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Veröffentlicht am 15.09.2016

Temporeicher Thriller - Wer jagt Will und Julie?

Der Killer
1

David Baldaccis erster Teil der Trilogie um den US-amerikanischen Auftragskiller Will Robie ist temporeich, spannend und voller ungeahnter Wendungen. Der Thriller besticht durch kurze, sich im Setting ...

David Baldaccis erster Teil der Trilogie um den US-amerikanischen Auftragskiller Will Robie ist temporeich, spannend und voller ungeahnter Wendungen. Der Thriller besticht durch kurze, sich im Setting abwechselnder Kapitel, die Tempo und Spannungsbogen unterstützen, den Lesefluss vereinfachen und ermöglichen, dass man sich schnell in die Erzählung einfindet. Obwohl der vorliegende Teil 1 in sich abgeschlossen ist, darf man gespannt sein, ob einzelne Handlungsstränge in den weiteren Bänden aufgegriffen werden und welcher Showdown zum Ende des dritten Teils bereitgehalten wird.

Auftragskiller Will Robie und die vierzehnjährige Waise Julie – was zunächst als Schicksalsgemeinschaft beginnt, sorgt nach und nach für das Aufdecken weiterer Verstrickungen, in die verschiedene Sicherheitsorganisationen der USA, das Weiße Haus, eine Gruppe Ex-Soldaten zu denen auch Julies Vater gehörte, die Einheit von der Will Aufträge erhält, CIA-Agentin Nicole Vance und Wills Nachbarin Annie Lambert hineingezogen zu sein scheinen. Doch welche Organisationen sind tatsächlich infilitriert, wem können Will und Julie auf ihrer Flucht mit dem Ziel der Aufklärung trauen? Und wer ist das eigentliche Ziel der Anschläge: Das Mädchen oder der Killer?
Zunächst begleiten wir Will auf einige seiner Aufträge ins Ausland, erleben, wie er präzise und ausdauernd seine Jobs erledigt. Kurz nach seinem vierzigsten Geburtstag, für Will selbst eine Art Meilenstein, der ihn nachdenklich macht und an seinem Job zweifeln lässt, auch weil er für seine Nachbarin Annie, Juristin im Weißen Haus, Gefühle entwickelt, erhält er einen Auftrag, von dem er bereits ahnt, dass er anders sein wird als alle zuvor. Zwar kann Will es nicht lassen, Annie wie eines seiner Ziele zu beobachten um sicher zu gehen, dass sie nicht auch ihn bespitzelt, dennoch verändert ihn seine Zuneigung. Wie geahnt geht der nächste Auftrag schief. Will bringt es nicht über sich, die junge Frau und ihre kleinen Söhne wie beauftragt zu erschießen. Als ein auf ihn gerichteter Schuss ihn nur knapp verfehlt und anschließend die Frau und ein Kind aus der Ferne erschossen werden, weiß er, dass dieser Auftrag auch ihm nach dem Leben trachtet. Doch Will ist vorbereitet, flieht mit dem Nachtbus nach New York. Dort trifft er auf Julie, ebenfalls auf der Flucht vor den Mördern ihrer Eltern. Bevor sie im Bus eliminiert werden kann, überwältigt Will den Killer und verlässt mit Julie den Bus, kurz bevor dieser explodiert. Nun gilt es herauszufinden, wem der Anschlag galt: Will oder Julie. Da weitere Morde geschehen, die scheinbar von einer der Sicherheitsorganisationen der USA verübt werden, die Spur zu einer Gruppe Ex-Soldaten zu denen auch Julies Vater gehörte führt, Will von einem Agenten namens Blue Man zusammen mit der CIA-Agentin Nicole Vance zur Aufklärung der Morde angeheuert wird, Julie mehrfach in die Schusslinie gerät aber darauf beharrt, selbst zur Aufklärung der Morde an ihren Eltern beitragen zu wollen, wird die Erzählung immer dichter, zunächst verworrender. Will fühlt sich zum ersten Mal verantwortlich für einen Menschen. Julie, lange in Pflegefamilien untergebracht, ist ebenso wachsam und misstrauisch wie der Profikiller, lernt aber ebenfalls, Will zu vertrauen. Doch erkennt Will im Laufe der Story, dass er in einem Fall der falschen Person Vertrauen entgegengebracht hat. Die Person, die eine Schlüsselfigur des gesamten Katz- und Maus-Spiels darstellt und die Will und Julie schließlich auf die richtige Fährte bringt. Nicht nur sie beide, sondern ihr Land ist in Gefahr.
Ein Thriller, der diese Bezeichnung verdient hat. Wenn es um Agenten geht, darf auch gerne etwas im Dunkeln bleiben, gerade wenn es sich um eine mehrbändige Story handelt. Mir gefällt, dass Vertrauen ein Motiv in diesem Thriller ist. Denn einem Auftragskiller Vertrauen zu schenken erscheint zunächst absurd, ebenso wie man erwartet, dass ein solcher Profi außer sich selbst, seiner Erfahrung und seinen Reflexen nichts und niemandem vertraut.

