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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 01.09.2018

Geschichten, die doch erzählt werden dürfen...

Selbstrufmord
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Martin Tietjens Weg zum großen Ruhm ist weit, und wird vermutlich auch noch lange dauern. In jedem Fall erzählt er in diesem Buch ein paar sehr unterhaltsame Anekdoten über sein Leben, seine Jugend und ...

Martin Tietjens Weg zum großen Ruhm ist weit, und wird vermutlich auch noch lange dauern. In jedem Fall erzählt er in diesem Buch ein paar sehr unterhaltsame Anekdoten über sein Leben, seine Jugend und seinen beruflichen Werdegang.

Bei diesem Buch fällt es mir schwer eine kurze Inhaltsangabe zu schreiben, denn es beschreibt das Heranwachsen des Martin Tietjen, in dem er ohne Umschweife auch ein paar Fehltritte, Fehlentscheidungen und Demütigungen zugibt. Doch zeitgleich verdeutlicht er auch, dass das Leben kein Ponyhof ist und nicht alles nach Schema F verläuft.

Bisher ist Martin Tietjen für mich ein unbekannter Moderator gewesen, doch durch die Werbung bin ich auf das Buch und den sympathischen Menschen aufmerksam geworden. Dieses Urteil wurde dann durch seine Worte unterstrichen, denn Martin Tietjen hat eine herrlich, lockere Art und Weise, seine Geschichten zu präsentieren.

In diesem Werk geht es um kleine Auszüge, die alle ergreifend und erfrischend erzählt werden. Es fällt leicht, sich auf die Geschehnisse einzulassen und sich alles lebendig vorzustellen, denn der Autor beschreibt auch seine Misserfolge und macht klar, dass nicht immer alles nur gut wird. Auch Scheitern gehört zum Leben, manche stärker, mache schwächer. Doch insgesamt macht genau diese Mischung aus Fremdschämen, herzhaftes Lachen und Mitfiebern den Reiz aus, das Buch weiterlesen zu wollen.

Mein persönliches Fazit:
Ich bin sehr glücklich, dass ich das Buch gelesen habe, denn selten habe ich über authentische Anekdoten so Schmunzeln können. Hier werden ganz normale Probleme mit den Eltern beschrieben, es wird über den ersten Auszug von zu Hause berichtet und das erste Mal. Martin Tietjen hat mich lebendig und bildlich amüsiert und ich konnte mir die Szenen wunderbar vorstellen.
Leider kannte ich den Moderator tatsächlich weder aus Funk- noch Fernsehen, doch das ist ab sofort vorbei. Ab jetzt hat er einen ganz neuen Stellenwert erreicht, der mich positiv stimmt und ihn in guter Erinnerung aus der Handlung entlässt.

Ob er mit dem Werk nun tatsächlich „Selbstrufmord“ begangen hat, kann ich nicht sagen, denn meiner Meinung nach sollten viel mehr Menschen auch die negativen Dinge beschreiben und nicht immer alles nur rosa-rot betrachten. Auch das Scheitern gehört zum Leben dazu. Herr Tietjen hat das perfekt dargestellt und sich damit einen gewinnenden Namen gemacht.
Meine Empfehlung gibt es in jedem Fall und ich würde mich freuen, wenn ich noch mehr über den sympathischen Moderator lesen dürfte. Also bitte ja – ich möchte gerne noch ein weiteres Buch über das Leben des Martin Tietjen lesen.

Veröffentlicht am 28.08.2018

Viel zu schnell ist der erste Teil zu Ende…

This is War - Travis & Viola
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Sie liebt ihn – und sie hasst ihn – aus tiefsten Herzen…

So lange Viola zurückdenken kann, hat Travis King in ihr widersprüchliche Gefühle ausgelöst. Früher war sie einmal in ihn verliebt, doch dann brach ...

