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Bianste

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.02.2020

Atmosphärisch dicht

Freischwimmen
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Cymbeline Iglu ist … ein Junge, benannt nach einer Figur in einem Stück von Shakespeare. Cym war noch nie in seinem Leben schwimmen und nun steht Schwimmunterricht in der Schule an. Er kann nicht zugeben, ...

Cymbeline Iglu ist … ein Junge, benannt nach einer Figur in einem Stück von Shakespeare. Cym war noch nie in seinem Leben schwimmen und nun steht Schwimmunterricht in der Schule an. Er kann nicht zugeben, dass er nicht schwimmen kann und bringt sich so in eine lebensgefährliche Situation. Diese setzt eine Kaskade von Ereignissen in Gang, die Cyms Leben vollständig umkrempeln.
Er gewinnt neue Freunde und neue Einsichten, viel wichtiger aber ist, er lernt etwas über sein Leben – und kommt einem beim Lesen mit seinen 9 Jahren manches Mal deutlich erwachsener vor als die echten Erwachsenen. Er muss sich den Tatsachen stellen und das Geheimnis seiner Familie ergründen, wenn „alles wieder gut“ werden soll.
Immerhin wird es wieder besser, so viel sein an dieser Stelle gesagt.
Die Geschichte entwickelt bereits nach wenigen Seiten ihren Sog. Cym, der Ich-Erzähler, ist ein zuverlässiger Erzähler. Was er nicht weiß, erfahren die Leser auch nicht – was natürlich dazu führt, dass man, besonders als erfahrener Leser sehr genau ahnt, was wohl geschehen ist. Doch wie Cym dahinter kommt, welche Wege er geht und wie er über sich selbst hinauswächst, ist eine herzerwärmende Geschichte. Es macht Freude, Cym zu begleiten, und man ist froh, dass man seine Probleme nicht am Hacken hat.
Das Titelbild – ziemlich viel blaues Wasser – zeigt einen Jungen unter Wasser und eröffnet somit bereits die Fragen, die sich im Buch stellen werden.
Schade ist, dass der Autor, vor allem gegen Ende, so viele Kommentare abgibt, die zwar ziemlich richtig sind, aber für einen Neunjährigen, in dieser Geballtheit im Angesicht der Entwicklungen leider störend wirken. Hier spricht der Autor und nicht mehr seine Figur.
Trotzdem handelt es sich um ein Buch, das viele Leser verdient hat.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 20.11.2018

Wer solche Freunde hat, braucht keine Feinde

Stick oder stirb!
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Der frühpensionierte Kommissar Siegfried Seifferheld ist mehr oder weniger frisch verheiratet. Seine Angetraute hat einen Welpenkindergarten eröffnet, weshalb er und sein Hund Onis sich damit arrangieren ...

Der frühpensionierte Kommissar Siegfried Seifferheld ist mehr oder weniger frisch verheiratet. Seine Angetraute hat einen Welpenkindergarten eröffnet, weshalb er und sein Hund Onis sich damit arrangieren müssen.
Nach wie vor stickt der Kommissar gern und gut. Deshalb läuft auch seine Stickgruppe im Gefängnis so gut. Obwohl er es eigentlich ahnt, ist er dennoch nicht darauf gefasst, als ein Mitglied seiner Sticktruppe, der russische Mafia-Boss Pjotr, plötzlich aus dem Gefängnis ausbricht, bzw. befreit wird. Blöd nur, dass Seifferheld im Wege steht und plötzlich als Geisel im Fluchtauto landet.
Die Situation wird immer undurchsichtiger, doch wirklich in Gefahr wähnt Seifferheld sich nicht.
Ganz anders seine Familie, Frau, Schwester, Schwager, Nichte, seine Freunde, alle versuchen, mehr herauszufinden, wollen ihn finden. Dazu trägt allerdings weniger die Tatsache bei, dass seine ehemaligen Kollegen ebenfalls alles daran setzen, ihn lebendig zu befreien.
Tatsächlich hilft das Sticken aus der ausweglosen Lage …
Dieser Krimi kommt als humorvoller Krimi daher und hält dieses Versprechen auch ein. Es hagelt nicht wirklich Pointen wie der Klappentext verspricht, aber die Charaktere sind schrullig und überzeichnet, aber trotzdem liebevoll, mit einem Augenzwinkern dargestellt. Sie nehmen eher sich selbst auf die Schippe als andere. Seifferhelds Behinderung wird zum ständigen, einschränkenden Begleiter, die ihn allerdings im Endeffekt noch nicht an aufregenden, glaubwürdigen Lösungsversuchen hindert. Er muss es eben anders angehen.
Ich fand die überkandidelte Verwand- und Freundschaft ein bisschen anstrengend, vermisste bei der Ehefrau ein wenig die Zuneigung – immerhin bemerkte sie das gegen Ende selbst – trotzdem ist ein runder Krimi entstanden, der Spaß macht.

