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Veröffentlicht am 18.06.2020

Island erleben

Der Sommer der Islandtöchter
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Karin Baldvinssons Roman "Der Sommer der Islandtöchter" spielt, wie es der Name bereits andeutet, in Island. Und tatsächlich hat es der Roman geschafft, mir trotz des unbeständigen Wetters, Lust auf die ...

Karin Baldvinssons Roman "Der Sommer der Islandtöchter" spielt, wie es der Name bereits andeutet, in Island. Und tatsächlich hat es der Roman geschafft, mir trotz des unbeständigen Wetters, Lust auf die Insel zu machen. Vielleicht werde ich sie tatsächlich einmal besuchen.

Baldvinsson erzählt die Geschichten von zwei Frauen, die unabhängig voneinander zu unterschiedlichen Zeiten auf Island landen. Da ist einmal Monika, die 1978 gemeinsam mit ihren Eltern ihren Urlaub auf der Insel verbringt und dort ihre zweite Seele findet, jemanden der sie bedingungslos liebt und akzeptiert. Doch leider gefällt ihren Eltern die Verbindung nicht und sie versuchen alles, damit Monika zurück zu ihrem Verlobten nach Deutschland kommt.
40 Jahre später fliegt Hannah nach Island, sie braucht eine Auszeit nachdem in ihrem Leben eine Menge schief gegangen scheint. Und tatsächlich scheint sie auf der Insel anzukommen und eine innerliche Ruhe zu finden. Auch wenn der Weg zu ihr selbst steinig ist. Dabei nicht ganz unschuldig ist der sympathische Jon.

Bereits die ersten Seiten des Buches in der Leseprobe hatten mir gefallen und das blieb auch für den Rest des Romanes so. Mir fiel es leicht, mich in die Charaktere hineinzuversetzen und mitzufiebern. Manches Mal musste ich auch schmunzeln, wenn für mich als Leserin so offensichtliche Dinge einfach nicht verstanden wurden. Mir hat auch die ständige Einbindung der isländischen Sprache gefallen, zumal diese in der Regel immer mit einer deutschen Übersetzung verbunden war. Das empfand ich aber spannenderweise nie als störend oder störrisch. Die Autorin hat es an dieser Stelle wirklich gut gelöst.
Was sich mir bis heute allerdings absolut nicht erschließt, ist der Titel. Ich finde, dieser passt absolut nicht zum Buch. Er suggeriert eher eine Geschichte um Geschwister oder Menschen, die tatsächlich aus Island heimisch sind. Das ist aber so gar nicht der Fall.
Insgesamt ist es aber ein meines Erachtens nach sehr gelungenes und empfehlenswertes Werk!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 04.10.2018

Geschichte neu entdeckt

Deutsches Haus
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Ich kenne mittlerweile so einige Darstellungen, Erzählungen, Berichte und Romane, die sich mit der NS-Zeit auseinandersetzen. Keine davon waren allerdings aus der Perspektive heraus geschrieben, welche ...

Ich kenne mittlerweile so einige Darstellungen, Erzählungen, Berichte und Romane, die sich mit der NS-Zeit auseinandersetzen. Keine davon waren allerdings aus der Perspektive heraus geschrieben, welche Annette Hess in "Deutsches Haus" wählt, nämlich die Retrospektive und Berichterstattung über einen Teil der später folgenden Prozesse durch eine Dolmetscherin, die eher zufällig hineinstolpert und Dinge erfährt, vor denen alle die Augen verschließen, von denen sie auf Grund ihres Altes auch kaum selbst etwas mitbekommen hat. Dabei beobachtet sie nicht nur den Prozess in allen seinen Facetten, sondern findet auch einen nicht ganz unwesentlichen und wenig schönen Teil ihrer Familiengeschichte heraus, den ihre Eltern gut verschwiegen haben, bis zu jenem Augenblick.
Es geht um die Verbrechen der SS in Auschwitz, die in ihrer andeutenden Beschreibung grausam genug sind, um die Verbindungen zum Nationalsozialismus, warum so viele Menschen zu Mitläufern wurden, um das Schweigen der Betroffenen und Mitläufer. Nicht zuletzt geht es aber auch um das Erbe, was die Generationen danach antreten und von dem wir/sie erfahren müssen.
Insgesamt regt der Roman, in der aktuellen Zeit vielleicht mehr denn je, zum Nachdenken an. Ich kann ihn uneingeschränkt empfehlen!

Veröffentlicht am 10.09.2018

Eine besondere Liebe

Königskinder
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Alex Capus lässt in seinem kurzweiligen Roman "Königskinder" die Geschichte von Jakob und Marie erzählen, die sich ineinander verlieben und deren Liebe so einige Trennungen und Schicksalsschläge überdauert ...

