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Veröffentlicht am 22.08.2018

Auftakt einer dreiteiligen Dystopie: 2120 in München, 100 Jahre nach dem "großen Sterben" - interessante Vorstellung mit inhaltlichen Schwächen

MUC
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Der Roman handelt im Jahr 2120 in Bayern. Pia macht sich, 100 Jahre nachdem die Menschheit einer Seuche zum Opfer fiel, von ihrem Alpendorf auf den Weg nach MUC, der Stadt, in die ihr Bruder Paul vor fünf ...

Der Roman handelt im Jahr 2120 in Bayern. Pia macht sich, 100 Jahre nachdem die Menschheit einer Seuche zum Opfer fiel, von ihrem Alpendorf auf den Weg nach MUC, der Stadt, in die ihr Bruder Paul vor fünf Jahren aufgebrochen war und in die sie selbst alle Hoffnung auf eine bessere Zukunft setzt, auf.

Die 20-jährige Pia ist eine Aussätzige, da sie als einzig Schwarzhaarige unter Rothaarigen lebt. Aus Erzählungen stellt sie sich MUC als einen Ort der Freiheit, des Wohlstandes und der Kultur vor.

Der Weg über die Alpen ist allein voller Gefahren, aber die erfahrene Kletterin schafft es tatsächlich, die Stadt zu erreichen und in einer Gemeinschaft voller Diebe im Untergrund eine Ersatz-Familie zu finden. Sie lernt von ihnen und betritt für die Diebeszüge immer öfter die Oberfläche, an der die Angehörigen der Kommune nicht erwünscht sind und an der sie aufgrund ihrer Haarfarbe permanenter Enttarnungsgefahr ausgesetzt ist. Dennoch steht sie bald vor der Wahl, ob sie ein Leben im Untergrund führen möchte oder ihr Glück tatsächlich in MUC versucht.


"MUC" ist der erste Teil einer dreiteiligen Dystopie, die sich um die gleichnamige Stadt dreht. Die Menschheit ist fast ausgestorben und nur die Rothaarigen haben überlebt. Wissenschaft und Kultur sind um Jahrhunderte zurückgesetzt. Die wenigsten Menschen können lesen und schreiben und haben auch darüber hinaus jedes Wissen über den einstigen Fortschritt verloren. Sie kämpfen um die einfachsten Errungenschaften, weshalb es nur wenige Auserwählte gibt, die in der Hochstadt in MUC leben, von einem Propheten angeführt werden und sich vor den Gefahren von Außen durch Wächter abschotten.

Diejenigen, denen es nicht so gut geht, leben in den Dörfern außerhalb oder zählen zu der friedfertigen Kommune, die die Oberschicht bestiehlt und der sich Protagonistin Pia anschließt.

Die Mehrheit der handelnden Personen ist im Alter von Pia, weshalb sich "MUC" eher wie ein Jugendroman liest. Es wird ein Endzeitszenario beschrieben, wobei lange im Unklaren bleibt, wie es zum "großen Sterben" gekommen ist. Stattdessen verwendet die Autorin viel Mühe damit, Dinge und Orte zu beschreiben, die für Pia fremd sind.

Ich habe mir einen Prolog gewünscht, in dem man die Hintergründe der Apokalypse erfahren hätte können. Zudem hätte ich mir eine Erklärung dafür gewünscht, wie das gesamte Wissen der Menschheit, alle naturwissenschaftlichen und gesellschaftlichen Errungenschaften so einfach von der Erde verschwinden konnten, wenn doch zumindest die Rothaarigen überlebt hatten und auch Literatur offensichtlich noch vorhanden ist. So wirkte der Roman auf mich etwas konstruiert und in den Details nicht immer ganz durchdacht.