Veröffentlicht am 14.09.2018

Immer online?

Mädchen auf WhatsApp 2 - Immer online
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Marie-Lin und Manou texten sich quasi dauernd, sie sind beste Freundinnen und besprechen alles, was sich in ihrem Leben ereignet miteinander. Manou ist mit Jens zusammen, ist sich aber unsicher und tut ...

Marie-Lin und Manou texten sich quasi dauernd, sie sind beste Freundinnen und besprechen alles, was sich in ihrem Leben ereignet miteinander. Manou ist mit Jens zusammen, ist sich aber unsicher und tut auf einer Party etwas (nicht näher erläutert) oder auch nicht, jedenfalls trennt Jens sich von ihr. Daraus ergibt sich ein langwieriges Drama, bei dem sie die Unterstützung ihrer besten Freundin braucht. Die ihrerseits leidet am Wegzug ihrer Mutter, spielt Mozart und schwärmt für Ed Sheeran, außerdem betreut sie einen älteren Herrn, mit dem sie sich auch austauschen kann. Dieser Mann/Nachbar nimmt sie mit zur Flüchtlingshilfe, wo sie in eine völlig andere Welt eintaucht. Auch daraus ergeben sich diverse Probleme.
Das Besondere an diesem Buch sind jedoch nicht vielfältigen Probleme der beiden Jugendlichen, sondern die Art, wie die Geschichte erzählt ist. Nämlich ausschließlich in Form von WhatsApp-Nachrichten. Dies ist auch optisch auf den Seiten deutlich gemacht worden. Allerdings verzichtet die Autorin – der Lesbarkeit halber (?) – auf die bei Jugendlichen so beliebten Abkürzungen. Auch Halbsätze oder kryptische Äußerungen kommen nur sehr begrenzt vor. Das führt dazu, dass doch relativ viel Text vorhanden ist und es trotzdem gelingen kann, mit den beiden Protagonistinnen warm zu werden und ihnen gern zu folgen.
Inhaltlich bleiben einige Fragen offen – für die Leserinnen – was einerseits verständlich ist: warum sollten sie Dinge wiederholen, von denen beide wissen (z.B. was auf jener Party tatsächlich passiert ist)? Andererseits ist es für die Leserinnen recht schwierig, so viele Lücken mit eigenen Ideen füllen zu müssen.
Die Figuren der Eltern/Erwachsenen werden automatisch auch ausschließlich aus der Perspektive der beiden Jugendlichen beschrieben, was eben zu einer Verzerrung führt, die es dann wiederum ermöglicht, dass der Vater mit seiner Reaktion alle überrascht – auch seine eigene Tochter.
Wichtig erscheint mir auch festzuhalten, dass die wirklich wichtigen Dinge allerdings, auch in diesem Roman NICHT online passieren, sondern im richtigen Leben.
Fazit:
Insgesamt macht es Spaß das Buch zu lesen. Die eingeschränkte Perspektive führt zu eingeschränkten Erzählmöglichkeiten, was einerseits Lücken erzeugt, andererseits aber einen wunderbaren Einblick in die Gedankenwelt und die Beweggründe, Reaktionen etc. der beiden Protagonistinnen ermöglicht.
Durch den WhatsApp-artigen Aufbau liest sich das Buch äußerst schnell und führt dazu, dass auch unerfahrene, ungeübte, unwillige Leserinnen bald einen Leseerfolg erleben und in die Handlung einsteigen können.
Ich würde sagen: Experiment gelungen, sofern man sich darauf einlassen möchte.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Charaktere
  • Erzählstil
  • Humor
  • Gestaltung
Veröffentlicht am 20.08.2018

Atmosphärisch dicht

Die grüne Fee und das rote Blut
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Mittelaltermarkt in Xanten. Nicht der erste, und so kommen Leute zusammen, die sich schon von anderen Märkten und auch aus Xanten kennen. Dabei ist auch die Isa, Grüne Fee, eine Gauklerin und Musikerin, ...

