Meinung
Das Lied der Krähen ist wohl eines der gehyptesten Bücher in der Bücherbloggerwelt. Ich bin eine Zeit lang um das Buch herumgeschlichen und habe mich nie an das Buch herangewagt, da ich befürchtete Enttäuscht zu werden. Je öfter ich das Buch sah, desto mehr nahm ich mir den Mut in die eigenen Hände und las mir den Klappentext durch, denn um ehrlich zu sein habe ich mich durch den Hype auch nie dazu bewegen können, mir das Buch wirklich näher anzuschauen – schon Paradox von mir oder? Jedenfalls ging ich vom Titel und Cover von einer etwas anderen Geschichte aus, denn irgendwie erinnerte mich das ganze an Krabat (ohne Bezug auf den Klappentext). Nach langem hin und her habe ich mich aber letzen Endes dazu Entschlossen der Story eine Chance zu geben.
Ich habe mir zu Anfang schwer getan mich im Buch zurecht zu finden aufgrund der vielen Namen und sogleich actionreichen Ereignisse, aber nach einer Zeit nachdem ich die Namen einigermaßen drauf hatte, war ich in Ketterdam angekommen. Obwohl die Geschichte in der Grischawelt stattfindet, muss man nicht die Grischa-Trilogie vorher gelesen haben, da die Geschichte um die Außenseiter und Diebe in einer anderen Zeit spielt. Es ist natürlich Vorteilhaft die Grischa-Trilogie vorher gelesen zu haben, aber kein Muss. Denn hier werden die wesentlich und wichtigsten Fakten nochmal wiedergegeben. Ich selbst habe damals nur den ersten Band gelesen und kann mich auch kaum mehr daran erinnern, weswegen ich theoretisch nochmal von neuem in die Grischawelt eintauchen musste.
Die Protagonisten bestehen aus den Bandenmitgliedern Kaz, Inej, Matthias, Nina, Jesper und Waylan. Alle sind noch recht Jung für die tödliche Mission und dennoch scheinen sie dafür geboren zu sein. In meinen Augen sind alle Protagonisten gut durchdacht und jeder von ihnen hat einen speziellen Charakter, der auf seine eigene Art sehr sympathisch ist. Kaz ist der Bandenführer und hat eine respektvolle Position mit seinen 17 Jahren, obwohl er einige Einschränkungen hat, verehren ihn seine Leute. Inej und Jesper sind schon lange Teil der Gang und spielen eine wichtige Rolle für Kaz, wobei Inej höher steht als Jasper. Mit Waylan wurde ich nicht so ganz warm, aber dennoch war er mir sympathisch. Die Charaktere, die ich sehr lieb gewonnen habe, waren Nina und Matthias. Ihre gemeinsame Geschichte hat mich so berührt und mich teilweise Leiden lassen. Wenn man als Außenstehender die Gedankengänge aller Bandenmitglieder mitbekommt, so bricht es einem zum Teil das Herz, wenn man mitbekommt wie der eine zum anderen steht und umgekehrt und was für Probleme im Grunde daran schuld sind.
Die Thematik die hier im Buch aufgegriffen werden, sind nicht nur die Selbstmordmission, die unmöglich erscheint, sondern im Grunde auch um die Hexenjagd und den Rassismus, was ich als sehr anschaulich empfinde. Die Hintergründe zum Rassismus gegenüber Grischas und was die Personen dazu verleitet so zu empfinden, wurden hier gut und verständlich vermittelt. Die Problematik um den Rassismus kann man sogar Teilweise auch auf unsere jetzige Zeit und Geschehnisse übertragen. Ich finde dass die Autorin in ihrem Fantasyroman ein überaus gutes Thema mit aufgegriffen hat, welches der Geschichte keinen Schaden zugeführt hat, sondern im Gegenteil.
Der Schreibstil von Leigh Bardugo ist nicht so leicht und locker wie man es erwartet. Der Schreibstil ist durch viele neue Begriffe und einen speziellen Sprachslang geprägt. Was hier sehr schön ist, sind die Erzählperspektive, die sich mit jedem Kapitel wechselt, sodass man einen Einblick in die Sicht jedes einzelnen Bandenmitglieds bekommt. Innere Gefühle, Regungen und Gedankengänge werden dabei wirklich toll rüber gebracht. Auch Rückblenden werden hier weitergegeben. So erfährt man mehr über den Charakter der Protagonisten und den Grund ihrer Mitgliedschaft sowie weswegen sie so geworden sind, wie sie letzen Endes geworden sind.
Was mir leider nicht so gefallen hat bzw. was ich schade fand, war die Tatsache, dass die Charaktere ihre Gefühle nicht wahrhaftig in einer Konversation geäußert haben, sondern diese in sich hinein gefressen haben. Klar ist es normal in jener Zeit, in der man nur wenigen Personen Vertrauen schenkt, verschlossen zu sein, aber zu den engsten Bezugspersonen sollte dies doch möglich sein. Das hatte mich teilweise zur Verzweiflung gebracht und mich kirre gemacht. Aber abgesehen von dem kleinen Problem hat mich das Buch wirklich überzeugen können.
Fazit
Das Lied der Krähen wird zu Recht gehypt und verdient es auch von jedem gelesen zu werden. Trotz meiner Skepsis hat mich das Buch umhauen können. Es geht nämlich nicht nur um ein Raub, der böse Enden könnte, sondern auch um das Thema Zusammenhalt, Hexenjagd und Rassismus. In dem Buch spielen zudem wunderbare Charaktere mit, deren Geschichte gelesen werden wollen.
Von mir gibt es definitiv eine Leseempfehlung! Ich freue mich auch schon auf den zweiten Teil „Das Gold der Krähen“, der dieses Jahr am 3. September erscheinen wird.