Die Idee hinter der Romanreihe - ein Überleben einer Elite von Menschen in den Resten einer Stadt, die sich aus egoistischem Eigenschutz vor anderen abschottet - fand ich sehr interessant, da sie auf mich weniger abwegig wirkt, als ein Szenario auf einem fremden Planeten, der kultiviert werden soll. Trotz inhaltlicher Schwächen und eines etwas in die Länge gezogenen Beginns, macht mich "MUC" neugierig auf Band 2 der Trilogie, von dem ich mir weniger Umschreibungen und dafür mehr Spannung von Anbeginn erwarte. Zudem erhoffe ich mir, mehr über das Leben in MUC an der Oberfläche zu erfahren und wie das System dort von einem Propheten als Alleinherrscher zusammengehalten wird.

Veröffentlicht am 21.07.2018

Romantische Komödie, die sich zu einem Familiendrama entwickelt - sehr überraschend, aber auch etwas weit hergeholt

Muss es denn gleich für immer sein?
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Sylvie und Dan sind seit zehn Jahren ein Paar, verheiratet und Eltern von Zwillinge. Nach einem Routinecheck bei ihrem Hausarzt stellt sich heraus, dass Sylvie und Dan so gesund sind, dass sie gute Chancen ...

Sylvie und Dan sind seit zehn Jahren ein Paar, verheiratet und Eltern von Zwillinge. Nach einem Routinecheck bei ihrem Hausarzt stellt sich heraus, dass Sylvie und Dan so gesund sind, dass sie gute Chancen haben, weitere 68 Jahre miteinander teilen dürfen. Was eigentlich eine Grund zur Freude sein sollte, wird von ihnen eher mit Entsetzen aufgenommen. Obwohl sie sich lieben, können sie sich nicht vorstellen, noch weitere sieben Jahrzehnte mit ein und demselben Partner glücklich zu verbringen. Sie beschließen, sich im Alltag zu überraschen, um Langeweile vorzubeugen und ihre Ehe so am Leben zu erhalten.

Nicht mit jeder Überraschung beweisen sie ein glückliches Händchen, zumal es auch schwierig ist, sich immer wieder aufs Neue Erlebnisse oder Geschenke zu überlegen, die für beide gleichermaßen schön sind. Ihre sonst so harmonische Beziehung wird zu einem anstrengenden Wettbewerb und beide werden im Umgang miteinander regelrecht verkrampft. Die Stimmung ändert sich, als Sylvie spürt, dass Dan etwas vor ihr verheimlicht, was nichts mit einer vorbereiteten Überraschung zu tun haben kann. Ihre Ehe ist wie aus dem Nichts in eine Schieflage geraten und Sylvie fürchtet, dass mit ihrer Ehe mehr im Argen ist, als eine fehlende Würze im Alltag. Dan zieht sich dagegen immer mehr von ihr zurück und scheint etwas vor ihr zu verbergen. Mit so einer Überraschung hatte Sylvie nun gar nicht gerechnet...

"Muss es denn gleich für immer sein?" ist zu Beginn ein witziger Gute-Laune-Roman über ein Ehepaar, das sich Gedanken darüber macht, ob seine Liebe stark genug ist, noch viele weitere Jahrzehnte zu überdauern und ob es so etwas wie ewige Liebe und Treue wie es sich Sylvie und Dan zur Heirat selbstverständlich versprochen haben.
Die kleinen Episoden über die Alltagsfluchten sind unterhaltsam zu lesen, bis der Roman dann mit einer unvorhersehbaren Wendung überrascht und der humorvollen Handlung um die etwas frühe Midlife Crisis der Protagonisten mehr Tiefgang verleiht. Die leichte Liebeskomödie entwickelt sich zu einem unerwarteten Familiendrama, bei dem ein Geheimnis der Vergangenheit enthüllt wird, das Auswirkungen bis in die Gegenwart hat. Der Weg dorthin ist spannend zu lesen, vor allem weil der Leser zunächst raffiniert auf eine falsche Fährte gebracht wird.
Ich hatte allerdings den Eindruck, zwei unterschiedliche Bücher zu lesen und fand den Wechsel in ein anderes Genre, was man von einem Kinsella-Roman nicht gerade erwartet, als etwas eigenartig und weit hergeholt.

