Wie ein Indiefilm
Ruth, 30, zieht nach der Trennung von ihrem Ex-Freund für ein Jahr wieder bei ihren Eltern ein um ihrer Mutter zu helfen auf ihren demenzkranken Vater aufzupassen. Dabei kommen alte Konflikte wieder hoch, ...
Ruth, 30, zieht nach der Trennung von ihrem Ex-Freund für ein Jahr wieder bei ihren Eltern ein um ihrer Mutter zu helfen auf ihren demenzkranken Vater aufzupassen. Dabei kommen alte Konflikte wieder hoch, Ruth muss die Krankheit ihres Vaters und das Ende ihrer Beziehung verarbeiten.
Der Roman wird im Präsens erzählt, über weite Strecken auf den Tag genau datiert. Dies verschwimmt im Laufe des Buchs mit zunehmender Schwere der Demenz des Vaters aber und die zweite Hälfte des Jahres wird nur noch in Monate unterteilt. Vieles bleibt unausgesprochen, nur angedeutet oder wird einfach beschrieben ohne Erklärung oder Wertung.
Der Stil ist modern, die Sprache wunderschön zu lesen, sehr atmosphärisch und hallt auch nach dem Ende der Lektüre lange nach. Die Stimmung ist melancholisch, aber nicht traurig, eher wehmütig, sie gleicht der eines Indiefilms mit bunten Farben, sanftem, melodischem Soundtrack und kurzen Momentaufnahmen des Glücks und des Unglücks.
Das Thema des Romans sind Abschiede. Ruths Vater führt ein Notizbuch, in dem er Momente aus ihrer Kindheit festgehalten hat und diese zeigt er ihr ab und zu fast nebenbei . Dabei wird die Beziehung der beiden immer deutlicher, wie sie sich im Laufe ihres Lebens verändert hat und wie beide fast unmerklich von einander Abschied nehmen. Neben der Krankheit ihres Vaters muss Ruth auch die Trennung von ihrem Ex-Freund bewältigen und rekapituliert in der manchmal verwirrenden Zeitachse diese und andere Beziehungen.
Ein rundes Buch. Die Sprache unterstreicht die Art und Weise auf die die Geschichte erzählt wird, die Charaktere sind liebenswert, sehr nah am Leben und Humor und Melancholie wechseln sich hier, wie auch im echten Leben ab.