Alex Capus lässt in seinem kurzweiligen Roman "Königskinder" die Geschichte von Jakob und Marie erzählen, die sich ineinander verlieben und deren Liebe so einige Trennungen und Schicksalsschläge überdauert und schlussendlich ein glückliches Ende nimmt. Sie wird erzählt von Max, der auf einem Alpenpass eingeschneit im Auto mit seiner Frau sitzt und die Nacht nutzt um ihr die Geschichte der beiden zu erzählen - was nicht ganz ohne das eine oder andere auflockernde Geplänkel der beiden einhergeht. Ohne diese Rahmengeschichte wäre die Liebesgeschichte deutlich langweiliger und vor allem deutlich schneller vorbei gewesen. So erfahren wir ganz automatisch noch die eine oder andere Kleinigkeit drum herum und vor allem lesen wir auch einiges über die Herrscher von Versailles der damaligen Zeit und deren doch leicht realitätsfernen Vorstellungen vom bürgerlichen Leben.
Alles in allem ein sehr kurzweiliger Roman, dabei nicht zu leicht oder zu klischeehaft, sondern einfach nur schön.

Veröffentlicht am 10.09.2018

Eindrucksvolle Biografie

Befreit
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Ich glaube mit jeder Seite, die ich in diesem Debüt-Roman von Tara Westover über ihre Kindheit, Jugend und ihren Bildungsweg gelesen habe, war ich erschrockener darüber, was in einer Familie alles schief ...

Ich glaube mit jeder Seite, die ich in diesem Debüt-Roman von Tara Westover über ihre Kindheit, Jugend und ihren Bildungsweg gelesen habe, war ich erschrockener darüber, was in einer Familie alles schief gehen kann und letztendlich umso überraschter, wie Tara es geschafft hat aus diesem Sumpf herauszukommen und wie zwei ihrer Brüder durch Bildung, gute Freunde und den Abstand zur eigenen Familie dieses Schicksal zu durchbrechen und sich selbst zu finden.
Doch vielleicht einmal von vorn: Tara Westover, die Autorin des Romans, ist auf einem Berg in Idaho mit ihren 6 Geschwistern und ihren stark religiösen Eltern aufgewachsen. Der Glaube, die Religion und wahrscheinlich auch der gesamte psychische Zustand des Vaters haben nach und nach die ganze Familie aufgefressen und seine Ansichten über die Welt, den nahenden Weltuntergang und was alles Teil des Teufels ist (so ziemlich alles "normale") bei gleichzeitiger schwankender und ambivalenter Meinung darüber (lange gelten zB Fernseher und Telefon als Teufelswerk, mit einer passenden Begründung sind sie dann aber doch im Haushalt eingezogen). Generell scheint der große Teil ihrer direkten Familie mehr als nur ein Gesicht und eine Persönlichkeit zu haben, die je nach Situation zu Tage tritt und dann mehr oder weniger verheerende Auswrikungen hat - allen voran die Ausbrüche und Misshandlungen durch ihren Bruder Shawn, denen weder ihre Mutter noch ihr Vater Glauben schenken.
"Es ist merkwürdig, wie viel Macht über dich du den Menschen gibst, die du liebst." - Das Zitat trifft es dabei ganz gut. Immerhin kennt Tara nichts anders und kommt nur durch ihren Bruder Taylor zum College, zum Studium und letzten Endes raus aus der Familie und weg vom Berg. Ihr Weg zu sich selbst und über ihre Ängste und Vorprägungen hinweg, dauert Jahre und wird es vermutlich auch weiterhin tun. Und genau diesen Weg teilt sie mit uns, lässt uns mitlaufen und zeigt wie sie Stück für Stück zu sich selbst findet. Es ist für Außenstehende nicht alles nachvollziehbar, schlicht weil man es selbst nicht erlebt hat und sich manches auch einfach nicht vorstellen kann oder mag.
Insgesamt eine absolut gelungener, tiefgreifender und zum Nachdenken anregender Roman! Ich kann ihn ohne Einschränkungen weiterempfehlen.

Veröffentlicht am 22.08.2018

Fiktion und doch realistisch

Alligatoren
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Deb Spera erzählt die Geschichte von drei Frauen die unterschiedlicher nicht sein könnten und deren Geschichten dennoch unausweichlich miteinander verwoben sind. Es sind die drei Frauen Oretta, Gertrude ...

Deb Spera erzählt die Geschichte von drei Frauen die unterschiedlicher nicht sein könnten und deren Geschichten dennoch unausweichlich miteinander verwoben sind. Es sind die drei Frauen Oretta, Gertrude und Annie - eine schwarze Haushälterin, eine weiße Frau die sich aus dem Sumpf herausarbeitet und eine weiße Frau der Oberschicht, der es scheinbar an nichts mangelt.
Die Autorin schafft es in ihrem Roman die Schicksale dieser Frauen so eindrücklich zu beschreiben, dass ich mich in alle drei hineinversetzen und ihre Beweggründe und Emotionen nachvollziehen konnte. Rein vom Schreibstil her ist es kein super spannendes und aufregendes Buch, aber allein die ehrlichen Geschichten der Frauen mit ihren Irrungen und Wirrungen reichen um dabei zu bleiben und weiterzulesen. Dabei sind diese nicht verklärt oder gar extrem dargestellt, vielmehr handelt es sich um eine recht realistische Darstellung des damaligen Lebens, was an der einen oder anderen Stelle erschreckend und Haare sträubend genug ist.
In Summe auf jeden Fall empfehlenswert für alle diejenigen, die gern ein wenig nachdenklich werden und nicht unbedingt eine leichte Lektüre für nebenbei suchen.