Sie liebt ihn – und sie hasst ihn – aus tiefsten Herzen…

So lange Viola zurückdenken kann, hat Travis King in ihr widersprüchliche Gefühle ausgelöst. Früher war sie einmal in ihn verliebt, doch dann brach er ihr Herz. Heute lebt er zusammen mit Violas Bruder Drew in einem Haus, welches sie sich teilen. Als Viola nun aus der Studentenwohnung während der Frühjahrsferien ausziehen muss, kann sie nur bei Drew und Travis unterkommen. Zwei Wochen mit ihm in einer Wohnung leben, das wird hart werden. Doch es kommt noch schlimmer, denn Drew verreist während der Zeit zu seiner Freundin. Nun gibt es nur noch Viola und Travis, die sich bis aufs Blut triezen, ohne einen Puffer dazwischen. Aber was geschieht, wenn die Gefühle so richtig hochkochen?

Mit dem ersten Teil der neuen „Checkmate-Reihe“ ist Autorin Kennedy Fox gleich ein packender und mitreißender Einstieg gelungen, denn in diesem Band lassen Viola und Travis nichts anbrennen…

Abwechselnd aus den Erzählperspektiven von Viola Fisher und Travis King wird die Geschichte präsentiert und verdeutlicht so hautnah nie Emotionen von beiden Protagonisten.
Viola ist eine kleine Streberin. Sie befindet sich im letzten Jahr des Colleges und will das mit Bravour meistern. Sie hat kein Interesse an flüchtigen Affären und bleibt lieber für sich. Sie liebt Harry Potter und ein gutes Buch. Eher selten geht sie mit ihrer besten Freundin Courtney aus. Meist bleibt sie doch lieber daheim und lernt.
Travis ist das absolute Gegenteil von Viola. Er ist zwei Jahre älter und arbeitet in einer großen Firma. Sein Posten ist noch nicht sicher, deshalb kniet er sich richtig rein. Doch in seiner Freizeit genießt er das lockere Leben. Zwischen One-Night-Stands und Fitness-Studio genießt er sein Single-Dasein in vollen Zügen. Seit zehn Jahren sind er und Drew beste Freunde, weshalb auch er mit Viola aufgewachsen ist. Doch schon während ihrer Jugend haben sich die Fronten zwischen ihnen beiden verhärtet. Heute gibt es dort nur noch Hass und Abneigung. Doch stimmt das wirklich?

Die Handlung ist lebendig, aufregend und voller prickelnder Momente aufgebaut worden. Der Spannungsbogen zwischen den beiden Charakteren wird ganz allmählich gesteigert und verdeutlicht die Grundidee der Erzählung. Hier geht es eigentlich nur um die Beziehung zwischen den beiden, alles andere rückt in den Hintergrund. Ein stetes Auf- und Ab der Gefühle pulsiert auf allen Seiten und lässt Romantik und Dramatik herrlich wachsen.

Viel zu schnell ist der erste Teil zu Ende…

Mein persönliches Fazit:
Zuvor habe ich mir die ein oder andere Rezension zu dem Buch durchgelesen und diese waren eher durchwachsen. Insgeheim habe ich also gar nicht so viel erwartet, doch mit zunehmender Seitenzahl wurde ich auch immer neugieriger und konnte mich einfach nicht mehr losreißen. Natürlich ist die Geschichte jetzt nicht zu tiefschürfend und die Erzählung bleibt eher gradlinig, doch darüber hinaus konnten mich die beiden Hauptakteure überzeugen, denn ihre Beziehung und die aufgestauten Gefühle haben mich bewegt und erreicht. Die prickelnde Romantik steht hier im Fokus und hat mich begeistert und mitgerissen. Deshalb habe ich das Buch auch in einem Rutsch verschlungen und habe mich perfekt unterhalten gefühlt. Jetzt freue ich mich schon sehr auf den nächsten Band „This is Love“, der hoffentlich die Liebesgeschichte um Viola & Travis komplementiert.

Veröffentlicht am 23.08.2018

Fantasy und Romantik perfekt kombiniert!