Das Cover der Auflage hätte ich mir abstrakter gewünscht, doch das ist Geschmackssache. So sehen wir einen schwarz gekleideten, nicht mehr ganz jungen Mann, bei dem es sich um Will Robie handeln kann, der einer in die Berge führenden Straße über denen die Sonne schwarze Wolken durchbricht den Rücken zukehrt und angestrengt und nachdenklich nach links schaut. Der Titel des Buchs erscheint relativ klein unter dem Nachnamen des Autors in den schwarzen Wolken im oberen Drittel des Covers.

  • Einzelne Kategorien
  • Spannung
  • Action
  • Charaktere
  • Tempo
  • Cover
Veröffentlicht am 15.09.2016

Australische Version von Desperate Housewives

Tausend kleine Lügen
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Natürlich gibt es einen Grund dafür, warum die junge allein erziehende Mutter Jane gerade die australische Kleinstadt Pirriwee als neue Heimat für sich und Sohn Ziggy aussucht. Jedoch kommt das Motiv erst ...

Natürlich gibt es einen Grund dafür, warum die junge allein erziehende Mutter Jane gerade die australische Kleinstadt Pirriwee als neue Heimat für sich und Sohn Ziggy aussucht. Jedoch kommt das Motiv erst nach und nach an die Oberfläche. Da Ziggy die Vorschule besuchen wird, freundet sich Jane mit der extrovertierten Madeline an, Mutter einer Teenager-Tochter aus erster Ehe, die im Laufe der Geschichte fast einen Skandal heraufbeschwört, und zwei jüngeren Kindern aus zweiter Ehe. Madeline wäre gerne so wohlhabend wie ihre perfekte Freundin Celeste, die Zwillings-Jungs und auch sonst alles zu haben scheint, was Frau sich wünscht. In den Reigen gehören ebenfalls noch Madelines Ex-Mann und seine Frau Bonnie mit deren kleiner Tochter. So treffen die Charaktere hauptsächlich über ihre Vorschulkinder immer wieder aufeinander. Die Erzählung beginnt mit dem Hinweis, dass es ausgerechnet bei einer Wohltätigkeitsveranstaltung in der Schule einen Toten gegeben hat. Im Rückblick erfahren wir, wie sich das Gewitter zusammenbraut, das schließlich seine Eskalation in einem Mord findet. Jede der Damen hütet ein Geheimnis, strahlende Fassaden bergen Abgründe. Mobbing, Gewalt in der Beziehung, die Schwierigkeiten von Patchwork-Familien, seelische Grausamkeit und Vergewaltigung spielen eine Rolle.
Aufgrund des lockeren Schreibstils und der Prise Humor, die trotz aller aufgeführten Themen mitschwingt, handelt es sich um eine gut les- und verfolgbare Lektüre. Gleich mehrere Spannungsbögen sind ineinander verwoben.
Die scheinbar explodierende Blume auf dem Cover greift das Thema der Spannungsentladung auf.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Action und intelligente Wendungen

Endgültig
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Elitepolizistin Jenny verliert durch eine Schussverletzung bei einem Einsatz in Barcelona ihr Augenlicht. Doch die junge Frau kämpft sich mithilfe ihres Vaters, ebenfalls bei einer Spezialeinheit bei der ...

Elitepolizistin Jenny verliert durch eine Schussverletzung bei einem Einsatz in Barcelona ihr Augenlicht. Doch die junge Frau kämpft sich mithilfe ihres Vaters, ebenfalls bei einer Spezialeinheit bei der Polizei, ins Leben zurück, folgt weiter streng dem Verhaltenskodex japanischer Krieger und arbeitet fortan als Verhörspezialistin. Was sie quält ist dass sie nicht weiß, warum sie ihren Partner und Geliebten Niko schwer verletzt am Einsatzort zurückließ und alleine floh, bevor auf sie geschossen wurde. Denn dieses Verhalten entspricht weder, was sie in ihrer Ausbildung gelernt noch was sie sich selbst dem Weg des Bushido folgend abverlangt. Die Bitte eines inhaftierten Serientäters, nur mit Jenny sprechen zu wollen, führt sie unverhofft auf die Spur des verlorenen Wissens. Doch bis sie das Erinerungsmosaik zusammensetzen kann, muss sie mit ihrer alten Einheit in Berlin heftige Einsätze meistern. Schließlich trifft sie auf das Brüderpaar Holm, die Jenny und Niko in Barcelona stellen sollten. Ein Katz und Maus-Spiel durch Berlin mit reichlich Höhepunkten beginnt. Jenny muss beweisen, dass sie trotz fehlenden Augenlichts Elitepolizistin ist, die sich zugunsten ihrer geliebten Arbeit den eigenen Dämonen und Fehleinschätzungen stellt. Ihre Perspektive als blinde Protagonistin ist es, die den Thriller ausmacht. Jedes Puzzleteil, das aufgedeckt an die richtige Stelle geschoben wird, macht die Erzählung spannender.

