Du wolltest es doch von Louise O´Neill aus dem Carlsen Verlag.
Zum Inhalt
Nein, richtig sympathisch ist Emma nicht. Sie steht gern im Mittelpunkt, die Jungs reißen sich um sie und Emma genießt es. Bis sie nach einer Party zerschlagen und mit zerrissenem Kleid vor ihrem Haus aufwacht. Klar, sie ist auf der Party mit Paul ins Schlafzimmer gegangen. Hat Pillen eingeworfen. Die anderen Jungs kamen hinterher. Aber dann? Sie erinnert sich nicht, aber die gesamte Schule weiß es. Sie haben die Fotos gesehen. Ist Emma wirklich selber schuld? Was hat sie erwartet – Emma, die Schlampe in dem ultrakurzen Kleid?
Meine Meinung:
Dieses Buch hat mich durch einige Tiefen gehen lassen und lange lange beschäftigt. Louise schreibt hier kein einfaches Thema zu einer Geschichte und ich musste ehrlich gesagt einige Pausen einlegen, da es mich einfach zu sehr mitgenommen hatte. Wütend, traurig, frustriert, ja das sind die Worte die meine Gefühle beschreiben, nachdem ich dieses Buch nun beendet habe.
Die Geschichte um Emma ist nichts für weiche Nerven, sie reißt einen emotional in eine große Achterbahnfahrt der Gefühle. Die Themen die Louise hier aufgegriffen hat sind so sehr aus dem Leben gegriffen und schonungslos niedergeschrieben. Vergewaltigung, Depressionen und Angstzustände, Mobbing, all das ist hier zu finden.
Emma, das schönste Mädchen aus der Kleinstadt Ballinatoom in Irland, weiß um ihre Beliebtheit und setzt diese auch sehr gerne ein. Kein Kerl, den sie sich in den Kopf gesetzt hat entkommt ihr. Mit aufreizenden Kleidern setzt sie sich gekonnt in Szene und reißt die ganze Aufmerksamkeit auf sich. Steht sie mal nicht im Mittelpunkt, behandelt sie selbst ihre Freundinnen auf unterstem Niveau, dass sich wieder alles um sie dreht. Selbst vor den festen Partner ihrer Freundinnen macht sie kein Halt. Sie nimmt sich schonungslos das was sie will. Bis zu einer Party, deren Nacht ihr Leben verändert. Sie trinkt leider viel zu viel und wirft sich zusätzlich noch Pillen ein um cool zu sein, tja und dann landet sie mit Paul in einem Bett…
Zwei Tage später ist nichts mehr wie es war. In der Schule wird über sie geredet, ihre besten Freundinnen ignorieren sie, sie wird beleidigt, verspottet, hinter ihrem Rücken wird über sie gesprochen und gelacht. Schreckliche Bilder die in der Nacht von ihr geschossen wurden, werden über die Social Medias verbreitet. Schimpfwörter stehen in den Kommentaren, denn Easy-Emma wollte es ja so. Niemand sieht wirklich hin, wie teilnahmslos sie daliegt und dass sie gar nicht Herr ihrer Sinne ist. Ihr wird vorgeworfen, dass sie dies mit ihrem Verhalten provoziert hat. Das Opfer Emma wird hier zur Täterin. Sollte sie die Jungs anzeigen, die ihr all das Schlimme angetan haben, so würde sie deren Leben zerstören. Es stimmt einen wütend und traurig zugleich, wie grausam Menschen sein können. Man möchte wie oft in die Geschichte eingreifen, die Leute packen und wachrütteln, wütend das Buch in die Ecke donnern, laut schreien und Emma beiseite stehen.
Ihre Eltern gehen ganz anders mit der Geschichte um. Ihr Vater ist nie zuhause, geht ihr aus dem Weg, ihre Mutter ist mehr mit sich selbst beschäftigt als Emma eine Stütze zu sein. Ihr großer Bruder ist, ist der Einzigste der versucht Emma aus ihrem großen schwarzen Loch zu befreien. Auf der Straße wird sofort getuschelt wenn Emma sich öffentlich zeigt, sie wird angerempelt, ausgelacht, niedergemacht, ignoriert. Schon bald geht sie nur noch zur ihrer Therapeutin aus dem Haus.
Das Schlimme an der Sache ist auch noch, dass Emma sich an nichts aus der Nacht erinnern kann. Irgendwann glaubt sie selbst daran, Schuld an der Vergewaltigung zu sein. Sie glaubt den Kommentaren, gibt sich selbst auf und möchte den Jungs nicht ihr Leben verbauen. Ihres selbst, wird ihr egal.
Ich konnte Emma zu beginn der Geschichte absolut nicht leiden. Eine Tussi wie se leibt und lebt. Sich nichts aus Gefühlen anderer macht, mit ihnen schonungslos spielt nur um an ihr Ziel zu kommen. DANACH ist nichts mehr wie es war und sie ändert sich grundlegend. Fühlt sich selbst als Täterin und ab da war es für mich ganz ganz schwierig ihr nicht helfen zu können. Leider ist es doch oft in unsere Gesellschaft so. Mädels, die aufreizend angezogen sind, denen so etwas geschieht, da wird oft gesagt tja hättest mal nicht so auftreten sollen oder dich so verhalten sollen.
Dieses Thema Vergewaltigung und das Leben danach ist so schwierig und aufwühlend dass man Worte nicht zu sagen weiß. Das Ende der Geschichte fand ich sehr schockierend, dass sie so eine Entscheidung trifft damit hätte ich persönlich nicht gerechnet. Jedoch ist es oft so, Strafe ist nie gerecht und diejenigen die sie zugefügt haben, kommen meist unschuldig davon. Das Nachwort der Autorin, sowie des Verlages sollte sich auch jeder durchlesen.
Mein Fazit:
Der Roman „Du wolltest es doch“ ist keine leichte „ich les mal schnell Lektüre“, sondern ein knallhartes schonungsloses Drama aus der heutigen Zeit. Ich kann die Geschichte nur weiter empfehlen. Ein Alptraum der kein Ende nimmt, und worauf es auch kein Ende gibt.
Vielen Dank an den Carlsen Verlag und NetGalley, danke für diese Geschichte die bewegt.