Queen and Blood
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Während Kjell, der Heiler, mit seiner Armee auf der Suche nach weiteren Volgar unterwegs ist, findet er eine Frau, die kurz vor der Schwelle des Todes steht. Doch Kjell ist schneller, er schafft es sie ...

Während Kjell, der Heiler, mit seiner Armee auf der Suche nach weiteren Volgar unterwegs ist, findet er eine Frau, die kurz vor der Schwelle des Todes steht. Doch Kjell ist schneller, er schafft es sie zu retten. Seither weicht ihm Sascha nicht mehr von der Seite, denn sie weiß, sie ist die Seine. Sascha ist Seherin und weiß, was in näherer Zukunft passieren wird. Doch kann sie sich nicht mehr an ihre Vergangenheit erinnern. Kjell ist bereit, Sascha zu helfen, ihr Leben weiterzuführen und verliebt sich während der Reise immer mehr in sie. Doch er ahnt nicht, welches Schicksal auf sie beide wartet.

Amy Harmon gehört mit zu New York Times Bestseller-Autorinnen und hat sich bereits mit anderen Werken einen Namen gemacht. Nachdem im ersten Band der Reihe „Bird and Sword“ bereits Tiras und Lark ihre Liebe gefunden haben, dürfen nun auch Sascha und Kjell um ihre Zukunft kämpfen.

Wie bereits angedeutet, dreht sich hier alles um Kjell und Sascha, die sich auf eine gefährliche Reise begeben.
Kjell ist Hauptmann und Heiler, außerdem der Bruder von König Tiras von Jeru. Er hat das Herz am rechten Fleck, obwohl er nicht immer nur gute Zeiten durchlebt hat. Als Sohn einer einfachen Magd und dem ehemaigen König von Jeru, hat er keinen Anspruch auf den Thron, dennoch folgt er seinem Bruder bedingungslos. In Sascha erkennt er sofort mehr, obwohl er es zunächst nicht zu benennen weiß. Aber Sascha macht aus ihm einen noch besseren Menschen, denn fortan hat er eine Aufgabe und einen Platz im Leben gefunden.
Sascha ist eine Sklavin und Seherin. Sie wurde aus ihrem Dorf verbannt und von den Ältesten fast in den Tod getrieben. Nur Kjell konnte das Schlimmste verhindern. Sie ist eine liebenswerte Person, die für die Menschen, die sie liebt, alles geben würde. Auch für Kjell, der es gerade zu Beginn kaum begreifen kann. Sie hat sofort einen Draht zu dem Hauptmann und ist ständig in seiner Nähe. Sie folgt ihm und ist bereit, alle Gefahren und Strapazen auf sich zu nehmen, Hauptsache sie bleibt in seiner Nähe. Das macht sie zu einer sympathischen Gefährtin, die nur das Beste verdienst hat.

Die Handlung setzt ein paar Jahre nach dem Ende des Bandes „Bird and Sword“ ein und spielt in der gleichen fantasievollen Umgebung. Kjell ist in Jeru und versucht die Volgar zu vernichten. Die Kulisse wirkt dabei lebendig und authentisch, so dass der Leser sich alles farblich und bildlich vorstellen kann. Die Schriftstellerin hat eine aufregende und mitreißende Erzählweise, es ist ganz einfach sich von der Geschichte einfangen zu lassen. Von Beginn an ist die Erzählung sowohl dramatisch, als auch romantisch und bietet so eine herrliche Kombination, die zum Weiterlesen verführt.

Ich habe jede Minute davon genossen!

Mein persönliches Fazit:
Nachdem ich den ersten Teil verschlungen habe, musste ich wissen, wie es mit Kjell weitergehen würde. Und was soll ich sagen… Es ist fantastisch. Genau in der gleichen ergreifenden Erzählweise hat mich die Autorin empfangen und in eine tragisch, leidenschaftliche Handlung mitgenommen. Ich konnte mich ideal auf die Charaktere einlassen, denn ihre Geschichten sind sowohl emotional als auch lebendig. Alles hat mich bewegt und ich habe die ganze Zeit mitgefiebert. Besonders das Ende ist so einfühlsam und fesselnd, dass ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen konnte.
Wer große Gefühle, eine rührende und fantasievolle Geschichte und zwei hinreißende Protagonisten erleben möchte, sollte hier auf jeden Fall sofort zugreifen. Meine Leseempfehlung ist gewiss!