Veröffentlicht am 30.06.2018

Aufwändig konstruierter Krimi mit einem sympathischen Ermittlerduo, der etwas verwirrend sein kann, erst spät Spannung erzeugt

Tiefe Wunden (Ein Bodenstein-Kirchhoff-Krimi 3)
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"Tiefe Wunden" ist der dritte Fall der Krimireihe um Hauptkommissar Oliver von Bodenstein und seiner Kollegin Pia Kirchhoff vom K11 Hofheim. Alle inzwischen acht Bände der Serie lassen sich unabhängig ...

"Tiefe Wunden" ist der dritte Fall der Krimireihe um Hauptkommissar Oliver von Bodenstein und seiner Kollegin Pia Kirchhoff vom K11 Hofheim. Alle inzwischen acht Bände der Serie lassen sich unabhängig voneinander lesen.

Bodenstein und Kirchhoff sehen sich mit einer Mordserie an drei älteren Menschen konfrontiert, die sich seit Jahrzehnten kannten und eng miteinander befreundet waren. Im rahmen der Ermittlungen stellt sich heraus, dass die beiden Herren - David Josua Goldberg und Herrmann Schneider - nicht die waren, die sie vorgaben zu sein. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs haben sie ihre Identität bewusst verschleiert und neue Legenden aufgebaut, um ihre SS-Tätigkeit zu verbergen. Doch liegt in der gemeinsamen dunklen Vergangenheit nach über 60 Jahren das Motiv der Morde? Und wer sollte sich etwas davon versprechen?

Bodenstein und Kirchhoff sind ein sympathisches Ermittlerduo, die sich perfekt ergänzen. Während Bodenstein der bodenständige Vorgesetzte ist, ist Kirchhoff die junge dynamische Kollegin mit neuen Impulsen. Von beiden Personen erfährt man auch die Sorgen und Probleme aus ihrem Privatleben, anders als in anderen Kriminalromanen sind diese Details allerdings nicht übertrieben oder werden unnötig in den Vordergrund gerückt. Bei den Kriminalfällen von Nele Neuhaus sind vielmehr die Ermittlungen und die Lösung des Falls entscheidend.

Zu Beginn hatte ich etwas Schwierigkeiten mich in den Mordfall hineinzudenken, da mich die vielen unterschiedlichen Handlungsstränge und die Vielzahl der Protagonisten überfordert haben. Hat man sich aber erst einmal eingelesen und die Charaktere für sich sortiert, ist der Krimi spannend zu lesen, da man trotz aller Spekulationen weitgehend im Dunklen tappt, wer die Morde verübt hat, wer hier falsche Fährten legt und wer wirklich etwas zu verbergen hat.

Auch wenn ich "Schneewittchen muss sterben" etwas packender fand, ist auch "Tiefe Wunden" ein sehr solider Krimi, der aufwändig konstruiert ist und deshalb zunächst etwas verwirrend ist, aber spätestens ab der Hälfte des Romans nicht mehr aus der Hand zu legen ist, um die Auflösung der Mordfälle zu erfahren.

Veröffentlicht am 29.06.2018

Dramatische Liebesgeschichte, die gefühlvoll geschrieben, sich dabei aber etwas in die Länge zieht und wenig überraschend ist

Eigentlich nur dich
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Mona wohnt mit ihrer besten Freundin Aneta zusammen in einer WG und genießt ihr unabhängiges Leben. Sie datet unverbindlich Männer, vermeidet es jedoch die ganze Nacht bei ihnen zu verbringen. Sie kann ...

Mona wohnt mit ihrer besten Freundin Aneta zusammen in einer WG und genießt ihr unabhängiges Leben. Sie datet unverbindlich Männer, vermeidet es jedoch die ganze Nacht bei ihnen zu verbringen. Sie kann sich nicht vorstellen, sich an einen Mann fest zu binden, bis ihr der Radiomoderator Milan begegnet. Sie verliebt sich in ihn, erleidet dann jedoch einen Unfall und ist mehrere Wochen im Krankenhaus. Im künstlichen Koma hört sie dort weiterhin seine Stimme im Radio, während Milan, der sich ebenfalls in Mona verliebt hat, nichts ahnt und von seiner Freundin eröffnet bekommt, dass diese schwanger ist.
Als Mona aus dem Koma erwacht, leidet sie als Folge des Unfalls an Flashbacks und Stimmungsschwankungen und auch Milan ist unleidig, da er es aufgrund seiner baldigen Vaterschaft nicht schafft, sich von seiner Freundin Fiona zu trennen. Er empfindet lange nicht so viel für sie, wie für Mona, möchte sich seiner Verantwortung allerdings nicht entziehen.

