Das andere Haus war trauriger Weise ein typischer Fall von „reißerischem Klappentext“ hinter dem sich leider eine schwache Story versteckt, die mit allen Mitteln versucht wurde aufzupumpen. Der Debüt Thriller von Rebecca Fleet trägt fälschlicher Weise die Genre Einteilung Psychothriller. Sicherlich gab es gegen Ende (die letzten 50- 60 Seiten für sich genommen beurteilt) einen Ansatz der in diese Richtung geht aber es als Psychothriller zu beurteilen ist doch etwas zu überspitzt dargestellt, weil man sich die 300 Seiten davor durch ein eher alltägliches Ehedrama, samt Flucht der Ehefrau aus ebendiesem quält. Der ständige Wechsel zwischen Vergangenheit und Gegenwart soll zwar die Hintergründe des ganzen erklären wirkt aber irgendwann nur noch nervig und weniger bis kaum informativ geschweige denn spannend. Von Subtilen Hinweisen die, die Spannung heraufkitzeln sind wir hier leider auch weit entfernt. Ich wurde mit der Hinweiskeule förmlich durch das Buch geprügelt, so dass die Auflösungen lediglich einen Aha Effekt auslösten und das bereits offensichtliche nur noch bestätigten. Dabei bin ich keinesfalls eine Miss Marple, hier war nur zu viel, zu schnell klar. Somit kam leider zu keiner Zeit Spannung auf. Die angespannte Situation, sowohl in der Gegenwart als auch in der Vergangenheit, zog die Stimmung eher runter. Auf den eigentlichen Knackpunkt der Geschichte wurde bedauerlicherweise viel zu wenig wert gelegt wohingegen der Abschnitt in dem man versucht Alltagsprobleme, Suchtzustände, Ehe Streitigkeiten und daraus resultierende Frustbewältigungen tot zu wälzen einfach zu lang war. Der klägliche Versuch dieses Drama mit „heißen“ Sex Szenen zu würzen, hat meiner Meinung nach zu einem noch schlechteren Beigeschmack geführt und war der Story überhaupt nicht dienlich. Die „Überraschende“ Wendung zum Schluss, welche das ganze Buch ein bisschen als Psychothriller rechtfertigen würde, wirkte leider genau wie diese. Eine als Rechtfertigung hin gekleckerte Wendung. Dabei hätte sich aus den empfundenen schmerzen, der Verzweiflung und all den daraus resultierenden Emotionen die der Vorfall und das Thema an sich beinhaltet so viel mehr machen lassen, was uns als Leser hätte Verzweifeln und hoffen lassen. Was bleibt übrig, wenn man einen Psychothriller versprochen bekommt, sich aber durch 3 Jahre, nie enden wollendes Ehedrama quält? Frust, einzig und allein Frust! Wenn die Genreeinteilung treffender und der Klappentext weniger reißerisch gewesen wären und ich das Buch in Erwartung eines Dramas (und seiner Folgen) in die Hand genommen hätte, wäre die Enttäuschung auch weniger massiv ausgefallen. Das einzig Positive ist, dass Rebecca Fleets Schreibstil sich zügig lesen lässt, was aber auch am sich immer ähnelnden Inhalt liegen könnte. Sie neigt sehr oft dazu sämtliche banale Handlungen und Bewegungen der Charaktere mit Umschreibungen auszuschmücken. So wird aus einem Moment in dem Caroline ihrem Ehemann tief in die Augen schaut ein halbseitiger Erguss, an was sie alles erinnert, wie sich der Moment anfühlt und wie ihre Gefühle dazu sind. Leider kommt es einem irgendwann nur noch als textfüllendes Element vor und nicht mehr wie die Eindrücke der Protagonistin. Trotz, dass ich die Caroline am Anfang gut verstanden habe und ihr denken verstehen konnte, war ihre spätere Entwicklung und ihr Handeln in der Geschichte nur schwer nachzuvollziehen und wirkte eher konfus. Was bleibt ist der bittere Beigeschmack vom Klappentext reingelegt worden zu sein.
Fazit: Alle, die hier nach einem Psychothriller mit Spannung und Überraschungen suchen, werden wohl enttäuscht sein. Wie Lee Child zu seiner (unter dem Klappentext abgedruckten) Meinung über dieses Buch gekommen ist, ist mir absolut schleierhaft. Wer sich allerdings für Ehedramen, Seitensprünge und einem verschwindend geringen Thriller Anteil erwärmen kann soll „das andere Haus“ gerne versuchen.