Profilbild von yellowdog

yellowdog

Lesejury Star
offline

yellowdog ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit yellowdog über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 20.08.2018

Die Cazalets

Die Jahre der Leichtigkeit
0

Ein gewaltiges Taschenbuch mit bemerkenswert gut gezeichneten Cover.
Was für ein enormes Buch schon dieser erste Teil der englischen Familiensaga wird, das zeigt schon der Stammbaum und die umfangreiche ...

Ein gewaltiges Taschenbuch mit bemerkenswert gut gezeichneten Cover.
Was für ein enormes Buch schon dieser erste Teil der englischen Familiensaga wird, das zeigt schon der Stammbaum und die umfangreiche Liste mit dem Romanpersonal.Davon wird man am Anfang nahezu erschlagen. Geübte Leser von Büchern dieser Art werden damit umgehen können. Es sind vier Geschwister in der reichen Familie Cazalet (Hugh, Edward, Rachel und Rupert) und ihre Frauen und Kinder. Abwechselnd werden verschiedene Figuren gezeigt. Richtig sympathsich wirken sie zunächst nicht, da sie in ihrem Auftreten manchmal herrisch gezeigt werden, am sensibelsten kommen mir die Kinder vor, Louise und Polly.
Mit der Zeit beginnt man sich für die Figuren zu interessieren.
Ein Ueitgefühl der späten dreißiger jahre entsteht schnell, zum Beispiel auch, indem Filme mit Schauspielerinnen wie Norma Searer oder Bücher von Somerset Maugham, A.J.Cronin, Margaret Mitchell und anderen erwähnt werden. Aber auch detailreiche Beschreibungen der Häuser und Zimmer, der Kleider, wie gekocht und gegessen wird und natürlich wie miteinander geredet wird.
Diese Detailbeschreibungen gehören zu den Stärken von Elizabeth Jane Howard.
Geschrieben hat sie das Buch 1990, doch der Stil kommt mir gewollt altmodischer vor. So ähnlich hat schon ein Schriftsteller wie John Galsworthy (Die Forsyte-Saga) geschrieben. Der hat immerhin den Literaturnobelpreis bekommen.

Im zweiten Teil sind die Jahre der Leichtigkeit schon bald am Schwinden, den der zweite Weltkrieg kündigt sich schon an. Das beunruhigt auch die Familie.
Eigentlich bin ich keine großer Leser von Familiensagas, aber wenn der nächste Roman der Reihe erscheint lese ich vielleicht weiter.

Veröffentlicht am 18.08.2018

Mathinna

Begehren
0

Booker-Award-Preisträger Richard Flanagan geht in seinem Roman Begehren in das 19 Jahrhundert zurück und stellt es in zwei Handlungssträngen sehr intensiv und streckenweise düster-atmosphärisch dar.

Eine ...

Booker-Award-Preisträger Richard Flanagan geht in seinem Roman Begehren in das 19 Jahrhundert zurück und stellt es in zwei Handlungssträngen sehr intensiv und streckenweise düster-atmosphärisch dar.

Eine der Hauptfiguren ist erstaunlicherweise der englische Schriftsteller Charles Dickens, berühmt durch seine Romane David Copperfield und Oliver Twist. Er ist in London.
In der anderen Handlungsebene sind in Tasmanien Sir John Franklin und Lady Jane, die ein Kind adoptieren. Das Waisenkind Mathinna wollen sie nach ihren Vorstellungen formen und beachten nicht ihre kulturelle Herkunft als Aborigine.
Eine schlimme Nebenerscheinung des Kolonialismus.

Weder der britische Konteradmiral und Polarforscher John Franklin noch Charles Dickens sind in diesem Buch besonders sympathsiche Figuren, im Gegenteil.
Das macht das Lesen des Buches nicht immer einfach, zumal die Handlung auch in den Zeiten oft wechselt.
Auch Mathinna war eine realistische Figur. Ihr Schicksal tut mir sehr leid, leider wird fast nie aus ihrer Sicht geschrieben. Das Lesen ist daher nicht unbedingt ein Genuß, aber die Form funktioniert und das Thema ist wichtig genug, dass darüber geschrieben wird.

Veröffentlicht am 06.07.2018

Vielfältig

Zweite Chance auf Eden
0

Der britische Science Fiction-Autor Peter F. Hamilton hat zur Hochzeit des Genres in den neunziger Jahren ein umfangreiches Werk geschaffen, dass die Space Opera belebte.
Dieses Band des Armageddon-Zyklus ...

Der britische Science Fiction-Autor Peter F. Hamilton hat zur Hochzeit des Genres in den neunziger Jahren ein umfangreiches Werk geschaffen, dass die Space Opera belebte.
Dieses Band des Armageddon-Zyklus beinhaltet mehrere Kurzgeschichten und wurde als Collection im Original 1999 veröffentlicht. Die einzelnen Stories erschienen noch früher in New Worlds, Interzone, New Moon, etc.

Gleich die erste Kurzgeschichte hat viel Action und zeigt Begegnungen zwischen Menschen und Aliens. Die Kaltschnäuzigkeit der Icherzählerin ist beachtlich, sie ist ein Kämpferin durch und durch. Dass die Seelen Toter eine bedeutende Rolle spielen, gibt dem Text sogar einen phantastischen Einschlag.
In der Summe finde ich das aber zu viel und übertrieben.