Für mich ein Pageturner. Titel - auch in Braille dargestellt - und Klappentext hatten mich bereits von der Qualität der Geschichte überzeugt.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Schließlich von der Wahrheit eingeholt

Die Frau, die allen davonrannte
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Aganetha - genannt Aggie - wächst als jüngstes Kind auf einer kanadischen Farm auf. Das Landleben, ihr unstillbarer Bewegungsdrang und der Tod machen ihre Kindheit aus. Sie verliert geliebte Halbgeschwister ...

Aganetha - genannt Aggie - wächst als jüngstes Kind auf einer kanadischen Farm auf. Das Landleben, ihr unstillbarer Bewegungsdrang und der Tod machen ihre Kindheit aus. Sie verliert geliebte Halbgeschwister an den Krieg und an Grippeepidemien, rennt sich auch deshalb die Seele aus dem Leib, um mit Trauer und Schmerz fertig zu werden. Später, als sie einigen ihrer Geschwister nach Toronto folgt, zahlt sich ihre Wildfang-Natur aus. Sie wird in ein Damen-Leichtathletik-Team geholt und gewinnt 1928 in Amsterdam Gold im 800-Meter-Lauf. Doch Aggie lernt, dass Ruhm vergänglich ist, Liebe und Freundschaft scheinbar ebenso. Früh mit dem Tod konfrontiert, schreibt sie schließlich Nachrufe für eine Zeitung. Darüber wird sie alt, kehrt schließlich zu ihrer Schwester Cora auf die elterliche Farm zurück. Auch im hohen Alter läuft Aggie noch. Nach einem weiteren Unglück landet sie hochbetagt im Seniorenheim, wo eine junge Frau und ein junger Mann sie eines Tages aufsuchen und unbewusst alte Wunden aufbrechen. Aggie kommen Details ihres Lebens ins Gedächtnis, die sie hermetisch abgeriegelt und vergessen geglaubt hat. Kann sie damit ihren Frieden machen und so eine neue Generation an Läuferinnen inspirieren?
Ein ergreifender Roman um eine Familie außergewöhnlicher Persönlichkeiten. Allerdings ist mir das Motiv von Kaley, ihrem Bruder Max und Mutter Nancy fast zu platt im Gegensatz zu Aggies Geschichte. Irgendetwas daran stört, auch wenn ich es nicht benennen kann.
Das Cover weist auf Aggie den Wildfang hin, ist künstlerisch und hübsch gestaltet.

Veröffentlicht am 15.09.2016

So kann man sich täuschen...

Girl on the Train - Du kennst sie nicht, aber sie kennt dich.
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Rachel, Meghan, Scott, Tom und Anna - alle fünf haben ihre Geheimnisse, doch wer von ihnen spielt derart falsch, dass es beinahe gelingt, das Leben aller zu zerstören?
Interessant gemacht sind die Kapitel, ...

Rachel, Meghan, Scott, Tom und Anna - alle fünf haben ihre Geheimnisse, doch wer von ihnen spielt derart falsch, dass es beinahe gelingt, das Leben aller zu zerstören?
Interessant gemacht sind die Kapitel, die jeweils einzelnen Personen folgen und ihre Sichtweisen und Handlungen darstellen. Denn sie werden zumeist zu der Zeit erzählt, zu der Rachel entweder morgens mit der Bahn nach London hineinpendelt oder abends wieder nach Hause fährt. Schnell stellt sich heraus, dass Rachel ein Alkoholproblem hat und nur noch zum Schein nach London zu ihrem vermeintlichen Job fährt. Auf der Strecke kommt sie am Haus ihres Ex-Mannes vorbei, in dem sie mit ihm gelebt hat. In der Nachbarschaft lebt ein junges Paar, Meghan und Scott, das Rachel Jess und Jason getauft hat und die sie um ihr Leben beneidet. Doch nichts ist, wie es scheint. Als Meghan verschwindet, mischt sich Rachel in die Ermittlungen ein und wird, da sie deshalb öfter in ihrer alten Wohngegend ist, von ihrem Ex-Mann Tom und dessen zweiter Frau Anna des Stalkings verdächtigt. Rachel scheint immer tiefer zu sinken, doch sie ist überzeugt, dass Scott seine Frau nicht umgebracht hat. Also begibt sie sich in Therapie, um gegen ihren Alkoholismus und ihre Blackouts anzukämpfen. Dabei kommt Erstaunliches zutage, das wirklichen Thrillfaktor birgt. Eine fein gesponnene Geschichte, die mitreißt und sich als Pageturner erweist.