Veröffentlicht am 20.08.2018

Die bewegende Lebensgeschichte der Doris Alm

Das rote Adressbuch
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Die bewegende Lebensgeschichte der Doris Alm

Doris ist inzwischen 96 Jahre alt und weiß genau, ihre Tage auf dieser Welt sind gezählt. Doch immer, wenn sie ihr Adressbuch aufschlägt, rinnen Erinnerungen ...

Die bewegende Lebensgeschichte der Doris Alm

Doris ist inzwischen 96 Jahre alt und weiß genau, ihre Tage auf dieser Welt sind gezählt. Doch immer, wenn sie ihr Adressbuch aufschlägt, rinnen Erinnerungen durch ihre Gedanken. Erinnerungen, die sich nicht aufgeben möchte. Erinnerungen, die sie an ihre Großnichte Jenny weitergeben möchte. Deshalb schreibt Doris alles auf, was sie auf ihrem Lebensweg erlebt hat. Eine große Liebe, neue Freundschaften und gefährliche Situationen. Ein Weg, der sie bis an ihre Grenzen geführt hat.

Sofia Lundberg erzählt mit ihrem Roman „Das rote Adressbuch“ eine sehr bewegende Geschichte. Es ist eine Mischung aus Reise in die Vergangenheit und der Gegenwart. Eine gelungene Interpretation von Historie und Drama, was dieses Werk so unglaublich fesselnd und mitreißend macht!

Doris ist die Hauptfigur in dieser Geschichte.
Sie ist 96 Jahre alt und weiß, dass sie nicht mehr lange zu leben hat. Sie ist einsam, alt und gebrechlich. Pflegerinnen helfen ihr durch den Tag, ihre Freunde sind bereits alle verstorben, nur ihre Großnichte erinnert sie an die Familie. Doch sie wohnt in Amerika, während Doris in Stockholm lebt. Sie skypen täglich, dennoch plagt sie die Einsamkeit.
Damit ihre Geschichte nicht mit ihrem Tod stirbt, schreibt sie für Jenny ihre Erlebnisse auf und erzählt von ihrer Kindheit, von ihrer Jugend und ihrem Leben danach. Sie nimmt den Leser mit in eine unbekannte Welt, voller Angst, Sorgen und Armut. Aber auch in eine Welt voller Hoffnungen und Zuversicht. Als sie selbst noch an das große Leben und die Liebe glaubte.

In abwechselnden Phasen beschreibt Sofia Lundberg die Gegenwart aus Sicht des Erzählers und die Vergangenheit aus Doris Blickwinkel. Dabei nutzt sie eine chronologische Reihenfolge und eine lebendige und ausdrucksstarke Erzählweise. Es ist einfach, sie die Erlebnisse vorzustellen und zu Doris einen gelungenen Bezug aufzubauen. Besonders interessant ist es mitzuerleben, wie traurig ihr Leben zum Ende hin geworden ist, während sie als junges Mädchen noch so viele Träume hatte. Es ist fast schon melancholisch mitzuverfolgen, wie sich Doris auf ihr Ende freut. Sie will endlich alle wiedersehen und hofft auf eine große Feier.

Während ihrer Erzählungen wird ebenfalls deutlich, wie aufregend das Leben zwischen den Jahren von 1928 bis in die 1960er Jahre hinein gewesen sind. Besonders für Frauen, die zwischen den Ländern leben und sich auf waghalsige Reisen begeben. Doris Weg führt von Stockholm über Paris nach New York, dann zurück nach London und Stockholm. Doch ihr Herz ist auf Reisen geblieben.

