gespannt, ob es eine schlüssige Auflösung geben kann. Mir hat auch in diesem zweiten Band die Mischung aus actionreichen Szenen und humorvollen Details sehr gut gefallen, ich freue mich schon auf die Fortsetzung und vermutlichen Höhepunkt des Abenteuers im dritten Teil. Den Preis von 17,- Euro für einen Band von nur 384 Seiten empfinde ich allerdings als unangemessen hoch.