Mittelaltermarkt in Xanten. Nicht der erste, und so kommen Leute zusammen, die sich schon von anderen Märkten und auch aus Xanten kennen. Dabei ist auch die Isa, Grüne Fee, eine Gauklerin und Musikerin, die mit Leib und Seele Mitglied der Mittelalterszene ist.
Ihrer Akademikerfamilie ist dieser Lebenswandel ein Dorn im Auge. Trotzdem ist Isa sehr verblüfft, als ihre Schwester auf dem Markt auftaucht und sie zurück nach Hause holen will, angeblich, weil der Vater im Sterben liegt. Isa weiß bald, dass das gelogen ist und fragt sich, nach den wahren Gründen.
Als sie schlaflos und unruhig über den nächtlichen Markt schlendert, findet sie einen Toten. Dom, der reitende Ritter, wurde geköpft und sein Kopf aufgespießt. Doch damit sind die geheimnisvollen Vorgänge noch nicht zu Ende. Auch Isa selbst gerät mehr als einmal in Gefahr.
Neben den kriminalistischen Ermittlungen gibt es jedoch immer wieder quasi die Krimihandlung unterbrechende Szenen, die das Lagerleben, die Befindlichkeiten der Figuren und viel Atmosphäre eines Mittelaltermarktes vermitteln.
Auch Isa wird immer „runder“, je länger der Roman andauert. Man lernt ihre Zweifel und Ängste, ihre Verletzungen und Fehler kennen. Das macht sie sympathisch und verlockt beim Lesen dazu, mit ihr mitzufiebern und sie bei ihren Nachforschungen (und ihrem Leben) zu begleiten.
Abgesehen von einer der letzten Szenen, in der die Autorin die Leserinnen und Leser „vorführt“, indem sie einen unechten Bewusstseinsstrom einer Figur verwendet, um mehr Spannung zu erzeugen, ist dieses Buch ausgesprochen spannend, wirkt authentisch und macht Lust auf mehr.

Veröffentlicht am 10.07.2018

Berührend

Anna Forster erinnert sich an die Liebe
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Anna Forster hat Demenz und zieht deswegen in ein Wohnheim. Dort begegnet sie Luke, der an der gleichen Krankheit leidet. Zwischen den beiden entwickelt sich eine Liebe, begrenzt und eingeschränkt durch ...

Anna Forster hat Demenz und zieht deswegen in ein Wohnheim. Dort begegnet sie Luke, der an der gleichen Krankheit leidet. Zwischen den beiden entwickelt sich eine Liebe, begrenzt und eingeschränkt durch die Umstände, die Verwandten, die Regeln. Gleichzeitig arbeitet Eve in dem Wohnheim. Sie hat schwer zu kämpfen, weil ihr Mann Fehler gemacht hat, die sie und ihre Tochter nun ausbaden müssen.
Beim Lesen versteht man die Probleme und Gefühle von Demenzkranken von Seite zu Seite besser. Alles wird nachvollziehbarer und berührend. Der Autorin gelingt es, in ihre Protagonisten zu schlüpfen und dieses schwierige Thema erlebbar zu machen. Dass die Liebe von der Erinnerung getrennt ist und doch von ihr gesteuert wird, ist ein interessanter Aspekt.
Stilistisch geht der Roman sehr subtil vor, lässt den Lesern Raum für eigene Gedanken und erzeugt doch gleichzeitig einen Sog, dem man sich kaum entziehen kann.
Ein Buch, das kein Happy End haben kann, aber doch versöhnlich nachwirkt.