Eine großartige Geschichte,
die mich nachdenklich gestimmt hat

Mein persönliches Fazit:
Es ist schon merkwürdig. Während wir in unserer eigenen Gegenwart verweilen, denken wir viel zu selten an die Erlebnisse, die unsere Eltern und Großeltern durchgemacht haben. Im Hier und Jetzt ist alles so einfach, doch damals waren die Tage wesentlich schwerer und härter. Es gab kein Handy, es gab kein Flugzeug, es gab nur wenig Luxus. Vielleicht hat Doris mich gerade deshalb so bewegt, weil sie eine schwere Zeit hinter sich hat und mich durch ihre teilweise traurigen und erschreckenden Erlebnisse begeistert hat. Zusätzlich finde ich das Ende super gelungen, denn auch für Doris gibt es zum Schluss noch ein kleines Happy End. Das hat mich richtig gefreut, denn die alte Dame hat es richtig verdient.
Da mich die Geschichte in so vielen verschiedenen Bereichen glücklich gestimmt hat, bin ich froh, dass ich Doris Lebensweg mitverfolgen konnte. Vielleicht sollten wir tatsächlich öfters mal anhalten und uns die Erzählungen unserer Verwandten und Freunde anhören, die auf eine aufregende Zeit zurückblicken. Von mir gibt es eine große Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 15.08.2018

Dieses Buch sorgt für große Emotionen!

Vox
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Wie würdest Du reagieren, wenn Du nur noch 100 Wörter am Tag sprechen dürftest?

Mit dieser Frage beschäftigt sich Jean seit gut einem Jahr, denn seitdem trägt sie den Wortzähler an ihrem linken Handgelenk. ...

Wie würdest Du reagieren, wenn Du nur noch 100 Wörter am Tag sprechen dürftest?

Mit dieser Frage beschäftigt sich Jean seit gut einem Jahr, denn seitdem trägt sie den Wortzähler an ihrem linken Handgelenk. Für jedes Wort, das sie spricht, steigt die Zahl auf dem Display. Ab 100 Wörtern erwartet sie ein kräftiger Stromschlag, der sich alle 10 Wörter erheblich steigert, bis es zu schweren Verbrennungen kommt. Jean ist keine Ausnahme, denn alle Frauen tragen nun einen Wortzähler. Alle Frauen sind praktisch über Nacht entmündigt worden. Sie dürfen nicht mehr sprechen, nicht mehr arbeiten, mussten ihren Pass und ihre Handys abgeben. Ihre Bücher, Laptops oder Schreibutensilien werden sicher von den Ehemännern verschlossen, damit die Frauen sich nicht untereinander verständigen können. Auch Zeichensprache wird nicht geduldet. Wer es dennoch praktiziert, wird in ein Gefangenenlager gebracht.
Die Frau ist nichts mehr wert, nur noch der Mann hat das Sagen. Doch Jean erkennt eine Möglichkeit, wenn sie sich bietet, denn sie gibt nicht auf und kämpft um ihre Stimme, als es bereits fast ausweglos erscheint.

Christina Dalcher bringt mit dem Roman „VOX“ so manche Gefühle in Wallungen, denn sie vermittelt durch die Worte ihrer Protagonistin Jean eine Unmenge an Wut, Aggressivität und Machtlosigkeit.

Diese Geschichte projiziert eine schreckliche Zukunft, denn die Stimme wird den Frauen genommen. So auch der Hauptfigur dieses Buches.
Dr. Jean McClallan ist eine erfolgreiche Medizinerin, die sich auf klinische Untersuchungen am Gehirn spezialisiert hat. Bis vor einem Jahr hat sie zusammen mit zwei sehr wichtigen Kollegen an einem Serum geforscht, dass Schlaganfallpatienten helfen sollte. Doch von einem Tag auf den anderen durfte sie die Forschungen nicht mehr weiterbetreiben, denn sie ist schließlich eine Frau. Und Frauen gehören nach Hause, an den Herd, in den Schoß der Familie.
Als der Bruder des Präsidenten nun an einem Hirnschaden leidet, soll Jean weiterarbeiten und für die Rettung des Selbigen sorgen. Doch sie hat ein negatives Gefühl. Irgendetwas stimmt nicht, doch was ist es genau? Sollte sie weiterarbeiten und gibt es so vielleicht eine Chance, ihre Familie zu retten.