Die zweite lange Geschichte (Die zweite Chance, Second Chance at Eden) zeigt, dass Hamilton es auch ruhiger und tiefgründiger kann. Diese Story leitet dem Buch den Titel her.
Noch einmal ein anderes Gesicht zeigt der Autor mit der von mir am meisten geschätzten Kurzgeschichte “Zeiten ändern sich”, die auf einer Farm im Grenzland angesiedelt ist. Hamiltons Vielseitigkeit ist eine Stärke.

Candyknospen ist eine Story, die, unüblich für Peter F. Hamilton, mit wenig Dialog auskommt.

In “Die Leben und Lieben der Tiarella Rosa” steht ein Zeitspringer im Mittelpunkt. Auch diese Geschichte ist gut lesbar und gehört zu den Besten im Buch.

Das Band schließt mit “Fluchtwege”.

Mich überzeugt die literarische Qualität von Peter F. Hamilton nicht durchgehend, aber die Zusammensetzung der Collection halte ich für gelungen.

Veröffentlicht am 24.06.2018

Filomenas Geschichte

Die Farben meines Herzens
0

“Die Farben meines Herzens” erzählt die Geschichte von Filomena, die alleine und zurückgezogen an den Südtiroler Bergen lebt. Die Umgebung und ihre Einwohner prägen den Roman. Neu in diese Gegend kommt ...

“Die Farben meines Herzens” erzählt die Geschichte von Filomena, die alleine und zurückgezogen an den Südtiroler Bergen lebt. Die Umgebung und ihre Einwohner prägen den Roman. Neu in diese Gegend kommt der Förster Mika.

Filomena leidet an Angstattacken, Platzangst und hat eine Sozialphobie.
Den Grund dafür erfährt man erst Mitte des Buches, als sie Mika erzählt, was vor 10 Jahren vorgefallen ist.

Das Thema des Romans ist Leben mit Beeinträchtigungen und Überwinden von Phobien und depressiven Phasen, gepaart mit einer leisen Liebesgeschichte.

Stilistisch hatte eigentlich mehr erwartet, da Noa C.Walker aka Elisabeth Büchle eine so berühmte Autorin ist. Bei den Figuren gibt es einige Klischees, die es nicht unbedingt gebraucht hätte.

Insgesamt würde ich das Buch als mittelmäßig bewerten. Positiv ist aber zu bewerten, das nicht versucht wird, zu behaupten, solche Zustände, an denen die Hauptfigur leidet, wären einfach und schnell oder etwa nur durch Liebe zu lösen.

Veröffentlicht am 20.06.2018

harmlos

Wir sehen uns im Sommer
0

Asa Hellbergs neuer Roman erzählt von 3 Freundinnen, die aus Freundschaft zu einer weitern Freundin, Sonja, die bereits gestorben ist, gemeinsam eine Reise unternehmen. Auf der von Sonja vor ihrem Tod ...

Asa Hellbergs neuer Roman erzählt von 3 Freundinnen, die aus Freundschaft zu einer weitern Freundin, Sonja, die bereits gestorben ist, gemeinsam eine Reise unternehmen. Auf der von Sonja vor ihrem Tod festgelegten Route sollen sie in verschiedenen Ländern ihre Asche verstreuen. Dabei wird in Briefen Sonjas Lebensgeschichte mit erzählt, auch ihre große Liebe zu Luke. Das ist etwas obskur, aber immerhin originell. Vielleicht nicht ganz glaubhaft!
Die 3 Freundinnen reisen nach Palma, Norwegen, Casablanca, Madrid, Haiti, New York, Paris.

Vor jeder Station erhalten sie von Sonjas Rechtsanwalt die Tickets und die Briefe sowie jeweils ein Film, der sie thematisch auf die Orte der Route einleiten soll.
Schade, dass die interessanten Orte alle so schnell abgehakt werden und es kaum Ortschaftsbeschreibungen gibt.

Ich hatte zunächst Probleme, die etwas profillos wirkenden Figuren Susanne, Maggan und Rebecka auseinander zu halten. Mit der Zeit wird das geringfügig besser und man beginnt sich auch für die Einzelschicksale zu interessieren, z.B. Susanne, die um ihren toten Freund Adam trauert.

Ich kann schon verstehen, warum Asa Hellberg so beliebt und erfolgreich ist. Ihr Roman hat in den richtigen Momenten Witz oder auch tragische Momente.
Spannende Momente gibt es, als die Frauen bei einer Wanderung in Nordnorwegen in Probleme kommen. Aber mehr Spannung kommt eigentlich bei den schwierigen Liebesbeziehungen auf.

Von der Wichtigkeit des Buches bin ich hingegen nicht überzeugt. Offenbar ist es eine Fortsetzung von “Sommerfreundinnen”, den ich nicht gelesen habe und ein wenig ist da der Verdacht, nur einen belanglosen Aufguß vor sich zu haben. Ich habe den Roman daher schnell gelesen und glaube kaum, dass ich in Zukunft noch an ihn denken werde.