"Eigentlich nur dich" ist eine dramatische Liebesgeschichte, bei der die Protagonisten ihrem Glück gegenseitig im Wege stehen. Die anfängliche Sympathie geht sehr schnell in Liebe über, die beide offenbar bisher nicht für andere Partner empfunden haben. Dennoch schaffen sie es nicht, zu ihren Gefühlen zu stehen und die Hindernisse, die ihnen in den Weg gestellt werden, zu überwinden.

Während Mona nach ihrem Unfall zu kämpfen beginnt, sich ihren Narben stellt und vor allem auch beruflich durchstartet, ist es insbesondere Milan, der sich seinem Schicksal passiv ergibt und sich nicht mehr zeitgemäß verhält, um den Anschein einer glücklichen Vater-Mutter-Kind-Familie zu wahren.

Auch wenn es sich bei diesem Roman um eine Liebesgeschichte handelt, bei der von vornherein klar ist, wie diese enden wird, verfolgt man interessiert die parallel Entwicklung beider Charaktere, auch wenn die in Bezug auf Milan etwas frustrierend ist. Noch im letzten Kapitel konnte ich Milans Verhalten nicht nachvollziehen und habe es gar als unrealistisch empfunden, so dass sich das Happy End etwas in die Länge zieht.

Die Kapitelüberschriften, die Titel von Rocksongs sind haben mir gut gefallen, da der Bezug zum Inhalt der Kapitel spürbar war und da sich damit wiederum der Kreis um Milans Beruf als Radiomoderator schließt.
Selbst wenn die Geschichte ein paar Schwächen hat, da sie etwas langatmig und wenig überraschend ist, überzeugt sie durch einen erfrischenden und flüssigen, gefühlvollen Schreibstil.

Veröffentlicht am 21.05.2018

Neuanfang nach Scheidung und das Ankommen in einer Nachbarschaft ohne Chance auf sozialen Rückzug

Ein halbes Jahr zum Glück
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Als Markie sich von ihrem unzuverlässigen Ehemann Kyle trennt, zieht sie mit ihrem 14-jährigen Sohn Jesse in ein Bungalow in eine nicht ganz so exklusive Gegend, als die, die sie bisher - auch durch die ...

Als Markie sich von ihrem unzuverlässigen Ehemann Kyle trennt, zieht sie mit ihrem 14-jährigen Sohn Jesse in ein Bungalow in eine nicht ganz so exklusive Gegend, als die, die sie bisher - auch durch die finanzielle Unterstützung ihrer gut situierten Eltern - gewohnt war. Schon beim Einzug werden die beiden von 85-jährigen Nachbarin Mrs Saint in Beschlag genommen, die sich in den Vordergrund drängt und großzügig die Hilfe ihrer Hausangestellten anbietet, sich damit jedoch auch hemmungslos in Markies Angelegenheiten einmischt.

Markie hatte eigentlich geplant, sich in dem Bungalow zurückzuziehen, einen Heimarbeitsplatz anzunehmen und möglichst wenig mit anderen Menschen zutun zu haben. Auch das Verhältnis zu ihrem Sohn ist sehr unterkühlt. Er gibt ihr die schuld an der Trennung von seinem Vater und zieht sich seinerseits in sein Zimmer im Keller zurück, wo er sogar seine Mahlzeiten einnimmt und die Zeit mit Videospielen verbringt. Erst als Jesse auf die schiefe Bahn zu geraten droht, nimmt Markie zunächst widerwillig Mrs Saints Hilfe an, ist jedoch weiterhin genervt von deren Bevormundung , ihren neugierigen Fragen und ihrem geheimniskrämerischen Verhalten.