Denn nicht nur Frauen sind von den Wortzählern betroffen, auch kleine Mädchen müssen diesen bereits tragen. Kurz nach der Geburt wird den Mädchen das Gerät angelegt und sie dürfen sie Sprache gar nicht erst erlernen. Jean hat eine sechsjährige Tochter und macht sich große Sorgen um ihre Jüngste. Die drei älteren Kinder sind bereits auf dem richtigen Wege, indoktriniert zu werden, denn der Schulplan ist bereits auf die neuen Grundregeln angepasst worden.

Die Handlung selbst ist gar nicht von so großer Bedeutung. Vielmehr sind es die vielen Kleinigkeiten, die für Entsetzen sorgen. Die Stellen, wenn der siebzehnjährige Sohn seiner Mutter sagt, dass sie nur dafür da sei, den Haushalt zu führen. Die Stellen, wenn drei Frauen sich im Supermarkt mit Händen und Füßen unterhalten und anschließend vom Sicherheitspersonal abgeführt werden. Die Passagen, wenn eine Minderjährige vorehelichen Geschlechtsverkehr verübt und dafür öffentlich gedemütigt wird. Es sind die kleinen Dinge, die dieser Erzählung so viel Ausdruck verleihen, weshalb alles so lebendig und authentisch erscheint.

Christina Dalcher hat außerdem das Talent, während eines Absatzes mühelos in der Zeit zu springen. Während Jean gerade eine Handlung ausübt, driftet sie gedanklich ab und erzählt aus ihrer Jugend oder vor der Einführung der Wortzähler. Dabei werden ihre Emotionen sehr bildlich und fesselnd beschrieben. Es ist einfach sich die vierfache Mutter vorzustellen und mit ihr zu bangen.

Dieses Buch sorgt für große Emotionen!

Mein persönliches Fazit:
Als ich von diesem Werk erfahren habe, wusste ich einfach, dass ich es lesen muss!
Und ich bin sehr glücklich, dass der Verlag mit vorab mit einem Exemplar versorgt hat, denn diese Geschichte hat mich richtig mitgerissen.

Während der ersten etwa hundert Seiten habe ich eine unbändige Wut in mir gespürt, weshalb ich gleich meine ganze Familie zur Hausarbeit verdonnert habe. Schließlich ist es nicht nur die Sache der Frau. Emanzipation ist in der heutigen Zeit ein wichtiges Gut. Doch in diesem Werk wird es nicht geduldet. Hier sind Frauen wertlos. Reine Hausfrauen und Geburtsmaschinen. Schrecklich!
Doch genau das hat mich an dem Werk so gefesselt, denn die Autorin schreibt so herrlich leidenschaftlich, dass ich mich wunderbar in Jean hineinversetzen konnte. Ihre Liebe zur Familie, aber auch ihre Sorgen und Ängste sind während des gesamten Lesens absolut präsent und nachvollziehbar.
Mein einziges kleines Manko, wenn ich es so nennen darf, ist das Finale. Hier geht mir alles etwas zu schnell und wenig logisch vonstatten. Ein paar Passagen habe ich doppelt gelesen, weil ich befürchtete, irgendetwas überlesen zu haben. Doch es fehlte nichts, nur der Zusammenhang kam nicht ganz bei mir an. Aber davon abgesehen, ist es ein fantastisches Werk, das auf jeden Fall gelesen werden muss. Es sollte abschreckend wirken, denn wenn eine Regierung erst der Frau die Stimme nimmt, was passiert als Nächstes? Homosexualität wird unter Strafe gestellt, Sklaverei wird wieder eingeführt und Hinrichtungen sind an der Tagesordnung? So weit weg von der Realität sind die Ideen der Autorin nicht. Hoffen wir alle, dass sie reine Fiktion bleiben.