Nach und nach nähern sich die ungleichen Nachbarn an und können auch die Geheimnisse um Mrs Saint und ihre Angestellten gelüftet werden, die Mrs Saint zu Markies Entsetzen als "Mängelexemplare" bezeichnet.

Ein halbes Jahr wollte sich Markie in den angemieteten Bungalow zurückziehen, ihre Wunden lecken und möglichst wenig soziale Kontakte pflegen. Sie hat allerdings nicht mit ihrer resoluten Nachbarin gerechnet, die sich penetrant in Markies Leben drängt und sich hemmungslos in ihren Alltag und die Erziehung ihres Sohnes einmischt.
Mrs Saint wird ihrem Namen gerecht und tritt als Wohltäterin in Erscheinung, die Menschen in ihrem Haushalt engagiert, die allein hilflos erscheinen, und die Aufgaben von Mrs Saint für alle ersichtlich nur unzufriedenstellend erledigen können.

Die Motive von Mrs Saint sind über weite Strecken des Romans völlig unklar, weshalb die ältere Dame regelrecht als Nervensäge erscheint. Man kann Markie durchaus verstehen, dass dies dein Impuls in ihr auslöst, sich noch weiter zurückzuziehen. Für ihren Umgang mit ihrem Sohn Jesse, dem sie alle Freiheiten lässt, sie aber kaum ein Wort miteinander wechseln, konnte ich allerdings kein Verständnis aufbringen.
Und auch Jesse verhielt sich nicht so, wie man es von einem Teenager erwarten könnte. Einerseits zieht er sich zurück und sitzt am liebsten mit Pizza allein vor dem Fernseher, andererseits ist er sehr offen gegenüber älteren Menschen, hört sich interessiert deren Geschichten über den Zweiten Weltkrieg an, nimmt seiner Mutter die unliebsamen Telefonate mit ihren Eltern ab, engagiert sich hochmotiviert in seinen Nebenjobs und kümmert sich dabei rührend um das neunjährige Mädchen Lola, die Tochter einer der Angestellten von Mrs Saint. Sein Verhalten und auch das von Mrs Saint fand ich zu überzogen dargestellt, der Roman liest sich damit etwas märchenhaft.

Anders als erwartet nutzt Markie den Umzug in ihr neues Heim nicht für einen Neuanfang als Single und dafür, ihr Verhältnis zu ihrem Sohn zu verbessern, sondern bemitleidet sich in erster Linie selbst für ihr Schicksal. Diesbezüglich findet während des gesamten Romans keine Entwicklung ihrer Person statt. Als Leser fragt man sich deshalb verstärkt, was es mit Mrs Saint und ihren "Mängelexemplaren" auf sich hat und wird dabei lange im Unklaren gelassen, bis sich am Schluss die Geheimnisse lüften.
Neuanfang, Nachbarschaftshilfe, Toleranz gegenüber benachteiligten Menschen - irgendwie wusste ich nie so genau, worin die Intension des Romans liegen sollte.

Der dramatische Schluss, in Zuge dessen die Vergangenheit von Mrs Saint erläutert wird und man eine Ahnung davon bekommt, warum sie sich einerseits so fürsorglich, andererseits aber auch so gebieterisch verhält, war für mich sehr überraschend, da er überhaupt keinen Bezug zum Rest des Romans hatte. Das letzte Viertel von "Ein halbes Jahr zum Glück" hätte eine ganz eigene Geschichte um Angeline Saint ergeben können. Ich fand Mrs Saints Hintergrund durchaus interessant, so ans Ende gesetzt war ihre Familiengeschichte jedoch deplatziert und für mich als Erklärung für den Umgang mit ihren "Mängelexemplaren" und für den Bruch mit ihrer Familie nicht ausreichend, um ihr überzogenes Verhalten zu rechtfertigen.
Das Ende wirkte so konstruiert, dass ich den Eindruck hatte, dass die Autorin selbst den roten Faden ihres Romans verloren hatte.